Momentaufnahme
Momentaufnahme
Zwei Spatzen zwitschern beiläufig Weisen, als hätten sie nichts besseres zu tun. Tschaikowsky, mit spontanen Disharmonien. Eine Luftgewehrkugel ärgert sich maßlos, über die anmaßende Dilletanz, trifft auch weder den Ton, noch den Takt, noch einen der Vögel. Glaubt aber, dass sie alles besser kann. Sorgt, mit gewaltigem Lärm, kurzzeitig für Ruhe und verletzt sich beim Aufprall an einer Schädeldecke, die ebenfalls einen Haarriss bekommt und für ungehaltenen Ärger beim Besitzer sorgt. Er fällt rücklinks um, sieht Grimassen schneidende Sterne.
Ein Tropfen Blut läuft rot und froh über die neu gewonnene Freiheit, der Schädeldecke Stirn herab und gerinnt urplötzlich, als die Spatzen Ravel anstimmen. Ein Auto fährt im Rausch gegen einen Baum, beschuldigt diesen, im weg rumzustehn . Die Spatzen flattern auf, ein unbeteiligtes Ei zerbricht. Hätt' bestimmt ein Wunderkind drin gesessen, nun kleckert der Wundereidotter auf die geborstene Windschutzscheibe, etwas empört ob der Störung. Die Scheibe ekelt sich schlicht. Langsam verfliegt der Ärger, der gern ein Vogel wär', endlich einsieht, dass das auch nix für ihn ist. Er will jetzt lieber Künstler werden, sagen was er will und trotzdem Anerkennung ernten. Die Spatzen interpretieren im Nachbarbaum die Toccata in Dm gepaart mit Jazz Rhythmen, als ein Produzent vorbeikommt, der von alledem nichts mitkriegt. Zur falschen Zeit am richtigen Ort. Sein I-Pod labert ihn zu, bezeichnet ihn als Motherfucker. Er grinst grenzdebil ins Leere, der I-Pod fühlt sich missverstanden, die Spatzen erstrecht. Sie beschließen, die Kunst sausen zu lassen und fortan lieber auf alles zu scheißen, sie tun es sogleich. Haben sie eigentlich schon immer getan, nur nicht mit solcher Kunstfertigkeit.