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Monolag des Mannes aus dem 3.Stock

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16.10.2003
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Monolag des Mannes aus dem 3.Stock

Hi.
Ich wollte nur kurz fragen, ob du vielleicht einen Augenblick Zeit hättest? Für mich. Ich habe nämlich einiges zu erzählen und da du eh grad vorbeikommst, dachte ich mir vielleicht hörst du zu. Eigentlich habe ich nichts zu erzählen, ich muss es tun. Ich muss irgendjemandem mein Herz ausschütten. Meine Gedanken und Gefühle, die mich quälen, loswerden, rauslassen.
Ich kann dich nicht zwingen, ich weiß, du bist nur ein Passant auf dieser Straße, aber willst du es nicht einfach einmal probieren. Ich kann ja mal anfangen und wenn es dir zuviel wird, oder wenn es dich langweilt, dann geh weiter, das merke ich dann schon. Außer ich habe gerade die Augen geschlossen und meine Ohren hören nicht zu. Wenn gerade ein Windhauch vorbei streicht und ich mitten in meiner Erzählung bin und nicht mehr hier, dann merke ich es nicht, weil das Alles dann in diesem Augenblick nicht existiert. Genauso wenig wie du.
Willst du nicht rauf kommen?
Dann warte da unten.
Weißt du, vorgestern hat mich meine Freundin verlassen. Sie hieß Heike, eigentlich heißt sie immer noch so, oder um genau zu sein, hieß sie niemals so. Heike ging mit mir in dieselbe Klasse, damals auf dem Gymnasium. Ziemlich sympathische Person, ein wenig zurückgezogen vielleicht, Sie verabschiedete sich allerdings nach der zehnten. Was sie jetzt macht weiß ich leider nicht. Der Kontakt. Du weißt, er geht so schnell verloren, wenn man ihn nicht pflegt.
Nun, warum ich meine Freundin Heike nenne. Warum denn eigentlich nicht? Wie wir noch zusammen waren, also bis vorgestern, sagte ich immer „Schatz“ zu ihr, aber das passt irgendwie nicht zur Situation.
Ich will dich nicht langweilen, ich will nicht, dass du gehst. Ich muss dir aber doch alle Hintergrundinformationen geben, da du ja mein Leben nicht kennst. Und da ich wohl nicht sehr geübt bin im Erzählen, weiß ich nicht was wichtig für dich ist und was ich eigentlich weglassen könnte. Also, verzeih, wenn ich zu sehr abschweife.
Genauso schwer fällt es mir einen Anfang zu finden, so dass du ohne Probleme in mein Leben einsteigen kannst. Doch eigentlich soll dich mein Leben gar nicht interessieren. Nur was mich bedrückt.
Nun, sie verließ mich vorgestern, wie bereits erwähnt. Und zwar weil ich es so wollte. Sie kam nicht mehr mit mir zu Recht, denn ich war der Meinung sie hatte etwas Besseres wie mich verdient. Und das ließ ich sie wissen. Oft. Bis es ihr zuviel wurde, bis vorgestern. Sie war es leid meiner Selbstunterschätzung und meinem Selbstmitleid Parole zu bieten und mir zu widersprechen.
Und so kam der nächste Tag, also gestern, und ich versank in einem von Selbstmitleid gefülltem philosophischen Meer. Cogito ergo sum. Amo ergo sum. Ich dachte und ich liebte, also existierte ich. Und das Lieben bereitete mir Freude und mein Leben war mir egal und meine Gedanken zerfraßen mich. Doch ohne meine Gedanken war keine Liebe möglich und ich verstrickte mich in einem gedanklichem Teufelskreislauf, der meine schwache Persönlichkeit schließlich, nach einer schlaflosen Nacht, hierher brachte.
Ich stehe hier nun schon seit heute früh und überlege mir, ob der 3.Stock wohl ausreicht. Ich traue mich nicht höher hinauf, wegen meiner Höhenangst. Ich habe Angst davor vorzeitig herunterzufallen. Eigentlich wohne ich ja im Erdgeschoss, aber ich fühle mich hier schon fast wie zu Hause.
Schade, dass du nicht zu mir rauf gekommen bist, sonst könntest du mich jetzt von dieser ganzen Situation befreien und mich abhalten, es zu tun.
Aber mache Dir keine Vorwürfe.

Er sprang und die Welt sah zu. Denn du warst ja eigentlich gar nicht da.

 

Hallo Die Gonade,

zunächst einmal willkommen auf kg.de :thumbsup:

Deine Geschichte hat mir leider nicht besonders gefallen. Fangen wir mal mit ein paar einzelnen Bemerkungen an:

Titel: Du meinst sicher Monolog, oder was ist ein Monolag?

"Ich habe nämlich einiges zu erzählen [...] Eigentlich habe ich nichts zu erzählen"

Aha :confused:

Willst du nicht rauf kommen? Dann warte da unten. -> Ankündigung des Endes. Zynisch.

Was sie jetzt macht weiß ich leider nicht. Der Kontakt. Du weißt, er geht so schnell verloren, wenn man ihn nicht pflegt. -> treffend geschrieben.

Sie war es leid meiner Selbstunterschätzung und meinem Selbstmitleid Parole zu bieten und mir zu widersprechen.
-> ... Leid, meiner ... Paroli zu bieten

Ich finde, dass Du den Monolog ganz gut formuliert hast. Leider lässt sich der Inhalt der Geschichte trotzdem auf einen Satz reduzieren: Selbstmord aus Selbstmitleid.

Um das klar zu machen: Ich finde, Du bringst die Gedanken gut rüber. Aber ich habe schon hundert Geschichten von dieser Sorte gelesen. Melodramatischer Selbstmord, das wars. Seltsam ist an dieser Geschichte nichts. Sie gehört daher meines Erachtens nach "Gesellschaft". Da ist sie in bester Gesellschaft, im wahrsten Sinne des Wortes, weil da massenweise das gleiche Thema beackert wird. Ich finde das ehrlich gesagt recht uninteressant, um nicht zu sagen langweilig. Mein Vorschlag: Such Dir mal ein ganz anderes Thema aus. Du schreibst sprachlich gar nicht übel, aber jetzt erzähl uns eine neue Geschichte.

Fazit: sprachlich okay, inhaltlich völlig abgegriffenes Thema.

Uwe
:cool:

 

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