Morgen
Irgendein Geräusch weckt mich. Mein Kopf schmerzt, aber das ist gut. D.h. ich bin nicht tod. Das Erste was ich wirklich wahrnehme ist ein Ledermantel. Kein echtes Leder, wahrscheinlich irgendein billiges Imitat. Aber viel entscheidender: Es ist definitiv nicht mein Mantel. Erst jetzt merke ich, dass ich nicht alleine im Bett bin. Eine Frau schläft neben mir. Ich erkenne Sie nicht, wahrscheinlich ist sie eine Nutte. Eine gnadenlose Nutte. Ok, sind nicht alle Frauen gnadenlos? Wen kümmerts? Dann höre ich wieder dieses Geräusch, diesen Lärm. Irgendjemand muss an der Tür sein. Wahrscheinlich mein Vermieter. Dieser alte Bastard hat einfach keinen Anstand und keine Geduld. Ok, ich schulde ihm Geld. Aber in seinem Alter sollte man doch über der Sache stehen? Langsam erhebe ich mich und wanke zur Tür. Ich entdecke ein paar leere Flaschen auf dem Boden. Wahrscheinlich der Grund für meine Kopfschmerzen. Schliesslich mache ich dir Tür auf. Nicht der Vermieter, nein, ein alter Freund. Dieser langweilige, oberflächliche faule Kerl ist ein Freund? Ohne, dass ich etwas gesagt hätte tritt er ein. Wahrscheinlich will er nur quatschen. Ein ernsthaftes Gespräch ist mit ihm auch nicht möglich.
„Sei leise, ich bin nicht alleine.“
„Schon wieder eine Nutte?“
„Wie kommst Du darauf, dass eine Nutte in meinem Zimmer ist?“
„Für echte Frauen fehlt Dir der Mut“.
„Nein, für echte Frauen fehlt mir das Geld. Echte Frauen sind teuer“.
Mein Freund grinst. „Ja, echte Frauen sind teuer. Und klug. Deshalb sind sie uns überlegen“.
„Eigentlich sind mir alle überlegen. Ob Frau, ob Mann…. Alle, mit Ausnahme von Dir.“
Erneut grinst mein Freund. „Du hast heute ein ziemlich ausgeprägtes Selbstwertgefühl“.
Ich versuche auch zu lächeln, aber es gelingt mir nicht. „Es tut gut mit Dir zu reden. Das gibt mir das Gefühl, nicht der grösste Verlierer zu sein“.
Mein Freund verschwindet in mein Schlafzimmer, um nach ein paar Augenblicken wieder zurückzukehren.
„Die ist fett.“
„Sagen wir sie ist gut gebaut“ entgegne ich.
„Was meinst Du, mag Sie mich?“.
„Sie ist eine Nutte, bezahl sie und sie mag dich.“
Wieder geht mein Freund in meinem Schlafzimmer. Ich will nicht wissen, was dort vor sich geht. Mein Kopf schmerzt und ich brauche Geld für meinen Vermieter. Ich könnte die 2 Personen in meinem Zimmer töten und ihnen das Geld abnehmen. Aber eine Welt ohne Freunde wäre eine trostlose Welt.