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Morgons letzter Tag

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14.05.2005
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Morgons letzter Tag

Kaniiiiiiirsch.
Mit einem heftigen Ruck bremste der Müllfrachter von hundert- auf nullfache Hyperlichtgeschwindigkeit und warf Morgon und Keeta in hohem Bogen aus ihrer gemeinsamen Raumkoje. Unsanft landeten die beiden auf dem Boden zwischen den Resten ihrer letzten Mahlzeit. Gerade noch waren sie heftig ineinander verschlungen auf einen mehr oder weniger gemeinsamen Höhepunkt zugesteuert. Nun prasselte ein Stapel Geschirr mit zerlaufenem avenierischen Schokoladenkäse und beroanischem Fisch-Wein auf ihre Körper herunter und ließ die Romantik des Augenblicks wie eine Seifenblase zerplatzen.

„Verdammt.“ fluchte Morgon und griff nach seinem Overall. „Nicht schon wieder der Raumzeitstrom-Zerschwurbler.“
Ein Bein bereits im Anzug, das andere noch in der Luft nach dem Hosenbein suchend, hüpfte er wie ein betrunkener Flamingo zur Gegensprechanlage: „Bericht.“
Stille.
Morgon rief noch einmal, nun energischer: „Bericht!“
Wieder Stille, dann antwortete die blecherne Maschinenstimme des Frachters mit wehleidigem Unterton: „Meine Schaufel tut weh – da piekst was.“
Während Morgon sich weiter anzog, feuerte er mit einem Fausthieb auf die Auswurf-Taste eine Beobachtungsdrohne ab, die sogleich begann, die Außenhaut des Raumschiffs zu scannen. Auf dem Bildschirm über der Schlafkoje verfolgte Morgon den Flug der Drohne. Schließlich entdeckte er zwischen zwei Zähnen der unteren Greiferschaufel ein spinnenartiges Etwas das offenbar während des Hyperraumfluges dort eingeschlagen war und der Grund für die Vollbremsung sein musste. „Verdammter Weltraumschrott“ knurrte Morgon.

Eine solche Panne war immer ärgerlich, besonders aber in dieser Gegend des Weltalls, genau zwischen den beiden verfeindeten Schwesterplaneten Globo und Obo, auf deren Oberfläche soeben einige Teleskope auf Morgons Schiff ausgerichtet wurden und den Eindringling misstrauisch nach Hoheitszeichen des jeweiligen Gegners absuchten.

Schnelles Handeln war gefragt. Morgon zog seine Klebestiefel an und stapfte zur Außenschleuse. „Bin draußen, Kleines.“ rief er zu Keeta hinüber, die sich gerade mit Ekel-Miene aus einem Berg alter Morgon-Socken pellte, die ihren Sturz gebremst hatten.

Morgon entschied sich nach einigem Überlegen für den Helm mit den coolen Käptn-Space-Frühstücksmüsli-Aufklebern und zog einen überdimensionalen Zahnstocher aus dem Werkzeugschrank. Dann stieg er in die Luftschleuse und stand kurze Zeit später auf dem Dach seines Müllfrachters.

Schritt für Schritt – dabei lange Fäden ziehend – arbeitete er sich zur Schaufel vor. Das Gehen mit den Klebeschuhen war mühsam. Aber seit die Raumschiff-Zulassungs-Verordnung metallische Schiffshüllen wegen des damit verbundenen Unfallrisikos beim Hyperraumflug verboten hatten, wurden nur noch Raumgleiter mit Papier- oder Watte-Außenhüllen gefertigt. Morgon hatte sich für die Papiervariante entschieden – gutes, festes Papier aus den legendären Papiermühlen von Kitana Pergamenta, aber eben kein Ersatz für einen ordentlichen Titanmantel – und leider auch kein geeigneter Untergrund für seine guten alten Magnetstiefel, mit denen er einst beim transimperialen Raumschiff-Marathon „’Round the Deathstar“ anno ’76 den ersten Platz gemacht hatte.

Mittlerweile hatte Morgon die untere Greiferschaufel erreicht und setzte den Zahnstocher als Hebel ein, um das spinnenartige Dingsbums herauszulösen. Dabei verfinsterte sich sein Blick. Dieses Etwas war ganz offensichtlich aus Metall – und es besaß keinerlei hyperraumtaugliche Warn-Beleuchtung. Ein klarer Verstoß gegen geltende Verkehrsgesetze. Hier verstand Morgon wie alle Berufskraftflieger keinen Spaß.

Morgon nahm die freigestemmte Metallspinne in die Hand und wischte mit einer Hand den Sternenstaub von ihrer Oberfläche. Darunter kam eine kleine Plakette zum Vorschein, auf der allerlei Merkwürdiges in einer fremden Sprache zu lesen war. Mühsam entzifferte Morgon das Wort „Erde“ Auf einer Seite der Plakette waren zwei nackte Lebewesen abgebildet – Morgon nicht unähnlich. Das größere von beiden hatte den Arm erhoben und die Handfläche zum Betrachter hin gedreht: Eine äußerst obszöne Geste in Morgons Heimatwelt. Der Frachterpilot kochte vor Wut.

Was glaubten diese halbstarken Erdenbewohner eigentlich? Dass sie im Weltall allein waren? Dass sie ihren Metall-Schrott ohne Positionslampen überall frei herumfliegen lassen konnten? Dass sie den Rest der Galaxie ungestraft mit obszönen Gesten beleidigen durften? Diesen Rüpeln würde er Manieren beibringen. Schnellen Schrittes stapfte Morgon zurück zur Luftschleuse. In Gedanken formulierte er bereits eine deftige Hypermail an die Weltraumverwaltung.

„Morgon, ich verlasse dich.“ Keeta hatte sich zwischenzeitlich in ihren Raumanzug gezwängt, ihren Helm hielt sie in der rechten Hand, ein kleines Schminkköfferchen in der linken. In ihrem hautengen Reisedress mit Strass sah sie verboten gut aus. Ein Bild ihres Heimatplaneten, der ein bisschen wie eine Disco-Kugel aussah, prangte auf ihrer Pobacke und unterstrich die wohlproportionierte Rundung ihres Hinterteils. Doch Morgon, der gerade wieder aus der Luftschleuse ins Raumschiffinnere getreten war, bemerkte Keeta gar nicht. Schnurstracks stiefelte er in die Küche und wühlte aufgeregt zwischen alten Pizzakartons herum, arbeitete sich dann weiter durch einen daneben liegenden Berg Zeitschriften.

„Diese Unordnung ... dein mieser Job ... meine Mutter ... immer gewarnt ...Versager“ Wortfetzen drangen an Morgons Ohr und verpufften ungehört. Der Raumpilot grub weiter in seinem Resteberg. Zwischen seinen Galactica-Actionfiguren wurde er schließlich fündig und zog triumphierend sein Hypermail-Terminal ans Tageslicht, dessen Mailbeutel nach zwei Wochen Nichtentleerung bereits bis zum Bersten mit Weltraum-Spam gefüllt war.

Sofort hackte Morgon seinen Beschwerdebrief in die Tastatur, seine Gesichtsfarbe änderte sich dabei von einem tiefen Zornesrot zu einem weniger gefährlichen Babypopo-Rot. Schließlich hatte er sich beruhigt und malte sich vor seinem geistigen Auge bereits genüsslich aus, wie die Behörde diese Erden-Rüpel betrafen würde. Gut gelaunt aber vergebens rief er nach Keeta, die soeben mit ihrer Space-Vespa das Dock des Müllfrachters verlassen hatte und zielstrebig auf ihren Heimatplaneten Galacto-Party 4 zusteuerte.

Im selben Moment setzte heftiges Flakfeuer ein. Unabhängig voneinander hatten die Generäle auf Globo und Obo entschieden, Morgon vorsichtshalber für einen Spion zu halten und ohne Vorwarnung das Feuer eröffnet. Morgon konnte gerade noch „Vollgas“ brüllen, bevor die ersten Treffer die Papierhülle seines Frachters versengten. Das musste sich das recycelte Elektronenhirn des Gleiters nicht zweimal sagen lassen und beschleunigte umgehend auf Fluchtgeschwindigkeit, während Morgon, der sich nicht mehr rechtzeitig hatte festhalten können, zum zweiten Mal an diesem Tag durch sein Raumschiff geschleudert wurde und unsanft gegen die Einbauküche flog. Der Müllschlucker fiel heraus und grunzte: „Stets zu Diensten.“

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Schnellen Schrittes eilte Admiral-Administrator Kluflix durch die riesige Vorhalle des Interplanetarischen Rates. Um ihn herum wirbelte geschäftig ein Heer niederer Beamter, hielt dabei aber respektvoll Abstand. Gerade war Galaxo, Herrscher des Universums von einer längeren Inspektionsreise zurückgekehrt. Nun hatten die Beamten alle Hände voll zu tun, die bei der Reise gesammelten Unterlagen in die Registratur einzusortieren. Kluflix würdigte die Bürodiener keines Blickes und stürmte ins Vorzimmer des Herrschers.

Die Sekretärin des Chefs hatte ihn bereits kommen sehen und heimlich unter ihrem Tisch den Heizschalter für die Besuchercouch angetippt. Sie hasste den schleimigen Kluflix – und Kluflix, der von einem Eisplaneten stammte, hasste Hitze.
„Nehmen Sie doch Platz, Admiral-Administrator“, säuselte sie und wies auf die Besuchercouch. „Eminenz haben sicher gleich Zeit für Sie.“

Kaum eine Stunde später betrat ein heftig schwitzender Kluflix das Büro des Herrschers und machte, als dieser von seinem Schreibtisch zu ihm aufsah, die drei obligatorischen Hampelmannsprünge. Insgeheim verfluchte Kluflix diesen Ehren-Gruß, den Galaxo einst eingeführt hatte. Kluflix war nicht mehr der jüngste. Und nach jedem Sprung taten ihm die Füße weh.
„Meinen Gruß, Eminenz.“
„Kluflix, mein Verwalter, was gibt es?“
Kluflix wusste, dass Galaxo keine langen Dialoge schätzte und kam gleich zum Punkt: „Die Aktion ‚Hund des Vergessens’ ist angelaufen.“
„Sehr gut. Diesmal keine Zeugen?“
„Nein, keine.“
„Die Baupläne?“
„Wurden vernichtet und ihre Schnipsel verbrannt.“
„Was ist mit den Papierverbrennungsrobotern?“
„Sind zerlegt“
„Ihre Einzelteile?“
„Wurden verschrottet.“
„Und der Schrott“
„Ist gerade auf dem Weg zur letzten Müllhalde.“
„Aber der Müllkutscher?“
„Ist so vertrauenswürdig als wäre er tot.“ Dabei zwinkerte er seinem Herrscher vielsagend zu.
„Sehr gut, mein lieber Kluflix. Als Dankeschön bekommst du einen Planeten. Such dir was aus.“ – Dabei deutete Galaxo auf die große Sternenkarte hinter seinem Schreibtisch und vertiefte sich wieder in seine Akten.
Kluflix wählte einen kleinen Eisplaneten und bohrte an der entsprechenden Stelle ein Fähnchen mit seinem Familienwappen in die Landkarte. Dann drehte er sich zur Tür um und humpelte hinaus, begleitet von den hämischen Blicken der Sekretärin.

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Morgon hatte soeben sein Ziel erreicht. Eine reichlich herunter gekommene Landebefeuerung, bei der bereits zahlreiche Lampenbojen ausgefallen oder gestohlen worden waren, wies ihm den Weg zum Zentrum des Dackelhintern-Nebels. Diese Sternenwolke, die ihren Namen erkennbar ihrer Form verdankte, war im wahrsten Sinne des Wortes die absolut hinterletzte Ecke des Universums. In ihrem Zentrum, knapp unter dem Schwanz-Ansatz gähnte das Schwarze Loch Rosetta, in das Morgon seinen gebunkerten Weltraum-Müll entladen sollte. Schon hatte er die große Heckluke seines Gleiters geöffnet und das Heck zum Schwarzen Loch hin gedreht – bereit, den Müll in den Tiefen der dunklen Raumanomalie verschwinden zu lassen. Es war die letzte Fuhre des Tages und Morgon freute sich schon auf ein Feierabendbier in einer nahegelegenen Fernflieger-Kneipe, wo der Fusel billig und die Hologramme willig waren.

Gut gelaunt aktivierte er den Autopiloten, der den Rest des Entladevorgangs erledigen sollte. Morgon griff sich einen Perry-Rhodan-Roman aus dem Handschuhfach. Er liebte diese alten Historien-Schinken, obwohl sie in seiner Heimatwelt als elitär-intellektuelle Hirnwichserei verschrieen waren. Genüsslich lehnte sich Morgon in seinem Kommando-Sessel zurück und schaltete den MP300-Player auf volle Lautstärke. Aus den Boxen ertönte ein Gitarren-Riff von Jethro Thentauri. Morgon zog seine Raumfahrer-Boots aus, legte die Füße auf das Steuerpult und vertiefte sich in seine Lektüre während das Raumschiff im Rückwärtsgang langsam Kurs auf Rosetta nahm.

Gerade las er sich dem Höhepunkt einer besonders aufregenden Liebesszene zwischen Perry und seinem Freund Atlan entgegen, als die Raumschiffelektronik die Musiklautstärke herunterfuhr. Es knisterte in der Gegensprechanlage und eine blecherne Stimme sprach feierlich: „Auf Wiedersehen, Morgon. Es war schön, mit dir zu arbeiten.“
Morgon schaute verwundert auf. Was hatte dieses grenzdebile Elektronenhirn jetzt wieder vor? War da schon wieder eine Subroutine in seinem verkommenen Innenleben hängen geblieben?
„Morgon, wir sterben jetzt. Hast du mir noch etwas zum Abschied zu sagen?“
Morgon stand kommentarlos auf, holte aus und trat mit voller Kraft gegen den steinernen Hirnprozessor des Raumschiffs, der sich genau unter seinem Kommandopult befand. „Booten“ nannte man in Raumfahrer-Kreisen gemeinhin diesen Vorgang, der den Nachteil hatte, dass er nur dann funktionierte, wenn man auch wirklich Boots anhatte – was bei Morgon leider gerade nicht der Fall war.

Nur eine Hundertstelsekunde brauchte der Schmerzimpuls von Morgons Fuß bis zu seinem Kopf. Der Raumpilot schrie auf und führte einen Indianertanz auf, während die Blechstimme des Müllfrachters in einem Monolog unbeeindruckt noch einmal die schönsten Szenen ihres gemeinsamen Berufslebens Revue passieren ließ: „Weißt du noch, wie wir in nur fünf Tagen den gesamten Hühnerbatterie-Planeten Augias gereinigt und entmüllt haben? Erinnerst du dich noch an den großen Müllkutscher-Streik, als wir den gesamten Schrott vor die Pforten von Galaxos Interplanetarischen Rat gekippt haben?“
„Schnaaaauuuuze.“ Morgon hatte für einen Moment die Oberhand über den Schmerz gewonnen und seiner Wut freien Lauf gelassen. „Was soll der Scheiß?“
„Morgon, wir sterben jetzt.“
„Das sagtest du schon, dämliche Kiste. Was soll das heißen?“ Morgon war allmählich nervös geworden. Vielleicht lag hier ja doch kein Datenfehler im Subprozessor vor und irgendwo in den Tiefen des Dackelhintern-Nebels lauerte eine unsichtbare Flotte müllhungriger Weltraum-Piraten.
Doch das war es nicht: „Ich bin programmiert, uns diesmal mitsamt des Papiermülls in das Schwarze Loch Rosetta zu stürzen. Mehr kann ich dir leider nicht sagen. Geheime Kommandosache.“
Wie zum Beweis ertönte im selben Moment ein lautes Knistern vom Raumschiff-Heck. Der Flieger war bereits eindeutig zu nah am Schwarzen Loch. Schon verloren Teile der Raumschiffhülle ihre strukturelle Integrität. Papierfetzen rissen ab und verschwanden im Schwerkraftstrudel. Draußen vor dem Fenster tippte sich eine der Landebojen mit ihrem Hydraulikgreifer an die Stirn: Unter Fernfliegern ein deutlicher Hinweis auf ein missglücktes Andockmanöver. Auch die Schwerkraft im Cockpit nahm bereits merklich zu. Schweißperlen traten auf Morgons Stirn und fielen mit doppelter Schallgeschwindigkeit zu Boden.

Jetzt war schnelles Handeln gefragt. Morgon griff nach einem Raumhelm und sprang auf seinen Kommandostuhl. Dann drückte er die Schleudersitz-Taste und während eine ersterbende Stimme rückwärts von fünf bis Null zählte, blieb ihm gerade noch genug Zeit, sich den Helm über den Kopf zu stülpen.

In der nächsten Sekunde zündete der Treibsatz unter dem Kommandositz und feuerte Morgon durch das papierene Dach des Müllfrachters hinaus in die tiefe Schwärze des Weltalls. Zwischen seinen nackten Füßen hindurch sah er noch, wie die letzten Reste seines einst stolzen, aber mit einer ziemlich dämlichen Intelligenz gesegneten Frachters in das Schwarze Loch hinein gesogen wurden. Dann wurde es schwarz vor Morgons Augen.

Als er wieder aufwachte, lag er auf einer Wiese auf einem ihm unbekannten Planeten. Zu seinen Füßen knieten ein halbes Dutzend Männer in dunklen Fracks mit Zylinderhüten. Einer von ihnen hielt staunend ein Maßband an Morgons Füße. Als er sah, dass der Raumpilot soeben aufgewacht war, sprang er freudig auf: „Herzlichen Glückwunsch. Ihr seid unser neuer König. Wie dürfen wir euch nennen?“

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Nervös trippelte Kluflix vor dem Schreibtisch von Gebieter Galaxo von einem Fuß auf den anderen. Schließlich fasste er sich ein Herz und sprach seinen Herrscher an.
„Eure Eminenz, es gab einen klitzekleinen Zwischenfall.“
Galaxo schaute von seinen Unterlagen auf und blickte Kluflix tief in die Augen.
„Was für einen Zwischenfall?“
Kluflix duckte sich ein wenig. Insgeheim bereitete er sich darauf vor, im nächsten Moment ein gewaltiges Donnerwetter seines Gebieters über sich ergehen zu lassen.
„Der Müllkutscher, der den Schrott der Bauplan-Vernichtungsroboter entsorgen sollte, ist entkommen.“
Stille herrschte im Raum. Galaxo sah Kluflix noch tiefer in die Augen. Schweißperlen traten auf Kluflix’ Stirn. Hatte diese verdammte Sekretärin wieder die Heizung aufgedreht? Es war unglaublich heiß hier. Kluflix wurde kleiner und kleiner. Gleich würde er seine Stellung am Hof verlieren und auf einen Wüstenplaneten verbannt werden.
Aber in diesem Moment legte Galaxo gütig seinen Arm um Kluflix und lächelte ihn an: „Das ist mir längst bekannt.“
Kluflix traute seinen Ohren nicht. Ungläubig blickte er Galaxo an.
„Ich bin der Herrscher der Galaxis. Ich weiß alles. Der Müllkutscher ist mit einem Schleudersitz auf Fußonia gelandet. Dort wurde er ...“ – Galaxo grinste über sein eigenes Wortspiel – „... gewissermaßen stande pede zum König gewählt. Schließlich hatte er die größten Quanten, die dort jemals den Rasen zerwühlt haben. Fortan wird er auf Fußonia ein Leben in Reichtum und Achtung führen und seine einzige zeremonielle Aufgabe wird es sein, alljährlich den gerade abgewählten Regierungschef mit einem kräftigen Fußtritt aus dem Amt zu befördern.“ Galaxo grinste. In diesem Teil der Galaxis gab es wirklich lustige Gesetze. Kluflix war weniger zum Lachen zumute. Er war selbst einmal Lordkanzler auf Fußonia gewesen und erinnerte sich noch heute bei jeder unpassenden Gelegenheit an seine damalige äußerst schmerzhafte vorzeitige Amtsenthebung.

Galaxo fuhr fort: „Leider wird der Müllflieger keine Gelegenheit mehr haben, allzu vielen Amtsenthebungen beizuwohnen. Und Zeit, um die Baupläne zu verraten – falls er sie überhaupt gesehen hat – wird er auch nicht mehr haben.“ Kluflix schaute erstaunt zu seinem Herrscher auf. Sollte etwa ...

Galaxo schien Kluflixs Gedanken gelesen zu haben. Denn im nächsten Moment drückte er einen Knopf auf seinem Schreibtisch. Hinter ihm versank ein überdimensionales Gemälde seines Lieblingshamsters Goldi im Boden und gab den Blick auf ein Kontrollpult frei. Galaxo trat an das Kontrollpult und drückte ein paar Tasten. Ein Bildschirm senkte sich von der Decke herab. Auf ihm war ein Ausschnitt der Galaxie zu sehen. Zwischen den Sternen schwebte ein gigantischer, ein unglaublich großer Billardqueue. Erwartungsvoll schaute Galaxo zu Kluflix herüber: „Darf ich vorstellen. Der Queue des Todes.“

Kluflix erbleichte. Dieser Queue musste mehrere hundert Lichtjahre lang sein. Damit konnte man wahrlich ganze Planeten aus dem Orbit schießen. Das also war die Erfindung, die Galaxo so lange geheim gehalten hatte und deren Baupläne unbedingt hatten verschwinden müssen.

Galaxo war bereits mit der Programmierung der Queue-Steuerung beschäftigt. Er drückte einige Knöpfe. Eine Simulation wurde gestartet und versah einige Planeten mit Zahlen wie Galaxo sie vom Billard kannte.
„Welches ist der dreckigste Planet im Universum?“ rief er Kluflix zu.
Kluflix dachte einen Moment nach. „Hm. Besonders viele Beschwerden bekommen wir in letzter Zeit über einen Planeten namens ‚Erde’. Die belästigen harmlose Raumfahrer mit ihren Forschungssonden, die nach intelligentem Leben suchen. Vielleicht sollten wir ihnen mal antworten, damit sie endlich damit aufhören.“
„Das ist gut.“, grinste Galaxo. „Rate mal, auf welchem Planeten ich inkognito unterwegs war, als mir die Idee zu diesem Billardspiel kam?“
Aber Galaxo erwartete gar keine Antwort von Kluflix. Auf seinem Bildschirm hatte er die Farbe der Erde soeben auf weiß geändert.
„Schau her, mein Freund“, grinste er.

Dann drückte er auf einem weiteren Knopf und aus dem Boden erhob sich ein riesiges Bett. Auf dem Bett räkelte sich – in ein Hauch von einem Nachthemd gekleidet – die verführerische Keeta, Noch-Ehefrau von Morgon.
„Mein Schatz“, grinste Galaxo. „Gleich wirst du bedauerlicherweise Witwe sein.“
Keeta lächelte und warf ihm eine Kusshand zu. „Wie schade“, gurrte sie mit gespieltem Bedauern.
Galaxo schaute sie lächelnd an und drückte auf einen besonders großen und gemein aussehenden Knopf, mit dem er den Queue des Todes startete.
„In wenigen Sekunden wird mein Queue die Erde auf Fußonia schleudern und beide zusammen werden in ein Schwarzes Loch stürzen. Damit sollten alle unsere Probleme gelöst sein und die Galaxie wird angesichts dieser imposanten Demonstration vor meiner Macht erzittern. Ein neues Zeitalter wird heranbrechen.“
„Wie böse du bist“, lächelte Keeta und sah Galaxo tief in die Augen. Der Herrscher des Weltalls blickte verliebt zu ihr herüber.

Kluflix beobachtete derweil interessiert das Schauspiel, das sich ihm auf dem Bildschirm bot. Die gigantischen Beschleunigungsdüsen am hinteren Ende des Queues glühten auf und die Waffe nahm allmählich Fahrt auf. Schneller und schneller raste sie durch die Tiefen des Weltalls. Was für eine unglaubliche Kraft steckte in ihr.

Mit weit über hundert Hyperraum-Einheiten raste der Queue schließlich auf die Erde zu und versetzte ihr einen so gewaltigen Stoß, dass dieser durch das halbe Universum zu hören war. Sogleich kugelte die Erde wie vorhergesagt mit einem Affenzahn auf die Neun zu. Kluflix schaute noch einmal hin. Die Neun? Er erbleichte.
„Chef.“
„Ja?“ Galaxo schaute mürrisch auf. Soeben war er zu seinem Bett hinüber gegangen und hatte seine Arme um Keeta geschlungen. In Momenten wie diesem wurde er nicht gerne gestört.
„Chef. Fußonia ist die Sechs.“
„Ja, und?“
„Ihr habt die Erde auf die Neun ausgerichtet.“
„Die Neun?“
„Ja, die lag verkehrt herum. Fußonia ist die Sechs.“
Galaxo erbleichte.
„Wer ist die Neun?“
„Das sind wir.“
„Scheiße.“

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König Morgon I. lag auf der Veranda seiner Palastes und schlürfte eine Margarita. Verträumt schaute er in den Himmel. Gerade hatte er gesehen, wie zwei große Planeten mit einem Affenzahn in das Schwarze Loch Rosetta gerast waren. Der eine Planet war hübsch wie eine Murmel und blau-grün gewesen, der andere erinnerte ihn ein bisschen an den Verwaltungsplaneten, auf dem er einst aus Protest seinen Müll vor dem Interplanetarischen Rat abgeladen hatte – damals beim legendären Müllkutscher-Streik.

Aber das war ein früheres Leben. Morgon lächelte glücklich. Was für ein majestätisches Schauspiel war das doch gerade gewesen. Das Weltall war eben wirklich unendlich und unendlich schön und ihm, Morgon, ging es gut. Gerührt zerdrückte er eine Träne in seinen Augenwinkel. Dann nippte er noch einmal an der Margarita und schlummerte selig ein, während ein halbes Dutzend barbusiger Tempeltänzerinnen ihm mit Palmwedeln Luft zufächelte und ihn dabei schmachtend ansah.

 

:rotfl: Wobei: Für meinen Geschmack etwas zu übertrieben (Namen wie "Fußonia"). Irgendwie stelle ich mir Bully Herbig als Morgon vor :) Am besten waren die Stellen über Perry Rhodan!

 

Hallo Karendric,

also ich bin nicht ganz durchgekommen. Am Anfang fand ichs ganz spaßig, wie man so sagt, Klebeschuhe und co, dann ging der Story schnell die Puste aus, so ab "Hampelmann"-Begrüßung wurds irgendwie unlustig (für mich). Ich persönlich stehe ja auf schräge SciFi-Geschichten, aber es zündet halt nicht richtig. :schiel:

Liebe Grüße

Der Dante

 

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