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Mosaik

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31.07.2003
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Mosaik

Spracherwerb: Aneignung der Fähigkeit, grammatikalisch richtige Sätze zu bilden, sprachliche Äußerungen zu verstehen und situationsgerecht anzuwenden. Ich stand im Schlafanzug vor dem Bücherregal und blätterte in einem Lexikonband. Die Sonne schien durch die beiden großen Fenster der Dachgaube in mein Schlafzimmer. Es war kurz nach neun und ich war noch leicht schlaftrunken. Eine Frage verfing sich in meinen Gedanken, wurde bedeutungsvoller und unumgänglich: Kann man es verlernen zu sprechen? Ich blätterte weiter durch das Buch: Sprachsystem, Sprachtypologie, Sprachursprung, Sprachverwandtschaft, Sprachwerke, Sprachwissenschaft. Das Phänomen des Sprachverlusts wurde nicht behandelt. Gab es das überhaupt?

Ich stand mit dem Rücken zum Aquarium meines Opas, das hinter mir leise vor sich hinplätscherte. Der Regen klopfte an die beiden großen Wohnzimmerfenster meiner Großeltern. Es war vormittags, irgendwann zwischen 10 und 11 Uhr. In der Küche nebenan stand meine Oma und briet Reibekuchen. Sie sang laut und deutlich, doch ich konnte sie nicht verstehen. Sie sang ein Lied aus ihrer Kindheit im münsteraner Dialekt. Ich liebte das Geräusch des kochenden Fetts und den salzigen Geruch, der mir in die Nase kroch. Dort hinten, am anderen Ende des langen Flurs, der zur Straße hinführte, stand mein Opa. Er trocknete das Fell des Hundes mit einem Handtuch. Bobby war nassgeworden auf unserem Weg durch die nahen Felder und Wiesen und entlang der Kleingartenanlage. Hier hatte mein Vater schon als kleines Kind tagelang bei der Ernte von Kartoffeln, Bohnen und anderem Gemüse geholfen. Die Gärten waren noch immer da. Der neue Eigentümer grüßte freundlich, als wir vorbei gingen. Er war gerade damit beschäftigt, Stiefmütterchen und Tulpen einzupflanzen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass meine Großeltern hier Gemüse angebaut hatten. „Gab es denn damals keine Supermärkte, wo man die Sachen kaufen konnte?“, hatte ich einmal gefragt. Meine Eltern hielten mir dann einen langen Vortrag über die Nachkriegszeit und das spätere Wirtschaftswunder, den mein Opa durch bestätigendes Nicken begleitet hatte. Jetzt ging er langsam in Richtung Wohnzimmer. So langsam, dass ihn Bobby auf der Hälfte des langen Gangs überholte. Er lief schwanzwedelnd in die Küche, um meine Oma zu begrüßen. Ich beobachtete wie mein Opa, der Sanitär der Wehrmacht war, das linke Bein nachzog. Es war schief zusammen gewachsen, nachdem es in einem Lazarett notdürftig operiert wurde. Ein Andenken an den Krieg, über den mein Opa nie sprach.

Nur meine Oma brach das Schweigen manchmal, um die immer gleiche Anekdote zu erzählen: „Die Kompanie meines Mannes war irgendwo in der Ukraine in einen Hinterhalt geraten“, begann sie sich meistens zu erinnern. „Der Gegner schoss aus der Deckung und warf mit Granaten. Mehrere dieser Splitter trafen auch meinen Hans, einer in der Höhe des Herzes“. Hierbei stockte ihre Stimme meistens. „Die Brieftasche, die mein Mann in seiner Uniformtasche trug, fing den Splitter ab“, endete meine Oma schließlich abrupt. Ihre Briefe hatten meinem Opa das Leben gerettet. Und ganz so, als könne sie es selber nicht glauben, stand sie oft auf, um im Wohnzimmerschrank nach einer roten Pappschachtel zu kramen. Wie zum Beweis zog sie mehrere vergilbte Briefe daraus hervor. Sie waren liebevoll mit Sütterlin bemalt und wirkten seltsam erhaben. An manchen Rändern fehlten Stücke, dunkle Flecken säumten das Papier. In der Mitte eines Briefes klaffte ein großes Loch.

Daran dachte ich, als mein Opa sich auf seinen Fernsehsessel am Fenster fallen ließ und einen Seufzer ausstieß. Die Falten an den beiden Enden seines schmalen Mundes ließen sein sonnenverbranntes Gesicht markant wirken. Die buschigen, schwarzen Augenbrauen verstärkten diese Wirkung. Sie bildeten einen spannungsreichen Kontrast zu dem grauen Haar, das einen lustigen, struppigen Kranz auf seinem Kopf bildete. Und zu den milden Augen, die mich durch dicke Hornbrillengläser hindurch musterten. Mein Opa seufzte noch einmal, dann räusperte er sich und sah mich an: „Früher hast Du mehr gesprochen“, sagte er. „Doch heute, wo du mir viel erzählen könntest, bist Du so stumm“. Ich lächelte sanft und ging in die Küche, um meiner Oma beim Kochen zu helfen.

Was mir von meinen Großeltern geblieben war, waren solche Erinnerungen. Sie waren tot, seit Jahren schon und an ihre Stimmen, ihre Mimik und Gestik konnte ich mich nur noch schemenhaft erinnern. Später am Tag blätterte ich durch alte Fotoalben und erschrak darüber, wie fremd mir die Menschen waren. Mein Vater mit rotblondem Vollbart, meine Mutter mit dichtem braunen Haar, das sich verspielt kräuselte. Meine Schwester als Zehnjährige bei ihrer Kommunion und immer mit auf dem Bild ein kleiner blonder Junge mit trübem Blick und Hängelidern. Der kleine blonde Junge an der Seite seiner Eltern, seiner Schwester, seiner Onkels, im Kinderwagen, auf dem Spielplatz, im Berliner Zoo, auf dem Kurfürstendamm, in Amsterdam, in Hamburg, in Südtirol, zuhause im Garten, im Wohnzimmer, auf dem Balkon. Das sollte einmal ich gewesen sein. Vergangenheit. Nach dem Frühstück stellte ich ein altes Lied der Toten Hosen auf Repeat. Besonders der Refrain hatte es mir angetan, Campinos Stimme ausden Lautsprecherboxen klang so wütend und endgültig: In den Straßen läuft die Armee der Verlierer. Der große Direktor neben dem kleinen Kassierer. Die Anzüge als Uniform bestimmen die Hierarchie. Das Ende steht schon vor der Tür; bis zur letzten Sekunde kämpfen sie. Der Gegner ist die Zeit. Generation um Generation schlägt die Zeit. Die Nächsten warten schon, schlägt sie mit Grausamkeit: Zeit, Zeit, Zeit, Zeit, Zeiheiheiheit.

Es stimmt, dass die Zeit gnadenlos ist. Lautlos dringt sie wie eine tobende Welle in die Welt ein, um die Menschen mitzureißen, die alt oder krank sind und sich nicht mehr halten können. Die Strukturen werden dabei aber nur sanft umspült und bleiben schließlich unberührt, dachte ich. Schützengräben trennten uns noch immer voneinander, nur blieben sie häufiger unbemerkt und wirkten individueller. An diesem Abend saß ich an der Front. Sie verlief nicht weit vom Haus meiner Eltern und war vollkommen geräuschlos und unsichtbar. Immerhin war ich nicht allein. Julia saß direkt neben mir und tätschelte mich von Zeit zu Zeit zärtlich. Mir gegenüber saß Sabine und nahm gerade ihr Glas Cola von dem freundlichen, aber an diesem Abend vollkommen überlasteten Kellner entgegen. Neben ihr saß Mark, griff nach seinem Bier und trank es bis zur Hälfte in einem Zug aus. Wir redeten belangloses Zeug, tauschten Floskeln aus und besprachen, was wir Silvester essen sollten. Raclette, forderten Julia und Mark. Sabine enthielt sich. Ich war dagegen.
„Wenn wir danach sowieso nach Düsseldorf fahren, reicht es doch, wenn wir einfach nur ein paar Würstchen in den Topf werfen. Dann bleibt auch mehr Zeit zum Saufen. Raclette ist doch zu viel Aufwand für die zwei Stunden“, gab ich zu bedenken und erntete böse Blicke.
„An meinem Geburtstag möchte ich es aber etwas gemütlicher haben“, entgegnete Julia. Ich verstummte, an ihren Geburtstag hatte ich nicht mehr gedacht. Als Julia und Sabine sich auch noch bereit erklärten, das Nötige einzukaufen, stimmte ich zu. Dies war nicht der richtige Zeitpunkt für einen Streit. Wie warteten schließlich auf Nora, Tom und Torsten, die wir noch aus der Schule kannten, aber seitdem nicht mehr oft gesehen hatten. Die Aufregung stieg, Gerüchte wurden ausgetauscht und aus den Boxen strömten Popsongs, die Julia leise mitsummte. Ich kannte keinen einzigen von ihnen.
„Ich habe gehört, dass Tom Hodenkrebs hatte und operiert wurde“, sagte Sabine mit ernster Stimme. Julia und Mark schwiegen betroffen. Ich grinste zynisch.
„Ist doch toll“, sagte ich. „Dann feiert er ja jetzt jeden Tag Ostern.“ Als die anderen mich verständnislos anblickten, ergänzte ich: „Der sucht doch jeden Tag nach seinen Eiern“. Gequältes Gelächter machte die Runde, ich triumphierte und gönnte mir einen großen Schluck aus meinem Kölschglas.

Ich hatte es kaum abgesetzt als die Tür aufging und Torsten im Rahmen stand. Er trug, entgegen seiner Gewohnheit und unserer Vermutung, kein Fußballtrikot, sondern einen grau-blau gestreiften Wollpullover und ein rotes Basecap, hinter dem die orange-roten Haare von Tom hervor blitzten. Nora folgte ihnen zögernd, sie wirkte schlecht gelaunt und lächelte gequält, als uns die drei zur Begrüßung die Hand gaben. Toms fester Händedruck überraschte mich, obwohl ich wusste, dass er seit zwei Jahren eine Offiziersausbildung absolvierte.
„Wie läuft's im Studium?“, fragte er und setzte sich lächelnd neben mich.
„Ganz okay, ich bin froh wenn es vorbei ist“, gab ich ausweichend zur Antwort.
„Ist es so schlimm“, wollte er wissen. „Was studierst Du nochmal? Literaturwissenschaft und Geschichte, oder?“
„Ja genau, auf Magister“, entgegnete ich und beteuerte schnell: „Es ist nicht schlimm, aber langweilig, weil es so anspruchslos ist“. In seinen Augen weckten diese Worte Missverständnis.
„Ist doch toll, wenn es einfach ist“, begann er. Er verstand mich nicht, ich wechselte das Thema.
„Wie läuft's denn bei Dir so?“, fragte ich mich geheucheltem Interesse. Seine Augen leuchteten plötzlich.
„Gut, sehr gut. Nächstes Jahr im Juli habe ich meinen Offiziersgrad. Danach studiere ich Wirtschaftswissenchaften in Hamburg, um mich schon mal aufs Zivilleben vorzubereiten.“
Ich nickte verständnislos und fragte mich, welches Spiel hier eigentlich gespielt wird. Von welchem Zivilleben sprach er? Und wenn er sich darauf vorbereiten wollte, wo lebte er denn dann jetzt in diesem Augenblick? Es entstand eine längere Pause, ich trank beinahe schon entschuldigend an meinem Glas und wandte Mark die Augen zu. Er sprach mit Julia und Sabine. Leise, damit die anderen sie nicht hören konnten. Vermutlich lästerte sie. Abneigung konnte man aus ihren Blicken lesen. Nora saß alleine am anderen Ende des Tisches und blickte zum Fenster hinaus. Torsten saß neben ihr und spielte gelangweilt mit zwei Bierdeckeln.
„2008 bin ich sieben Jahre mit Nora zusammen“, begann Tom wieder. „Dann werden wir heiraten“. Mein Blick schwenkte auf Nora, Sie saß neben ihm und wirkte seltsam abwesend.
„Und 2009“, setzte Tom wieder an „bekommen Nora und ich unser erstes Kind“. Ich lachte auf, erschrak über meinen eigenen Reaktion und drehte meinen Kopf schnell zu Sabine. Auch sie grinste verstohlen. Ich trank mein Bier aus und bestellte ein neues. Wenig später gingen wir, um in einem anderen Club weiter zu trinken. Als ich nach Mitternacht nach Hause kam, zappte ich durch die Fernsehprogramme und blieb bei einem Pornofilm hängen. Eine attraktive Blondine wurde von einem ihr unbekannten Mann im schwarzen Gummianzug gefickt.

 

Hallo!

Gesammelter Zynismus, der sich hier zusammenhangslos ergießt. Und dazu, 'tschuldige, ein saudämliches Ende.

Zunächst: Zitate solltest du am besten irgendwie herausstellen, z.B. kursiv schreiben.

Deine Geschichte beginnt mit einem solchen Zitat aus einem Lexikon. Das, was mich daran stört, ist, dass der Sprachverlust später nicht mehr thematisiert wird (oder hab ich was überlesen?). Damit hängt der Einstieg schon in der Luft.
Danach "Geschwafel" über die Großeltern, in dem du es allerdings ansatzweise schaffst, eine bedrückende Stimmung aufzubauen.
Und daran schließt sich so ein wenig Hobbyphilosophie an, und wie Scheiße die Welt doch geworden ist, und früher war alles besser, blablabla. Der letzte Abschnitt ist wirklich furchtbar in meinen Augen.

Beste Grüße

Nothlia

 

Hallo Nothilia,

danke für Deine offene Meinung, die mir allerdings verrät, dass Du die Überschrift entweder nicht gelesen oder nicht richtig interpretierst hast. Sie ist wichtig, um der Erzählung überhaupt eine adäquate Deutung zu geben. Sprachverlust äußert sich in konkreten Situationen, die in meiner Geschichte auf den ersten Blick durchaus zusammenhanglos wirken, allerdings wie kleine Steinchen zu einem Gesamtbild, zu einem Mosaik, zusammenengesetzt werden können.

Wenn Du Dich darauf einlässt, wirken Zynismus und Banalität der Erzählung durchaus sinnvoll: es geht um Kontaktarmut, um die Unfähigkeit eines (Post-)Menschen, ein Gespräch zu führen, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, ja selbst eine Geschichte vernünftig zu erzählen ohne sich dabei in Selbstreflexionen und Zynismus zu verirren.

Der Schluss, den Du "saudämlich" findest, ist in meinen Augen vielleicht ein wenig unvorbereitet, zeigt aber, dass die Probleme, die den Ich-Erzähler plagen, durchaus universalisierbar sind: Anonymisierung und Entpsychologisierung bis hin zur Triebhaftigkeit werden durch die Pornoszene verdeutlicht. Es kommt nicht einmal mehr zum Hautkontakt zwischen den beiden Menschen. Sie tragen selbst beim vermeintlichen Liebesspiel Schutzhüllen...

 

Hi!

Entschuldige, nicht mal ein Zehntel bei mir angekommen. Es fällt mir schwer, deine Anmerkungen in der Geschichte auch wirklich wiederzufinden.

Zeigt vielleicht, dass unsere Denke hier ziemlich auseinandergeht. :hmm:

Mal abwarten, ob jemand anderes mehr damit anfangen kann.

Beste Grüße

Nothlia

 

Hallo Nothilia,

kein Problem, Du musst Dich nicht entschuldigen. Die Art, wie ich die Geschichte aufgebaut habe, ist schon ziemlich gewagt. Es ist ein Experiment, was glücken, aber auch scheitern kann. Es hängt davon ab, wie andere die Geschichte wahrnehmen. Dass Du sie nicht so wahrnimmst, wie ich es beabsichtigt hatte, zeigt, dass die Umsetzung vielleicht schlecht ist. Vielleicht zeigt es aber auch, dass man diese Thematik überhaupt nicht umsetzen kann.

 

Hello FrozenFire,

ein Mosaik sollte es vielleicht werden, allein die Teile wollen sich nicht recht zusammenfügen, sie bleiben vereinzelt. Es wirkt auf mich so, als wolltest Du mit 'Hodenkrebs' und Pornoschluss etwas Pep in die Sache bringen, das rettet Dein Mosaik jedoch nicht.

An dieser Stelle habe ich kaum noch weiterlesen mögen:

'Es stimmt, dass die Zeit gnadenlos ist. Lautlos dringt sie wie eine tobende Welle in die Welt ein, um die Menschen mitzureißen, die alt oder krank sind und sich nicht mehr halten können. Die Strukturen werden dabei...'

Das ist furchtbar öde!
Zeige doch die Gnadenlosigkeit der Zeit! Und die tobende Welle! Der Protagonist ist doch kein mittlerer EU-Beamter mit Pensionsanspruch!

Das hinplätschernde Aquarium, der klopfende Regen, die singende Oma, das Geräusch des kochenden (?) Fetts - sind das nicht zu viele Geräusche auf einmal, um sie unterscheiden zu können?

'...um meiner Oma beim Kochen zu helfen.' - Reibekuchen werden gebraten, zum Donner! ;-)

'Was mir von meinen Großeltern geblieben war, waren solche Erinnerungen. Sie waren tot...'

'...wandte Mark die Augen zu. Er sprach mit Julia und Sabine. Leise, damit die anderen sie nicht hören konnten. Vermutlich lästerte sie' - Wer genau lästert denn nun?

Viele Grüsse vom gox

 

Hallo gefrorenes Feuer,

die Zitate aus dem Lexikon und von den toten Hosen solltest du in der Tat deutlicher als solche kenntlich machen.
Mir fehlen ein bisschen die Grenzen in deinem Mosaik, denn, auch wenn das etwas paradox klingt, durch die fehlenden Grenzen verkleistern die Verbindungen.
Der Verlust der Sprache als Leitmotiv verliert an Deutlichkeit. Wenn ich mir ein Steinmosaik vorstelle, dann gibt es Kit und Verputz zwischen den Steinchen, bei einem Glasmosaik gibt es eventuell trennenden Draht. Und obwohl jedes Teil füür sich eine Form und eine Identität hat, schaffen die abgrenzenden Verbindungen ein ganzes aus allem.
Leerzeilen und Absätze reichen als Kit, Draht und Verputz vielleicht nicht aus.
Die Erzählstruktur ist ja nicht so experimentell, sondern orientiert sich an Filmen wie Jim Jarmushs "Night On Earth". Nur das ist durch fehlende Abgrenzungen schwer zu erkennen.
Bei Jarmush sind es von einander unabhängige Protagonisten (völlig andere Schauspieler), die etwas gemeinsam haben.
Bei dir scheint es immer der gleiche Icherzähler sein, der dem Verlust der Sprache unter unterschiedlichen Aspekten begegnet.
Dem Verlust durch ein Trauma, wie etwa die Kriegserlebnisse des Opas.
Dem Verlust durch Entfremdung sowohl von sich selbst (Familienfotos) als auch durch unterschiedliche Lebenswege (ehemalige Freunde, die sich nichts mehr zu sagen haben).
Das Ende wiederum macht die Geschichte banal oder die Erkenntnisse daraus. Letztlich geht es nur um Arterhaltung, dazu bedarf es keiner Kommunikation also auch keiner Sprache.
Man wichst sich durch sein Leben indem man anderen beim Poppen zusieht, entfremdeter anonymer Sex. Je weniger Sprache, umso weniger weiß man, umso weniger steht einem beim Auftrag im Weg.
Ich finde das Mosaik im Grundsatz gelungen, empfinde halt nur die Grenzen als zu unscharf und die verwendeten Glasscherben oder Steine zu wenig. Drei Teile ergeben eben noch kein Mosaik.

Details:

Sie sang ein Lied aus ihrer Kindheit im münsteraner Dialekt.
würde ich als feststehenden Begriff handhaben: Münsteraner Dialekt.
Ich liebte das Geräusch des kochenden Fetts
Genaugenommen kocht Fett nicht, es siedet.
Bobby war nassgeworden
nass geworden
Ich beobachtete wie mein Opa, der Sanitär der Wehrmacht war
Tempus. Da die ganze Geschichte in der Vergangenheit geschrieben ist, muss die ehemalige berufliche Funktion des Opas in die vollendete Vergangenheit.
Und ganz so, als könne sie es selber nicht glauben
selbst (selber ist nur eine umgangssprachliche nicht korrekte Variante)
Sie waren liebevoll mit Sütterlin bemalt und wirkten seltsam erhaben
Inhaltlich falsch. Die Briefe waren in Sütterlin geschrieben nicht mit sütterlin bemalt. Das hieße, dass die schon geschriebenen Briefe nachträglich noch bemalt worden wären.
„Wie läuft's denn bei Dir so?“, fragte ich mich geheucheltem Interesse
mit geheucheltem

Lieben Gruß, sim

 

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