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Murray und John

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14.01.2004
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Murray und John

„Was... , was ist los? Wo bin ich?“
„An Bord der Alpha Centauri, in einer Erdumlaufbahn, Commander. Ist alles in Ordnung? Sie hatten durch den Druck der Beschleunigung kurzzeitig das Bewusstsein verloren. Ihre Vitalwerte sind im grünen Bereich.“
„Murray, bist du das?
„Ja, Commander. Ich reguliere den Innendruck und leite mehr frische Luft in den Kontrollraum. Sie sollten sich noch einen Moment ausruhen, bevor sie mit der ersten Kontrollsequenz beginnen.“
„Ist schon gut Murray, mir geht es besser. Irgendwelche Zwischenfälle beim Start?“
„Nein, Commander. Die Außenstruktur ist unbeschädigt. Treibstoff- und Lebenserhaltungswerte sind normal.“
„Gut, ich werde jetzt mit der Kontrolle beginnen.“
„Commander...“
„Ja?“
„Die Bodenstation meldet sich. Admiral Haggert für sie.“
„Leg ihn auf Leitung drei.“
„Jawohl, Commander.“

„Murray.“
„Ja, Commander?“
„Gib zu Protokoll: Innenbesichtigung abgeschlossen, alle elektronischen und mechanischen Einheiten vollständig und funktionsbereit. Damit steht unserer Mission nichts mehr im Weg.“
„Verstanden, Commander.“
„Wann starten wir unseren Flug in Richtung Mars?“
„Die günstigste Konstellation zur Erde ist in genau siebenundvierzig Stunden und zwölf Minuten erreicht, Commander. Solange müssen wir leider warten.“
„Uns bleibt leider nichts anderes übrig. Ich hoffe, du hast noch die Musik, welche ich mir gewünscht hatte?“
„Natürlich, was darf es sein, Commander? Haydn?“
„Nein Murray, Mir steht der Sinn nach etwas anderem. Beatles!“
„Welches Stück?“
„A hard day's night. Schön laut!“

„Commander, noch eine viertel Stunde bis zum festgelegten Zeitkorridor.“
„Guten Morgen Murray, ein freundliches 'Guten Morgen' hat noch niemandem geschadet.“
„Guten Morgen, Commander. Wir müssen die Startvorbereitungen treffen. Der Zeitkorridor ist äußerst wichtig, und muß...“
„Ich weiß, Murray. Also leg los. Voller Schub auf die Hecktriebwerke. Aber nur ein kleiner Schubs in die richtige Richtung.“
„Hecktriebwerke gezündet, Commander“.
„Ich bin aufgeregt Murray, Der Mars ruft, ich kann es hören.“

„Passen sie auf ihren Damenflügel auf, Commander. Sie verlieren dort Stück für Stück ihre Deckung.“
„Du sollst mir keine Nachhilfe erteilen, sondern Schach spielen, Murray. Ich habe meinen Damenflügel voll im Blick. Aber mal schauen, ob du mit diesem Zug zurecht kommst.“
„Sie spielen recht gut Schach, Commander. Allerdings sollen sie hin und wieder mehr auf ihre Defensive achten. Vor lauter Angriffststrategien verlieren so dort hin und wieder an Boden. So wie hier.“
„Ich sagte doch, keine Nachhilfe. Vorhin beim Go habe ich zweimal gewonnen.“
„Ich habe sie gewinnen lassen, Commander.
„Du lügst, Murray.“
„Ich lüge nie, Commander. Schach!“

„Murray, ich würde gerne alle bisherigen Positionsdaten der Alpha Centauri relativ zu den Zieldaten sehen. Besonders interessieren mich eventuelle Abweichungen und Ungenauigkeiten.“
„Bitte schön, Commander. Übrigens, guten Morgen.“
„Guten Morgen Murray. Gibt es irgendwelche Abweichungen?“
„Keine, Commander.“
„Ach ja, Murray.“
„Ja, Commander?“
„Da wir ja noch eine ganze Weile miteinander auskommen müssen, lass bitte die Förmlichkeiten und nenn mich John. Ok?
„Wie du möchtest, John.“
„Stell eine Verbindung zur Bodenstation her. Haggert soll erfahren, dass alles bisher glatt läuft. Zu glatt, wenn du mich fragst.“
„Wird gemacht, John“

„Murray, weißt du vielleicht, wo mein Buch geblieben ist?“
„Welches Buch meinst du, John?“
„Das von Kim Stanley Robinson. Ich kann es nirgendwo finden.“
„Laut Ausrüstungsliste müsste es an Bord sein. Hast du auch überall gesucht?“
„Ich habe das ganze Schiff auf den Kopf gestellt. Es kann einfach nicht war sein. Die Idioten von der Bodenkontrolle haben vergessen, es einzupacken.“
„Und was nun?“
„Noch eine Partie Schach. Du nimmst weiß.“

„John! John, wach auf!“
„Was ist? Alarm?“
„Ja, wir haben ein Problem.
„Was ist passiert?“
„Ein unbekanntes Objekt von der Größe einer Walnuss hat eben die Schiffshülle durchschlagen und ist erst durch das künstliche Schwerkraftfeld gebremst worden. Der Schaden ist hoch, besonders weil ich weitere, noch unklassifizierte Schäden feststellen konnte.“
„Verdammt! Sofort fragliches Gebiet isolieren. Wie sieht es mit der Außenstruktur aus?“
„Schlecht. Das Loch verbreitert sich stetig. Außerdem sank das Energieniveau in diesem Teil des Schiffes stark ab. Du musst etwas unternehmen, John.“
„Bereite die Luftschleuse vor, ich sehe mir das mal genauer an.“

„Murray, kannst du mich hören?“
„Verbindung klar und deutlich. Energieversorgung zum Anzug steht. Du bist soweit, John.“
„Öffne die Schleuse.“
„Viel Glück, John.“

„Ich habe das Loch erreicht. Ich denke, ich kann es flicken. Am besten, ich mache mich gleich an die Arbeit. Wie sieht es drinnen aus, Murray?“
„Im isolierten Bereich hat sich nichts verändert. Allerdings habe ich jetzt eine Erklärung für das gesunkene Energieniveau. Schau mal nach rechts.“
„Ja, ich sehen einen der Hauptsonnenkollektoren.“
„Durch das Loch, welches du ebenfalls sehen solltest, arbeitet er nur noch zu zirka fünfzig Prozent. Das ist im Moment noch nicht kritisch, allerdings müssen wir uns darauf einstellen. Energie zu sparen.“
„Alles klar. Ich bin hier fertig. Führe eine Hüllenüberprüfung und einen internen Check durch. Ich gehe jetzt wieder an Bord. Da haben wir ja nochmal Glück gehabt.“

„Guten Morgen John. Du siehst ausgeruht aus.“
„Das stimmt. Ich habe noch nie so gut geschlafen, wie diese Nacht. So kurz vor dem Ziel. Wie lange noch bis zur Umlaufbahn?“
„Eine Stunde und neun Minuten. Ich nehme erste Untersuchungen der Oberfläche vor. So bald wir die Umlaufbahn erreicht haben, machen wir erste Fotos.“
„Wie lange dauert es dann noch, bis zur Landung?“
„Diesen Wert kann ich nur schätzen, etwas über fünf Stunden. Du klingst so ungeduldig, John.“
„Das bin ich auch. Ich bin ungeduldig und gespannt auf den Mars. Bilder gab es schon so viele. Aber ich werde ihm so nah sein, wie kein Mensch zuvor. Das macht mich stolz. Und aufgeregt. Ich kann es kaum noch abwarten.“

„John, fertig machen zur Landung. Sie wird wahrscheinlich nicht sehr weich sein, also schnall dich gut an. Ich zünde die Haupttriebwerke, ...“
„Ich ...“
„... die primären Landetriebwerke, ...“
„... bin ...“
„... die sekundären Landetriebwerke, ...“
„... bereit.“
„... und die Korrekturdüsen. Halt dich fest!“

„Wahnsinn! Einfach Wahnsinn! Murray, ich kann es nicht fassen.“
„Schön das es dir gefällt. Aber denk an die Proben.“
„Als Armstrong damals seinen berühmten Satz sagte, hielt ich ihn für sehr pathetisch. Aber jetzt kann ich ihn vollkommen verstehen. Es ist einfach unglaublich. Schade, dass sich unsere Mission auf ein paar Proben beschränkt. Eine Erkundung mit Fahrzeugen wäre noch viel aufschlussreicher.“
„Die Proben, John.“
„Kommen sofort. Was ist denn mit dir los, Murray ist etwas nicht in Ordnung?“
„Ich kann deine Begeisterung leider nicht teilen, Bill. Außerdem schwankt das Energieniveau seit der Landung noch viel stärker als vorher. Und ich habe den Grund noch nicht herausgefunden. Wenigstens haben wir jetzt alle Proben.“
„Darum kümmere ich mich später. Ich will nur noch auf die kleine Anhöhe da drüben klettern. Von dort aus muss man einen tollen Blick haben.“
„Komm aber schnell wieder John. Wir haben nicht mehr viel Zeit.“
„Keine Sorge, ich bin ja schon fast oben. Toll! Unglaublich! Faszinierend! Ich... Hilfe!“
„Was ist, John?“
„Hilfe Murray, zu Hilfe. Ich bin ausgerutscht und den Hang hinunter gefallen. Mein Bein ist von irgendwas eingequetscht worden. Hilfe! Das tut so weh, mein Bein!“
„Es tut mir Leid, John. Ich kann dir nicht helfen.“
„Was soll das heißen, Murray? Du musst mir helfen!“
„Ich habe gerade den Grund für das Problem gefunden. Der beschädigte Kollektor ist bei der Landung fast vollkommen zerstört worden. Meine Energie reicht nun nicht mehr für deine Rettung und den garantierten Abschluss der Mission aus. Wer weiß, ob du es ohne mich zur Erde zurück schaffen würdest.“
„Murray, das kannst du nicht machen. Hilfe!“
„Doch, ich kann. Ich muss sogar. Darauf bin ich programmiert. Oberste Direktive: Abschluss der Mission unter allen Umständen. Die Wahrscheinlichkeit eines Erfolgs in der geplanten Zeit ohne dich ist um exakt 37,34% geringer als ohne mich.“
„Da kann nicht sein, ich glaube dir nicht. Das ist nicht möglich.“
„Ich sagte doch schon, ich lüge nie. Ich habe die erforderlichen Proben an Bord. Ich initiiere den Startvorgang.“
„Murray, nein! Bitte!“
„Adieu, John.“
„Murray!“
„Murray!“

 

Hallo sundancer,

zunächst einmal herzlich willkommen auf kg.de und im SF-Forum :thumbsup:

Deine Geschichte hat mich enttäuscht, muss ich gestehen. Nicht, dass sie total schlecht wäre, abgesehen von einigen logischen Ungereimtheiten (Murray kann den Landezeitpunkt nur schätzen, aber die Erfolgswahrscheinlichkeit der Mission auf vier Stellen genau angeben ... die Aufenthaltsdauer ist unrealistisch kurz, und so weiter).

Nein, mein Hauptkritikpunkt ist, dass diese Geschichte von Anfang bis Ende viel zu deutlich an "2001 - Odyssee im Weltraum" erinnert. Okay, der Flug geht zum Mars, nicht zum Saturn (wie im Buch) oder Jupiter (wie im Film). Da ist der Bordcomputer, es wird Schach gespielt, es gibt einen Schaden, der Mensch bleibt auf der Strecke, der Computer betont, dass er nie lügt. Sogar das "Es tut mir Leid, John" ist eine exakte Kopie des "Es tut mir Leid, Dave" von HAL9000. Allerdings hast Du nur sehr oberflächlich kopiert. Den ganzen psychischen Tiefgang und die Faszination der Vorlage hast Du weggelassen und den Inhalt damit auf ein simples, eher langweiliges Unglücksszenario reduziert.

Der zweite Kritikpunkt ist, dass Deine Geschichte ausschließlich aus Dialog besteht. Okay, man kann sowas machen, z.B. als Aufzeichnungen der Dialoge im Bordspeicher verkaufen. Aber ein reiner Dialog nutzt bei weitem nicht die Möglichkeiten des Mediums Kurzgeschichte.

Fazit: sprachlich brauchbar, inhaltlich sehe ich keine eigene Idee, die Story ist fast ein Plagiat.

Bin gespannt, ob Du jetzt behauptest, 2001 überhaupt nicht zu kennen, und ob die anderen Leser das gleiche déjà vu haben wie ich ...

Uwe
:cool:

 

Hi sunnydancer,
hm, ich geb Uwe recht: 2001 - Odyssee to Mars.

Hab das Buch gerade nicht zur Hand, aber ich glaube, auch das "Adieu" zum Schluß kommt in der Odyssee vor...

Übrigens hätte ich statt den Beatles den Donauwalzer genommen, wäre offesichtlicher gewesen ;)

Nein, Scherz beiseite, die Parallelen sind sehr klar ersichtlich.

Sprachlich ansonsten ganz brauchbar, inhaltlich eine eher fade Kopie

glg Hunter

 

Moin

Erstmal danke für eure Kritiken. Dann lege ich gleich mal los:

Geschrieben von Uwe Post
Fazit: sprachlich brauchbar, inhaltlich sehe ich keine eigene Idee, die Story ist fast ein Plagiat.
Ok, ich sehe es ein, meine Geschichte ist unbeabsichtigt ein Plagiat von 2001 geworden. Ich habe den Film vor einiger Zeit mal gesehen, konnte mich aber nicht mehr an viel erinnern. Warscheinlich haben sich die Erinnerungen, nach dem die Grundidee stand (die übrigens ihre Grundlage in den zwei verschiedenen Marsmissionen hatte, die im Moment mehr oder weniger laufen), in meine Geschichte geschlichen.
Geschrieben von Uwe Post
Der zweite Kritikpunkt ist, dass Deine Geschichte ausschließlich aus Dialog besteht.
Das war ein kleines Experiment von mir. Ich habe schon mal ein paar kleinere Geschichten geschrieben, und sah es als Herausforderung. Meiner Meinung nach ist das Geschmacksache.
Geschrieben von Uwe Post
Bin gespannt, ob Du jetzt behauptest, 2001 überhaupt nicht zu kennen, und ob die anderen Leser das gleiche déjà vu haben wie ich ...
Ts ts ts, du willst mir doch wohl nicht etwas anhängen? :) Ansonsten, s. o.
Geschrieben von Hunter
Hab das Buch gerade nicht zur Hand, aber ich glaube, auch das "Adieu" zum Schluß kommt in der Odyssee vor...
Tatsächlich? Vielleicht sollte ich doch mal das Buch lesen. Kommt auf meine Liste. (Naja, "Auf wiedersehen" oder "Leb wohl" passt in dieser Situation auch wohl nicht :))

I try harder next time.

sundancer

PS:

Geschrieben von Hunter
Hi sunnydancer
Sundancer, bitte. Soviel Zeit muss sein.:)

 

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