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Nächtliche Begebenheiten
Nächtliche Begebenheiten
Alles um mich herum schlief noch tief und fest. Leise schlich ich im Dunkeln auf Zehenspitzen zu meinem Computer. Mit einem kurzen Surren begann er zu starten. Jetzt fehlte nur noch der Willkommensgruss wie bei jedem Start. Doch, was war das? Bildete ich mir das nur ein oder stöhnte hier jemand? Nein, das konnte nicht sein. Wie immer öffnete ich zuerst den Internet Explorer und durchstöberte wieder einmal neugierig meine Lieblingsseite KG.de. Da! Da war es wieder! Ich hatte es diesmal deutlich gehört! Eiskalt lief es mir den Rücken hinunter, denn das Stöhnen wurde immer durchdringender. Plötzlich spürte ich ein sanftes, kaltes Hauchen an meinem Nacken. Ruckartig drehte ich mich um. Da war nichts! Ich schaute wieder auf den PC und las die neuesten Beiträge, als unsere alte Kuckucksuhr zu schlagen begann. Ich schaute auf die Uhr am unteren Bildschirmrand. Es war sechs Uhr. Ich wartete noch auf den sechsten Schlag. Doch heute schlug es genau fünfmal. Dann herrschte Stille. Ich spitzte nochmals die Ohren und dachte, der Schlag würde sicher noch kommen. Stille. Plötzlich klang es als würde jemand ein Spielzeug, welches sich bewegen kann, aufdrehen. Wie konnte das sein? Ich war doch der Einzige im Raum! Und überhaupt, wenn sich noch jemand in diesem Raum befände, würde man eine Gestalt, oder zumindest ein leises Atmen hören. Wieder herrschte Stille. Allmählich begann ich mich wieder auf die Geschichte zu konzentrieren, die ich im las. Ich wollte eine Antwort schreiben, als mich plötzlich eine eiskalte Hand an meinem Handgelenk fasste. Ich wollte aufschreien, doch eine zweite, noch kältere Hand presste sich auf meine Lippen. Mit einem Ruck zogen mich die beiden Hände von meinem Stuhl. Die Hände schleiften mich weiter bis unter die Kuckucksuhr und legten mich dann auf den Boden. Das erste Mal hatte ich das ungewollte Vergnügen der Gestalt direkt in die Augen zu schauen. Ich erstarrte! Was ich da sah, war schrecklicher als jeder Horrorfilm! Ein merkwürdiges Wesen mit einem zerfetzten, schwarzen Mantel auf ekliger gelb-grüner Haut, schaute mich mit einem grossen blauen Auge an. Ich wollte einfach nur noch weg hier und versuchte blitzschnell in mein Schlafzimmer zu flüchten. Doch als ich gerade aufstehen wollte, packte mich das Wesen und drückte mich gegen die Wand. Mit üblem Mundgeruch schnaubte es mich an und hauchte mit leiser Stimme: „Ik zal altijd met u!“ Was nach meinen wenigen Holländischkentnissen so viel bedeutet wie: „Ich werde immer bei dir sein!“ Dann liess es mich los und verschwand im Dunkeln.
Schweissgebadet wachte ich auf und schaute auf den Wecker. Es war 6.15 Uhr. Noch immer war ich geschockt und doch froh, dass alles nur ein schlimmer Alptraum war. Trotzdem schlich ich zum Computer und stellte erleichtert fest, dass er ausgeschaltet war. Ich knipste den Lichtschalter an und sah mich nochmals genau um. Alles war noch wie am Abend zuvor. Als ich auch die Kuckucksuhr genauer unter Betracht gezogen hatte, war ich davon überezugt, dass sich das alles um einen Alptraum gehandelt hatte. Zufrieden begab ich mich in die Küche, trank einen Kaffee mit Milchschaum und ging dann ins Bad um mich für die Arbeit fertig zu machen. Nachdem ich dann frisch für die Arbeit war, schaltete ich trotzdem nochmals den Computer ein, um die neusten Beiträge auf KG.de zu checken. „Marc, kommst du mal kurz?“, rief mir meine Frau zu, die gerade aufgestanden war, als ich den Internet Explorer öffnen wolllte. Natürlich folgte ich der Bitte meiner Frau und ging zu ihr, um zu fragen was denn los sei. Nach fünf Minuten hatte ich meiner Frau erfolgreich geholfen, die verklemmte Schublade zu öffnen und hatte erfeulicherweise auch noch genug Zeit, mich auf KG.de zu klicken.Da erstarrte ich. Statt des gewohnten Bildschirmschoners mit den Sternen, flatterten nun in grosser Schrift die Worte über den Bildschirm: Ik zal altijd met u!