Nasse Affäre
An einem lauen Spätsommerabend trafen sich die Tiere des Waldes an einem Seerosenteich, um sich von der Hitze und den Strapazen des Tages zu erholen.
Zwischen den Tiergrüppchen hoppelte ein junger Hase auf der Suche nach einem Abenteuer umher. Am Ufer des kleinen Sees blieb er plötzlich stehen und blickte zu einer Amsel, die sich inmitten des Teiches auf einer Seerose niedergelassen hatte. Aufmerksamkeit fordernd rief der Hase dem Vogel zu: „Hallo, kleine Amsel! Warum sitzt du so einsam inmitten des Teiches? Komm zu mir geflogen!“
Die Amsel aber fragte: „Warum sollte ich zu dir ans Ufer fliegen?“ Da antwortete der Hase: „Weil wir gut zusammenpassen würden. Du bist klein und schutzbedürftig. Ich hingegen bin mutig und stark. Ich kann dich beschützen!“
Die Amsel zwitscherte belustigt: „Aber wenn du so ein mutiger Bursche bist, warum kommst du dann nicht herübergeschwommen zu mir? Auf der Seerose hätte es Platz für uns beide.“
Mit starrem Blick betrachtete der Hase das Wasser. Die Amsel, die dem bepelzten Waldbewohner die Angst vor dem Nass ansah, lachte ihn aus. Da holte dieser tief Luft und sprang in den Teich.
Zwei Schwäne, die den Sprung des Hasen beobachtet hatten, schwammen schnell zu der Stelle, an der das Tier eingetaucht war, und an der nun drei einsame Luftbläschen aufstiegen. Die stolzen Tiere tauchten ihre langen Hälse ins Wasser und zogen kurze Zeit später den hilflosen Hasen wieder an die Oberfläche. Mit ihren Schnäbeln packten sie das nasse Fellbündel an seinen Löffeln und flogen ihn zu der Amsel auf die Seerose.
Lachend meinte die Amsel: „Ein Hase der tauchen und fliegen kann. So viele Fähigkeiten hätte ich dir gar nicht zugetraut. Da steht im Herbst einer gemeinsamen Reise in den Süden wohl nichts mehr im Wege!“ Der Hase, sehr beschämt und in seinem Stolz tief verletzt, meinte: „ Nein, danke. Ich glaube, wir passen doch nicht so gut zusammen. Und deinen Schnabel finde ich viel zu spitz.“