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Nation der Sklaven

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10.05.2004
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Nation der Sklaven

„Dunkelheit, oh du Tanz der Natur im fahlen Mondlicht, wo führt mich mein Weg hin?“
Er ging am anderen Ufer entlang und versuchte im Schein des Mondes auf den Main das Versteck zu finden, das er am Tag zuvor gefunden hatte. Dazu sagte er wie ein Wahnsinniger kleine Verse auf.
„Dunkelheit, oh wirst du mich fangen in deinen Armen und verschlingen? So bin ich bereit.“
Er ging vom Weg ab, verließ den sicheren Asphalt. Kaum ein Vogel wagte es seine lauten Gedanken zu unterbrechen, kein anderer Passant erschien auf der Straße. Er ging auf einen unscheinbaren Baum zu, eine Weide und betastete sie eingehend.
„Dunkelheit, oh, du Geist der Nacht, der mich in meinen kühnsten Träumen verfolgt, wirst du mich fangen oder werden sie dir verrecken?“
Schnell war der Rucksack abgeschnallt und er kramte eine Plastiktüte hervor. In dem Baumstamm, der an einer Stelle einen Schmalen Riss hatte, jedoch weit genug hinein führte, um darin Dinge zu verstecken, führte er die Tüte ein. Das darin Befindliche ließ sich leicht so zurechtbiegen, dass es durch den Ritzen passte.
„Dunkelheit, oh, mein Atem der Vernunft. Ich wünsche mir, dass du mich weiter beschützen wirst.“

Es klingelte. Der Tag war gekommen. Ich machte die Augen auf, neben mir der Brief, den ich vor einigen Monaten erhalten hatte. Heute waren sie gekommen, mich zu holen. Ich war neugierig. Wie würde es aussehen? Wie würden sie aussehen? Würden sie nett sein, gut aussehend? Aber ich durfte keinen Blick riskieren. Zu viel lag mir an dem Plan. Ich hatte schon in den Klamotten geschlafen, die ich brauchen würde. Es würde perfekt.
Es war dunkel in meinem Zimmer und nur die Schlitze, oben, im Rollladen, ließen ein wenig Licht hindurch. Genug, um mein Zimmer zu erkennen. Vor mir der präparierte Rucksack.
Wieder klingelte es. Ein stürmisches Klingeln.
Ich verließ mein Zimmer und stieg in die Schuhe. Links neben der Tür, im Flur, betätigte ich den Türöffner. Ich konnte hören, wie sie die Türe öffneten, wie sie den Hof herein kamen, in ihren schweren Stiefeln. Sie unterhielten sich flach. Ich rannte den Flur entlang, nach unten, wo mein Bruder schlief. Er war nicht daheim, dafür war gesorgt. Der Tag war perfekt abgestimmt. Ich hörte die Männer die an die Türe klopfen, öffnete das Fenster meines Bruders, welches gerade auf Grundhöhe lag, stieg hinaus, den Rucksack auf dem Rücken.
Mein Fahrrad hatte ich im Garten hinterm Haus verstaut. Hier würde es nun schwer.
Ich hievte das Rad auf die beiden Kompostbehälter, hoffte, sie würden nicht brechen. Stieg selbst darauf und musste das Rad nun über den zwei Meter hohen Zaun werfen, in der Hoffnung, niemand würde zu viel merken, mich bemerken oder dass das Rad kaputt gehen würde. Ich wollte heute Katz und Maus spielen. Es war sicherlich schon nach 5 Uhr nachmittags, den Schlaf hatte ich gebraucht. Die Sonne schien mir eiskalt in den Nacken. Einen Moment lang bereute ich es, dass ich keine Zeit mehr hatte mich mit Sonnencreme einzureiben. Dann fiel das Rad mit einem lauten Krach auf das Nachbargrundstück. Und ich hinterher.
Ich sah in die Augen der verwunderten Leute und konnte nur grinsen. Sie wussten nichts von meinem Doppelleben, das ich führte. Wussten nichts von den Gefahren in die ich mich begab.
„Dunkelheit. Komm und hol mich, verführ mich. Nimm mich in deine Hand!“ hörte ich mich sagen.

Er hob das Rad auf und begab sich wie ein Ritter, in seinen letzten Kampf. Nichts heroisches an sich. Nichts übermenschliches vollbracht, so würde sein Leben heute beginnen. Er setzte sich auf das Rad, ein 97er Modell eines Mountainbikes und stieg in die Pedale. Die Räder waren alle ein wenig platt, aber fuhren. Die Bremsen quietschten ein wenig, der Lenker war nicht ganz gerade. Aber es würde reichen. Es sollte die letzte Fahrt werden.
Er fuhr hinaus auf die Alicestraße und verschnaufte kurz. Sah sie rauf, wo sie wie eine endlose Straße schien und runter, wo sie schlagartig an der Mauer, dem Maindamm, halt machte. Er fuhr hinunter.
Der Jeep stand dort, in den typisch, dreckigen Farben der Feldjäger. Grün-braun-grau-schwarz. Ein jeder Designer wäre erstickt oder wollte dies provozieren.
Zwei standen vorm Tor, die anderen kamen gerade aus dem Haus zurück und sahen etwas nüchtern drein. Sie hielten einen großen Blonden an den Armen.
Er fuhr auf sie zu, stoppte quietschend das Rad und grinste den Fahrer an, bis er in Reichweite kam. Als ihn sein Bruder entdeckte schrie er: „Das! Das ist der, den ihr sucht!“
Alle Blicke auf ihn gerichtet sagte er spöttisch: „Er hat Recht!“
Die Feldjäger sahen grimmig drein, dann verdutzt. Ließen von dem Blonden ab. „Fangt mich!“
Er fuhr los.

Die Feldjäger würden sicher nicht allzu schnell folgen können. Ich fuhr meine Straße runter, bis zur großen Einfahrt am Main und machte eine scharfe Rechtskurve.
Einer der Jungs hatte mich verfolgt. Die anderen waren wohl mit dem Wagen unterwegs. Ich fuhr jedoch immer wenigstens 30 Meter voraus. Er blieb stehen, als ich einbog. Er wusste, dass die Stange vor der Einfahrt ihnen ein wenig Zeit kosten würde, da fuhr auch schon der Jeep vor. In meinen Gedanken kam die Frage auf, ob sie einen Generalschlüssel dabei haben würde. Ich fuhr los, als einer einen Schlüssel überreicht bekam.

Den Weg hatte er immer mal wieder überreicht bekommen. Jedoch nie mit dem Ballast am oder den Feldjägern im Rücken. Das Fahrrad verlieh ihm eine Flexibilität, das das Fahrzeug der Soldaten nicht hatte. Er kannte die Stecke in und auswendig. Er musste nur noch die Brücke erreichen.
Irgendwann, scharf hinter einem Hunderennplatz, fuhr er zum ersten Mal wieder dem Main ein wenig davon, während er davor immer entgegen seines Laufs gefahren war. Die Rechtskurve hielt er für ein paar Meter bestehen, bis ein Weg nach links einbog, den er nahm. Er fuhr mal langsam, mal schneller, immer wenn er merkte, dass ihm die Feldjäger zu Nahe kamen.
Nun hatten sie einen Vorteil erwirkt, für eine kleine Strecke zumindest. Sie konnten über ein großes Feld eine Abkürzung wagen und kamen ihm sichtlich zu nahe ans Rad. Er musste schneller treten, dass sie ihn nicht vor der Ecke einholten. Dann begann für sie wieder eine Durststrecke. Der Weg wurde schmaler, der Jeep musste sich den Weg bohren. Vorbei an Gärten und anderen Anlagen erreichten sie schließlich eine verwucherte Treppe.

Noch im halben Fahren musste ich wohl vom Rad abgesprungen sein und rannte die Treppe hinauf, während ich gleichzeitig versuchte meinen Rucksack auf die Vorderseite zu drehen und die Bleikugel zu entnehmen. Sie hatte 15 Kilo auf der Waage und ich konnte kaum fassen, dass ich es bis hier her mit diesem Mörderding gepackt hatte. Sicherlich hatte ich durch die Schlaglöcher und das schnelle Fahren, das Ausweichen von überraschten Passanten, abruptem Stoppen und noch schnellerem wieder in die Pedale drehten ein paar blaue Flecken von diesem Ding abbekommen. Doch nun war es Zeit.
Ich rannte die Treppe hinauf. Erst als ich oben angekommen war konnte ich hinter mir die ersten Feldjäger erkennen, wie sie sich die eckige Wendeltreppe hinauf rannten, mich zu verfolgen. Ich rannte auf die Mitte der Treppe zu und verlor keine Zeit. Stieg über das grüne, eiserne Geländer und befestigte die Kugel mit der daran befestigten Kettenschlinge an meinem Fuß. Die Kette war lang genug, um sie in der Hand zu halten. Einer der Soldaten sah es und schien zu ahnen, was ich vor hatte. Er stoppte. Auch die anderen hielten hinter ihm an.

Er sah in die sichtlich überraschten Gesichter der Männer, die ihn nur ungläubig beobachteten.
„Komm schon!“ sagte einer der Älteren. „Das hat doch keinen Sinn!“
„Aber ihr habt Sinn?“ sagte er auf der Brücke zurück. Dann ließ er sich fallen.

Ich spürte den Wind in meinem Gesicht und sah zu, wie sich das Wasser unter mir wie eine Wand aufreihte, die ich gleich durchbrechen würde. Ich durfte nun nicht verlieren. Durfte mich nicht verlieren.

Er fiel auf das Wasser zu, wie eine Bombe tauchte er ein. Niemand hatte etwas sehen können, niemand konnte beobachten, was sich in der Luft abgespielt hatte. Die Feldjäger nicht, die wie angewurzelt den Fall beobachteten und erst Minuten später die Ufer absuchten, Minuten, die er genutzt hatte zu entkommen.
Die Kette, die nur mit Klettverschluss am Knöchel befestigt war, hatte er schnell wieder entfernen können. Die beiden Luftballons in seinem Rucksack sorgen für den nötigen Auftrieb. So schnell er untergetaucht war und so sehr nun auch sein Körper vom Aufprall schmerzte, so schnell schoss ihn die Luft in seinen Lungen und im Rucksack auch wieder nach Oben.

Einen Moment lang spürte ich nichts mehr. Nur Schmerz. Ein meinen Körper alldurchdringenden Schmerz, der nicht verstummen wollte. Dann tauchte ich unter der Brücke auf, kramte in meinem Rucksack herum und zog eine Taucherbrille und einen Schnorchel hervor, die ich anlegte. Hose und Shirt streifte ich ab, gab das Shirt in die Jeans und ließ sie untergehen. Den Rucksack stieß ich entgegen die Flussrichtung, auf die andere Seite der Brücke. Es sollte ein wenig Verwirrung stiften. Sie sollten glauben ich sei in die andere Richtung verschwunden, wenn sie nicht ohnehin schon glaubten ich sei tot.
Dann begann mein längster Tauchgang ohne Flasche. Sie würden ein wenig Zeit brauchen um Passanten zu fragen ob sie mich auftauchen gesehen hatten oder nicht und es würde ein wenig Zeit brauchen mich zu suchen, Zeit, die ich nutzten musste.
Ich holte tief Luft. Mein Körper fror. Das Wasser schien eisig zu sein, mehr als 10°C hatte es nicht, trotz des heißen Sommers.
Ich tauchte ab. Der Fluss war braun und dreckig. Ich versuchte mich möglichst an Ufernähe zu halten und die Richtung in die ich tauchte daran zu orientieren. Das Wasser schien mir tausend Stiche zu geben. Mein Körper war geschwächt vom Aufprall auf der Oberfläche, vor allem mein Hintern tat mir weh, mit dem ich zuerst eingetaucht war.
Ich versuchte so lange zu tauchen, wie ich nut konnte. Jeder Meter war wertvoll, ein ungeschliffener Diamant, auf der Suche nach Vollendung. Erst als ich das Gefühl hatte, dass sich das Stickstoff in meinem Körper zu einer giftigen Wolke versammelte, erst als ich glaubte rote Flecken zu sehen, ließ ich mich aufsteigen, nur so weit, dass die Spitze meines Schnorchels sichtbar war und stieß das Wasser mit der Luft aus, holte Luft und verschwand wieder, wie ein Frosch, in der Tiefe.

Er behielt die Technik, der schnellen Luftholens fast zehn Mal bei, dann versicherte er sich an einem leeren Ufer aus dem Wasser zu steigen. Er war triefend nass und jeder Mensch würde wohl glauben, er sei ins Wasser gefallen. Eher unwahrscheinlich wäre, wenn schon Menschen etwas wissen würden, von seiner Aktion. Er sah sich um. Es liefen vier Menschen auf dem Weg, doch zu seinem Glück alle von ihm weg. Die Weide war keine hundert Meter mehr von ihm entfernt. Mit letzter Kraft rannte er auf sie zu und holte die Plastiktüte hervor, die ihm jetzt viel größer vorkam. Mit seiner schmalen Hand konnte er einfach in das Loch greifen. Ein kleines Handtuch erlöste seinen Körper vom Wasser. Er streifte die nasse Unterhose ab und trocknete sich ausgiebig und schnell.
Dann schlüpfte er in eine Kurze Hose und ein T-Shirt. Als letztes kramte er ein Portmonee hervor, zählte die 120 Euro noch einmal und ging schließlich seines Weges.

Ich verließ den Weg und ging über die Felder Richtung Frankfurt. Kein Passant kümmerte sich um mich. Die Sonne begann unterzugehen. Ich sprach: „Liebe Dunkelheit. In dir möchte ich mich wiegen. Dir sei mein Tun und mein Verlangen. Lass mich nicht vergessen wer ich bin. Lass mich leben, wie ich will. Und wenn nicht, so hattest du nicht den Mut mich sterben zu lassen?“

 

Curious Junkie,

Du solltest Deine Geschichte unbedingt überarbeiten: Flüchtigkeitsfehler („im Rollladen“) und Wortwiederholungen (Es war dunkel in meinem Zimmer; dreimal „Zimmer“) auch manche Ausdrucksweisen (Sie unterhielten sich flach) sind zu korrigieren.
Es wäre spannender, wenn man wüsste, warum der Mann fliehen muss. (Er hätte sich auch das Gewicht einer echten Bleikugel sparen können).
Ein Bezug der Geschichte zum Titel ist nur spekulativ herstellbar.

Noch einige Korrekturbeispiele:

„Er ging auf einen unscheinbaren Baum zu, eine Weide und betastete sie eingehend.“
- Man weiß, dass eine Weide ein Baum ist. Soll das späte Erkennen ausgedrückt werden, kann es `es war eine Weide´, `er erkannte, dass es eine Weide war´ heißen.

wirst du mich fangen oder werden sie dir verrecken?“ - Wer wird ihm „verrecken“?

„In dem Baumstamm, der an einer Stelle einen Schmalen Riss hatte, jedoch weit genug hinein führte, um darin Dinge zu verstecken, führte er die Tüte ein.“ - „führte“, „führte“. Die Satzstellung muss korrigiert werden: Er steckte eine Tüte in den Baumstamm ... (Noch besser: Zwei Sätze machen).

„Wie würde es aussehen?“ Was? Das abholen?

„Es würde perfekt.“ - werden, sein.

Tschüß... Woltochinon

 

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