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Nebelromanze

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22.09.2007
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Nebelromanze

Sie löste sich mit weichen Bewegungen von ihrem Gewand und ließ sich auf dem Moos nieder. Der sie umgebende Nebel nahm dem Mond jede Schärfe seiner Kontur, verschlang das silbrige Licht, um es sich gänzlich zu eigen zu machen und die Nacht in einen blassen Schimmer zu tauchen. Die hochragenden Tannen, deren Wipfel im dichten Dunst verborgen lagen, schlossen die Lichtung in einen schwarzer Schleier ein, verliehen ihr mütterliche Geborgenheit.
Der Waldboden gab unter ihrem Leib schwach nach und schmiegte sich an ihren Rücken. Eine Weile lang tat sie nichts als den kraftlosen Lichtball, der hinter dem Gewölk, einer erlöschenden Kerze gleich, nur noch in kaltem Glanz zu funkeln vermochte, aus ihren großen Augen zu mustern. Dann endlich, als sie diese für einen Moment schloss, spürte sie ihn.
Als streife sie nur ein flüchtiger Luftzug, strich er über ihre Stirn, schob das dunkle Haar beiseite, welches wogend ihr Haupt umgab und im Mondlicht wie ein nächtlicher See glitzerte. Sie hielt die Augen weiter geschlossen, während er liebevoll ihr Gesicht befühlte. Als zerbräche das zarte Antlitz bei einer stärkeren Berührung, umspielte er ihren geschwungenen Nasenrücken, hielt an seiner Spitze kurz inne, um dann auf ihre Lippen herabzusinken, ein Abbild weiblicher Kurven, weich und elegant, wie von der Hand eines Künstlers gemalt.
Die beinahe unwirkliche Berührung endete, bevor sie in einen Kuss überging. Das Mädchen reckte das Kinn in die Höhe, um der schwindenden Liebkosung zu folgen, und atmete unter leisem Begehren kaum hörbar aus. Ihre Wimpern zitterten, bis sie spürte, wie er wieder begann, sie zu streicheln. Er umschlang ihre Brust, seine Berührung schwamm das Tal zwischen den sich fein aufschwingenden Anhöhen in einem Fluss hinab und mündete auf dem Bauch, der sich im Schimmer des Mondes gleich einem Ozean in Ebbe und Flut hob und senkte im steigenden Rhythmus ihres Atems.
Bald umspielte er ihr rundes Becken und verweilte dort. Ihre Lider bebten, als sie sich dem höchsten Rausch der Sinne näherte, sie öffnete die Augen und – die Liebkosung nahm ein abruptes Ende. Der Nebel, der sich zwischen ihren Beinen verdichtet hatte, verflüchtigte sich, sie wollte nach ihm greifen, doch sie fasste nur in den bemoosten Waldboden.
„Warum bist du von mir gewichen?“, klagte sie leise und wollte dem Nebel einen vorwurfsvollen Blick schenken, blinzelte jedoch nur ziellos in die Tiefen des Dunstes.
Da sprach der Nebel, obwohl ihm keine Sprache zu eigen war, und seine unwirkliche Stimme schien aus fernster Ferne und nächster Nähe zugleich zu erklingen.
„Kann eine Illusion weichen?“, glaubte sie zu hören.
„Du bist keine Illusion, wie sonst könnte ich deine Berührungen spüren?“, gab sie verzagt zur Antwort.
„Es sind keine Berührungen, du musst aufhören, dich deinen Träumereien von mir hinzugeben.“
„Ich träume nicht! Ich liebe dich doch!“
Darauf schwieg der Nebel, als habe er nie stimmlos gesprochen, und sogleich war der Klang seiner Worte vergessen. Sie warf ihren Kopf zu beiden Seiten, er war doch noch überall, sie konnte ihn sehen, nur erfassen konnte sie ihn nicht. Als sie die Arme um ihn zu schlingen versuchte, scheiterte sie erneut und fiel zu Boden.
„Ich lasse dich nicht los!“
„Wie könntest du auch etwas loslassen, was du nie festgehalten hast?“, sprach der Nebel nun wieder ungeduldig. „Aber was bin ich denn ohne dich?“
„Mit mir bist du nicht mehr als ohne mich, und deine unerschütterliche Einbildung ändert daran nichts. Vergiss mich, ich bin dein Trug!“
„Nein!“
Ein Wind kam auf und blies unter zornigem Heulen den Nebel hinfort. Er riss ihr Kleid mit sich und gab sie, nun der Klarheit der Nacht ausgeliefert, ihrer verletzlichen Nacktheit preis. Die Tannen bäumten sich auf und grollten, der Mond öffnete seine Fratze und schrie, schrie, schrie in erbarmungslosem Hohn wie eine wahnsinnige Sirene, so laut, so schrill, dass ihre Welt in unzählige scharfe, schroffe Scherben zerbrach.

 
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Hallo Tenebris,

Du liebst Poesie? Ungewöhnlich für einen 19-jährigen, aber sehr schön. Ich bin heute morgen über Deine Geschichte gestolpert und möchte sie nicht unkommentiert stehen lassen. Sie ist teilweise schon erheblich über die Kitschgrenze hinausgeschrieben, ein wenig Ausdünnen vor allem bei den Adjektiven würde ihr sicher gut tun. Aber dennoch hast Du teilweise sehr schöne, poetische Bilder gefunden. Ich lese die Geschichte als Bild für die bedingungslose Liebe, die einfach nur ist und die man niemals festhalten kann. Ich wäre allerdings, sollte meine Interpretation stimmen, schon sehr erstaunt, wenn Du in Deinem jugendlichen Alter so viel Altersweisheit besitzen würdest. :D

Sie löste sich mit weichen Bewegungen von ihrem Gewand und ließ sich schwebend auf dem Moos nieder. Der sie umgebende Nebel nahm dem Mond jede Schärfe seiner Kontur, verschlang das silbrige Licht, um es sich gänzlich zu eigen zu machen und die Nacht in einen blassen Schimmer zu tauchen.
schwebend passt nicht; sie legt sich ja hin.

Der Waldboden gab unter ihrem hüllenlosen Leib nach und schmiegte sich an ihren Rücken.
Hier würde ich das hüllenlosen streichen

Als streife sie nur ein flüchtiger Luftzug, strich er fein über ihre Stirn, schob das dunkle Haar beiseite, welches in wogenden Wellen ihr Haupt umgab und im sanften Wind wie ein nächtlicher See glitzerte, über ihre Schultern brandete und doch in endloser Stille und Tiefe verweilte.
Hier verläufst Du Dich ein bisschen in Deinem Bild. Wenn Du schon das Bild mit dem nächtlichen See wählst, kann das nicht der Wind hervorrufen, sondern wiederum das Licht. Wenn der Wind sanft ist, kann das Haar nicht branden. Ich würde diesen Halbsatz gänzlich streichen. Die wogenden Wellen sind mir ehrlich gesagt auch too much. Streichen, streichen, streichen. ;).

Sie hielt die Augen weiter geschlossen, während er weiter liebevoll ihr Gesicht befühlte. Als zerbräche das zarte Antlitz bei einer stärkeren Berührung, umspielte er ihren schön geschwungenen Nasenrücken, hielt an deren seiner Spitze kurz inne, um dann grazil auf ihre vollen Lippen herabzusinken, welche ein Abbild weiblicher Kurven zu sein schienen, in weicher Eleganz weich und elegant wie von der Hand eines begnadeten Künstlers gemalt.

Die beinahe unwirkliche Berührung endete, bevor sie in einem Kuss endete, . Das Mädchen reckte, die Augen noch immer verschlossen, das Kinn in die Höhe, um der schwindenden Liebkosung zu folgen, und atmete unter leisem Begehren kaum hörbar aus. Ihre Wimpern zitterten, bis sie spürte, wie er wieder begann, sie zu streicheln. Er umschlang ihre Brust, seine erneute Berührung schwamm das Tal zwischen den sich fein aufschwingenden Anhöhen in einem Fluss hinab und mündete auf dem Bauch, der sich im Schimmer des Mondes gleich einem Ozean in Ebbe und Flut hob und senkte im steigenden Rhythmus ihres Atems.
Boah, das ist ja jetzt richtig schlüpfrig-erotisch :D

Bald sank die Umspielung weiter, umschloss ihr rundes Becken und verweilte in geduldiger Zärtlichkeit. Ihre Lider bebten, als sie sich dem höchsten Rausch der Sinne näherte, sie öffnete die Augen und – die Liebkosung nahm ein abruptes Ende.
Und das ist jetzt richtig ... unbeholfen. Hier verformulierst Du Dich ganz heftig. Die Umspielung kann nicht sinken. Versuche mal, Deine Substantivierungen und Partizipkonstruktionen im Text durch einfachere, kürzere Sätze zu ersetzen.

Ich höre jetzt mal auf. Ich denke, hoffe ;) Du hast mich verstanden. Aber Talent zum Schreiben hast Du allemal. Ach ja, ich bin es ja gewöhnt, dass man auf meine Kritiken nicht antwortet :D, aber da Du das bei Deiner anderen Geschichte auch nicht getan hast, solltest Du Deine Einstellung vielleicht ein klein wenig überdenken. Dieses Forum lebt vom Austausch.

Liebe Grüße
melisane

 

Hallo melisane!

Danke für deine Kritik. Und ja, ich mag poetische Bildsprache, zumindest in kurzen Texten.
Hm, ja, die Adjektive :D Da hab ich noch so meine Schwierigkeiten, allerdings sind hier deine Streichungen als Beispiele hilfreich – vielleicht gelingt es mir künftig besser, mich einzuschränken.

Zum Interpretationsansatz: Interessant, so kann man das wohl auch sehen, aber du hast recht, eine solche „Altersweisheit“ habe ich mir noch nicht zu eigen gemacht :D Meine Idee war eher die einer einseitigen, vielleicht illusorischen Liebe.

Zu deinen Hinweisen und Korrekturen: Vielen Dank, die sind sehr hilfreich! Ich werde bei Gelegenheit, so bald wie möglich, den gesamten Text noch mal darauf hin überblicken und abändern. Allerdings bin ich die nächsten Tage fort, um in Ruhe und Abgelegenheit lernen zu können, und nächste Woche beginnen auch schon die Abitursprüfungen. Ich bitte also um Nachsicht, wenn ich es nicht sofort schaffe, die Geschichte zu überarbeiten :(

Liebe Grüße und nochmals Dankeschön,
Tenebris

 

Hi Tenebris,

dann drück ich mal ganz feste die Däumchen.

Wir haben also demnächst viel Grund zum Feiern! :anstoss:

Liebe Grüße
melisane

 

Danke :) Scheint bislang geholfen zu haben. So, am Donnerstag noch Latein, dann ist der schriftliche Teil auch fertig.

Ich habe den Text jetzt ein wenig verändert, insbesondere den ersten Teil, aber auch das Ende. Vielleicht könnte man noch mehr streichen, aber ein erster Schritt ist schonmal getan, mich von zu langen Formulierungen zu lösen :D

Liebe Grüße,
Tenebris

 

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