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07.02.2010
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Nein

Noch vor Sonnenaufgang muss ich aufstehen. Es fällt mir sehr schwer, aus dem Bett zu kommen. Mühsam schleppe ich mich ins Badezimmer. Der Blick auf die Waage verrät eine erneute Differenz von zwei Kilogramm. Der Gewichtsverlust scheint immer rasanter voranzuschreiten. Keiner der Ärzte hat bisher die Ursache für mein kontinuierliches Abmagern ergründen können. Beim Anziehen meiner Jeans fällt mir auf, dass sie noch mehr schlackert, als gestern. Ich muss den Gürtel um ein weiteres Loch enger schnallen. Im Spiegel erblicke ich ein knochiges Gesicht mit dunklen Augenringen unter den grauen, glanzlosen Augen. Ich lege Make-Up und Rouge auf, um die weiße Leinwand meines Gesichtes anzufärben. Das strähnige Haar binde ich zu einem einfachen Pferdeschwanz zusammen, woraufhin ich wieder ein Büschel dunkelbrauner Haare in der Hand halte.
Die Frühstücks-Haferflocken gleiten nur sehr schwer meine Kehle herunter. Ich habe einen großen Kloß im Hals sitzen. Meine Mutter erwartet mich heute. Seit ihrem Herzinfarkt fordert sie noch mehr Hilfe von mir ein, ungeachtet dessen, dass ich auch ein eigenes Leben führe. Aber ich kann nicht nein sagen, sie ist schließlich meine Mutter.
Ich kann sie nicht leiden. Nie kommt ein "Bitte" oder "Danke" von ihr. Ganz gleich, wie sehr ich sie unterstütze, ständig beschwert sie sich über mich. Für sie bin ich eine Träumerin und Versagerin, die alles falsch macht. Dabei ist sie selbst seit Jahren in Frührente, ihr einziger Lebensinhalt ist das Essen. Das Haus verlässt sie nur noch für Arztbesuche, sie kann sich kaum noch rühren angesichts ihres enormen Gewichts.
Aber da ist dieser Zwang in mir. Wir sind eine Familie. Familien müssen zusammenhalten, betont meine Mutter immer wieder. Seit ich denken kann. Sie sagt, niemand könne sich seine Familie aussuchen. Man müsse sie so akzeptieren und ehren, wie sie ist. Ich kann meiner Mutter unmöglich etwas abschlagen. Ich würde mich grauenhaft fühlen dabei. Wenn ich nur an die Möglichkeit denke, eine ihrer Bitten abzuwehren, fühle ich mich elend. Auch wenn ich weiß, dass sie sich mir gegenüber manchmal ungerecht verhält; der Samen des Familienzusammenhaltes, den sie in meiner Kindheit reichlich goss und düngte, ist herangewachsen und schlingt sich heute gewaltsam um mich. Ich kann mich aus den dornigen Würgeranken nicht befreien. Sie nehmen mir die Luft zum Atmen und doch halte ich an ihnen fest; sie sind die Wurzeln meiner Selbst, aus denen ich mich herausentwickelte zu der Person, die ich heute bin.
Die Straßenbahn ist hoffnungslos überfüllt. Fremde Menschen drücken sich von allen Seiten an mich. Der Geruch von Schweiß und verschiedenen Sorten stechenden Parfums dringt in meine Nase. Das Atmen fällt mir schwer. Schweißperlen sammeln sich an meiner Stirn. Mir wird schwindlig angesichts der übertriebenen Nähe unbekannter Personen. Obwohl eine Fahrkartenkontrolle unter diesen Umständen unwahrscheinlich ist, zwänge ich mich durch, um die Fahrkarte abzustempeln. Mein Herzschlag beruhigt sich ein wenig. Kontrolleure können mir nun nichts mehr anhaben.
Ich bin froh der erstickenden Enge der Straßenbahn, die mir die Luftröhre zuschnürte, zu entkommen. Vor mir liegen zehn Minuten Fußweg. Der frostige Wind betäubt mein nacktes Gesicht und die ungeschützten Hände. Es ist ein angenehmes Gefühl, wie die Kälte ein Kribbeln durch meinen ganzen Körper fließen lässt. Ich atme tief ein und spüre, wie die prickelnde Kühle mein Innerstes durchdringt. Ich lockere meinen Schal und fühle mich für wenige Augenblicke angenehm verloren im eisigen Wind.
Als ich die Wohnungstür meiner Mutter öffne, weht mir muffige Luft entgegen. Wie ein umgekippter Sack Reis mit dem Gewicht eines Diplodocus liegt meine Mutter in ihrem Doppelbett, welches sie gänzlich alleine ausfüllt. Auf dem Nachttisch befinden sich leere Wurst- und Käsepackungen, aufgerissene Pralinenschachteln und zwei leere Marmeladengläser. Sie hält es grundsätzlich nicht für nötig, sich angesichts meines Eintreffens zumindest aufzusetzen. Ich begrüße sie mit einem Kuss auf ihre aufgedunsene Wange.
Ihre winzigen Augen, eingesenkt in die Fettmasse ihres Gesichts, durchbohren mich. Sie sprechen stumm das aus, was ihr Mund laut echauffierend äußert:
„Sieh dich an! Jedes Mal, wenn ich dich sehe, siehst du dürrer und armseliger aus. Du bist 23 Jahre und nicht in der Lage, dich vernünftig zu ernähren. Ein blasses Klappergestell, das sich noch dazu kleidet wie eine Obdachlose. Was meinst du, was die Ärzte eigentlich bei dir finden sollen?“ Sie lachte gehässig auf. „Kein Arzt kann dir eine erklärende Krankheit liefern für dein Versagen. Selbst in rein elementaren Fähigkeiten wie der Nahrungsaufnahme versagst du. Du kommst einfach nicht zurecht im Leben. Hör auf, dir Krankheiten auszudenken, um deine eigene Unfähigkeit zu entschuldigen.“
Sie schüttelt ihren Kopf, ihr üppiges Doppelkinn schwabbelt bei der kleinsten Bewegung. "Nichts kriegst du alleine auf die Reihe. In deinem Alter war ich bereits Mutter und habe mich abgeschuftet für dich, damit du genügend zu Fressen hast. Und du?!“ Sie schnaubt verächtlich und verdreht ihre Erbsenaugen. Ich wende meinen Blick ab und möchte das Fenster öffnen. Mir ist übel von der beißenden Raumluft, auf meiner Brust lastet ein derber Druck, der mir das Atmen sabotiert. Mit einem Fingerzeig macht mir meine Mutter deutlich, dass sie das Fenster geschlossen halten möchte. Ihr angeschwollener Finger deutet auf den verdreckten Fußboden. Ich hole mir den Eimer mit Wasser und einen Lappen.
„Nicht damit“, grinst sie mich diabolisch an. Sie reicht mir eine Zahnbürste. Ich reibe mir beim Kriechen durch die Wohnung die Knie wund. Ich schrubbe gründlich jeden Zentimeter des Bodens unter den strengen Blicken meiner Mutter. Meine aufgeschürften Knie schmerzen, grauenhafte Stiche quälen meinen Rücken. Ich scheuere weiter. Und weiter. Der Boden ist übersät von Fettflecken, die nicht weniger zu werden scheinen, unbedeutend, wie viel ich schrubbe. Die modrige Luft schnürt meine Kehle zu, ich kann den Brechreiz nicht länger unterdrücken. Mein Unterleib spannt sich und ich spüre das unaufhaltsame Brennen in meinem Schlund. Gelblicher Mageninhalt ergießt sich auf dem fetttriefenden Fußboden, Haferflocken vom Frühstück haken sich in meiner Nase fest. Mir steigen versalzene Tränen in die Augen, voller Erschöpfung sinke ich nieder in mein Erbrochenes. Mit zitternden Armen versuche ich mich erfolglos aufzurichten. Meine verdorrten, rissigen Lippen formen lautlos die Worte „Ich kann nicht mehr.“
Ich sehe, wie meine Mutter beginnt, sich aus dem Bett zu erheben. Mühselig hievt sie ihren massigen Körper in die Höhe, das Bett ächzt und knarrt. Sie schleppt sich zu mir, begleitet vom Dröhnen der zitternden Erde und des Geräusches ihrer aneinander reibenden Oberschenkel.
Vor mir bleibt sie stehen und sieht verächtlich auf mich herab. Ihre Stimme durchbricht ohrenbetäubend meine Welt.
„Du kannst nicht mehr?! Als ich dich unter folternden Schmerzen aus meinen Gedärmen herauspresste, konnte ich da noch?! Du hast dich genährt von mir, hast mir meine Lebenskraft ausgesaugt wie ein widerwärtiger Bandwurm, du elender Parasit! Bis sich mein Körper endlich gegen deine Gift spuckende Existenz gewehrt hat und sich Deiner entledigen wollte." Ihr Geifer regnet auf mich herab. "Du beschwerst dich über das kleine bisschen Arbeit, das ich hier von dir verlange. Meine Eltern waren nicht so umgänglich mit mir. Bei deinem Verhalten wäre ich sofort grün und blau geschlagen worden. Ich war immer gut zu dir. Mein ganzes Leben habe ich für dich aufgegeben, musste dich ernähren, deine verschissenen Windeln wechseln und was tust du für mich?! Schwächelst bei der kleinsten Anstrengung wie ein jämmerlicher Wurm.“ Sie lässt ein angestrengtes Schnaufen von sich. „Ich bin deine Mutter! Ich habe dich geboren und es steht mir frei, mit dir zu tun, was ich will. Als dein duldsamer Wirt habe ich dir Schmarotzer das Leben ermöglicht. Ich verlange Dankbarkeit, ich verlange Entlohnung.“
Die wulstige Bestie beugt sich zu mir herunter und packt mit unmenschlich kräftigen Griff meinen kantigen Arm. Das Knacken meines splitternden Oberarmknochens entlockt ihr ein mitleidloses Lächeln. Sie reißt mich federgleich in die Luft und drückt mich an ihren fleischigen Leib. Mein Körper schmiegt sich in ihre mächtigen Berge aus Fettwülsten. Ich spüre, wie meine Haut sich um meinen Korpus straffzieht, wie sich jede Muskelfaser, jede Fettzelle, jegliches verbliebene Fleisch in mir auflöst. Langsam und genüsslich schlürft sie meinen Lebenssaft aus. Meine Haut spannt sich stramm um meine Knochen. Ich versinke immer mehr im undurchdringlichen Gebirge ihres Leibes. Die warmen Fettlappen drücken sich von allen Seiten an mich, pressen sich auch an mein Gesicht. Ich versuche nach Luft zu schnappen. Vergeblich.

 

Huhu ;)

ich bin neu hier. Ich habe hier schon viele Geschichten gelesen, habe mich aber erst heute angemeldet.
Ich hoffe auf viel Kritik! Deshalb bin ich ja hier. :)
Falls meine Geschichte in dieser Sparte nicht richtig sein sollte, bitte ich um Nachsicht. Aber in einem anderen Bereich fand ich sie noch unpassender.
Also, bitte schmettert mir ohne Rücksicht entgegen, was ihr von meiner Geschichte denkt, was es zu kritisieren gibt und wie ihr sie versteht.

Vielen Dank! :)

Liebe Grüße, Lona

 

Grüß dich, Lona!

Es ist eigentlich alles da: Zwei Personen, ein Konflikt, eine Eskalation, und trotzdem mag es mich nicht begeistert. Der Grund ist das Warum. Warum passiert das alles? Warum zum Henker geht sie zur Mutter und putzt dort?

Diese Geschichte begibt sich ja in einen Winkel menschlicher Beziehungen, der nicht von jedem wahrgenommen wird. Es ist deshalb nicht leicht, sich deine Protagonistin vorzustellen. Jemand, der nicht selber in so einer Situation ist, wird sich beim Lesen darum fragen: Warum machst du das, wenn es schlecht für dich ist? Warum lässt du dich von deiner Mutter quälen?

Und das ist der Knackpunkt, weshalb die Geschichte nicht so gut ist, wie sie hätte sein können, weil man als Leser keinen Zugang bekommt, weil es nicht nachvollziehbar ist.

Versuche, dem Leser deutlich zu machen, WARUM sie ihrer Mutter hilft. Der Satz "Es ist ja meine Mutter", der reicht nicht aus. Versuche, den Leser so weit mit einzubeziehen, dass er selber denkt: Sie kann nicht anders. Sie muss zu ihrer Mutter. Denn jede Entscheidung, die dein Protagonis macht, muss für den Leser nachvollziehbar und begründet sein. Wenn die Braut sich nach der Hochzeitsnacht von der Brücke schmeißt, obwohl alles toll war, wir der Leser denken: Hä? Wenn aber klar wird, dass die Braut eigentlich Lesbe ist, dass sie nur geheiratet hat, weil sie sonst aus dem Familienclan ausgeschlossen wurde, dass sie sich auf die Ehe eingelassen hat, weil sie sonst enterbt worden wäre, dass man auf sie gespuckt hätte, dass sie aber nach dem ersten Sex in der Hochzeitsnacht der Ekel gepackt hat vor der körperlichen Liebe mit einem Mann - ja dann kann der Leser verstehen, dass sie sich umbringen möchte. Weil es der letzte Weg ist.

In der Geschichte, die du erzählst, musst du also noch vor dem Konflikt ganz klar zeichnen, dass die Tochter abhängig von ihrer Mutter ist. Du musst die Gründe aufzeigen, warum sie nicht einfach weglaufen kann. Denn das wäre ja die erste Reaktion: Weglaufen, sich Hilfe holen, was auch immer. Es muss einen Grund geben, warum sie das nicht tut. Und der fehlt in der Geschichte.

Das Ende fand ich übertrieben. Da sind die Pferde mit dir durchgegangen. Es wirkt auf mich, als hättest du Chili in den Apfelstrudel getan, damit er nur ja einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Und ich denke, dass du das getan hast, weil du auf jeden Fall eine Reaktion beim Leser erzeugen wolltest, du warst dir aber nicht sicher, ob die restliche Geschichte stark genug dafür ist. Da knacken Knochen, und am Ende stirbt sie vielleicht sogar.

Das ist nicht nötig. Die Gänsehaut kommt nicht mit den brechenden Knochen, sondern dann, wenn man mit dem Protagonisten die ausweglose Situation erlebt, und das passiert, wenn du dem Anfang die eben diese Ausweglosigkeit klarmachst. Und dann reicht es völlig, wenn du sie nur einen Fettfleck vom Boden putzen lässt, egal womit. Die Demütigung wäre dann schon spürbar.

Sprachlich hast du ein paar Hülsen drin. Worte, die leer sind. Manches kann man streichen.

Keiner der etlichen Ärzte hat trotz vielfacher Untersuchungen die Ursache für mein kontinuierliches Abmagern ergründen können.

Raus damit.

Seit ihrem Herzinfarkt fordert sie noch mehr Hilfe von mir ein, ungeachtet dessen, dass ich auch ein eigenes Leben führe. Aber ich kann nicht nein sagen, sie ist schließlich meine Mutter.

Das ist zu wenig. Warum kann sie nicht nein sagen?

Ich nehme die nächste Straßenbahn, die hoffnungslos überfüllt ist. Fremde Menschen drücken sich von allen Seiten an mich, ich versuche möglichst viel Abstand zu gewinnen. Der Geruch von Schweiß und verschiedenen Sorten stechenden Parfums dringt in meine Nase. Es fällt mir schwer zu atmen bei der feuchtwarmen, übel riechenden Luft und der übertriebenen Nähe unbekannter Personen. Eine Fahrkartenkontrolle unter diesen Umständen ist unwahrscheinlich. Ich stemple dennoch meine Fahrkarte. Zu groß ist meine Angst, dass ein Kontrolleur mich maßregeln könnte.
Von der Haltestelle bis zu meiner Mutter sind es knappe zehn Minuten Fußweg. Ich genieße die kühle Luft nach der erstickenden Enge der Straßenbahn, die mir die Luftröhre zuschnürte. Der frostige Wind betäubt mein nacktes Gesicht und die ungeschützten Hände. Es ist ein angenehmes Gefühl, wie die Kälte ein Kribbeln durch meinen ganzen Körper fließen lässt. Ich atme tief ein und spüre, wie die prickelnde Kühle mein Innerstes durchdringt. Ich lockere meinen Schal und fühle mich für wenige Augenblicke angenehm verloren im eisigen Wind.

Ich würde diesen ganzen Absatz hier extrem kürzen. Dass sie Angst hat vor Menschen kann man in zwei, drei Sätzen sagen. Dass es kalt ist, finde ich für die Geschichte nicht relevant.

„Sieh dich an! Jedes Mal, wenn ich dich sehe, siehst du dürrer und armseliger aus. Du bist 23 Jahre und nicht in der Lage, dich vernünftig zu ernähren. Ein blasses Klappergestell, das sich noch dazu kleidet wie eine Obdachlose. Was meinst du, was die Ärzte eigentlich bei dir finden sollen?“
Sie lachte gehässig auf.
„Kein Arzt kann dir eine erklärende Krankheit liefern für dein Versagen. Selbst in rein elementaren Fähigkeiten wie der Nahrungsaufnahme versagst du. Du kommst einfach nicht zurecht im Leben. Hör auf, dir Krankheiten auszudenken, um deine eigene Unfähigkeit zu entschuldigen.“

Der Absatz da bei "Kein Arzt" - da dachte ich zuerst, die Tochter würde sprechen. Mach den da raus, also den Absatz. Dann wird klarer, dass die Mutter weiterspricht.

„Nicht damit“, grinst sie mich diabolisch an. Sie reicht mir eine Zahnbürste. Ich reibe mir beim Kriechen durch die Wohnung die Knie wund. Ich schrubbe gründlich jeden Zentimeter des Bodens unter den strengen Blicken meiner dickwanstigen Mutter.

Ja - toll. Das ist der Punkt, an dem ich mich frage: Warum tut sie das? Warum sagt sie der Mutter nicht einfach: Fahr zur Hölle mit deiner Bürste?

Und damit kann ich dann hierbei:

Meine verdorrten, rissigen Lippen formen lautlos die Worte „Ich kann nicht mehr.“

... auch kein Mitleid empfinden.

Ich versuche nach Luft zu schnappen. Vergeblich.

Und das am Ende lässt mich mit der Frage zurück: Wenn sie tot ist, wer erzählt dann die Geschichte?

Das wird schon. Auch wenn das hier jetzt recht negativ geklungen hat, an der Geschichte ist nichts verloren. Das ist ein spannendes Thema, aber auch kein leichtes, diese Abhängigkeit. Ich würde auf jeden Fall an der Geschichte arbeiten und die Personen deutlicher zeichnen, damit sie nicht so stereotyp rüberkommen. Denen fehlt Tiefe, aber die kann man mit ein paar Sätzen gut erzeugen. Die Mutter zum Beispiel, wie ist die so geworden? Man kommt nicht als Monster zur Welt. Warum hasst sie ihre Tochter?

Willkommen hier bei uns. :)

yours

 

Hallo yours,

einen großen Dank für deine ausführliche Kritik. Das nenne ich mal konstruktive Kritik! :)
Bei einigen Punkten hast du vollkommen recht. Sprachliche Holperer z.B., die einem selbst gar nicht so auffallen. Das werde ich ändern. (kann man das im geposteten Text hier nicht mehr nachträglich ändern?)

Der Grund ist das Warum. Warum passiert das alles? Warum zum Henker geht sie zur Mutter und putzt dort? (...) Versuche, dem Leser deutlich zu machen, WARUM sie ihrer Mutter hilft. Der Satz "Es ist ja meine Mutter", der reicht nicht aus. Versuche, den Leser so weit mit einzubeziehen, dass er selber denkt: Sie kann nicht anders. Sie muss zu ihrer Mutter. Denn jede Entscheidung, die dein Protagonis macht, muss für den Leser nachvollziehbar und begründet sein.
Ich weiß nicht recht, wie ich das beschreiben soll, was ich meine... Ich versuche es einfach einmal: Es gibt keinen Grund. Zumindest keinen rationalen. Es geht um die familiäre Abhängigkeit. Erst "saugt" die Tochter die Mutter aus, dann "saugt" die Mutter die Tochter aus. Ein Wechselspiel der Abhängigkeiten. Es gibt keine Begründung. Höchstens die des Blutbandes.
Abgesehen davon, war es keineswegs meine Absicht, dass sich der/die LeserIn mit der Protagonistin identifizieren kann. Es ist Quatsch, was sie da tut. Sie sagt nicht nein, sagt nicht, dass es genug sei, sondern lässt sich solange in alles hineinziehen, bis es letztendlich zu spät ist, um noch handeln zu können. Eine Opferrolle also. Das sollte auch verdeutlicht werden durch das Straßenbahnszenario. Es ist drückend, eng; sie stempelt trotzdem die Fahrkarte, da sie Angst vor den Kontrolleuren hat. Wenn ich so darüber nachdenke, hätte ich das vielleicht mehr verdeutlichen können. Dass sie sich nicht wehrt gegen Autoriäten und Anweisungen (auch die ihrer Mutter) und sich somit hineinreitet in ihr Unglück.

Warum machst du das, wenn es schlecht für dich ist? Warum lässt du dich von deiner Mutter quälen?
Dass diese Fragen bei dir aufgekommen sind, zeigt, dass meine 'Botschaft' schon annähernd angekommen ist. ;) Dieses Fügen, bis man selbst untergeht. Sich aufopfern, obwohl es jeglicher Logik widerspricht.

Eine Idee, wie ich das Unlogische an der ganzen Sache deutlicher machen kann? Dass es keinen Grund gibt. Zumindest keinen anderen, als die Verwandtschaftsverhältnisse.

Zu der Straßenbahnsituation und der Kälte danach muss ich noch etwas sagen: Diese sind vielleicht etwas übertrieben ausgeschmückt, aber ich finde sie dennoch wichtig. In der Straßenbahn ist es eng und stickig - dann noch das mit den Kontrolleuren, finde ich sehr wichtig - das gibt einen Vorgeschmack auf das, was passieren wird. In der warmen Enge erdrückt werden.
Die Kälte ist das Gegenspiel dazu. Luft, Freiheit, Leichtigkeit.
Ich wollte aufzeigen, wie die Protagonistin das genießt, bevor sie hineingestoßen wird in ihr warmes, stickiges 'Schicksal' (das sie sich selbst zuzuschreiben hat).
Ich werde trotzdem schauen, ob ich noch etwas kürzen kann.

Und das am Ende lässt mich mit der Frage zurück: Wenn sie tot ist, wer erzählt dann die Geschichte?
Ich habe es absichtlich in Gegenwart geschrieben aus diesem Grund. In Vergangenheit könnte sie es ja nicht mehr erzählen. Aber in der Gegenwart passiert ja alles unmittelbar. Oder hätte ich in "sie"-Form schreiben sollen?

Die Mutter zum Beispiel, wie ist die so geworden? Man kommt nicht als Monster zur Welt. Warum hasst sie ihre Tochter?
Du hast Recht, an der Mutter könnte man mehr arbeiten...

So, ich wiederhole es nochmals: Vielen herzlichen Dank für deine Kritik!

Liebe Grüße, Lona

 

Hallo Lona!

Das werde ich ändern. (kann man das im geposteten Text hier nicht mehr nachträglich ändern?)

Doch, kann man - da gibts einen "Bearbeiten" Knopf drunter. Der sollte da zumindest sein.

Ich versuche es einfach einmal: Es gibt keinen Grund. Zumindest keinen rationalen. Es geht um die familiäre Abhängigkeit. Erst "saugt" die Tochter die Mutter aus, dann "saugt" die Mutter die Tochter aus. Ein Wechselspiel der Abhängigkeiten. Es gibt keine Begründung. Höchstens die des Blutbandes.

Es gibt immer einen Grund. Und du schreibst ja: Es geht um die familiäre Abhängigkeit. Aber wie kommt die zustande? Würdest du für deine Mutter mit einer Zahnbürste den Boden putzen? Wenn ja, warum? Wenn nein, unter welchen Umständen würdest du es tun? Das ist wichtig für die Geschichte, damit werden die Personen plastisch. Man versteht, warum sie dies und jenes tun.

Eine Person, die sich einfach so ein Messer in den Bauch rammt, ist merkwürdig oder vielleicht noch komisch. Aber tragisch ist es nicht. Zumindest nicht, wenn man keine Ahnung hat, warum sie das macht.

Abgesehen davon, war es keineswegs meine Absicht, dass sich der/die LeserIn mit der Protagonistin identifizieren kann. Es ist Quatsch, was sie da tut. Sie sagt nicht nein, sagt nicht, dass es genug sei, sondern lässt sich solange in alles hineinziehen, bis es letztendlich zu spät ist, um noch handeln zu können. Eine Opferrolle also.

Ja, nur reicht es nicht, einfach zu sagen: Das ist ein Opfer. Weil, wodurch wird es zum Opfer? Und mit "Identifizieren" meine ich nicht, sagen zu können, ah, das kenne ich von mir auch. Sondern nur, dass man nachvollziehen kann, warum die Person dies und jenes macht.

Zu sagen, es sei Quatsch, ist platt. Sie hat ihre Gründe dafür. Stell sie dir vor, diese junge Frau, Anfang zwanzig. Stell dir vor, sie würde vor dir sitzen, vielleicht raucht sie eine, vielleicht sieht sie aus dem Fenster mit ihrem blassen, knochigen Gesicht. Vielleicht bist du ihre Freundin und machst dir Sorgen. Und wenn du sie fragst: Warum tust du all das für deine Mutter? Was würde sie dir sagen? Würde sie wirklich sagen: Ich tu das nur, weil es eben meine Mutter ist! Und selbst wenn sie das sagen würde, würdest du ihr das glauben? Meine Mutter sagt, ich soll mich umbringen, also mach ich das. Weil immerhin sagt Mutter das, da muss ich das schon tun.

So gesehen muss ich denken, dass die Tochter wirklich verrückt ist. Und die Mutter auch. Aber eine Geschichte über zwei Verrückte zu lesen ist langweilig. Wolltest du das wirklich?

Dass sie sich nicht wehrt gegen Autoriäten und Anweisungen (auch die ihrer Mutter) und sich somit hineinreitet in ihr Unglück.

Ja - aber warum wehrt sie sich nicht?

Eine Idee, wie ich das Unlogische an der ganzen Sache deutlicher machen kann? Dass es keinen Grund gibt. Zumindest keinen anderen, als die Verwandtschaftsverhältnisse.

Ja. Lass sie am Anfang verrückt kichernd Überraschungseierfigürchen miteinander Krieg spielen lassen. Zeige, dass sie plemplem ist. Dann fragt man sich als Leser nicht mehr, ob das wirklich okay ist, was sie da tut. Dann ist sie einfach verrückt, dann versucht man nicht mehr, sie als Mensch zu sehen.

Allerdings würde ich die Geschichte dann nicht mehr lesen. :)

Bis bald,

yours

 

Ich habe den Bearbeiten-Knopf nun gefunden. :)
Ich habe jetzt noch einiges hinzugefügt und nun weigere ich mich, noch mehr Erklärungen abzugeben. :D

 

Hallo Lona,

nun hast du, bildlich gesprochen, stärker aufgedrückt. Du malst jetzt fettere Linien, aber die sind noch immer an der verkehrten Stelle. Meiner Meinung nach.

Dreimal Brot ist immernoch Brot. Solange ich denke: Mädchen, warum tust du nicht einfach was dagegen? Solange funktionieren die Geschichte bei mir nicht.

Wie auch immer, vielleicht sehen andere Leute das ja anders :)

Bis bald,

yours

 

Dreimal Brot ist immernoch Brot. Solange ich denke: Mädchen, warum tust du nicht einfach was dagegen? Solange funktionieren die Geschichte bei mir nicht.
Ich glaube, wir werden uns da nicht einig :D
In meinen Augen funktioniert DIESE Geschichte nicht mehr, sobald du nachvollziehen kannst, warum sie nichts dagegen tut.
Wie auch immer. Ich freue mich dennoch ehrlich über deine Kritik! Sie hat mir sehr geholfen.

Ich hoffe, dass sich noch andere Menschen hier zu Wort melden und ihre Meinung ausdrücken. Je mehr Meinungen/Kritik, desto besser. ;)

 

Hallo Lona

Das Thema, scheint mir, hat einen berechtigten Stellenwert, es zeichnet Charakteren, die es durchaus in annähernden Ausbildungen geben kann. Die Überzeichnungen – denke ich – sind gewollt. Teilweise dünken sie mich jedoch etwas stark aufgetragen und wiederholend. Das Lesen erweckte mir den Eindruck, einen willkürlichen Ausschnitt aus einer Biografie einzusehen. Mit einer Verdichtung der beschriebenen Personen und Handlungen, sowie einem pointierter hervorgehobenen Schluss, könnte es meines Erachtens an Raffinesse gewinnen. – Letztlich ist es aber wohl immer subjektiv, wie ein Autor seine Geschichte sieht. Der Leser zieht daraus wiederum eigene Assoziationen. Und wenn die Geschichte treffend ist, wird der Inhalt zu einer Analogie.

Übrigens waren im antiken Rom Kinder von Rechts wegen, lebenslang den Eltern untertan.

Gruss
Anakreon

 

Hallo Anakreon,

auch dir danke für deinen Beitrag. Aber ich muss gestehen, dass ich nicht so ganz verstehe, was du geschrieben hast. :confused:

Mit einer Verdichtung der beschriebenen Personen und Handlungen, sowie einem pointierter hervorgehobenen Schluss, könnte es meines Erachtens an Raffinesse gewinnen.
Was genau meinst du mit Verdichtung? Und was verstehst du unter pointiert hervorgehoben?
Tut mir leid, dass ich da gedanklich leider nicht mitkomme...:sad:

Charakteren, die es durchaus in annähernden Ausbildungen geben kann. Die Überzeichnungen – denke ich – sind gewollt. Teilweise dünken sie mich jedoch etwas stark aufgetragen und wiederholend.
Stark aufgetragen ja. Inwiefern findest du sie wiederholend?

Ich hoffe, du kannst etwas Licht ins Dunkle meines Kopfes bringen. :shy:

Gruß, Lona

 

Hallo Maria,

ich weiß nicht, ob du das hier noch lesen wirst, aber ich antworte dir einfach mal.
Erst einmal vielen Dank auch für deinen Eindruck!

Du hast tatsächlich Recht, dass da ein Riss in der Logik ist. Das fällt mir erst jetzt auf, wo du es schreibst. Die Mutter redet wahrlich nicht ungebildet. Das passt einfach nicht. Ich habe es erst nachträglich eingefügt, aber jetzt merke ich: das muss raus. Oder irgendwie anders formuliert werden.

Die Mutter ist schon sehr überspitzt, da stimme ich dir zu. Aber warum auch nicht? Manche Eltern schlagen oder missbrauchen ihre Kinder, das finde ich auch sehr diabolisch. Manche missbrauchen ihre Kinder eben psychisch, so wie in dieser KG. Ich lese hier schon länger mit, gerade im Horrorbereich. Und diabolischen Bösewichten mangelt es vielen Kurzgeschichten wahrlich nicht. :D

Ja, das Ganze ist total abstrus. v.a. das Ende. Aber gerade deshalb habe ich die Geschichte ja in die Rubrik Seltsam gestellt. Ansonsten wäre es wohl besser in Gesellschaft oder Alltag aufgehoben.
Ich hatte nicht vor, irgendjemanden nachzuahmen, aber beim Schreiben musste ich unweigerlich an Kafkas "Das Urteil" denken. Ich weiß nicht, ob du das kennst, aber das ist mindestens genauso abstrus.

Das Ende verstehe ich auch nicht ganz. Bringt die Mutter jetzt die Tochter um? Oder drückt sie sie als eine Art Folter gegen ihre Brust? Wenn die KG in der Rubrik Horror wäre, würde ich glauben, dass die Mutter sie frisst =D
Das mit dem Fressen ist gar nicht so falsch. Ich habe versucht rüberzubringen, dass der Tochter quasi alles Leben ausgesaugt wird. Alles in ihr löst sich auf und dabei ist das Schlürfen der Mutter zu hören.
Es ist die logische Konsequenz. Die Tochter magert immer weiter ab, je mehr ihre Mutter von ihr fordert. Am Ende geschieht dieses Aussaugen eben auch körperlich.

die Mutter ist eine Hexe aus einem Märchenbuch, die Tochter eine unschuldige Sklavin
Das kannst du vllt. sogar so sehen. Wobei ich nicht finde, dass die Tochter unschuldig ist. Sie hätte sich gegen alles wehren können. Nur eben dann nicht mehr, als es schon zu spät war. Eine Hexe ist die Mutter vllt. insofern, dass sie der Tochter den Familienzusammenhalt anerzogen hat. Das entspricht schon ein wenig der Verzauberung.

Na ja, ich denke, man sollte meine KG einfach nicht zu sehr wörtlich nehmen. Eher als eine Fabel ohne Tiere :D

 

Hallo Lona

Mehr zufällig habe ich nochmals in Deine Geschichte geschaut und Deine Rückfrage gesehen. Entschuldige bitte, wenn mein Kommentar Fragezeichen auslöste. Nachfolgend nochmals den Kernsatz mit andern Worten. Vorauszuschicken ist, dass ich dies als Leser und nicht als Kritiker formuliere. Letzteres bin ich nicht.

Die Kontrastierung der Extreme von Magersucht und Fettsucht scheint mir eine gelungene Idee. Die Ursachen ergeben sich zwischen den Zeilen. Der massige Leib der Mutter ist dann jedoch gegen ein Dutzend Mal in Worten gegenwärtig, so dass es auf mich wiederholend wirkt. Ich könnte mir denken, ein einmaliger, präziser Beschrieb ihrer Figur hätte eine nachhaltige Wirkung, und dieser Aspekt müsste dann nur noch in Andeutungen auftreten. In der Schlussszene, das Erdrückende dann symbolisch aber voll zum tragen bringend.

Auch Kürzungen sind mir denkbar, beispielsweise: „Ich nehme die Strassenbahn …“. Direkter wäre es: „Die Strassenbahn ist überfüllt.“ Eine Kurzgeschichte muss keine chronologisch lückenlose Geschichte sein, darf die Fantasie der Leser herausfordern, Auslassungen sich aus dem Geschehen selbst auszumalen.

Eher ungewöhnlich ist die Ich-Form der Tochter-Figur, was einen autobiografischen Abriss assoziiert.

Gruss
Anakreon

 

ich finde, dass du nicht gleich die Mutter in eine dumme Kuh verwandeln musst. Der eine Satz am Anfang könnte raus und dann würdest du an den Texten der Mutter nicht viel ändern müssen. Ist aber deine Entscheidung.
Ich bin ja nochmal drüber gegangen und habe diesen einen Satz jetzt auch raus. Danke für den Hinweis nochmal! Manchmal ist man selbst einfach ein bisschen "betriebsblind" und merkt sowas gar nicht. :)

@Anakreon: Ich weiß nicht, ob du das jetzt noch liest. Jedenfalls habe ich diesmal verstanden, was du meinst. Danke für die erneute Erläuterung! ;)

 

Hallo Lona,

Den Schluss finde ich echt genial und da habe ich mir gedacht warum fängst du nicht damit an?

Und dann Cut Rückblende.

Und während das magersüchtige Mädchen auf seinem Weg zur Mutter ist, würde ich versuchen mehr zu zeigen als zu erzählen um den Figuren mehr Raum zu geben. Dabei würde ich auch darauf achten weniger negativ besetzte Worte für die Eigenschaften der Figuren zu benutzen.

Die Straßenbahn ist hoffnungslos überfüllt. Fremde Menschen drücken sich von allen Seiten an mich. Der Geruch von Schweiß und verschiedenen Sorten stechenden Parfums dringt in meine Nase. Es fällt mir schwer zu atmen bei der feuchtwarmen, übel riechenden Luft und der übertriebenen Nähe unbekannter Personen. Eine Fahrkartenkontrolle unter diesen Umständen ist unwahrscheinlich. Ich stemple dennoch meine Fahrkarte. Zu groß ist meine Angst, dass ein Kontrolleur mich maßregeln könnte.
Die Straßenbahn ist hoffnungslos überfüllt. Fremde Menschen drücken sich von allen Seiten an mich. Der Geruch von Schweiß und verschiedenen Sorten stechenden Parfums dringt in meine Nase. Mein Hals schnürt zu und ich atme nur noch ganz flach. Auf meiner Stirn sammeln sich ebenfalls die Schweißperlen und obwohl eine Fahrkartenkontrolle unter diesen Umständen unwahrscheinlich ist zwänge ich mich durch, um die Fahrkarte abzustempeln. Danach beruhigt sich mein Herzschlag ein wenig.


Mit einem Fingerzeig macht mir meine Mutter deutlich, dass sie das Fenster geschlossen halten möchte. Sie weist mich an, die Wohnung zu putzen. Ich hole mir den Eimer mit Wasser und einen Lappen.

Meine Mutters Stirn legt sich in Falten, als ich für Frischluft sorgen will und das Fenster öffne. Sofort verriegele ich es wieder und frage stattdessen nach ihren Wünschen. Zu schwach um sprechen zu können, zeigt sie mit dem blaurot angeschwollenen Finger auf den verdreckten Fußboden. Ich hole mir den Eimer mit Wasser und einen Lappen.


LG
GD

 

Hallo goldene Dame,

netter Nickname ;)

Den Schluss finde ich echt genial
Damit stehst du aber bisher ziemlich alleine da :D

warum fängst du nicht damit an?
Und dann Cut Rückblende.
Hm, das fände ich seltsam...
Dann wäre das Ende ja schon von vorneherein klar. Und für mich funktioniert die Geschichte dadurch, dass sie eben auf ein immer absurderes Ende zusteuert. Wenn das aber schon am Anfang kommt, ist da irgendwie die Luft raus. Kann es nicht genauer beschreiben. Ist einfach meine Sicht der Dinge.

Deine Anmerkungen zu den Textstellen finde ich sehr hilfreich, danke! Vor allem das mit dem Fahrkartestempeln. Ich gucke mal, was sich daraus machen lässt.

Viele Grüße, Lona

 

Hi Lona,


Ja, dieser Text ist wirklich anders, als das Reisebüro. Auch hier zeigt sich zwar wieder eine absurde Grundsituation, aber du schilderst sie diesmal nicht humorvoll, sondern bösartig. Und auch diese Variante hat mir gefallen.

Daß du keinen besonderen Auslöser für das Verhalten der Protagonisten lieferst, finde ich nicht schlimm, eher im Gegenteil. Es passt meiner Meinung nach zur absurden Situation, daß sie sich nicht so wirklich bewusst ist, warum sie mit einer Zahnbürste den Boden schrubbt.
Zudem gibt es ja eigentlich einen Grund - sie wurde halt so erzogen und kennt es nicht anders. Und wenn man sein ganzes Leben von der eigenen Mutter wie Abfall behandelt wird, dann beginnt man vermutlich irgendwann einfach, sich zu fügen, stumpft ab und akzeptiert es. Ich glaube auch, zuviel Erklärung hat dieser Text nicht nötig, weil es vor allem um die Schilderung der Situation geht.

Die Pointe ist mutig (weil eben komplett überzeichnet), hat mir aber (vielleicht gerade deshalb) gefallen. Wobei ich mir am Ende nicht ganz sicher bin, ob die Mutter sie jetzt ausgesaugt oder komplett absorbiert hat (oder beides), was aber keine Rolle spielt eigentlich.

Noch vor Sonnenaufgang muss ich aufstehen. Es fällt mir sehr schwer, aus dem Bett zu kommen. Mühsam schleppe ich mich ins Badezimmer. Der Blick auf die Waage verrät eine erneute Differenz von zwei Kilogramm. Der Gewichtsverlust scheint immer rasanter voranzuschreiten. Keiner der Ärzte hat bisher die Ursache für mein kontinuierliches Abmagern ergründen können.
Durch die vielen kurzen Hauptsätze erzeugst du zwar einen hübschen Sprechrhythmus (Absicht?), aber ich würde hier vielleicht ein wenig mehr im Satzbau variieren - einfach, um ein wenig mehr Abwechslung reinzubringen.
Wie einen umgekippten Sack Reis mit dem Gewicht eines Diplodocus begrüße ich sie mit einem Kuss auf ihre aufgedunsene Wange.
Der Diplodocusreissack ist super, aber ich finde den Vergleich an dieser Stelle irgendwie nicht so passend, habe ich doch nie einen Sack Reis geküsst. Würde ich vielleicht an anderer Stelle einbauen. ZB hier: "Sie liegt in ihrem Doppelbett, das sie ganz alleine ausfüllt - wie ein Sack Reis..."
Bis sich mein Körper endlich gegen deine Gift spuckende Existenz gewehrt hat und sich Deiner entledigen wollte.
Oha... die Beleidigung ist schön bösartig, aber ich finde, die Formulierung passt nicht so wirklich. Du hast die Mutter bisher nicht so beschrieben, als würde sie sich in einer Schimpftirade wirklich so gewählt und beinahe literarisch ausdrücken. Vor allem, weil sie sonst Worte wie "Fressen" und "vollgeschissen" benutzt.

 

Hallo Gnoebel,

danke für deine Kritik!

wenn man sein ganzes Leben von der eigenen Mutter wie Abfall behandelt wird, dann beginnt man vermutlich irgendwann einfach, sich zu fügen, stumpft ab und akzeptiert es. Ich glaube auch, zuviel Erklärung hat dieser Text nicht nötig, weil es vor allem um die Schilderung der Situation geht.
Ja, genau. Ähnlich wie bei Andorra von Max Frisch, falls du das kennst.

Durch die vielen kurzen Hauptsätze erzeugst du zwar einen hübschen Sprechrhythmus (Absicht?), aber ich würde hier vielleicht ein wenig mehr im Satzbau variieren - einfach, um ein wenig mehr Abwechslung reinzubringen.
Meinst du damit, dass ich "blumiger" schreiben soll? vllt. weniger abgehackt? Ab und zu mal ein paar mehr Nebensätze oder wie kann ich das verstehen?

Der Diplodocusreissack ist super, aber ich finde den Vergleich an dieser Stelle irgendwie nicht so passend, habe ich doch nie einen Sack Reis geküsst. Würde ich vielleicht an anderer Stelle einbauen. ZB hier: "Sie liegt in ihrem Doppelbett, das sie ganz alleine ausfüllt - wie ein Sack Reis..."
Hihi, jetzt wo du es sagst. Das ist tatsächlich eine eigenartige Formulierung :D

Oha... die Beleidigung ist schön bösartig, aber ich finde, die Formulierung passt nicht so wirklich. Du hast die Mutter bisher nicht so beschrieben, als würde sie sich in einer Schimpftirade wirklich so gewählt und beinahe literarisch ausdrücken. Vor allem, weil sie sonst Worte wie "Fressen" und "vollgeschissen" benutzt
Hm... Ich werde nochmal drüber schauen....

Danke nochmals!

Viele Grüße, Lona

 

Hallo Lona,

Vorab eine Bemerkung zur Perspektive: Ich glaube in der dritten PErson wäre es besser gewesen (eine Forderung die immer wieder an junge AUtoren kommt und ich kann von mir selbst sagen, dass ich keine gute Geschichte in der ersten Person zusammengebracht habe...)
Ansonsten fängt mir die Geschichte zu behäbig an. Der Konflikt mit ihrer Mutter, und der ist toll, sollte schon in den ersten Sätzen angedeutet werden, um den Leser bei der Stange zu halten

Die Frühstücks-Haferflocken gleiten nur sehr schwer meine Kehle herunter
ich glaube schwer gleiten geht schlecht. schwer fällt ihr vermutlich das Essen und Schlucken
Ich bin froh der erstickenden Enge der Straßenbahn, die mir die Luftröhre zuschnürte,
der zweite Teil ist redundant
Wie ein umgekippter Sack Reis mit dem Gewicht eines Diplodocus liegt meine Mutter in ihrem Doppelbett,
Ich weiß nicht, wieviele PErsonen einen Diplodocolus kennen. Besser Dinosaurier oder Brontosaurus, weil der Diplodocolus sieht gegen den Brontosaurus verhältnismäßig schlang aus ;)
Kein Arzt kann dir eine erklärende Krankheit liefern für dein Versagen. Selbst in rein elementaren Fähigkeiten wie der Nahrungsaufnahme versagst du. Du kommst einfach nicht zurecht im Leben
das klingt zu umständlich und daher für die Rede der Mutter zu unglaubwüridig. Normalerweise sagt sie nur sehr wenige Sätze, weil das meiste ohnehin bekannt ist.
Als ich dich unter folternden Schmerzen
weglassen, weil es komisch klingt ...

Lg
Bernhard

 

Hallo Bernhard,

danke dir für deinen Kommentar!
Ich lege gleich mal los :D

Ich glaube in der dritten PErson wäre es besser gewesen
Ja, ich finde die erste Person auch nicht gerade optimal. ABER: ich hätte der Prot. einen Namen geben müssen und das wollte ich nicht. Sie sollte einfach namenlos bleiben, nichts sagen und irgendwie einfach 'durchsichtig' sein.
Ohne Namen wäre es sehr verwirrend gewesen. Dann hätte ich immer "die Tochter" und "die Mutter" schreiben müssen. Das wäre genauso blöd gewesen.
Das Ganze ist irgendwie ein kleines Dilemma. Ich weiß da auch keine bessere Lösung, als die ich-Form.

ich glaube schwer gleiten geht schlecht. schwer fällt ihr vermutlich das Essen und Schlucken
Na ja, ich meinte, die Dinger gehen eben schwer runter. Ist gleiten wirklich so doof? Ich schau nochmal...

Ich weiß nicht, wieviele PErsonen einen Diplodocolus kennen. Besser Dinosaurier oder Brontosaurus, weil der Diplodocolus sieht gegen den Brontosaurus verhältnismäßig schlang aus
Hm, also mir persönlich ist der Diplodocus bekannter, als der Brontosaurus. Aber stimmt schon, Brontosaurus klingt auch schon nach Saurier. Und das mit dem Gewicht, nun ja, ein Diplodocus wiegt auch schon einiges, würde ich sagen. :D

das klingt zu umständlich und daher für die Rede der Mutter zu unglaubwüridig. Normalerweise sagt sie nur sehr wenige Sätze, weil das meiste ohnehin bekannt ist.
Gut, es klingt nicht nach Alltagssprache. Aber ich finde es wichtig, dass sie es sagt. Dass die Tochter im Leben versagt in ihren Augen.

Nun gut, ich werde mich bei Gelegenheit mit dem Text nochmal intensivst befassen. Es sind schon einige Stolpersteine drin, merke ich.
Wenn ich nochmal alles gut durchgegangen bin, ändere ich es auch hier.

 

Hy Lona,

obwohl ich mir gewünscht hätte, dass auf die Sache mit der Krankheit nochmal eingegangen wird, finde ich die Geschichte sehr gut. Vor allem der Samen-Vergleich und die Metapher der ausgesaugten Tochter finde ich unheimlich kraftvoll und geschickt aufgebaut.

Grüße
Deschain

 

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