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Neubeginn

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28.10.2010
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Neubeginn

Eigentlich wusste Linda selbst nicht, warum sie es tat, als sie die Internet-Adresse der Partnervermittlung in die Adresszeile ihres Internetdienstes eintippte. Seit Thorstens Unfall waren erst drei Wochen vergangen. Für Linda war es aber, als ob es erst gestern geschehen wäre. Manchmal dachte sie sogar, es war alles nur ein böser Traum und Thorsten würde jeden Moment zur Tür hinein kommen, so als ob der tödliche Unfall nie passiert wäre.
Irgendwie riss Linda der Zettel, den sie in einer Schreibtischschublade fand, aus ihren traurigen Gedanken: “Partneragentur verspricht Hilfe bei schwierigen Fällen – Nur ernsthaft Suchende”. Nun arbeitete Linda sich durch die vielen Fragen der Partnervermittlungsagentur, zum Beispiel: „Was sind Ihre Hobbys“, „Mögen Sie Tiere?“, „Haben Sie Kinder?“, „Welche Musik hören Sie gerne?“. Nach einem Klick auf die 9,90 EUR Anmeldegebühr hieß es, Partnervorschläge würden über Nacht zugestellt.
Sofort nach dem Aufstehen ging Linda wieder an ihren Laptop und tippte erneut die Adresse der Partnervermittlung ein. Sie hatte sich für den Benutzernamen „Ewigkeit“ und das Passwort „Linda-liebt-Thorsten“ entschieden. Ihre Mailbox blinkte mit einer Nachricht: „Sie haben einen Partnervorschlag”, hieß es und schon flimmerte das Profil des Benutzers „Neubeginn“ auf. Er war 27 Jahre alt, also zwei Jahre älter als Linda, groß und schlank, computerbegeistert und sportlich, mit Interesse an Kunst und Literatur. „Genau wie Thorsten!”, dachte Linda noch, als Thorstens Foto auch schon auf dem Bildschirm erschien. Schwindelig und wie benommen las sie den freien Text: „Ich bin ein lebenslustiger 27 Jahre alter Mann, noch in fester Beziehung, aber zu einem Neubeginn entschlossen. Bist du bereit? Dann schreib mir ganz schnell!“. Log-in-Info: “Das letzte Mal eingeloggt vor 21 Tagen”.

 

Hallo Anita,

Vor drei Wochen ist Thorsten gestorben, Linda sucht aber schon als "ernsthaft Suchende" nach einem neuen Partner und findet heraus, dass Thorsten ebenfalls auf der Suche war. Der Clou ist: die Beziehung war gar nicht so glücklich oder stabil, wie Linda vermutlich dachte (immerhin hat sie das Passwort „Linda-liebt-Thorsten“ gewählt).

Was mir gut gefallen hat, war das Auftauchen des Toten im Internet, sein Profil überlebte ihn. Das hat was Gespenstisches, obwohl, oder gerade weil, es wohl beinahe jedem von uns so gehen würde.

Ziemlich langweilig fand ich das Profil von Thorsten, zwei Jahre älter als sie, kunstinteressiert, groß und schlank usw., dass er das so reinschreibt, ok, aber schade, dass er damit die Wahrheit gesagt hat. Wäre glaubwürdiger und einfach interessanter, wenn Linda sich noch denken würde: Na, da hat er seine schiefe Nase aber nicht erwähnt, oder, echt? Kunst? Davon habe ich aber nichts mitbekommen.


Eigentlich wusste Linda selbst nicht, warum sie es tat, als sie die Internet-Adresse der Partnervermittlung in die Adresszeile ihres Internetdienstes eintippte.

Diesen Einstieg finde ich nicht gelungen. Das Klingt entschuldigend, aber unehrlich. Und der Leser fragt sich: Will ich eine Geschichte lesen, in der sich der Erzähler für das unmotivierte Verhalten einer Figur entschuldigt?
Linda wird auf jeden Fall Gründe haben, und wenn es nur die Langeweile ist, 9,99 Euro für so eine Partnervermittlung auszugeben.
Falls du ihr schlechtes Gewissen zeigen möchtest, kannst du z.B. davon schreiben, dass sie gedanklich Entschuldigungen an Thorsten richtet, oder bei dem Gedanken an ihn heiße Schweißausbrüche bekommt und sich am liebsten unter dem Tisch verstecken würde. Das sind aber nur Vorschläge, es gäbe noch sehr viele andere Möglichkeiten.

Echt? Partnervorschläge werden nur nachts zugestellt? Klingt abstrus, aber wer weiß...

Ich hoffe, mein Kommentar hilft dir ein bischen weiter,
schöne Grüße!

 

ich finde die geschichte ist gut gelungen und die überraschung am ende ist wirklich gespenstisch.
dass sein profil immer noch da ist und er sich von ihr trennen wollte ist echt makaber und fies.
aber eine wirklich gute idee :)
ich finde deine schreibart auch sehr angenehm und gut zu lesen ;)
liebe grüße viville

 

Hallo Anita,

die Idee hinter der Geschichte gefällt mir. Umgesetzt finde ich sie aber sehr lieblos. Ich könnte auch behaupten, sie wäre gar nicht umgesetzt. Denn das, was ich hier lese, wirkt wie eine Skizze für eine Geschichte, nicht wie die Geschichte selbst.
Das liegt zum größten Teil daran, weil hier alles beliebig und blass bleibt. Um mit einer Figur fühlen zu können, muss sie dem Leser schon näher gebracht werden. Name und Geschlecht reichen dafür nicht aus.
Ebenso die Beziehung. Da müssen Bilder rein, leben. Entweder ist Linda völlig bescheuert oder wurde bösartig ausgenutzt und reingelegt. Dazwischen gibt es noch eine ganze Fülle an anderen Möglichkeiten. Und genau das wäre spannend zu lesen. Dann könnte man als Leser mitfühlen. Entweder Freude, Häme, Neid, Trauer oderwasauchimmer fühlen. So aber ist das nix. Eben eine Reißbrettskizze, aus der was werden könnte, wenn man sich in die Tiefe bewegt.
ALso: MAch was draus! :)

grüßlichst
weltenläufer

 

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