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Neues Leben

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14.01.2002
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Neues Leben

Aus der Sicht einer Frau:
Eigentlich verlief mein bisheriges Leben recht durchschnittlich, bis ich eines Tages...

...ihn traf.
Alles begann an einem schönen, warmen Junimorgen vor einigen Jahren. Wie jeden Tag schlenderte ich von meiner zentral gelegenen Wohnung aus durch die Innenstadt zu meiner damaligen Arbeitsstelle. Zusätzlich zu dem Nachhilfeunterricht in Musik und Deutsch, den ich nebenbei gab, arbeitete ich hauptberuflich als Verkäuferin in der CD-Abteilung eines großen Kaufhauses. An jenem Tag trug ich ein hellblauen Spaghettiträgertop und einen knielangen schwarzen Faltenrock. Mittags war es in diesem Sommer immer so brüllend heiß, das alles andere unerträglich gewesen wäre. Auf halbem Weg stattete ich einer Freundin, die eine Bäckerei betrieb, einen Besuch ab und kaufte mir ein Brötchen für unterwegs. An der Kasse stand ein junger, gutaussehender Mann sportlicher Statur mit kastanienbraunen Augen, blondiertem Haar und haselnussbrauner Haut hinter mir. Als ich auf mein Brötchen wartete wechselten wir ein paar belanglose Worte über das warme, ja fast zu warme Wetter und verabschiedeten uns. „Das sollte es gewesen sein?“ dachte ich bei mir als ich weiterging. Da treffe ich einmal einen Traummann, an dem mich mehr, als nur sein Äußeres gereizt hat und was mache ich ? Ich rede über das Wetter. Ich meine, hey, der Kerl hat doch wohl eindeutig mit mir geflirtet.
Sein Körper hätte problemlos mit denen der Chippendales konkurrieren können, aber das war es nicht, was mich verzaubert hatte. Das war es nicht, was mich in den Bann gezogen hatte. Er hatte etwas, etwas Besonderes, das gewisse Etwas. Aber nicht, wie es nur jeder Tausendste hat, sondern, wie es nur einer auf der ganzen Welt hat. Ich empfand ein unbeschreibliches Gefühl, das eine Intensität besaß, wie ich es nie erwartet hätte. Das Gefühl überwältigte mich. Obwohl er ein Fremder war, obwohl wir nur wenige Worte gewechselt hatten, wusste ich, dass er es war. Der eine Mann, von dem ich mein Leben lang geträumt hatte und doch nie daran gedacht hatte ihn jemals zu treffen. Es war nur eine fiktive, utopische Figur; wie aus einem Märchen. Noch eine Woche zuvor hatte ich meiner besten Freundin gesagt, dass sie ihren Ex-Freund vergessen müsse, sich wegen ihm nicht den letzten Tropfen Wasser aus dem Körper heulen soll. Noch eine Woche zuvor hatte ich nicht verstanden, wie man in ein so tiefes Loch stürzen kann, weil ein Mann einen verlässt, wie man so an einer Person hängen kann.
Doch jetzt, auf ein mal, verstand ich, verstand ich alles. Mein ganzes Leben hatte sich innerhalb weniger Minuten um 180 Grad gedreht, verändert. Alles andere wurde mit einem mal unwichtig. Die Probleme mit meiner Reiterhose und dem Haarspliss waren vergessen.
Ich hatte nur noch eins im Kopf. Ihn. Seine freundlichen Augen, die gebräunte Haut, die gefärbten Haare, sein Lächeln, das flüchtig zu sehen gewesen war, als wir uns verabschiedet hatten und sein Duft, ja er hatte einen betörenden Duft an sich gehabt. Bei der Erinnerung an seine sanfte Stimme, die melodischen Worte, die er gesagt hatte, begann sich ein Lächeln auf meinen Lippen auszubreiten. Ich lächelte über das ganze Gesicht. Ich fühlte mich, wie in Trance, so als ob ich im Lotto gewonnen hätte und es nur noch nicht begriffen habe. Diese fürchterlich schöne Realität konnte doch einfach nicht wahr sein. Sie war zu schön um wahr zu sein. Um sicher zu gehen kniff ich mir in den Unterarm. Es schmerzte. Es war ein schöner Schmerz, bewies er mir doch, dass das alles echt war. Ich genoss den Schmerz regelrecht.
Geistesabwesend betrat ich das Kaufhaus, in dem ich arbeitete und begab mich zur CD-Abteilung. Wie ein Roboter begann ich zu arbeiten. Ohne nachzudenken. Das konnte ich auch nicht, denn ich musste die ganze Zeit nur an ihn denken. Obwohl meine äußere Hülle ihr bestes gab meine gewohnte Arbeit zu verrichten, ermahnte mich der Abteilungsleiter mehrmals. Ich sei abgelenkt, unaufmerksam, nicht bei der Sache und würde unsaubere Arbeit leisten, hatte er mir vorgeworfen. Jedes mal entschuldigte ich mich und konzentrierte mich dann auf die Arbeit, schweifte aber nach wenigen Minuten wieder ab. In meiner Phantasie malte ich mir ein erneutes Treffen mit ihm aus. Am nächsten Tag beim Bäcker. Eine herzliche Begrüßung, er sagte, dass er die ganze Zeit an mich denken musste. Wir verabredeten uns zu einem romantischen Essen bei Kerzenschein. Viele interessante Gespräche später verbrachten wir, zum krönenden Abschluss, eine wundervolle Nacht im Bett; kuschelnd nebeneinander. Alles war perfekt. Mein Glück war vollkommen. Es war wie im Märchen. Und ich war die Prinzessin, die ihren Froschkönig gefunden hatte.
Nachdem meine Schicht beendet war und ich nach Hause gegangen war, sponn ich meine, nein: unsere, Zukunft weiter. In meinen Gedanken hörte ich die Hochzeitsglocken läuten, sah ich unsere Kinder auf einer Wiese spielen. An dem Abend lag ich noch lange wach und malte mir unsere Zukunft aus. Als ich mir gegen Mitternacht den Wecker für den nächsten Tag stellte, war mir aufgefallen, dass ich den ganzen Tag, außer dem Brötchen am Morgen, nichts gegessen hatte. Mein Magen knurrte, aber dafür hatte ich jetzt keine Zeit. Morgen war ein großer Tag. Morgen würde ich ihn wieder sehen. In der Bäckerei, so hoffte ich zumindest.
Am nächsten Morgen stand ich extra früh auf, verbrachte doppelt soviel Zeit, wie sonst vor dem Spiegel. Passend zu meinem knallroten Lippenstift zog ich meinen roten Minirock und das schwarze Glitzertop an. Voller Erwartung ging ich bereits eine halbe Stunde eher zur Arbeit und legte wieder einen Zwischenstopp beim Bäcker ein. Diesmal setzte ich mich aber hin und trank einen Kaffee. Von meinem Platz aus hatte ich einen guten Überblick über den Eingang. Ich war gut in der Zeit, alles lief, wie ich es mir vorgestellt hatte. Jetzt musste nur noch er kommen. Ich wartete und wartete. Aber er kam nicht. Nachdem er nach vier Stunden immer noch nicht aufgetaucht war, ging ich nach Hause. Vielleicht hatte er ja meine Adresse in Erfahrung gebracht und wartete bereits vor meiner Wohnungstür. Vielleicht war er aber auch krank geworden und hatte es einfach nicht geschafft. Oder war er vielleicht nur einmal in der Bäckerei gewesen und kommt gar nicht regelmäßig dorthin ? Aber dann würde ich ihn ja vielleicht nie wieder sehen. Diese Vorstellung machte mir Angst. Ich rannte den Rest des Weges bis nach Hause. Doch dort war er nicht. Den ganzen Tag lang wartete ich, doch er kam nicht mehr. Am nächsten Tag wiederholte ich die Prozedur. Wieder war ich zunächst voller Hoffnung ihn in der Bäckerei anzutreffen, musste dann aber wieder mit gesenktem Haupt nach Hause gehen, ohne ihn gesehen zu haben. Den Rest des Tages passierte nichts. Absolut nichts. Aber ich wollte die Hoffnung nicht aufgeben, wiederholte das Prozedere zwei Wochen lang. Zwei lange Wochen, die erst mit Hoffnung, dann mit Zweifel und dann mit Angst, Angst ihn nie wieder zu sehen, erfüllt waren.
In der zweiten Woche bekam ich einen Anruf meines Vorgesetzten. Er sagte mir, dass ich mich hätte krank melden müssen, wenn ich krank sei und dass meine Dienste nicht länger benötigt würden, wenn ich nicht einen triftigen Grund für die zweiwöchige Abwesenheit angeben könne. Ich sagte ihm, dass mir die Arbeit egal sei und, dass ich zur Zeit anderes im Kopf habe. Wenige Tage später flatterte die fristlose Kündigung ins Haus.
Vom langen Warten und der täglichen Enttäuschung, wenn mir klar wurde, dass ich ihn heute wieder nicht sehen werde, war ich sehr erschöpft. Ich brauchte Ablenkung, ansonsten würde ich eingehen. Also entschied ich mich am folgenden Wochenende auf die Wohnungseinweihung einer Freundin zu gehen.
An dem Tag der Wohnungseinweihung ging es mir besonders schlecht, langsam gab ich die Hoffnung auf. Ich ging erst spät zu meiner Freundin. Gegen 22 Uhr war ich bei ihr. Die Tür war nur angelehnt, also ging ich direkt rein. Die Wohnung war brechend voll, in jedem Raum saß ein halbes Dutzend Gäste. Auf der Suche nach meiner Freundin ging ich gerade aus, ins Wohnzimmer. Mein Blick schweifte über die Menge der unbekannten Gäste. Mit einem mal hielt ich inne, erstarrte ich. Das war unmöglich, dachte ich. Da saß ER. Direkt vor mir auf dem Sofa, mit einer Flasche Bier in der Hand. Ich war wie vom Blitz getroffen. Zwei Wochen lang konnte ich an nichts anderes als an ihn denken, habe ihn hinter jeder Ecke vermutet, ihn in jeder Minute erhofft zu erblicken, doch immer lag ich falsch, immer wurde ich enttäuscht. Jetzt war ich einmal weggegangen, um an etwas anderes zu denken, hatte es geschafft ihn einmal für fünf Minuten zu vergessen. Aber hier und jetzt war er da. Ich stürmte regelrecht auf ihn zu, begrüßte ihn mit einem euphorischen "Hallo". Er blickte zu mir auf, warf mir einen fragenden Blick zu und lallte mir ein nüchternes "Kenn` wa uns?" entgegen. Seine Bierfahne bereitete mir Übelkeit. Die knappe und unerwartete Antwort riss mich zurück in die Realität, ließ meinen gerade wieder aufkeimenden Hoffnungsschimmer erlöschen. Sein gestammeltes "Bist aber `ne echt scharfe Tussie" und die Bierfahne desillusionierten mich.
Ohne meine Freundin begrüßt zu haben, ging ich wieder nach Hause. Heulte mich aus, wochenlang. Der Tag, an dem ich ihn zum ersten mal traf, hatte mein Leben verändert. Seit dem bin ich nie wieder glücklich geworden, seit dem habe ich keinen Job mehr, seit dem habe ich keine Mietwohnung mehr, da ich sie mir ohne Arbeit nicht leisten konnte. Seit dem ist mein Leben ein Trümmerhaufen.
Da stehe ich nun hier an den Bahngleisen, sehe die Lichter des herannahenden Zuges auf mich zu kommen. Soll ich ?


Anmerkung: Da ich (männlich) aus der Sicht einer Frau geschrieben habe, interessiert es mich besonders, was weibliche Leser von meiner Geschichte halten. So oder so bin ich über alle Feedbacks dankbar.

[Beitrag editiert von: Willy007 am 14.01.2002 um 20:12]

 

Hallo!
Als ich den Nachtrag zu Deinem Text gelesen hatte, ist mir klar geworden, was mich beim Lesen irritiert hatte. Besten Dank für die Aufklärung. Sei nicht böse, wenn ich keine super Lobeshymnen abgebe, aber das Thema hätte wesentlich mehr hergegeben. Ja, eine Frau könnte so reagieren, aber sie würde es nicht so beschreiben, wie Du es gemacht hast – zu nüchtern nämlich. Du hast sehr detailliert geschildert, was geschah, mit prägnanteren Sätzen und tiefgehenderen Gedanken wäre das gar nicht nötig gewesen. Mir fehlen Reflexionen. Und noch ein kleiner Hinweis zum Körper des vermeintlichen Traumboys: Sein Körper, der es mit dem der Chippendales aufnehmen kann – so ähnlich hast Du es glaube ich geschrieben – die Chippendales haben mehrere Körper! Sind noch so ein paar kleine Ungereimtheiten drin und Tippfehler.
Wenn Du schreiben willst wie eine Frau, dann musst Du noch ein bisschen an IHR in Dir arbeiten.
Für einen Mann aber schon nicht übel. Gruß, Sandra

 

@Sandra

Danke für deine konstruktive Kritik. Die letzten Tage waren sehr stressig, da hab ich wohl ein paar (oder ein paar mehr) Fehler übersehen. Habe den Text in puncto Rechtschreibung & Chippendales überarbeitet. Ein wenig zumindest.
Ich hoffe, dass er nun etwas mehr zu deiner Zufridenheit ist.
Ist aber echt nicht einfach, aus der Sicht einer Frau zu schreiben ;)

MfG
Willy007

 

..also ich mag den stil ganz udn garnicht, viel zu nüchtern..da trifft sie ihren traumann udn dann heißt es lapidar " An der Kasse stand ein junger, gutaussehender Mann sportlicher Statur mit kastanienbraunen Augen, blondiertem Haar und haselnussbrauner Haut hinter mir". So ein Sattz lässt nicht grad auf die große Liebe schließen..und dann ein logischer Fehler, der mir gleich aufgefallen ist: "Voller Erwartung ging ich bereits eine halbe Stunde eher zur Arbeit und legte wieder einen Zwischenstopp beim Bäcker ein. Diesmal setzte ich mich aber hin und trank einen Kaffee. Von meinem Platz aus hatte ich einen guten Überblick über den Eingang. Ich war gut in der Zeit, alles lief,wie ich es mir vorgestellt hatte. Jetzt musste nur noch er kommen. Ich wartete und wartete. Aber er kam nicht. Nachdem er nach vier Stunden immer noch nicht aufgetaucht war, ging ich nach Hause." Hat die zuviel Zeit? Muss sie jetzt zur Arbeit oder nicht? Und welche Frau wartet vier geschlagene Stunden lang auf nen Typen der nicht auftaucht...? Soviel von mir, nichts für ungut..

 

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