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Neuland

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09.04.2008
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Neuland

’Wichtige Mitteilung!’ Was ist denn das? Werbung, für ein Produkt, das sowieso niemand braucht? Sofort sehe ich nach dem Absender: ’www.sdl.de’. „Spektrum des Lebens“ meldet sich bei mir? Hat das etwa mit diesem Wettbewerb zu tun? Die Idee desselben hatte mich, als ich davon las, sofort total begeistert: „Für Quereinsteiger aus allen Berufen! Wer den interessantesten, spannendsten, kuriosesten Einblick in seinen Arbeitsalltag in Form einer Reportage bei uns einsendet, bekommt die Chance, ein Thema seiner Wahl als Leitartikel bei ’www.sdl.de’ auf die Startseite zu stellen!“ Als Fußnote stand noch darunter: „Und wenn die Besucherzahlen unseres Internetauftritts danach mindestens gleich bleiben oder sogar ansteigen, besteht für den Gewinner die Möglichkeit, regelmäßig für ’www.sdl.de’ zu arbeiten. Und das bei einem angemessenem, für diese Branche einmaligem Einkommen!“
Hastig öffne ich die elektronische Post. Ich überfliege die Zeilen. Das darf doch nicht wahr sein, kommt es ungläubig über meine Lippen. Ich lese: „Herzlichen Glückwunsch, Frau Lange! Ihr eingesendeter Beitrag: „Die verloren geglaubte und doch wieder gefundene Jugendliebe des Hugo W. – Begegnungen am Empfang eines Fünf-Sterne-Hotels“ ist unser absoluter Favorit! Sie verfügen über ein riesiges Talent. Sie kontrollieren die Sprache und gleichzeitig spielen sie mit ihr. Ihr Text sprüht vor Witz, Charme und Geist. Zudem ist er sehr gut recherchiert. Wir möchten Sie, wie versprochen, einladen, für uns zu arbeiten. Bitte teilen Sie uns innerhalb von fünf Arbeitstagen mit, ob Sie diese Herausforderung annehmen wollen! Es lohnt sich!“
Rebecca Lange – der neue Stern an Deutschlands Medienhimmel… Ruhm, Erfolg, Geld… und dabei schreibe ich doch nur, weil es mir Spaß macht. Recherche fesselt mich. Und meine einzige kreative Ader pulsiert, wenn ich auf der Suche nach den richtigen Worten bin. Ich will etwas mitteilen, das ist alles. Ach nein, über die Konsequenzen dieser Arbeit denke ich jetzt noch nicht nach, das ist erst notwendig, wenn sie eintreten. Und mit der Öffentlichkeit habe ich sowieso kein Problem. Jeden Tag bewege ich mich in ihr. Auf der Straße und – im Hotel. Bei uns sind schon einige prominente Personen abgestiegen.
Aber was mache ich mir über Ruhm Gedanken, erst einmal muss ich auch weiterhin überzeugend sein! Natürlich mache ich weiter! Sonst hätte ich gar nicht erst beginnen müssen.
’Spektrum des Lebens’ Wann habe ich diese Seite entdeckt? Und wodurch hat mich dieses Internet-Portal süchtig gemacht? Information und Unterhaltung. Das haben sich ja schon viele auf die Fahnen geschrieben. Doch ’SdL’ hat ein anderes, besseres Konzept. Hier entdecke ich Antworten auf Fragen, die mich schon immer brennend interessiert haben. Ungeklärte Alltagsgerüchte zum Beispiel. Auch Themen, wie beispielsweise die Sucht nach Anerkennung, die nicht immer gerade im Brennpunkt öffentlichen Interesses stehen, aber trotzdem das Leben vieler Menschen wie ein roter Faden durchziehen. Ich weiß, dass ich genau darauf auch abzielen will. Mit meiner Reportage. Und ich habe schon eine Idee!
Musik. Nicht Musik allgemein oder als Wissenschaft, das wäre viel zu theoretisch und damit trocken. Musik geht jeden Menschen etwas an. Es wäre einfach unmöglich zu behaupten, dass Musik nichts bewirkt. Jeder kennt eine Melodie, die an ein bestimmtes Ereignis in seinem Leben geknüpft ist. Ein wichtiges Ereignis und dieses Lied war die Begleitung. Und alles, was man heutzutage über Musik erfährt, sind Kritiken über neue Alben und Konzerte. Aber wissen die Leser von ’SdL’ eigentlich etwas über die Macher? Nein, nicht die großen Stars! Es gibt eine Unmenge von unbekannten Musikern, die aber mindestens mit genauso viel Leidenschaft und Können dabei sind, wie diejenigen, die man jeden Tag im Radio hören kann.
Christoph hat mich mit der Nase darauf gestoßen. Unser neuer Kollege. Irgendwie ein verschlossener Mensch. Aber dass er etwas Besonderes ist, habe ich gleich bemerkt. Da war etwas Unergründliches in seinem Blick. Seine Arbeit als Nachtportier erledigte er von Anfang an gewissenhaft. Manchmal erinnerte er mich aber mit seinen monotonen, keinen rechten Anteil nehmen wollenden Bewegungen an eine Maschine. Obwohl, der Vergleich stimmt nicht ganz: Wenn unser Hauspianist abends Salonmusik spielte, schien Christoph ein wenig aufzutauen. Dann lächelte er mehr als sonst. Trotzdem war auch Wehmut in seinem Blick. Lange Zeit war es unmöglich, mit ihm über etwas anderes als die Arbeit zu sprechen. Aber irgendwann gelang es mir. Ich wollte einfach wissen, was mit ihm eigentlich los war. Er war selbst Pianist. Als Kind schon begann er damit. Als junger Mann studierte er bei den besten Professoren, er hatte optimale Voraussetzungen, ein ganz Großer zu werden. Doch dann kam alles anders. Christoph ist schwul. Trieb sich in der Szene herum, lebte sein Leben, hatte Spaß. Sein Problem ist, man merkt es ihm an. Ein femininer, zarter Typ. Und eines Tages wurde er brutal zusammengeschlagen. Sie brachen ihm nicht nur Mittelfinger und Daumen der linken Hand, sondern zerstörten gleich sein ganzes Leben mit. Die linke Hand war ab diesem Zeitpunkt unbrauchbar. Erst versuchten die Mediziner noch, das mit Physiotherapie wieder hinzubekommen. Aber alles half nichts. Die Gelenkigkeit der beiden Finger war für immer weg. Er bat mich, darüber zu schweigen. Natürlich werde ich sein Vertrauen nicht missbrauchen. Schließlich ist er ein Kollege, und dazu einer, der mir sehr am Herzen liegt. Vielleicht sollte ich mal im Internet recherchieren, ob es auch Klavierstücke für eine Hand gibt?
Aber die klassische Musik! Die lässt mich nicht los. Mich interessiert ernsthaft, was einen Menschen dazu treibt, so viel Zeit mit Üben zu verbringen und sein ganzes Leben danach auszurichten. Was steckt dahinter?
Aber mir fällt auf, dass dieses eine Thema für meine Reportage nicht genügen würde. Gut wäre ein musikalischer Gegensatz. Etwas, das sich mit klassischer Musik angeblich überhaupt nicht verträgt. Aber trotzdem genauso spannend ist. Ich überlege, wie ich das unübersichtliche Spektrum der modernen Musik sinnvoll für meine Reportage eingrenzen könnte. Und eigentlich soll es ja nicht um die Musik gehen, sondern um die Musiker, die sie machen.
Das ist es! Das wichtigste Charaktermerkmal der klassischen Musik ist doch, dass sie nach Noten gespielt wird. Und was machen viele Rockmusiker auf der Bühne? Sie improvisieren!
Meine Reportage wird Neuland betreten! Darüber wurde garantiert noch nicht viel geschrieben, und schon gar nicht auf solch unterhaltsame Weise, wie ich das tun werde! Ein Glück, dass ich jetzt zwei Tage frei habe, die Zeit werde ich optimal nutzen. Am besten, ich mache mir gleich einen Plan.
Zwei Interviews als Basis. Ich will authentisch schreiben. Glaubwürdigkeit ist das A und O. Zur Klassik am besten Christoph. Also weihe ich ihn in mein Projekt ein. Er hat mir Vertrauen entgegengebracht, also kann ich es umgekehrt auch versuchen. Ich weiß, dass er heute ausnahmsweise Spätdienst hat und wähle die Nummer des Hotels. Er ist gleich dran.
„Ich wollte dich ’mal was fragen!“
„Was denn?“ Irgendwie höre ich aus seiner Stimme einen kleinen Misston heraus.
„Wenn es gerade ungünstig ist, rufe ich später noch ’mal an!“
„Nun frag’ schon!“
„Was fasziniert dich so an klassischer Musik?“ Pause. In diesem Moment weiß ich, dass ich keine unpassendere Frage hätte stellen können.
„Ich denke, da bin ich nicht der richtige Gesprächspartner!“
Wir legen auf. So ein Mist! Warum muss ich nur immer so spontan sein? Und denke nicht zuerst darüber nach, wie es meinem Gegenüber gerade geht? Eigentlich hätte mir klar sein müssen, dass das nicht eben Christophs Lieblingsthema ist.
Trotzdem, hier komme ich erst einmal nicht weiter. Also das andere Interview. Das werde ich mit Ole führen. Der wird sich sicher sehr geschmeichelt fühlen. Ich glaube, seit Monaten schon wartet er auf einen Anruf von mir. Ich finde es immer schwierig, jemanden abzuweisen, obwohl ich ihn eigentlich mag. Aber Ole will mich ganz und gar, und das will ich nicht! Aber für meine Reportage werde ich über meinen Schatten springen. Vielleicht kann ich ihm klar machen, dass Freundschaft zwischen Mann und Frau auch möglich ist. Plötzlich klingelt das Telefon. Es ist Christoph.
„Warum willst du das mit der Klassik wissen?“
„Hast du kurz Zeit? Dann erkläre ich es dir!“
Als ich geendet habe, sagt er nur: „Respekt! Aber ich kann dir wirklich nicht weiterhelfen. Ich habe mit diesem Thema abgeschlossen. Aber da wäre noch mein Ex-Freund, Sören. Der spielt Horn, zwar nicht als Profi-Musiker, aber er ist wirklich gut. Und ihm bedeutet die Musik sehr viel; in einem Orchester ist er auch.“
„Aber…!“
„Da brauchst du dir keine Sorgen zu machen, wir verstehen uns immer noch gut. Ich gebe dir am besten seine Nummer!“
Ich bin total glücklich. Dieser Christoph. Stille Wasser sind tief.
Als nächstes vereinbare ich jeweils einen Termin mit Sören und Ole. Ich kann das Grinsen am anderen Ende fast sehen, so sehr hört man Ole die Freude über meinen Anruf an. Erst hatte ich ein paar Zweifel, ob die Treffen so spontan klappen, aber beide sagen zu. Bewusst treffe ich Sören heute am frühen Abend zuerst. Mit Ole, so fürchte ich, wird es etwas länger dauern.
Sören ist pünktlich. Wir plaudern erst ein wenig. Etwas hatte ich ihm ja schon am Telefon erzählt.
„Ich finde es toll, dass du dich so spontan bereit erklärt hast, mir zu helfen!“
„Wenn ich zur Aufklärung der Öffentlichkeit beitragen kann, immer!“ Er lächelt.
„Wollen wir anfangen?“
Ein professionelles Interview. Mir fällt auf, dass ich gar keine Fragen notiert habe. In diesem Moment wird mir bewusst, was ich hier tue. Dass ich mich gar nicht richtig vorbereitet habe, nur so halb, die Fragen werden spontan kommen, dachte ich.
Etwas unbeholfen beginne ich.
„Was schätzt du an klassischer Musik – im Gegensatz zur Improvisation?“
„Struktur und Verlässlichkeit.“
„Was passiert mit dir, wenn du spielst?“
„Es passiert nichts Außergewöhnliches, aber es können viele Gefühle in mir an die Oberfläche geholt werden. Mein Körper und Geist sind eine Einheit. Spielen entspannt und beruhigt.“
„Wie meinst du das?“
„Soll ich dir ein Beispiel geben?“
„Bitte!“
„Ich muss aber etwas weiter ausholen: Ich war nach einer Trennung nicht in der Lage, zu spielen; sobald ich das Instrument auspackte, begann ich zu zittern. Aber immer wieder zu spielen, darin liegt ein Reiz, dem ich mich nicht entziehen konnte. Zwar sagten die Kollegen im Orchester mir, dass man am Klang, nicht an der Qualität des Spielens, hören konnte, dass es mir nicht gut ging. Aber ich machte weiter, es war zeitweise das Einzige, was mich aus den Tiefen wieder hervorholen konnte…“
„Beeindruckend, was die Musik vermag…“ Etwas anderes will mir nicht einfallen. Mir wird langsam klar, welche Dimensionen meine Reportage annehmen wird. Da wird noch viel mehr Recherche nötig sein als nur diese beiden Interviews zu führen…
Ich frage weiter: „Du hast eben schon das Orchester erwähnt. Erzähl mir darüber, bitte!“
„Miteinander zu musizieren ist eine andere Art, Emotionen ohne Worte zu verarbeiten. Man kommuniziert auf einer anderen Ebene. Wir erleben zusammen das Gleiche, trotz unterschiedlicher individueller Gefühle. Es liegt ein enormer Reiz darin, im Orchester zu sitzen, Teil eines Ganzen, eines Gesamtkunstwerkes zu sein.“
„Würdest du sagen, dass musizieren für dich essentiell ist?“
„Lebensnotwendig vielleicht nicht, aber es ist eine enorme Hilfe: allein schon das Abschalten vom Alltag durch die Konzentration auf die Musik.“
„Könntest Du mir ein Motto nennen, was sich darauf stützt?“
„Musik ist eine andere, manchmal bessere Sprache als Worte!“
Ich denke, dass das genug Informationen sind. Ich danke ihm und wir reden noch ein wenig. Das Thema Christoph umschiffen wir, denn mir wäre es unangenehm, über ihn zu reden. Es wäre einfach nicht angebracht.
Und nun noch Ole! Einerseits will ich Informationen, und andererseits muss ich ihn auf Distanz halten, aber das werde ich schon hinbekommen.
Ich habe als Ort für das Interview bewusst einen neutralen Ort, ein Café, gewählt. Ich erkenne ihn gleich als er hereinkommt, obwohl ich ihn erst einmal gesehen habe, diese schwarze Mähne tragen nicht viele Männer. Er strahlt, als ich ihn freundschaftlich in den Arm nehme.
„Mensch, Rebecca! Schön, dich zu sehen!“
„Dir ist klar, dass das heute ein Interview wird, zu deiner Musik?“
„Na logisch. Ist ja toll, dass du dich plötzlich für mich interessierst!“
„Eigentlich erst einmal nur für deine Musik!“
Nun sieht er etwas enttäuscht aus. Aber im nächsten Moment strahlt er wieder. Denn schließlich besteht meinerseits Interesse, ob nun an ihm oder der Musik, sei ja egal… verrät sein Gesichtsausdruck.
Ich hatte ihn im Internet kennen gelernt. Es war in einem Forum um Freunde zu finden, aber die meisten nutzten es, um vielleicht doch den Traumpartner zu finden. So kamen wir ins Gespräch. Es war alles in Ordnung, wir trafen uns, redeten viel, aber bei mir sprang der Funke einfach nicht über…
Ole ist ein Einzelkämpfer. Er würde gern von seinem Saxophonspiel leben. Aber er war bisher nur in kleinen Bands, bei denen der Enthusiasmus nicht so vorhanden war, wie er sich das erhofft hatte. Nun tritt er oft Solo auf, meist als musikalische Untermalung bei Lesungen. Immer mit Improvisationen.
Wir legen los. Und ich bin überrascht im Laufe des Gesprächs. Denn es gibt zwar Unterschiede zur klassischen Musik, aber auch einige Gemeinsamkeiten.
Ich stelle ihm ähnliche Fragen wie zuvor Sören. Als erstes die wichtigste:
„Was schätzt du an Improvisation – im Gegensatz zur klassischen Musik?“
„Man ist freier und hat mehr Möglichkeiten!“ Wie zu erwarten war, denke ich und lächele.
Und dann gewährt er mir doch noch einen tiefen Einblick in seine Musikerseele. Er spricht von einem leichteren Bezug zu seinen Gefühlen, wenn er spielt. Er habe den Ton unter Kontrolle und lasse ihn genauso klingen, wie er ihn sich vorstelle. Dann wird er fast poetisch und sagt, dass beim Spielen seine Seele in Schwingung gerate, seine inneren Saiten würden zum Schwingen gebracht… Die Musik komme tief aus ihm heraus, aus dem Unterbewusstsein…Und jetzt die Gemeinsamkeit mit Sörens Aussage: Mit der Musik könne er vieles ausdrücken, was man mit Worten nicht sagen kann. Musik sei authentischer, als zum Beispiel Schlagworte wie Liebe, Worte seien so platt.
„Das ist ja enorm! Solche Dinge gehen dir durch den Kopf?“ Erstaunt blicke ich ihm direkt in seine grauen Augen.
Fast ein wenig verlegen wendet er seinen Blick ab und sagt dann zugleich trotzig und stolz: „Hättest du nicht gedacht, dass in mir mehr steckt als nur ein großer Junge, der für ein Mädchen am Hotelempfang schwärmt, oder?“
Ich gehe darauf nicht weiter ein und lächele nur: „Das war echt informativ und wird mir für meine Reportage sehr weiterhelfen! Willst du noch etwas trinken? Ich lade dich ein!“
Später, zu Hause, sitze ich über meinen Notizen. Ich habe heute eine Menge Stoff gesammelt, geht es mir durch den Kopf. Nun gilt es, ihn so zu verpacken, dass die Leser von ’Spektrum des Lebens’ ihm auch etwas abgewinnen können. Dass sie nicht nach ein paar Zeilen einfach weiterklicken.
Diese beiden Interviews sind wirklich eine gute Grundlage. Aber sie reichen noch nicht aus, um dem Leser wirklich einen Überblick zu geben. Sie spiegeln die Gefühle zweier Musiker wider. Irgendwie brauche ich noch ein paar allgemeingültige Tatsachen, die das Ganze untermauern.
Wie spät ist es? Ob ich Sören noch einmal anrufe? Vielleicht kann er mir eine Seite im Internet empfehlen? Nein, es ist schon dreiundzwanzig Uhr. Ein bisschen spät. Ach, was soll’s! Ich begebe mich selbst auf die Suche im Netz. Irgendetwas werde ich schon finden, was mir nützt!
Zwei Stunden später liege ich im Bett. Der Tag zieht vor meinem inneren Auge vorüber. Ich habe etwas geschafft! Das ist ein tolles Gefühl. Mit dem Schreiben der Reportage habe ich nicht mehr begonnen. Dafür stieß ich auf eine Seite, die mir genau die Hintergrundinformationen geboten hatte, die ich so dringend brauchte. Ich habe sie ausgedruckt und werde gleich morgen mit dem Schreiben beginnen.
Irgendwie komme ich nicht zur Ruhe. Ich bin ganz aufgekratzt. Und plötzlich drängt sich noch eine weitere Frage auf: Wie soll denn meine Reportage überhaupt heißen? Ein Titel… Welcher Titel… der muss so ins Auge fallen, dass auf jeden Fall weiter gelesen wird! Ein Gedankenkarussell beginnt, sich in meinem Kopf zu drehen: „Faszination Musik“ … „Improvisation oder Spielen nach Noten?“ … „Welche Menschen stecken hinter dem Musikgenuss?“ … „Was Sie noch nicht über Musiker wussten!“
Immer unruhiger wälze ich mich im Bett herum. Diese Titel sind alle ziemlich aussagekräftig. Aber würden sie mich zum Lesen animieren? So richtig überzeugend finde ich keinen. Nach einer gefühlten Ewigkeit habe ich die Idee, mich auf einen Satz aus einem der Interviews zu beziehen. Ich suche in meiner Erinnerung, schiebe Satzfetzen hin und her, setze zusammen, schiebe auseinander, probiere und dann endlich hab’ ich es: „Musik bringt die Saiten der Seele zum Schwingen: Was Musiker bewegt.“
Sofort stehe ich auf und schreibe ihn auf. Nun kann der morgige Tag kommen. Alles vorbereitet habe ich, nun muss ich nur noch schreiben.
Zufrieden schlafe ich ein.

 

Hallo Jeanne!

Willkommen auf kg.de.

Ich bin nicht sicher, was du eigentlich erzählen willst.
Du beginnst mit SdL und der Leser möchte erfahren, was es damit auf sich hat, ob das Angebot wirklich so gut ist, wie deine Protagonistin sich das vorstellt, oder ob da etwas ganz anderes dahintersteckt. Leider kommt nichts mehr darüber im Text. Du erzählst dem Leser lang und breit, wie die Protagonistin ein Thema für eine Reportage sucht, wie sie Interviews darüber führt, was andere über klassische Musik denken. Und dann ist Ende. Die Fragen vom Anfang bleiben unbeantwortet, der Leser fühlt sich hängengelassen.
Du solltest stärker auf dein Thema eingehen, was auch immer das ist, SdL, ein neuer Job, klassische Musik, ...? und das Beiwerk kurz halten. Den roten Faden sichtbar machen, um die Leser bei der Stange zu halten.

Grüße
Chris

 

Hallo Chris,
SdL soll nur der Aufhänger sein um in die Geschichte reinzukommen, das eigentliche Thema ist das unterschiedliche Verhältnis verschiedener Menschen zu klassischer Musik. Aber ich gebe zu, dass das Online-Portal SdL mehr Interesse weckt. Ist mir beim Schreiben nicht aufgefallen.
Danke,
Jeanne

 

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