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Nicht nur die Wurst hat zwei
„Herzlichen Glückwunsch!“
Was möchte man als Fahrschüler denn sonst vom Prüfer hören außer diesen Worten?
Das Auto hielt an und der Fahrlehrer samt Prüfer kamen auf den gut besuchten Imbißstand zu.
Es war Mittagspause.
„Schön, dann eben eine mit Senf...“.
Michi schaute auf die Bratwurst, die er mir verständnisvoll bestellt und umgehend in die Hand gedrückt bekommen hatte.
„Sonst hast du aber keine Wünsche?“, fragte er mit einem schrägen Grinsen.
Meine Blicke wanderten zum Tresen der Imbißbude und blieben an dem Senfeimerchen hängen.
Ich spürte, wie sich der Achselschweiß beidseitig einen Weg nach unten suchte.
„Wär’ nur schon alles vorbei“, stöhnte ich leise.
„Mach’ doch kein Drama draus“, versuchte mich Michi zu beschwichtigen.
Wir gingen einige Schritte und ich erzählte mehr von meiner Prüfungsangst.
„Am meisten Schiss habe ich davor, links und rechts zu verwechseln, da helfen nicht einmal irgendwelche Eselsbrücken“, jammerte ich vor mich hin.
Er schaute mich mitleidig an.
„Auf’s Klo sollte ich auch“.
Meine Stimmung wurde immer mieser.
Ein anderer Leidensgenossen, der die Fahrprüfung auch noch vor sich hatte, saß nur mit einer neongrünen Badehose bekleidet auf der Parkwiese unter einer großen Buche.
„Tsss...“, kam es aus Michis Mund, während er den Kopf leicht schüttelte.
„Hast du mir mal eine Ziggi?“, fragte ich ihn wahrscheinlich vergeblich.
Normalerweise rauche ich nicht, aber an einem solchen Tag ist nichts normal.
„Damit habe ich schon lange aufgehört“.
„Weißt du noch, wie ich früher immer Nägel gekaut habe?“, sinnierte er.
„Bist du denn bei stressigen Angelegenheiten nie mehr nervös, Bruderherz?“, fragte ich ihn grinsend.
Ich schob eine letzte Hand voll Gummibären in meinen Mund.
„Ich brauche jedenfalls nicht dauernd was zum futtern, wenn ich eine Prüfung vor mir habe“, erklärte er mir mit fast bedauerndem Blick auf die leere Tüte Haribo, die in meiner Jackentasche verschwand.
„“Bei diesem Thema sind wir uns wirklich nicht ähnlich“, meinte Michi lächelnd.
„Ich find’s jedenfalls prima, dass du hier mit dabei bist, wenn ich doch jetzt schon so fix und fertig bin“, sagte ich und war froh, nicht alleine diese Warterei durchstehen zu müssen.
„Es liegt mir ja viel daran, dass du den Führerschein schaffst – wenn ich doch mindestens ein Jahr ohne bin“, sagte mein Bruder mit einem spitzbübischem Grinsen im Gesicht.