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- 07.02.2005
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Nichts ist für die Ewigkeit
Der Wind pfiff mir um die Ohren, sodass es mir einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Spät war es geworden, dunkel und spät. Sollte ich zurück gehen, oder hier noch ein wenig verweilen? Wie lange steh ich hier eigentlich schon? Langsam bemerkte ich erst, dass es mich fror und das Meer stürmischer und unruhiger geworden war. Die Wellen peitschten mit einer gewaltigen Kraft gegen die Felsen, die einen jedes Mal erstarren ließen, wenn das geschah. Das Wasser spritzte bei jedem Schlag mit einer enormen Weite in alle Richtungen und gab einem das Gefühl Respekt haben zu müssen. Ich stand oben am Felsen mit Blick auf das Meer und fragte mich warum dieses Wasser so stürmisch war.
War es wütend? Brachte es so seine Unzufriedenheit herüber? Ich konnte es mir einfach nicht erklären, wollte aber wissen, was es nur war.
Warum gab es mir auf meine Fragen keine Antwort, sondern peitschte Aggressiv, so wie ich es empfand gegen die Felsen?
Tränen liefen mir über das Gesicht, Tränen über Tränen. Lange saß ich am Boden und konnte während ich immer noch weinte, nicht begreifen, warum ich keine Antwort bekam.
Aber welche Antwort war es die ich hören wollte? Die warum er mich geschlagen hatte, wieder und wieder, obwohl ich ihn anflehte er solle es lassen. Warum er für alles im Leben mir die Schuld gab. Die Tränen liefen, begleitet von Schluchzen unaufhörlich. Warum ich, warum nur ich, stellte sich mir immer wieder die Frage? Entfliehen konnte ich dem ganzen nicht, oft genug hatte ich es probiert. Der Gedanke daran ließ mich zusammenzucken. Angst stieg in mir hoch, was tut er gerade, wird er mich schon suchen? Und wenn wusste ich was das bedeutete. Nick würde mit seinen 1,85 Metern vor mir stehen, mir in Fäkalsprache viele Dinge an den Kopf werfen, die in meinen Ohren ungerecht klingen, ich ihm das aber nicht sagen dürfte, weil es ihn nur noch wütender machte. Waren An – und Beschuldigungen vorbei, blieb mir nichts anderes übrig, als mich mal wieder für etwas zu entschuldigen, was ich nicht getan hatte. Es war immer das Gleiche Spiel.
Wie war das denn als unsere Katze tot auf der Straße lag? Er, wie ich durch das Küchenfenster beobachten konnte fuhr mit unserem Auto genau auf sie zu und drüber. Wer war natürlich schuld? Ich war es, hätte ihm ja sagen können, dass sie da sitzt oder sie gar wegnehmen. Das Ende vom Lied waren wieder einmal Anschuldigungen und blaue Flecken am ganzen Körper. Ich weiße nicht wie oft ich schon angeblich die Kellertreppe heruntergefallen bin. Zu oft glaube ich!
Aber jetzt ist Schluss, jetzt bin ich wütend, mache es der See gleich, stampfe mit den Füßen auf den Boden, schreie ganz laut und fühle mich ein wenig befreit.
Der Wind wurde immer stärker. Ich konnte es am Flackern meiner Kerze beobachten. Er pfiff durch die schmalen Ritzen meiner Holzlaterne in der sie stand und ließ die kleine rot – gelbe Flamme nicht zur Ruhe kommen. Immer kleiner wurde sie, wie ein Zeitlimit kam es mir vor. Lange habe ich nicht mehr, dachte ich.
Aber warum so erstaunt? Ich selbst habe mir dieses Limit doch gesetzt! Die Kerze brannte langsam runter und meine Nervosität stieg. Mein Puls raste und das Herz schlug immer schneller, aber es war ok. Nur noch eine kleine Flamme war zu sehen, sie erlosch und Rauch stieg auf.
Jetzt wusste ich, dass ich mich von nun an nur noch für eines im Leben entschuldigen müsste, dass ich meine Liebe Familie zurückgelassen hatte.
Eine Kerze und eine Streichholzschachtel wurden oben am Kreidefelsen gefunden. Es hieß so um drei Uhr müsste es passiert sein als sie sprang, Todesursache ist noch ungeklärt.
Aber ihr ging es gut, sie war endlich frei!