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Nichts passiert.
Es sind knapp sechshundert Meter bis nach Hause. Sie geht zu Fuß und beschleunigt nicht. Hinter ihr sind keine Schritte zu hören, auch kein schnelles Atmen. Ihre Absätze machen keinen Lärm auf dem Asphalt, denn sie trägt Turnschuhe.
Sie schaut sich auch nicht immer wieder hektisch um. Sie erwartet nicht jede Sekunde eine schwere Hand auf ihrer Schulter. In dem Gebüsch rechts von ihr sieht sie nicht das potentielle Versteck eines lauernden Angreifers.
Ihr Herz rast nicht, ihr ist weder übermäßig warm noch kalt. Sie hält den Haustürschlüssel nicht fest umklammert.
Sie wird nicht gepackt, in die dunkle Ecke hinter der Metzgerei gezogen und dort gegen die Wand des Schlachthauses gepresst. Sie wird nicht unsanft entblößt und durch eine fleischige Hand auf ihrem Mund am Schreien gehindert.
Niemand drängt ihre Beine auseinander und sprengt ihre Existenz in tausend Stücke. Niemand pumpt seine Gier in sie hinein. Niemand schlägt und würgt sie und niemand bohrt sein verschwitztes Gesicht in das weiche Fleisch ihrer Brüste.
Niemand lässt schwer atmend von ihr ab. Niemand schlägt ihren Kopf gegen die Wand aus Waschbeton. Niemand schließt seine Hose und verlässt den Hinterhof.
Sie liegt nicht nackt auf dem kalten Asphalt. Es gibt keine Blutspur an der Wand aus Waschbeton. In und auf ihrem Körper befinden sich nicht die Flüssigkeiten eines anderen. Sie wurde nicht gedemütigt. Sie ist nicht eine von vielen.