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Nordpol und Antarktis

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22.10.2004
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Nordpol und Antarktis

„Wollen wir ans Meer fahren?“, fragt er mich und ich stehe nur da, schaue ihn an und überlege, was für eine Antwort ich geben soll, was er erwartet. Er hat mich angesprochen auf dem Weg über den Schulhof, den wir in entgegengesetzten Richtungen zurücklegen, jeder mit einem anderen Ziel. Schweigend aneinander vorbei, so viele Male schon. Ich senke den Blick, wenn ich ihn von weitem kommen sehe, denn sonst könnte ich seinen eisblauen Augen begegnen, die mich so verwirren. Ich sehe zu Boden und schaue auf seine rotbraunen Stiefelspitzen, die bei jedem Wetter sauber glänzen, und ich gehe an ihm vorüber wie er an mir. Solange unsere Blicke sich nicht kreuzen, kann ich für ihn unsichtbar sein. Das weiß ich. Das will ich auch. Ich bin mir eigentlich sicher gewesen, dass er meinen Namen lange vergessen hat. Aber da habe ich mich geirrt. Denn heute hat er mich angehalten und meinen Namen gesagt mit seiner rauen Stimme. Hat mich festgenagelt mit seinem Blick, ganz beiläufig. Und dann diese Frage: ebenfalls beiläufig, so als würde er sich nach der Uhrzeit erkundigen.
„Wollen wir ans Meer fahren?“
Und ich stehe da und schaue ihn an.
„Warum denn ans Meer?“, sage ich. Ich sollte wohl fragen: Warum mit dir?
Aber das wäre zu einfach. Ohnehin gibt es auf beide Fragen nur eine Antwort, und er spricht sie aus: „Warum nicht?“ Ich starre ihn weiter an.
Er lässt mich nicht aus den Augen, verlagert nur leicht das Gewicht, umfasst den Riemen seines Rucksacks. „Es ist Frühling“, setzt er erklärend hinzu.
Frühling, das stimmt, und ich habe es bereits bemerkt. Über Nacht hat der Winter sich davongestohlen. Stattdessen ein Geruch nach Milde und Morgen. Der Tag hat mit einem blauen Himmel begonnen, der sein Leuchten in die Stadt hinabzuatmen scheint. Zum ersten Mal seit vielen Wochen ist der Wind sanft und trägt die Wärme der Sonne mit sich. Es ist ein Morgen, an dem ich mich leicht fühle, und meine Füße sind auf dem Schulweg gehüpft. Mein ganzer Körper jubelt auf seine Art dem Frühling entgegen. Aber Matteo – meine Güte, woher kann er denn das wissen?
„Wann denn?“, frage ich schließlich.
Matteo zuckt die Achseln. „Jetzt gleich.“
Ich könnte jetzt auch sagen, dass das völliger Unsinn ist. Dass wir Schule haben. Dass ich ihn doch kaum kenne. Dass er das ohnehin nicht ernst meint.
Ich könnte ihn abwehren.
„Nicht ans Meer“, antworte ich.
„Sondern?“
Ich hebe die Schultern. „Irgendwohin“, sage ich und weiß, dass ich jetzt doch gelächelt habe, zumindest mit den Augen, dabei wollte ich doch stark sein. Matteo lächelt zurück, ganz leicht. „Gut. Dann komm.“

Er fragt nicht mal, ob mir die Musik gefällt, er dreht sie einfach auf. Irgendetwas mit E-Gitarren und Bässen. Als er den Motor startet, kommt mein Geschichtslehrer über die Straße, dreht sich beiläufig um, sieht mich. Seine Augen werden groß. Er wird mich heute wohl vermissen.
Vielleicht sollte ich etwas zu Matteo sagen. Dass ich die Musik nicht mag, etwa, oder dass ich wissen will, was das Ganze soll. Stattdessen lehne ich mich zurück und schaue aus dem Fenster. In meiner Magengrube kribbelt es. Nach Aufbruch und Abenteuer. Ich werfe einen Seitenblick auf Matteo.
Matteo Katorz. Energische Brauen, kurzes blondes Haar, alles an ihm kommt mir kantig und spitz vor. Er hüllt sich in eine Wolke aus Selbstgerechtigkeit, seine Arroganz weht wie ein loser Schleier hinter ihm her. Er läuft meist nach vorne gebeugt, eine Hand am Riemen seines Rucksacks, der betont lässig auf seinem Rücken hängt. Er scheint permanent im Begriff, sich irgendetwas, irgendjemandem entgegenzusetzen. Ich weiß es nicht genau, aber ich glaube, er ist einer von denen, die sich sehr in der Rebellenrolle gefallen. Einfach, weil sie jemand sein wollen.
Er ist ein Abziehbild, das ist mir schnell aufgefallen. Die Straßen sind voll von Typen wie ihm. Wie oft habe ich schon geglaubt, ihn irgendwo zu sehen: an der Bushaltestelle, auf der gegenüberliegenden Straßenseite, in der Bahn. Dabei war es ein anderer aus der gleichen Gussform. Dieser ausgebeulte grüngraue Rucksack, die schwarze Jacke, die glänzenden Stiefel, die dunkle Mütze, das haben sie alle. Ich würde sie normalerweise miteinander verwechseln, aber diesen Blick hat nur er, dieser Blick ist ja überhaupt der Grund, weshalb er mir aufgefallen ist. Dieser verdammte stechende Blick, diese stahlblauen Augen, die in der Seele brennen, unter denen man sich wie aus Glas fühlt. Ich hasse ihn für diesen Blick, denn der hat mich damals eingeschüchtert. Mit diesem Blick hat er meine Gedanken kaputtgeguckt. Als ich begriffen habe, dass auch er nur mit Wasser kocht, war es schon zu spät. Unsere Wege haben sich einmal kurz gekreuzt, das war es dann, und das war auch gut so. Seitdem gehen wir aneinander vorbei und kennen uns nicht. Besser so. Wenn er am Nordpol wohnte, müsste ich in die Antarktis, so weit sind wir voneinander entfernt. So ist es bis eben gewesen. Aber jetzt sitze ich in seinem Auto, es ist Frühling, wir fahren irgendwohin und ich stelle keine Fragen. Einer von uns beiden, das ahne ich, muss irgendwie verrückt sein.

Matteo zieht kurz die Augenbrauen hoch, als ich schließlich die Musik leise drehe.
„Ist nicht mein Fall“, erkläre ich knapp.
„Tja, Pech“, gibt er zurück und schaut konzentriert auf die Straße.
Ich hole Luft.
„Machst du das öfter?“
Aus den Augenwinkeln sehe ich ihn grinsen.
„Was?“
„Spontane Spritztouren ans Meer, mit Mädchen, die du gar nicht kennst!“
„Wieso, ich kenne dich doch.“
„Aber du hast gar nichts mit mir zu tun.“
Sein Grinsen wird breiter.
„Und du, fährst du öfter mit Typen wie mir mit?“
„Klar. Jedes Jahr zu Frühlingsanfang.“
Matteo schaut mich von der Seite an.
„Wenn du nicht ans Meer willst, weiß ich, wo wir sonst hinkönnen“, sagt er.

Die Stadt ist verschwunden, weggeatmet von der Landschaft. Noch ist der Boden braun und hart, aber ich kann erstes Grün leuchten sehen, helle Flecken im Vorbeifahren, überall erwachende Farbkleckse, und das macht mich glücklich. Wir sind von der Autobahn runtergefahren, ich weiß gar nicht, wie spät es ist, aber als ich das Fenster aufkurbele, riecht es nach Frühling, nach Mittagssonne und nach der Landschaft.
„Ich könnte heut gar nicht Schule machen“, sage ich und sehe, wie er nickt. Wir holpern dahin auf grobem Kopfsteinpflaster. Das Dorf liegt da wie an einem schläfrigen Sommertag. Das bringt mich auf die Idee, dass heute gar nicht heute ist, sondern dass wir durch die Zeit gefahren und an einem Punkt in der Vergangenheit angekommen sind, auf einer festen Insel mitten im Strom, und hier können wir bleiben, solange wir wollen. Die Zeit wird an uns vorbeilaufen, während wir uns hinter ihr versteckt haben. Der Gedanke gefällt mir. Matteo parkt auf einem Sandplatz zwischen Dorf und Landschaft, und ich springe nach draußen und atme ganz tief ein.
„Schön!“, rufe ich in den leuchtenden Himmel. Matteo steigt aus und lächelt. Es wirkt fast nachsichtig.
„Willst du was trinken gehen?“, fragt er und nickt in Richtung Dorf. Ich ahne, dass es dort irgendwo ein kleines Café geben wird, mit hausgemachtem Kuchen und einer winzigen Terrasse an der Hauptstraße, auf der das erste Mal in diesem Jahr Plastikstühle stehen.
„Nein, ich will spazieren gehen“, antworte ich. Ein Sommerwald würde mir jetzt gefallen, tiefgrün und mit den goldenen Lichtsprenkeln verirrter Sonnenstrahlen auf dem Moos, aber noch ist nicht Sommer, noch schläft der Wald, und die Sonne bringt die Reste des Herbstlaubs zum Knistern. Dafür gibt es einen Weg durch die Landschaft. Kühler Lehm zwischen den müden Gräsern, die der Winter ausgebleicht hat bis aufs Letzte. Wir gehen nebeneinander, die Jacken geöffnet. Irgendwo zwitschert es in den kahlen Ästen. Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, sagt man, aber eine Amsel macht schon ein bisschen Frühling, denke ich.
„Na ja!“, sagt Matteo skeptisch und da weiß ich erst, dass ich es ausgesprochen habe.
„Freust du dich gar nicht über den Frühling?“, frage ich ihn.
Wieder dieses Grinsen.
„Dann säße ich jetzt in der Schule.“
„Wärst du wirklich mit mir ans Meer gefahren?“
„Du wolltest ja nicht.“
„Wer weiß, wann wir da gewesen wären.“
Der Weg macht eine Biegung, und ich weiß, dass hinter diesem Hügel, hinter dem Waldsaum, einen See geben muss.
Ich könnte Matteo Fragen stellen, ganz logische, normale Fragen, an die ich vorhin schon gedacht habe. Mir ist nur, als ob das gegen die Regeln wäre. Ich muss andere Fragen suchen.
„Warst du schon öfter hier?“
„Meine Großeltern wohnen hier in der Nähe. Und du?“
„Ich weiß gar nicht, wo wir sind. Aber es ist schön.“
Wieder dieses Schweigen, während wir langsam bergab gehen und ich fühle, wie wir dem Wasser näher kommen. Er ist dran, etwas zu sagen, beschließe ich und vergesse ihn für einen Moment. Nur die Umgebung ist noch da. Ich sauge sie ein, mit allen Sinnen. Der See liegt plötzlich vor uns, genauso, wie ich ihn mir vorgestellt habe, eine dunkel glitzernde Wasserfläche. Am andern Ufer das Dorf, schlafende Boote dümpeln am Holzsteg, das unvermeidliche Eiscafé hält noch Winterschlaf. Ich hätte noch Schwäne erhofft, aber es gibt keine.
„Find ich ja interessant, dass du mitgekommen bist“, sagt Matteo plötzlich. „Ich dachte, du machst so was nicht.“
„Warum hast du mich überhaupt gefragt?“
Zum ersten Mal seit dem Losfahren sehen wir uns an, durchdringen sich unsere Blicke.
„Ich wollt’s einfach mal probieren.“
Ich schaue ihn weiter an und möchte immer tiefer hinein in seine furchtbaren blauen Augen, einfach weil Frühling ist. Ich frage mich, ob er weiß, wie sehr mein ganzer Körper den Frühling leben möchte. Vielleicht weiß er es besser als ich. Ich höre das leise Glucksen des Wassers, das am Ufer leckt. Als ob es uns belauscht und noch näher heranmöchte.
„Und jetzt?“, frage ich.
Er mustert mich, scheint abzuwägen, zu prüfen. Ich sollte nicht wünschen, dass er mich anrührt. Aber ich will ihm in die Falle gehen. Wenn er sie aufstellt.
„Weißt du schon, was du machst, wenn du fertig bist?“ Er bückt sich und sucht nach flachen Steinen. Es gibt ein paar, feucht vom Winter. Natürlich kann einer wie Matteo sie springen lassen. Fünfmal zähle ich das helle Geräusch auf der Wasseroberfläche, betrachte die Ringe, die sich ausbreiten, und weiß ohne hinzusehen, dass Zufriedenheit aus seinen Augen leuchtet. Seine Frage erinnert mich daran, wie nah die Zukunft ist.
„Studieren, vermutlich“, antworte ich und vergrabe die Hände in den Jackentaschen. Zwischen zwei Steinen wirft sein Blick mir eine stumme Aufforderung zu, aber warum sollte ich deutlicher werden? Ich schaue wieder aufs Wasser, auf die Ringe, und fahre fort: „Und reisen werde ich. So viel wie möglich.“
Er hat keine Steine mehr, bleibt aber hocken. Ich stelle mich neben ihn. „Und du?“
„Ich hab ja noch Zeit“, entgegnet er ausweichend. „Was soll man planen in diesem blöden Staat?“
Ich weiß, woran er denkt. Trotzdem frage ich: „Wie meinst du das?“
„Schau dich doch um. Fünfzehn Jahre Einheit und wir im Osten sind noch immer der letzte Dreck.“ Er schaut zu mir hoch. Nein, ich möchte nicht, dass er davon anfängt. Ich weiß, dass er in Ost und West denkt, dass ihn vieles ärgert, ich weiß mehr davon als er ahnt, und ich möchte es nicht hören, denn jetzt ist Frühling und wir sind hier und all das gehört nicht zusammen.
„Interessiert dich das gar nicht?“ Sein Blick ist streng, vorwurfsvoll.
„Anders als dich“, sage ich leise. „Wir sind eine neue Generation, Matteo. Für uns sollte es immer vier Himmelsrichtungen geben.“
Er steht auf, schüttelt leicht den Kopf.
„Du kannst ruhig Matti sagen“, meint er unbeeindruckt.
Matti, ja. So nennen sie ihn alle, so hat er sich damals selbst vorgestellt. Ich begreife es nicht ganz. Matteo ist ein schöner Name, finde ich. Und Matti – das hat etwas Kosendes, Verniedlichendes, das nicht ganz zu ihm passt. Und vertraut klingt es. Wie kann ich das zu ihm sagen, ich kenne ihn doch kaum.
„Und wie meinst du das mit den Himmelsrichtungen?“
„Es kann doch nicht sein, dass es für dich heute noch wichtig ist, ob deine Lehrer, deine Freunde oder wer auch immer aus dem Osten oder aus dem Westen kommen. Ost und West, das haben wir doch gar nicht richtig erlebt.“
„Aber es gibt Unterschiede.“
Ist das Absicht, dass er sich immer näher an mich heranschiebt?
„Klar. Aber wie sollen die weggehen, wenn du sie extra betonst.“
„Man muss doch was dagegen tun!“
Ich tippe an seine Stirn. Weit muss der Finger nicht, denn Matteo steht jetzt ganz dicht vor mir.
„Hier fängt es an“, sage ich. Es ist egal, ob er mich versteht. Ich schaue ihn an, und zum ersten Mal kann ich ihn auch riechen. „Und heute will ich davon nichts hören“, setze ich hinzu. „Es ist Frühling.“

Ich habe einen Schritt rückwärts gemacht, vorsichtshalber. Matteo hat verstanden. Wir gehen weiter, weg vom See, weg vom Dorf, der Wind bringt den Geruch des Waldes mit, ganz jung noch. Ich hätte so gerne, dass dieser Tag ohne Rahmen ist, dass wir wirklich an einem Ort ohne Zeit und Namen sind, dass das Wo keine Rolle spielt. Ich hätte so gerne alles fließend und losgelöst, und gleichzeitig will ich wissen, wer Matteo ist, was hinter der Oberfläche steckt, die ich kenne, und ich möchte es auch nicht wissen, weil es doch nichts sein kann, was mir gefallen würde, was ich nicht schon erahnen könnte. Und ich möchte über das Leben nachdenken und die Träume und nicht über diese bösen konkreten Sachen, die für Matteo so wichtig sind.
„Hast du einen Freund?“, fragt er plötzlich.
„Was geht dich das an?“
Jetzt bleibt er stehen, seine Hand streift meine, und ich muss auch anhalten.
„Nur so“, sagt er, und ich spüre seine Hände um meine Taille und lasse mich an ihn ziehen und ärgere mich, denn ich möchte keine sein, mit der es so einfach geht, die man so einfach bekommt, nur weil gerade Frühling ist. Aber ich will ja. Ich will ja so sehr. Und ich lasse zu, dass er mich umfasst und küsst, ich tue noch mehr, mit geschlossenen Augen und klopfendem Herzen, halte mich an ihm fest und gebe zurück und möchte ihn zu Boden ziehen, auch wenn es dort kalt und hart ist.
„Das geht doch nicht“, flüstere ich ihm ins Ohr. Bestimmt glaubt er mir noch weniger als ich. Tatsächlich muss er grinsen.
„Und warum nicht“, antwortet er und ich bin ganz sicher, da ist kein Fragezeichen. Wir schauen uns in die Augen, Stirn an Stirn, und mein Leuchten spiegelt sich in seinen.
„Ich will weitergehen“, sage ich und umklammere seine Hand. Ja, es ist Frühling, in meinem Körper sind die ersten Knospen aufgegangen. Und wir gehen fort vom See, Hand in Hand.

Da ist ein alter Gutshof, ein Backsteinbau, heute natürlich für Touristen, mit einem kleinen Buchladen und Blumenkübeln im Hof und einem kleinen Lokal. Im Schatten des Hofes ist es fast kalt. Ich möchte in den Buchladen. Ich möchte immer in Buchläden. Allerdings kann ich nichts kaufen, mein Portemonnaie ist noch in der Mappe, und die liegt bei Matti im Auto.
Matti, verdammt. Jetzt bin ich auch schon so weit.
„Schau mal“, sagt er und hält mir ein Buch hin, sandfarbenes Leder und weiche, linierte Seiten, ich rieche daran und mag es.
„Soll ich dir das kaufen? Du schreibst doch.“
Er amüsiert sich, als meine Augen groß werden, nimmt mir das Buch aus der Hand und geht zur Kasse.
„Woher weißt du das?“, rufe ich ihm noch nach, komme mir jämmerlich durchschaut vor.
Matti grinst nur, als er mir das Geschenk in die Hand drückt, das schöne weiche Lederbuch in einer Plastiktüte, die mit dem Namen des Gutshofs und einer alten Radierung bedruckt ist. Ich gebe ihm einen Kuss auf die Wange, spüre dabei die Blicke der anderen Kunden, der Kassiererin, meine eigene Röte im Gesicht. Es ist alles so neu und unsicher.
„Das wissen doch alle, dass du schreibst“, sagt Matti, als wir wieder draußen sind. Ich verstaue die Buchtüte in meiner Jackentasche, sie ist gerade groß genug. Wenn ich wieder zu Hause bin, wird es der Beweis sein, dass es diesen Tag gegeben hat. Dass es uns gegeben hat. Ich weiß nicht, wieso, aber ich bin irgendwie sicher, dass wir beide nicht für die Ewigkeit sind, sondern nur für ein paar Momente, während die Zeit stehen bleibt.
„Was weißt du noch über mich, Matti?“
Er spielt mit meinen Händen und erzählt mir, wer ich bin. Ich staune schweigend. Da ist vieles, was er nicht wissen sollte, anderes, was ich selbst nicht gewusst habe.
„Du schreibst, du liest, du lachst. Das machst du mehr als alles andere. Wenn ich an der Pause an der Stelle vorbeikomme, wo du mit deinen Freunden stehst, dann höre ich dich meistens gerade lachen. Du magst Sprachen. Du blätterst gerne in Atlanten. Du sagst lustige Sachen, damit niemand merkt, wie schüchtern du eigentlich bist. Du stehst oft ganz verloren in offenen Türen. Du träumst. Du weichst aus. Das solltest du ändern. Du musst auch mal auf deine Probleme zugehen.“
Woher er das weiß. Ich höre mich flüstern, aber Matti lächelt nur; verraten wird er mir das nicht.
„Und du bist eigentlich überhaupt nicht mein Fall“, sagt er noch.
„Du meiner auch nicht“, antworte ich. „Du liegst mir gar nicht.“
Wir strahlen uns an.

Es sind Schleierwölkchen am Himmel. Aber sogar sie sind weißer als ihre Wintergeschwister. Matti und ich tanzen auf dem Weg ins Dorf: wir können es beide nicht, doch man muss es einfach tun, schließlich ist Frühling. Wir lassen uns auf den Boden fallen, ich spüre eine Kälte, die von ganz tief aus der Erde kommt, die ganz langsam weggeschmolzen werden muss. Vielleicht könnten wir beide sie wegschmelzen. Ich lege meinen Kopf auf Mattis Brust und spüre ein Pochen. Das ist er, denke ich. Seine Hand fährt mir durchs Haar. Nie hätte ich mir vorgestellt, dass er so etwas tut. Dass er sanft genug dazu ist.
„Wir müssten nicht nach Hause fahren“, murmelt er. „Wir könnten einfach verschwinden.“
„Wohin?“, frage ich und taste nach seiner Hand. Ich will nur, dass er weiterdenkt.
„Ich weiß nicht. Wir könnten nach Rom. Warst du schon dort?“
Ich nicke, schließe die Augen, sehe die Stadt in blassgoldenem Licht zu Füßen des Palatin, eine vergilbte Fotografie, aber eine, die lebt.
„Rom ist schön“, sage ich. „Aber wir könnten auch woandershin. Weiter weg.“
Matti grinst schief.
„Ans Meer!“
„Du und dein Meer!“
„Warum denn nicht!“
Und ich sehe uns durch irgendein kleines Fischerdorf spazieren, im Süden, die Netze trocknen im Staub des Hafenbodens, die kleinen Boote schaukeln sanft, und das Meer ist so weit und blau. Fast spüre ich die Stille des Mittags, nur ein alter Netzflicker vielleicht, der in der Sonne sitzt und uns zulächelt. Ja, dort könnten wir sein. Und hinunter gehen an den Strand, der ganz honigfarben leuchtet, bis uns das Wasser sacht um die bloßen Füße spielt. Ich seufze.
„Oder die Berge“, flüstere ich und rieche den Sommer einer Bergwiese, der Himmel ist so tiefblau, dass er uns fast erschlägt, die Hänge sattgrün, der Schnee nur eine Farbe auf fernen Gipfeln, der Tag zum Weinen schön.
Ich mache die Augen wieder auf und bin zurück, auf einem kalten Frühlingsboden, und der Himmel ist ganz blass vor Schleierwolken. Mir ist kühl, als ich mich aufsetze. Matti legt die Arme um mich, sagt nichts mehr. Es riecht noch immer nach Frühling, aber die Leichtigkeit hat sich zusammengeballt zu einer harten Kugel und ist mir in die Kehle gerutscht. Ich möchte weinen, ganz plötzlich. Ich presse mein Gesicht an Mattis Schulter. Ein Teil von mir denkt daran, wie spät es sein könnte, dass ich zu Hause sein sollte, dass man sich vielleicht sorgt. Ein anderer Teil will die Zeit verknoten. Sie soll wirklich stehen bleiben. Ach, Matti, denke ich.
Den Rest des Weges gehen wir ganz langsam.

„Ein Eis?“, sagt Matti, als wir an dem Café vorbeikommen, das wirklich dort liegt, wo ich es mir vorgestellt habe. Und ich nicke, weil ein Eisbecher die Zeit wenigstens ein bisschen einfrieren wird, damit sie langsamer vergeht.
Dann sitzen wir auf der winzigen Terrasse. Unter der weißen Tischplatte umklammern sich unsere Hände. Vielleicht könnten wir es einfach ignorieren, dieses Gefühl, und so tun, als ob das mit uns funktionieren könnte. Aber immer, wenn ich mir vorstelle, dass Matti ein Teil meiner Welt wird, begreife ich, es geht nicht. Antarktis und Nordpol, es hat sich nichts geändert. Ich schaue ihn an. Er hat es auch verstanden. Vielleicht noch früher als ich. Wie kann etwas so deutlich sein und doch so unbestimmt, so logisch und gleichzeitig absurd? Ich finde ihn noch immer arrogant, ich mag ihn nicht. Aber ich lehne ihn mit soviel Zärtlichkeit ab, dass es mir fast den Atem nimmt.
Unsere Löffel kratzen an ein und derselben Kugel, tragen denselben Sahneberg ab, ohne dass unsere Hände sich loslassen. Was werde ich von diesem Tag mitnehmen, frage ich mich. Frühling im ganzen Körper, ja. Hätte ich mit Matti weiter gehen sollen? Hätte er, hätten wir? Ab heute, das weiß ich, wird Verwirrung für mich nach Vanilleeis schmecken.
Mir fällt das Lied von den Königskindern ein. Tief ist das Wasser, viel zu tief.
„Wenn Sommer wird, fahren wir ans Meer“, sage ich zu dem leeren Eisbecher. Aus dem Augenwinkel sehe ich Matti nicken. Er drückt meine Hand, bis sie weh tut.
Die Rechnung für den Eisbecher stecke ich ein, als wir aufstehen. Ich werde sie später zwischen die Seiten meines Buches schieben.
Auf dem Weg zum Auto umarme ich ihn. Irgendetwas muss ich ja tun. Man sollte irgendetwas sagen. Er soll nicht denken, dass ich nicht gerne wollte, dass ich es nicht gerne probieren würde.
„Schön war es“, flüstert er mir ins Ohr. Warum nur bin ich nicht verliebt in diese raue Stimme? Oder bin ich es am Ende – was alles nur noch komplizierter machen würde?
„Wunderschön“, flüstere ich zurück.

Im Auto öffnet er wortlos das Handschuhfach. Meine Hände ertasten einen Stapel staubiger Plastikhüllen.
„Du hast ja doch noch andere Musik“, sage ich und könnte mich ohrfeigen. Es wäre wirklich nicht nötig, das Schweigen zu brechen, so zu tun, als müssten wir noch über irgendetwas reden. Matti hebt auch nur die Schultern. Ich suche eine CD aus und schiebe sie in den Schlitz. Es sind die Musettenwalzer aus Amélie. Sie klingen auch ein bisschen nach Frühling. Und nach einem Leben, in dem die Dinge viel einfacher sind.
Wir fahren los. Ich verpasse den Blick auf die Ortstafel. Jetzt werde ich niemals wissen, wo wir gewesen sind. Obwohl, das ist Unsinn: Ich habe ja die Tüte mit dem Gutshofnamen. Ich könnte das Geheimnis lüften.
Wozu.

Es ist Nachmittag. Später Nachmittag. Wenn wir in der Stadt ankommen, wird es dämmern. Wird aus dem Frühlingstag eine Frühlingsnacht, weil die junge Jahreszeit sich zum Schlafen in die grauen Straßen kuscheln wird. Ich fühle mich, als ob mir ein Abschied für immer bevorsteht. Dabei verliere ich etwas, was ich gar nicht gehabt habe.
„Ich wünschte, das Leben wäre logischer“, sage ich über die Klänge von Amélies Walzer.
Matteo schaut mich nicht an.
„Dann hätte es diesen Tag nicht gegeben“, antwortet er bloß. Ich kuschle mich in meinen Sitz. Recht hat er. Heute hätte es nicht gegeben, den Frühling hätte es nicht gegeben, meinen ersten Kuss hätte es nicht gegeben. Ob ich ihm das sagen soll?
Aber ich schweige. Schweige, als um uns herum schon wieder Stadt ist, Asphalt, Kunstlicht, eiliges Leben. Schweige, als er vor meiner Haustür hält. Er dürfte gar nicht wissen, wo ich wohne. Ich schweige.
„Weißt du“, sagt er und dreht die Musik leiser, „für mich war es, als wären wir heute ganz außerhalb der Zeit gewesen. Deshalb hat es funktioniert. Aber ansonsten würde das nicht gehen mit uns beiden.“
An seiner Stimme höre ich, dass es ihm genauso weh tut wie mir. Wenn ich darüber nachdenken würde, dass wir das Gleiche empfunden haben, müsste es mir das Herz zerreißen. Ich ziehe meine Mappe hinter dem Sitz hervor.
„Danke“, flüstere ich. Vielleicht hat er das gar nicht hören können.
Wir küssen uns zum Abschied, es ist das Selbstverständlichste, aber auch das Einzige, was wir tun können.
Unter seinem ernsten Blick steige ich aus, stelle mir für einen Moment vor, wie wir morgen wieder aneinander vorbeigehen werden, jeder mit einem anderen Ziel und ohne uns anzusehen.
Ich sehe mich nicht um, als ich auf meine Haustür zugehe. Ich höre, wie das Auto sich entfernt.
Am Himmel leuchten die ersten Sterne: blass und zaghaft.
Hier unten ist Frühling.

 

Hallo Malinche,

Hat mir sehr gut gefallen. Genau das Richtige für die ersten warmen Tage. Eigentlich wollte ich die Geschichte ja nur mal kurz überfliegen und mich später richtig damit beschäftigen, aber wenn man bei Dir einmal anfängt... :)

Vor allem das Ende hat mir sehr gut gefallen. Gut, dass Du nicht versucht hast, die beiden „so richtig“ zusammenkommen zu lassen. Sie haben ja diesen Tag.

Es ist zwar furchtbar unkonstruktiv, was ich von mir gelassen habe, aber ich weiß auch nicht, was ich noch dazu sagen sollte.

Sehr gerne gelesen.

Liebe Grüße,
gori

 

Meine Güte ... danke für das Lob, gori! Eigentlich kam mir diese Geschichte so komisch vor, dass ich Maus schon eine PM geschrieben habe, ob sie die nicht wieder löschen kann ... Jetzt bin ich verwirrt. Aber schön, dass es dir gefallen hat. :)
liebe Grüße
ciao
Malinche

 

Löschen? Naja, ich will Dir ja nicht reinreden, dieses ungute Gefühl bei manchen Texten kenne ich selber zu gut ;)

Aber wie gesagt, mir hat's gefallen. Da die Geschichte in Alltag steht ist es okay, dass sie so ruhig ist. Und sie passt doch so gut zu den ersten Sonnenstrahlen ;)

Verwirren wollte ich Dich allerdings nicht, sorry :)

Nochmals liebe Grüße,
gori

 

hi malinche,
mir hat die Geschichte auch gut gefallen.
Schön beschrieben, wie von gori schon gesagt, genau richtig zum Frühlingsanfang.
Eine kleine Geschichte, die zum Träumen anregt......
Ein großes Lob! :thumbsup:
Lg,
Lily

 

Hallo Lily,
das freut mich, dass sie dir gefallen hat und dich zum Träumen anregt. Und ich hatte das Gefühl, dass die Geschichte zu ruhig und verträumt ist.
Aber offensichtlich kommt zumindest für euch das "erste-Sonnenstrahlen-Gefühl" rüber, das ich beim Schreiben reinpacken sollte. Das baut mein ungutes Gefühl natürlich ab. Danke euch beiden. :)

 

Gut, Crazy Janey, wenn du das auch sagst, wird sie natürlich nicht gelöscht ...
Ja, der Frühling wollte immer wieder rein in die Geschichte. Nach den ganzen kalten Monaten tat es richtig gut, das Wort immer wieder zu schreiben. Probiers auch mal ;)
Danke für das Lob :)
Liebe Grüße,
ciao
Malinche

 

Hallo Malinche!

Bin auch der Meinung: eindeutig nicht löschen! Eigentlich wollte ich die Geschichte gar nicht lesen, weil sie mir auf den Blick so lang erschienen ist. Aber ich bin wohl irgendwie in ein Zeitloch gefallen (oder als Vanilleeis eingefroren worden)...
Man könnte meinen, dass deine kg langatmig ist, weil ja gar nicht viel passiert, aber das ist sie überhaupt nicht! :thumbsup:

Hmm, viel mehr kann ich leider nicht anfügen, denn wenn es etwas zu kritisieren gäbe, dann habe ich das nicht gemerkt, weil deine Geschichte mich so gefesselt hat.

Liebe Grüsse
sirwen

 

Hallo Malinche!

Na, da bin ich ja froh, das ich das nciht gelöscht habe ;)

Sehr saubere und flüssige Schreibweise fällt mir auf. Inhaltlich und Stilistisch gefällt mir der Text ebenfalls gut, man spürt die zarten, unbestimmten Gefühle Deiner Protagonisten - das Genießen dieses zeitlosen Tages, aber auch die andere Stimme, die flüstert und weiß, dass das keine Beziehung werden wird, das es immer ein Moment bleiben wird. Die Dialoge fügen sich zart in die Beschreibungen ein, der Text als ganzes wirkt auf mich seltsam zerbrechtlich. Ich empfinde ihn als sehr gelungen. Zu meckern habe ich beim besten Willen nichts gefunden.

liebe Grüße
Anne

 

Hallo sirwen,
das ist schön, dass du in ein Zeitloch gefallen bist ... :) und ich bin erleichtert, dass dir die Geschichte nicht langatmig vorkommt. Danke fürs Lesen!

Hallo Anne,
vielen lieben Dank für dein schönes Lob. Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, was ich dazu sonst noch groß sagen sollte - außer dass ich mich sehr freue, wenn dir der Text so gut gefällt.

Liebe Grüße an euch beide,
ciao
Malinche

 

Hallo Malinche,

es würde ja doch nur Widerholung, aber ein Wort von Maus hat denke ich mein Gefühl beim lesen sehr gut ausgedrückt. Die Geschichte, die Beziehung, dieser ganze tag ist etwas zerbrechliches, wie ja auch der Frühling eine zarte Übergangszeit ist, bis der Sommer anmarschiert kommt.
Und am Ende bleibt die Frage, die mich schon viele Jahre begleitet: Ist ein unerfülltes Verlangen besser als die (ent)täuschende Erfüllung. Ich habe es bisher nicht geschafft, eine Geschichte dazu zu schreiben. Freut mich sehr, eine zu lesen, die mir auch vom ruhigen Stil und Aufbau her sehr liegt.

Liebe Grüße

Jo

 

Hallo groper,
danke für deinen Kommentar ... schön, dass dir die Geschichte gar nicht liegt ... wenn sie dir auf diese Weise nicht liegt, dass dir das Meer und das Buch gefallen ... :)

Hallo jobär,
auch dir danke - und schön, dass dir die Geschichte liegt und du das Zerbrechliche empfindest, das Maus angesprochen hat. Mir gefällt das Wort als Beschreibung auch sehr gut. Ja, und die Frage mit dem unerfüllten Verlangen ... über die denke ich auch oft nach. Was besser ist, weiß ich auch nicht, aber beim Schreiben der Geschichte habe ich gemerkt, dass vermutlich beides wehtun kann.
Liebe Grüße,
ciao
Malinche

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Schreibgenossin Malinche,

Warum lese ich dieses Schmuckstück erst jetzt? Ein wahrhaft kurzweiliges Lesevergnügen hast du mir mit deiner Geschichte beschert. Du verrätst uns auf einfühlsame Weise, was der Frühling insbesondere mit der Gefühlswelt von jungen Menschen anstellt. Diese Wiedersprüchlichkeit der aufblühenden Gefühle offenbart sich vor allem in diesen beiden Textstellen.

„Nur so“, sagt er, und ich spüre seine Hände um meine Taille und lasse mich an ihn ziehen und ärgere mich, denn ich möchte keine sein, mit der es so einfach geht, die man so einfach bekommt, nur weil gerade Frühling ist. Aber ich will ja. Ich will ja so sehr. Und ich lasse zu, dass er mich umfasst und küsst, ich tue noch mehr, mit geschlossenen Augen und klopfendem Herzen, halte mich an ihm fest und gebe zurück und möchte ihn zu Boden ziehen, auch wenn es dort kalt und hart ist.
„Und du bist eigentlich überhaupt nicht mein Fall“, sagt er noch.
„Du meiner auch nicht“, antworte ich. „Du liegst mir gar nicht.“
Wir strahlen uns an.
Der Ost-West Konflikt treibt einen Keil zwischen das spontane und unschuldig wirkende Paar, das in der freien Natur, weitab vom Alltag, nach der Liebe sucht. Matteo drängt dazu, ans Meer zu reisen; ein typisches Sehnsuchtsmotiv. Der Ich-Erzähler (autobiographisch?) hingegen will in die Berge - erneut zeigt sich der Konflikt von Emotion und Ratio. Schön verdeutlichst du dies auch mit dem unterschiedlichen Musikgeschmack, dem Lied von den Königskindern und den bildhaften Vergleich der enormen Entfernung von Nordpol und Antarktis. Am Ende - die Frühlingssone geht unter - ebben die gegenseiten Gefühle ab, und man trennt sich. Vorübergehend. In hoffnungsfroher Erwartung des nächsten Frühlingstages.

Deine Sprache beeindruckt mich. Sie ist so harmonisch. Dir gelingt es, lyrische Bilder mit schlichter Alltagssprache zu verknüpfen, ohne, dass diese aufgesetzt wirken.

Gestört haben mich diese Sätze:

»Über Nacht hat der Winter sich davongestohlen und den Geruch nach Milde und Morgen zurückgelassen.«
- Besser: 'Geruch von [...]'
- Der Winter ist in meinen Augen streng. Wie also kann er »Milde und Morgen« zurücklassen?

»Wenn ich wieder zuhause bin, wird es der Beweis sein, dass es diesen Tag gegeben hat.«
- zu Hause

»Wenn er am Nordpol wohnte, müsste ich in die Antarktis: so weit sind wir voneinander entfernt.«
- 'ziehen' nach 'Antarktis' einfügen

»Ein Teil von mir denkt daran, wie spät es sein könnte, dass ich zuhause sein sollte, dass man sich sorgen könnte.«
- zu Hause
- Wortwiederholung: 'könnte'

Nur einige meiner Lieblingsstellen:

»Die Stadt ist verschwunden, weggeatmet von der Landschaft.«

»Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, sagt man, aber eine Amsel macht schon ein bisschen Frühling, denke ich.«

»Ich höre das leise Glucksen des Wassers, das am Ufer leckt. Als ob es uns belauscht und noch näher heranmöchte.«

»„Wir sind eine neue Generation, Matteo. Für uns sollte es immer vier Himmelsrichtungen geben.“«

Vielleicht ist dem ein oder anderem deine Geschichte auch eine Empfehlung wert.

Lieben Gruß,
moonaY

 

Hi Malinche,

wunderschön und melancholisch. Genau im richtigen Maße melancholisch. Ich finde, du hast die Stimmungen, die Verwirrung und die unerfüllten Sehnsüchte deiner Protagonisten wunderbar herausgearbeitet. Alles wirkt flüchtig und dennoch sehr unter die Haut gehend.
Tja, viel mehr kann ich kaum sagen...

Habe ich sehr gerne gelesen.

Liebe Grüße,

Ronja

 

Hallo liebe Schreibgenossen! :)

Danke für deine Antwort – oder besser: feinsinnige Analyse – und dein Lob, moonaY!

Deine Sprache beeindruckt mich. Sie ist so harmonisch. Dir gelingt es, lyrische Bilder mit schlichter Alltagssprache zu verknüpfen, ohne, dass diese aufgesetzt wirken.
Das werde ich mir einrahmen und übers Bett hängen. Also zumindest geistig. Schließlich kommt das von einem, der mit der Sprache mehr stimmungsvolle Bilder malt als dass er einfach Texte schreibt … und von daher ein besonders tolles Lob. :)
Danke auch für deine Verbesserungsvorschläge.
Bei dem Satz mit dem Winter hast du zweimal Recht, es ist unlogisch, dass der Winter Milde und Morgen oder auch nur den Geruch danach zurücklässt. Aber ich weiß nicht, wie ich ihn am besten ändern soll.
„Über Nacht hat der Winter sich davongestohlen und dem Geruch von Milde und Morgen Platz gemacht“ – wäre möglich, gefällt mir aber irgendwie nicht.
Das „von“ klingt für mich auch besser, ich erinnere mich sogar, es beim Schreiben zuerst so gehabt zu haben. Aber dann steht da: „der Geruch von (…) Morgen“, was klingt wie „der Geruch von morgen“, und das würde mich stören, rein gefühlsmäßig …
„zuhause“, sagt der Duden, ist genauso möglich wie zu Hause, aber ich habe es geändert.
Das von dir vorgeschlagene „ziehen“ hinter Antarktis füge ich nicht ein. Es gefällt mir nicht. (Tolle Begründung, ich weiß.)
Ich freue mich, dass du sogar Lieblingsstellen hast :) , es gibt einem das Gefühl, dass der Text etwas zurückgelassen hat.

Dir auch vielen lieben Dank für deinen Kommentar, Ronja! Melancholisch … soweit es eben in den Frühling passt … gut, wenn ich für dich das richtige Maß getroffen habe. :)

Alles wirkt flüchtig und dennoch sehr unter die Haut gehend.
Ja, was soll ich sagen? Ich freue mich, dass die Flüchtigkeit rüberkommt, aber mehr noch, dass es auch unter die Haut geht. Das ist nicht selbstverständlich und für mich mit das Beste, was ich mit einer Geschichte erreichen kann. Danke dir!

Liebe Grüße,
ciao
Malinche

 

Hallo Malinche,

deine Geschichte hat mich tief beeindruckt. Nicht viel Handlung, okay, aber sie besticht in ihrer Qualität und nicht in der Quantität. Und vor allem gefallen hat mir die Athmosphäre, die du aufbaust. Du hast den berühmten "Film" in meinem Kopf erzeugt, und das schaffen wirklich nicht viele Geschichten. Auch ist es angenehm eine Geschichte zu lesen, die mal nicht auf ausgetretenden Pfaden wandert (Liebe = Liebeskummer, Beziehungskrisen, F-F-EK usw.) und eher Randbereiche beleuchtet. Das gespaltene Verhältnis zwischen den beiden hast du wirklich gut dargestellt. Ich konnte mich leicht mit beiden Figuren identifizieren, gut, bin ja Single, da ist es verständlich ;).

Um dir irgendwie für diese qualitativ weit überdurchschnittliche Geschichte zu danken, habe ich mich rangesetzt und habe sie Satz für Satz auf Möglichkeiten überprüft, wie man sie stilsicherer und leseleichter gestalten kann (wahrscheinlich wolltest du sie gerade deswegen löschen, weil sie dir selbst irgendwie stiltechnisch suboptimal vorkam?). Natürlich sind alle meine folgenden Vorschläge absolut unverbindlich. Magst sie verwerfen, abgeändert berücksichtigen oder direkt übernehmen - ganz wie du willst. Ich habe versucht, die Vorschläge an deinem Stil auszurichten (nicht schwer, meiner ist ganz ähnlich), weiß nicht, inwiefern es mir gelungen ist. Schau die Liste wenigstens mal durch :).

„Wollen wir ans Meer fahren?“, fragt er mich und ich stehe nur da und schaue ihn an und überlege, was für eine Antwort ich geben soll, was er erwartet.
Der Einleitungssatz ist etwas schwerfällig. Vorschlag: ..., fragt er mich und ich stehe nur da, schaue ihn an und überlege, was ich antworten soll (oder: was er als Antwort erwartet).

Er hat mich angesprochen auf dem Weg über den Schulhof, den wir in entgegengesetzten Richtungen zurücklegen, jeder mit einem anderen Ziel und schweigend aneinander vorbei, so viele Male schon.
Ebenfalls, außerdem sagt man nicht "an einander vorbei zurücklegen". Er hat mich auf dem Weg über den Schulhof angesprochen, den wir in entgegengesetzten Richtungen zurücklegen. Wir gehen wie so oft aneinander vorbei, ich hierhin, er dorthin.

Ich senke den Blick, wenn ich ihn von weitem kommen sehe, denn sonst könnte ich seinen eisblauen Augen begegnen, die mich so verwirren.
Der letzte Nachsatz kommt etwas unbeholfen rüber. Wie wäre es damit?: Ich senke dann den Blick, sobald ich ihn kommen sehe, so dass mich seine eisblauen Augen nicht verwirren können, ich für ihn unsichtbar bin.

Das weiß ich.
Hm, diesen Satz könnte man streichen und danach: Das will ich. Zweimal "auch" vermeiden, übrigens.

Ich bin mir auch sicher gewesen, dass er meinen Namen lange vergessen hat. Aber da habe ich mich geirrt. Denn heute hat er mich angehalten und meinen Namen gesagt mit seiner rauen Stimme.
Auch diesen Abschnitt könntest du weiter verbessern: Ich bin mir bisher auch sicher gewesen, dass er meinen Namen längst vergessen hat. Heute jedoch hat er mich damit angesprochen. (Gut, zwei- bzw. dreimal "hat" ist auch nicht gerade elegant; die raue Stimme kannst du auch später einflechten.)

„Wollen wir ans Meer fahren?“
Und ich stehe da und schaue ihn an.
Eigentlich überflüssig (sowieso Wiederholung), ihre Antwort "Warum denn ans Meer?" allein genügt doch, um wieder zurück in den Handlungsfaden zu schalten.

Über Nacht hat der Winter sich davongestohlen und den Geruch nach Milde und Morgen zurückgelassen.
Hm, irgendwie will sich dieser Satz nicht in den restlichen Text einpassen: zu metaphorisch. Das trifft auch auf den darauffolgenden zu.

„Jetzt gleich“, sagt er leichthin.
Dass er das wohl leichthin sagt, ergibt sich aus dem Achselzucken.

Als er den Motor startet, kommt mein Geschichtslehrer über die Straße, dreht sich beiläufig um, erkennt mich. Seine Augen werden groß.
Du hast doch die personale Erzählperspektive gewählt. Deine Protagonistin weiß also gar nicht, ob der Lehrer sie erkennt. ... kommt mein Geschichtslehrer über die Straße, schaut beiläufig in meine Richtung und macht große Augen.

Nach Aufbruch und Abenteuer.
Kann ihre Magengrube "nach Aufbruch und Abenteuer" kribbeln? ;)

seine Arroganz weht hinter ihm her wie ein loser Schleier.
seine Arroganz weht wie ein loser Schleier hinter ihm her. Deine Satzstellung ginge nur, wenn Arroganz generell "hinter jemanden herwehen" könnte. - Bilde ich mir jedenfalls ein.

Er läuft meist nach vorne gebeugt, mit leicht hochgezogenen Schultern, eine Hand fast immer am Riemen seines Rucksacks, der betont lässig auf seinem Rücken hängt.
meist = fast immer: Wiederholung.

Dieser ausgebeulte grüngraue Rucksack, die schwarze Jacke, die roten Stiefel, die dunkle Mütze, das haben sie alle. Ich würde sie normalerweise miteinander verwechseln,
So solltest du das auftrennen, weil
du einen neuen, darauf aufsetzenden Gedanken beginnst, der inhaltlich einen Widerspruch darstellt. (Alternativ einfach das "aber" vorziehen: aber ich würde sie normalerweise... - das ist eher suboptimal)

Wenn er am Nordpol wohnte, müsste ich in die Antarktis: so weit sind wir voneinander entfernt.
Doppelpunkt passt nicht, sondern ein Komma.

So ist es gewesen bis eben.
Besser: So ist es bis jetzt gewesen. Für folgenden Satz neue Zeile: Nun sitze ich...

Einer von uns beiden, das ahne ich, muss irgendwie verrückt sein.
"müssen" drückt schon selbst Ahnung, Vermutung usw. aus.

„Ich könnte heut gar nicht Schule machen“, sage ich und sehe wie er nickt.
Frag mich nicht, warum ich da immer "einnicken" las, daher dieser Vorschlag.

Das bringt mich auf die Idee, dass heute gar nicht heute ist, sondern dass wir durch die Zeit gefahren und irgendwann an einem Punkt in der Vergangenheit angekommen sind, auf einer festen Insel mitten im Zeitstrom, und hier können wir bleiben, solange wir wollen. Die Zeit wird an uns vorbeilaufen und wir haben uns hinter ihr versteckt.
Dreimal "Zeit". Du solltest dich außerdem zwischen "Zeit läuft an uns vorbei" und "wir verstecken uns hinter der Zeit" entscheiden. Beide wirken doppelt gemoppelt.

Ich könnte Matteo Fragen stellen, ganz logische, normale Fragen, die ich schon vorhin im Sinn hatte
Deins ist akzeptabel, 'denke nur, oberes ist etwas eleganter und passender für deinen Text.

Ich schaue ihn an und möchte
Dass sie sich anschauen, hast du eben schon gesagt. Wiederholungen scheinen allgemein dein Problem zu sein ;), auch als Stilmittel beherrscht du sie noch nicht so gut bzw. gehst zu freimütig damit um.

Ich sollte nicht wünschen, das
Offensichtlich wünscht sie es sich doch. Ich halte nieder den Wunsch, dass er mich anrührt. - Lakonischer ist das. Oder eher das?: Mich erschrickt er Wunsch...

und weiß ohne hinzusehen, dass Zufriedenheit

Nur einen Atemzug entfernt, eigentlich.
Hm, tschui, irgendwie habe ich ein Problem damit, Atemzug als Längenmaß zu verstehen.

„Studieren, denke ich“, antworte ich
denke ich, antworte ich... „Studieren wohl“, antworte ich ...

Weit muss der Finger nicht, denn Matteo steht jetzt ganz dicht vor mir.
Eben hatte er doch noch gehockt? ... denn Matteo ist wieder aufgestanden und ...

Aber ich will ja. Ich will ja so sehr.
Das zweite "ja" streichen oder durch "es" ersetzen (Vorschlag).

Wir schauen uns in die Augen, Stirn an Stirn, und mein Leuchten spiegelt sich in seinem.
Nun, der Satz ist inhaltlich etwas schräg.

Ich möchte immer in Buchläden. Allerdings kann ich nichts kaufen ...
"Dabei" klingt so nach "Während ich in Buchläden gehe", kann ich mir nicht erklären. "Allerdings" ist da eindeutiger.

„Woher weißt du das?“, rufe ich ihm noch nach, komme mir jämmerlich durchschaut vor.
Aha, er geht also gerade zur Kasse ... (?)

Ich höre mich flüstern, aber Matti lächelt nur; verraten wird er mir das nicht.
Weiß auch nicht, durch das Semikolon ist der Zusammenhang mit "Woher er das weiß?" klar, mit Komma löse ich das auf zu: "Verraten wird er mir nicht, was ich flüster." - Jaja, keine Frage, mein Sprachverständnis ist schon komisch.

„Du meiner auch nicht“, antworte ich. „Du liegst mir gar nicht.“
Wir strahlen uns an.
Zur Abwechslung mal ein Bravissimo! Dieser Abschnitt ist sowas von geil :lol: .

Wintergeschwister
die Wolke, also Winterschwestern (besser). Ach mist heißt ja "das Wölkchen". Jedenfalls hört sich mir "Wintergeschwister" so aufdringlich lautspielerisch an. Nur meine Ansicht.

„Warum denn nicht!“
Warum denn Ausrufezeichen? Fragezeichen.

„Ein Eis?“, sagt Matti, als wir an dem Café vorbeikommen, das wirklich dort liegt, wo ich es mir vorgestellt habe.
Auh, den Bogen finde ich etwas arg weit gespannt.

Aber ich lehne ihn mit soviel Zärtlichkeit ab, ...
Mein Bravissimo Numero 2.

Ab heute, das weiß ich, wird Verwirrung für mich nach Vanilleeis schmecken.
Wieder so ein Einschub, "dessen Streichung eine qualitative Ameliorisierung nach sich zöge". ( :lol: Tschui, Selbstironie. )

... und könnte mich ohrfeigen, es wäre wirklich nicht nötig ...
Empfehle Satztrennung.

Hm, mE fehlt hier ein "Aber" davor.

Wird aus dem Frühlingstag eine Frühlingsnacht werden, weil die junge Jahreszeit sich zum Schlafen in die grauen Straßen kuscheln wird.
Mein Bravissimo Numero 3. Das zweite "werden" ist überflüssig.

Ich sehe mich nicht um, als ich auf meine Haustür zugehe. Ich höre, wie das Auto sich entfernt, und plötzlich habe ich Tränen in den Augen.
Am Himmel leuchten die ersten Sterne: blass und zaghaft.
Hier unten ist Frühling.
Hieran hätte ich noch einige Sachen auszusetzen, aber es steht sowieso nach dem Ende. Meine Meinung.

Fazit: Wenn am Nordpol Kitschgefahr bestünde, wäre in der Antarktis deine sachlich-melancholische, stellenweise sogar lakonische Spielart von Romantik zu Hause. Eine sehr wunderbare Geschichte, überarbeitest du sie noch für Lesefluss und so, mache auch ich mich für eine Empfehlung stark.


FLoH.

 

Hallo floh!
Wow, ich bin platt. Erst einmal natürlich, dass die Geschichte dir den "Film im Kopf" erzeugt hat …Und dann deine Liste. Da hast du dir eine Menge Arbeit gemacht. Vielen lieben Dank dafür!
Ich bin sie auch gleich und ganz gründlich durchgegangen. Einiges von deinen Anregungen habe ich wirklich übernommen. Du hast Recht, ich neige dazu, Sachen doppelt zu sagen. An anderen Stellen habe ich "Kompromisse" gefunden. Einige Anregungen habe ich nicht übernommen. Manche Stellen sind vielleicht stilistisch suboptimal, aber ich hänge so sehr an ihnen, dass ich das Gefühl habe, etwas kaputt zu machen, wenn ich sie verändere.

Es folgen ein paar Kommentare:

Hm, irgendwie will sich dieser Satz nicht in den restlichen Text einpassen: zu metaphorisch. Das trifft auch auf den darauffolgenden zu.
Den Wintersatz habe ich leicht geändert, weil er moonaY auch schon aufgefallen war. Aber insgesamt hänge ich irgendwie an den Sätzen, auch wenn sie zu metaphorisch sein sollten.
Du hast doch die personale Erzählperspektive gewählt. Deine Protagonistin weiß also gar nicht, ob der Lehrer sie erkennt.
Na ja, ich war der Meinung, dass sie das an seinem Gesichtsausdruck schon merken kann. Gut, es fliegt trotzdem raus
Kann ihre Magengrube "nach Aufbruch und Abenteuer" kribbeln?
Ja! :lol:
Das ist wohl so einer der Sätze, wo man merkt, dass ich mehr mit dem Bauch als mit dem Kopf geschrieben habe.
Ein bisschen natürlich auch mit den Fingern ;)
Dreimal "Zeit". Du solltest dich außerdem zwischen "Zeit läuft an uns vorbei" und "wir verstecken uns hinter der Zeit" entscheiden. Beide wirken doppelt gemoppelt.
Ich habe eine Zeit rausgeworfen. (Was für ein Satz!) Das Doppelt-Gemoppelte bleibt drin, bis ich in der Lage bin, den Trennungsschmerz zu verkraften ;)
Dass sie sich anschauen, hast du eben schon gesagt. Wiederholungen scheinen allgemein dein Problem zu sein , auch als Stilmittel beherrscht du sie noch nicht so gut bzw. gehst zu freimütig damit um.
Hehe … Malinches Hitliste: Wiederholung löst Schachtelsatz als Hauptproblem ab!
Hm, tschui, irgendwie habe ich ein Problem damit, Atemzug als Längenmaß zu verstehen
Ich habe ihn erst mal rausgenommen. Allerdings hauptsächlich deshalb, weil man den Satz auch als Wiederholung des vorherigen sehen könnte.
Eben hatte er doch noch gehockt?
Ha! Deiner akribischen Textarbeit ist ein Satz entgangen:
Er steht auf, schüttelt leicht den Kopf.
Der Witz an der Sache ist, dass ich gestern über diese Textstelle nachdachte und mich fragen musste, ob ich Matteo überhaupt habe aufstehen lassen. Hatte ich, das habe ich beim Nachschauen gemerkt. Aber offensichtlich ist der Satz sehr unauffällig, wenn du ihn überliest und ich ihn zeitweilig vergessen habe … :D
Wir schauen uns in die Augen, Stirn an Stirn, und mein Leuchten spiegelt sich in seinem.
Nun, der Satz ist inhaltlich etwas schräg.
:Pfeif: Wozu es leugnen ...
Aha, er geht also gerade zur Kasse ... (?)
Jetzt tut er's auch im Text. :)
Warum denn Ausrufezeichen? Fragezeichen.
Das kann ich nun wieder nicht erklären. Er sagt es einfach ohne Fragezeichen.
Auh, den Bogen finde ich etwas arg weit gespannt.
Hm, kann sein, aber ich war schon in vielen kleinen Ortschaften, wo man Lage und Beschaffenheit des Cafés praktisch vorhersagen kann.
Ab heute, das weiß ich, wird Verwirrung für mich nach Vanilleeis schmecken.
Wieder so ein Einschub, "dessen Streichung eine qualitative Ameliorisierung nach sich zöge". ( Tschui, Selbstironie. )
Ich hatte den Einschub weg, aber das tat mir irgendwie weh. Textreferierte emotionale Harmonie vor qualitativer Ameliorisierung, in diesem Fall! ;)

Ach ja. Löschen lassen wollte ich die Geschichte eigentlich, weil ich überzeugt war, dass sie eben nicht in der Lage sein würde, Filme in anderen Köpfen zu erzeugen oder sonst irgendwie zu berühren. Zumindest kam es mir so vor, als ich sie nach dem Posten noch mal überlesen habe und mir dachte: Was hat das hier zu suchen? Umso mehr freue ich mich dann über Echos wie deines. Noch einmal vielen herzlichen Dank, dass du dir soviel Arbeit gemacht hast. Es waren eine ganze Menge für mich nützliche Hinweise und Anregungen dabei.
Liebe Grüße,
ciao
Malinche

 

hallo groper,
vielen Dank und keine Sorge ... ich versuche eine Balance zu halten. Ich ändere das, was ich durch den Hinweis selbst als "änderungswürdig" erkenne / empfinde. Wenn ich mich mit einer Änderung nicht wohl fühle, verzichte ich lieber auf sie. :)
liebe Grüße
ciao
Malinche

 

Bei jeder Kritik an einer Geschichte ist natürlich nichts anderes zu erwarten, als dass ein Autor die für sich relevanten, hilfreichen Punkte extrahiert und alle anderen Punkte registriert oder auch ignoriert. Kein Kritiker ist auf kg.de unterwegs, um anderen belehrend gegenüberzutreten - und selbst wenn es so wäre, ist sicher jeder Autor selbst in der Lage, eine Kritik entsprechend einzuschätzen oder zu bewerten. Dein Kommentar ist also vollkommen überflüssig, groper.

Grüße vom trockenen Teil der Welt
Webmaster

P.S. Sorry für OffTopic.

 

Hallo??! Ich kann mir denken, dass groper durchaus meinen Kommentar im Sinn hatte, aber ich unterstelle ihm da keine Belehrung oder sowas, sondern höchstens dass ihm entgangen ist, dass meine Liste ausschließlich Vorschläge enthielt. Und er hat doch recht: Was der eine als Stilelement empfindet ist für den anderen ein Fehler. Geschmäcker sind numal ..., und als Hinweis darauf sollte das bestimmt auch verstanden werden.

Dein Kommentar ist also vollkommen überflüssig, groper.
Deiner auch, finde ich, tschui. Übrigens akzeptiert groper PM.


FL{ wollte schon immer mal ner Autorität was auf die Finger geben ;) }oH.

 

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