Nur ein kurzer Moment
Und schon wieder dieses Rauschen. Enrique zog die salzige Meeresluft durch seine weit geöffneten Nasenflügel, er liebte diese Momente der Stille. Es war als wäre man Eins mit dem Ozean, als wäre man ein Teil des Meeres. Doch die Momente währten nur kurz, und machten Platz für die immer wiederkehrende Trauer, die ihn überkam. Er dachte zurück an frühere Zeiten, an den einen Moment, an die Diagnose und an diese unendliche Leere die ihn damals überkam. Enrique sah auf die See hinaus und eine kaum sichtbare Träne rann über seine ausdruckslosen Wangen. Er hatte sein Lächeln längst verloren. Und immer wieder die Frage nach dem Warum, das Ende dieses einen Lebens, jedoch der Anfang eines Neuen. Er mochte dieses Leben nicht. Warum? Warum ist es so gekommen? Hätte er doch bloß auf sie gehört, wäre er doch bloß damals bei seiner Freundin geblieben, so wie sie ihn gebeten hatte. Doch der Ruf des Meeres war wie immer stärker gewesen, und so hatte er seine Sachen gepackt und sich den Wellen ergeben, ihnen widersetzt und sich einfach nur treiben lassen. „Nur dieser eine verdammte Moment“ schoss ihm in den Kopf, als ihm die Bilder wieder hochkamen. Hätte er den Jetski nur einen Moment früher gesehen, hätte er nur einen Moment Zeit gehabt aus dem Weg zu springen…was so ein Moment ausmachen kann. Er betrachtete das Bild in seinen zitternden Händen. Es zeigte ihn vor 2 Jahren in seinem Element, auf seinem Surfbrett…so hätte dieser Urlaub nie enden dürfen. „Genug ausgeruht“ sagte er zu sich und hievte sich wieder hoch in seinen Rollstuhl.