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Nur eine Geschichte

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15.03.2008
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Nur eine Geschichte

Schon auf dem kurzen Weg von der Regionalbahn zur Apotheke zeigte sich der Abend in erheblicher Schieflage. Jeder kennt das: Etwas schwer Definierbares liegt in der Luft und legt sich auf die Gemüter. Die Stadt geht loco, würde mein Nachbar sagen, sich die Fingerspitze gegen die Schläfe drücken und Bohrgeräusche imitieren. Kluge Menschen gehen dann schnell nach Hause und bleiben da, würde er sagen.
Ehrlich gesagt überlegte ich tatsächlich, zu Hause ein paar Bier zu trinken und einen Bukowski-Klon hinzurotzen. Das wäre eine kluge Entscheidung gewesen, denn die Realität wurde ungemütlicher, fieser und hässlicher als eine von Bukowskis Geschichten. Zumindest für mich.

Unter dem Dach des Bahnhofsvorplatzes passierte ich einen armlosen Bettler, dessen magerer Oberkörper notdürftig verhüllt war von einem gelb-fleckigen Unterhemd, aus dem die Stümpfe wie Stummelflügel ragten. Heftig kopfschüttelnd rasselte er mit einem Kleingeldbecher, den er mit den Zähnen festhielt. Ein Bakschisch-Biest, das seine Beißer in das Gewissen der Menschen schlug und so lange daran riss, bis der Ablass im Becher landete. Dann stoppte er kurz und nuschelte etwas, bevor es wieder klingelte und schepperte.

Zu Hause angekommen erzählte ich Jasz von dem Bettler, diesem aufdringlichen Typ, der das schlechte Gewissen ausnutzte wie er selbst mit Sicherheit von einer osteuropäischen Mafia ausgebeutet würde und fragte, in was für einer Welt wir eigentlich lebten. Der zuckte die Achseln. "Die empfindsame Phase sollte langsam abgeschlossen sein", sagte er und fragte, seit wann ich in diesem Viertel wohne.
"Das ist keine Antwort", sagte ich und kämpfte den Drang nieder, ihn vom Bildschirm wegzureißen und zu schlagen, bis er vernünftig würde. Stattdessen ging ich zum Kühlschrank und hebelte ein Becks per Feuerzeug auf. Gieriges Schlucken, ein langer Schluck, dann war die Flasche halb leer.

Ich atmete langsam und tief ein und aus, kehrte ins Zimmer zurück und fragte, ob er die Drucke vorbereitet habe. Ich hätte Klebeband besorgt und ein paar gute Klebeflächen gefunden.
"Wo denn?", fragte er.
Ich zeigte ihm die ausgewählten Orte auf der Digital-Kamera. Drei Stahltüren, die unter den Plakatschichten, die wie Jahresringe auf dem Metall wuchsen, kaum mehr zu erkennen waren. Zwei glatte Steinmauern in der Nähe des Hauptbahnhofs, an denen jeden Tag Tausende Menschen vorbei kamen. "Und das bringt was, da Lyrik zu plakatieren?", fragte er.
"Irgendjemand muss ja die Welt retten", sagte ich.

Vor dem Haus, auf der gegenüberliegenden Straßenseite, hockten die Säufer zusammen, saßen an den Tischen vor dem Donald Duck, einer 23-Stunden-Kaschemme. Ich hatte dieselben Gestalten schon auf dem Weg zur Arbeit dort sitzen gesehen, vor fast zehn Stunden. Es war Mitternacht durch, Donnerstag früh. Fünf, sechs russisch sprechende Männer standen fünfzig Meter weiter an den Pollern, die das Freier-Kreiseln in Zukunft verhindern sollten, ließen Wodka rumgehen und lachten und redeten in einem Tonfall, der klang, als wäre die Stimmung kurz vorm Umkippen.

Die Aktion an sich war unspektakulär. Jasz und ich spurten durch die partiell von Neon- und sonstigem Licht aufgeweichte Dunkelheit und verpappten unser Zeug. Unterwegs trafen wir Andere, die Plakate auf Litfaßsäulen und Wände kleisterten. Sie verfremdeten Werbebilder und Slogans der Großen, um deren mediale Waffen gegen sie zu wenden, wie sie sagten. Kommunikationsguerilla stand auf ihren Shirts. Es kam zum Austausch kreativer Bezeichnungen für die jeweils andere Crew, den Jasz begann, als er sie "plakative Plakatkasper" nannte. Ich schnaubte leise, sparte mir jegliches Statement und zog ihn weg. Wir setzten unseren Weg fort und klebten die bedruckten A4-Zettel an Wände und Stahltüren ohne weiteres Aufhebens darum zu machen. Sie würden da sein, bis Witterung oder Menschen die Worte nach und nach unkenntlich machten oder mit einem Mal abrissen.
"Was macht das schon, wenn das niemand mehr lesen kann", sagte Jasz, "verstanden wird es sowieso nicht."

Nach der Plakataktion gingen wir in das Windstärke 13, eine abgeranzt wirkende Kneipe mit unschlagbaren Preisen. Bestellten jeder einen doppelten Finlandia-Wodka, tranken ihn schweigend und bestellten noch einmal das gleiche.
Einige Runden später schlossen wir mit dem Fass von Wirt Freundschaft, besser gesagt, wir wurden von Fat Jack, wie er sich vorstellte, zwangsverfreundschaftet.
Er sagte beiläufig, dass seine Knarre nie weit sei und in dieser Schublade liege. Er zeigte mit einer fahrigen Bewegung auf einen Bereich hinter dem Tresen, in dem mehrere Schubladen zu sehen waren. Da er uns das Geheimnis um den Verwahrort seiner Handfeuerwaffe anvertraute, kurz nachdem er anbot, wir dürften ihn Fat Jack nennen, schien es nur vernünftig, sein Angebot anzunehmen.

Fat Jack begann selbst zu bechern, freilich in einer ganz anderen Liga als wir. Er stürzte die Doppelten in kürzeren Abständen, spülte Bier hinterher und schnupfte Tabak von seinem linken Handballen. Bald erzählte Fat Jack Kneipengeschichten. Jasz hatte den Eindruck, er spule ein Programm ab, wie er mir zuflüsterte.

"Hier wird nicht geflüstert!", dröhnte das Fass von Wirt. "Ihr sitzt auf den teuren Plätzen", sagte er, "da hält man's Maul und lauscht andächtig."
"Aye Sir", sagte Jasz und fragte, wo die billigen Plätze seien. Fat Jack zeigte auf zwei Barhocker neben uns, die genauso aussahen wie unsere. "Worin unterscheiden sich diese Barhocker von unseren Barhockern", fragte ich.

"Eure Hocker sind sozusagen Reliquien", sagte er, "auf ihnen haben Tilke und sein Kumpel sich zum letzten Mal ihre Ärsche plattgesessen. In einer bitterkalten Nacht im Januar 2007 haben Tilke und sein Kumpel hier gesessen und mit mir geredet, genau wie ihr jetzt. Tilke und sein Kumpel waren gute Jungs, sie wohnten ein paar Straßen weiter, obwohl man eher sagen müsste, sie hausten. In ihrer Wohnung herrschte das Chaos, die beiden waren Messis oder völlig überfordert. Das größere Problem aber war, dass sie einfach zu weich für dieses Pflaster waren. Besonders Tilke hat daraus auch keinen Hehl gemacht. Der saß manchmal am Tresen, heulte sich die Augen aus und erzählte jedem von absolut lächerlichen Problemchen, über die er solange redete, bis sie riesige Probleme wurden. Aber nett waren die beiden trotzdem, irgendwie", sagte Fat Jack, trank einen doppelten Finlandia und schwieg versonnen.

"Und was geschah in dieser Nacht?", fragte Jasz nach einer Weile.
"Oh ja", erinnerte sich Fat Jack oder tat als erinnere er sich. "Das ist schnell erzählt", sagte er. "Zwei polnisch sprechende Rumänen kamen herein und setzten sich auf die billigen Plätze. Man merkte gleich, dass die auf Ärger aus waren, sie hatten diesen stieren Blick, ihre Stimmen klangen nach geballten Fäusten. Mit mir legten sie sich natürlich nicht an. Jeder weiß, dass mit Fat Jack nicht zu spaßen ist. Auch ohne die Knarre, die immer in Reichweite ist", sagte er. Dabei deutete er auf einen völlig anderen Tresenbereich, als beim ersten Mal.

“Aber mit Tilke bändelten sie sofort an. Der eine verlangte eine Zigarette von ihm, in einem Tonfall, dem sich nur beugt, wer keine Eier hat, versteht ihr?", fragte er.
"Und Tilke hatte keine", so Fat Jack. "Ich weiß nicht, was ihn an diesem Abend geritten hat. Tilke sagte nein. Nein, ihr Hundesöhne, sagte Tilke und grinste, als wäre er ein hundsgemeiner Kneipenschläger, der nur auf eine Gelegenheit gewartet hatte, zwei tschechisch sprechende Bulgaren umhauen zu können. Danach herrschte Stille. Alle waren überrascht, vor allem wohl ich und Tilke. Die zwei Eindringlinge kannten Tilke ja nicht und hatten also keine Ahnung, wie feige er normalerweise war. Wie feige er schon immer gewesen war. Solange ich ihn gekannt hatte", so Fat Jack, "war Tilke immer der feigste Hund gewesen. Eine Weile passierte gar nichts. Dann lachten die beiden Eindringlinge, die Totschläger, sollte ich besser sagen. Der eine schlug Tilke auf die Schulter und sagte guter Mann, starker Mann und gab ein paar Schnäpse aus. Mit diesem scheiß osteuropäischen Akzent, den man hier immer öfter hört. Die Stimmung besserte sich also und niemand dachte mehr an was böses - zumindest wir Deutschen nicht. Das war ein Fehler. Einer der Scheißzigeuner ging aufs Klo und sagte, als er wieder da war, dass das ganze Scheißklo überschwemmt ist. Tut mir leid, sagte der Scheißzigeuner, das war schon.
Schlau sind sie ja", so Fat Jack, "das muss man ihnen lassen. Ich bin sofort zum Klo, um mir die Sauerei anzusehen. Das Arschloch hat den Schwimmer eingeklemmt, so dass unablässig Wasser nachlief, und den Abfluss mit Klopapier verstopft. Ich fluchte und riss das Scheißpapier aus dem Scheißklo und sah mich schon den Scheißzigeuner hinrichten, da hörte ich auf einmal Lärm aus dem Schankraum. Lautes Palaver, dann ein furchtbarer Schrei, Stühlerücken, schnelle Schritte. Sofort bin ich hin und hatte schon die Knarre in der Hand. Als ich aber im Raum stand, sah ich, dass keine Knarre mehr gebraucht wird. Niemand mehr da. Außer Tilke. Sein Kopf lag auf dem Tresen, er rutschte gerade von dem Hocker, auf dem du jetzt sitzt", so Fat Jack zu mir.
"Auf den Stuhlbeinen sind immer noch dunkle Flecken von dem Blut. Die Putzfrau kriegt sie einfach nicht sauber."
"Ohne Scheiß?", fragte Jasz. Ungläubig sah ich den Hocker an, der genauso wirkte, wie die anderen beiden, freien Hocker, bis auf die dunklen Flecke an den Beinen.

"Wir haben den Hocker behalten", so Fat Jack, "als Erinnerung an den Tilke, der einmal hier und das zweite Mal und endgültig im Krankenhaus starb. Tilkes rechte Seite war eine einzige blutende Wunde von ich weiß nicht wie vielen Messerstichen. Er bekam kaum mehr Luft, hörte bald ganz zu atmen auf. Ich rief die Sirenen und wiederbelebte Tilke. Das war dumm von mir. Deswegen wurden die zwei Scheißtypen später nur wegen schwerer Körperverletzung verurteilt, nicht mal wegen Totschlags. Die sind bestimmt schon wieder frei. Tilke starb nämlich leider erst auf dem Weg ins Krankenhaus. Ich mach mir Vorwürfe. Ich hab dem Tilke immer wieder gesagt, dass er Rückgrat zeigen muss. Der hat einfach alles mit sich machen lassen - bis zu diesem Abend." Fat Jack zog ein Häufchen Schnupftabak und schwieg. Auf seiner Stirn standen Schweißperlen.

Jasz schlug das leere Schnapsglas auf den Tresen. "Noch ne Runde", sagte er. Fat Jack füllte die Gläser, wir tranken und hingen unseren Gedanken nach.

Die Stille wurde von schweren Stiefelschritten gestört. Zwei Männer polterten in den Schankraum und setzten sich auf die billigen Plätze. "Hast du guten Whiskey, Wirt?", fragte der eine. Fat Jack zählte einige Sorten auf, bis der Frager, ein hagerer Typ mit grausamem Gesicht, wie ich dachte, mit einer Bewegung das Wort abschnitt.
"Schon gut", sagte er, "zwei doppelte Glennfiddich für uns ... auf Rechnung des Gentleman." Er lächelte mich schmallippig an. Ich war betrunken genug, zurück zu lächeln und zu sagen, dass er den Whiskey selbst bezahlen solle.
Er sah mich unverwandt an, ohne zu reagieren, über seinen leblos wirkenden Augen war ein unnatürlicher Glanz. Auch Jasz und Fat Jack hatten kurzen Blickkontakt. Ich wusste was sie dachten und konnte doch nicht wegsehen. Etwas an diesem starren Blick hypnotisierte mich, oder der Wodka. Erst nach langen Sekunden reagierte der Hagere.
"Das war Spaß", bellte er. "Humor", sagte er, "schon mal davon gehört?", fragte er. Ich antwortete nicht. "Du weißt doch, was ein Witz ist?", rief er. Mein Hals schnürte sich zu. Ich dachte an eine Szene, die sich vor drei Jahren hier so ähnlich abgespielt haben mochte.
Der Typ hat ein Messer, wusste ich. Der hat irgendwo in seiner Scheißlederjacke eine Klinge verborgen. Ich muss schneller sein, sonst bin ich geliefert. Mein Herzschlag erhöhte sich rapide, das Blut schoss mir in den Kopf, die auf dem Tresen liegenden Hände begannen zu zittern.
Ich nahm sie vom Tresen, um das Zittern zu verbergen und legte sie in den Schoß.
"Willst'n Messer ziehen, du Scheißtyp, was?", fragte der Hagere gefährlich leise in den stillen Schankraum.
"Hände auf den Tisch!", schrie er. Ich schüttelte den Kopf.
Der Hagere spuckte aus und fragte, ob das ein Witz sei, ob ich ihn vor seinem Kumpel lächerlich machen wolle. Dann, schnell wie eine zubeißende Schlange, schlug er mir die Faust quer über den Tresen ins Gesicht. Ich fiel vom Hocker, der Hinterkopf knallte auf den Fußboden. Mir wurde schwarz vor Augen, eine Schwärze, durch die rotorangene Blitze schossen.
Aber das durch die Adern schießende Adrenalin jagte mich wieder auf die Füße. Ich rappelte mich auf, zog mein eigenes Messer jetzt tatsächlich und hielt es unbeholfen vor den Oberkörper. Der Hagere sprang vom Hocker und lief auf mich zu, mit gesenktem Kopf, wie ein Stier, rammte er mir gegen die Brust. Gemeinsam taumelten wir zurück.
Reflexhaft stieß ich ihm das Messer in den Magen. Wieder und wieder, mit zitternder Hand, von der Angst kontrolliert. Er oder ich, hallte es in mir, er oder ich, immer wieder. Der Hagere schrie nicht, wehrte sich nicht. Er sah mich nur mit verwundertem, leicht beleidigtem Gesichtsausdruck an, röchelte Blut, bespeichelte mein Gesicht mit vielen roten Bläschen und brach zusammen.

Fat Jack lehnte sich über den Tresen. "Biste nicht ganz sauber, einen abzustechen?", fragte er. "Der ist nicht tot", sagte ich mechanisch, hockte mich neben den Hageren und hielt ihm die Hand vor den Mund, prüfte den Puls. Kein Atem, kein Herzschlag.
"Oder doch", sagte ich, "tot."
„Scheiße“, sagte Jasz, „ich hab’ die Bullen gerufen als der Typ auf dich losging. Besser du haust ab.“
„Und wohin?“, fragte ich.
"Das war ne Schlägerei, du Pfeife, was ziehst'n Messer?", fragte Fat Jack.
"Ich hatte daran gedacht, wie Tilke von dem Typen abgestochen wurde", sagte ich, "der Messerstecher von damals saß auf demselben Stuhl wie der Hagere heute."
Fat Jack schüttelte den Kopf. "Tilke", sagte er, "was is'n das für'n Name – ich kenn gar keinen Tilke. Das war nur ne Geschichte. Das war nie passiert ... du bist mir ne Pfeife", sagte er.
"Und das Blut auf dem Stuhlbein?", fragte ich.
"Irgendwelcher Dreck halt, was weiß ich", sagte Fat Jack und goss mir einen Finlandia ein.
Wenige Minuten später tauchte am Horizont der akustischen Wahrnehmung ein Martinshorn auf. Ich griff nach dem Schnapsglas, prostete Fat Jack zu und stürzte den letzten Doppelten.

 

Ein Bakschisch-Biest, das seine Zähne in das schlechte Gewissen der Menschen schlug und so lange daran riss, bis der eingeforderte Ablass im Becher landete.
Das ist ein toller Satz, aber die Betonung liegt doch hier auf „Bakschisch-Biest“. Ich würd die beiden Adjektive streichen – schlechte und eingeforderte. Dann kommt das Glanzlicht des Satzes besser zum Strahlen.

Jasz und ich spurten durch die partiell von Neon- und sonstigem Licht aufgeweichte Dunkelheit
„Spurten“? Kenn ich nicht. 3. Person Plural Präteritum von „spurten“ dürfte „spurteten“ sein.

auf ihnen hatten Tilke und sein Kumpel sich zum letzten Mal ihre Ärsche plattgesessen. In einer bitterkalten Nacht im Januar 2007 hatten Tilke und sein Kumpel hier gesessen und mit mir geredet, genau wie ihr jetzt.
Man spricht nicht im Plusquamperfekt. Also ich kenne das nicht. In der direkten Rede gibt es eigentlich nur Präsens und Perfekt. Zur Not mal bisschen Futur I. Ich weiß nicht, ob es Leute gibt, die so reden? Vielleicht ist das auch regional unterschiedlich.

erinnerte sich Fat Jack,
Sportjournalisten-Inquitformel. Das zweite Mal, bei dem kurzen „Oh ja“ – da ist es okay, aber hinter längere Passagen sollte man nicht solche inquits setzen.

zwei tschechisch sprechende Bulgaren umhauen zu können
Nur damit klar ist, dass ich aufpasse: Vorhin waren es polnisch sprechende Rumänen.

Das Arschloch hatte den Spülkasten so manipuliert
Lass ihn doch schlicht sagen: „Das Arschloch hat den Quantenfluxkondensator abmontiert“ – was weiß ich, was konkretes halt. Was sorgt denn dafür, dass das Wasser nicht stetig fließt? Muss man dann halt mal kurz recherchieren. Aber konkret halt.

so Fat Jack
Da müsste man, also so langsam, eine andere Form finden, die Rede wiederzugeben.Er erzählt ja nun schon relativ lange die Ereignisse aus seiner Sicht, da kann man sich das eigentlich sparen. Das ist alles bisschen Journalistenmäßig. Die müssen das so schreiben, ja, die Literatur braucht das nicht.

Hm, ich find die Geschichte richtig gut geschrieben. Aber strukturell passt das nicht. Jasz hat in der Geschichte überhaupt keine Funktion. Der Wirt erzählt die Geschichte ohne richtige Motivation, da ist ja nichts, was er davon hat. Die beiden Typen kommen – wie im Märchen – dann genau zu dem Zeitpunkt. Und es geht dann auch zu schnell. Tilke wurde ja erst abgestochen, als der Wirt aus dem Weg war.
Und wie dann am Ende mit diesem Szenario umgegangen wird, ist mir auch bisschen zu kurz.
Das Ding hier ist wirklich gut als Beweis für „Ich kann schreiben“ (wobei man an der Redeform Fat Jacks noch arbeiten könnte), aber als Geschichte fehlt da verdammt viel Politur. Ich glaube nicht, dass die Geschichte am Anfang schon wusste, worauf es überhaupt hinauslief.
Also das Postive: Gut geschrieben. Das Negative: In dem Ton hätte man was viel … ja, literarisch Befriedigenderes erzählen können. Etwas mit stärkerer innerer Dichte. Wenn man sich von den klassischen Formen des Erzählens lösen will – was man mit so einem Stil tun muss, fast schon – dann darf man auch auf den letzten Metern nicht Panik bekommen und in den warmen Schoß des klassischen Aufbaus zurückkehren. Denn der funktioniert nur, wenn er aufgebaut wird. Man kann nicht eine Geschichte erzählen und schauen, wohin sie einen treibt, und dann auf den letzten Metern eine Pointe aus dem Hut zaubern, die der Text nicht vorbereitet hat. Also man kann das schon, aber es kommt nicht immer was Gutes bei rum.

Gruß
Quinn

 

Hey Kubus,

sehr stark geschrieben, das rauscht und macht Laune. Du wirfst viele klasse Ideen auf, aber sie ergeben kein klares Ganzes. Man merkt, dass du gerne schreibst und schreiben kannst, dass da ein Strom von Ideen sprudelt, aber so ganz richtig gelenkt werden sie in meinen Augen noch nicht. Du gehst da fast schon ein bisschen verschwenderisch um, mit deinen Bildern. ABer sei's drum, wenn du genügend hast, kannst du sie auch genügend in einer Geschichte einbauen. Allerdings nur, wenn sie alle einem Ziel unterworfen sind. Hier ist mir das irgendwie nicht stringent genug. Die eigentliche Geschichte ist ja erst die Begegnung in der Kneipe. Der Kram davor - gut geschrieben, aber es verfasert. Und der Kumpel des Erzählers - eigentlich nur da, um einige Dialoge in die Geschichte einflechten zu können(?)
ALso:Ideen und Schreibe top (Ausnahme ist das ständige "so Fat Jack"), aber etwas richtungslos.
Trotzdem gerne gelesen

grüßlichst
weltenläufer

 

Ja Quinn, das hat mich gleich überzeugt. Schlechte streiche ich - in welches Gewissen denn sonst, und eingeforderte steckt auch schon drin.

„Spurten“? Kenn ich nicht. 3. Person Plural Präteritum von „spurten“ dürfte „spurteten“ sein.
Ja, ähm. Ingeborg Bachmann verwendet das Wort in Die gestundete Zeit. Na ja, und weils hier ums Plakatieren von Lyrik ging, hab ich mir dies Wort mal erlaubt. Dieser ganze Satz ist ja so bisschen poetisch verbrämt.
Man spricht nicht im Plusquamperfekt. Also ich kenne das nicht. In der direkten Rede gibt es eigentlich nur Präsens und Perfekt. Zur Not mal bisschen Futur I. Ich weiß nicht, ob es Leute gibt, die so reden? Vielleicht ist das auch regional unterschiedlich.
Da bin ich jetzt auch überfragt. Anstelle von hatten haben?
Sportjournalisten-Inquitformel. Das zweite Mal, bei dem kurzen „Oh ja“ – da ist es okay, aber hinter längere Passagen sollte man nicht solche inquits setzen.
Da sprachen wir schon mal drüber. Ich bin da prinzipiell noch unschlüssig. Aber in den letzten beiden Geschichten hab ich die Formel probehalber auf sagte, fragte, so ... reduziert. Werd ich an der Stelle auch tun.
Lass ihn doch schlicht sagen: „Das Arschloch hat den Quantenfluxkondensator abmontiert“ – was weiß ich, was konkretes halt. Was sorgt denn dafür, dass das Wasser nicht stetig fließt? Muss man dann halt mal kurz recherchieren. Aber konkret halt.
Das Arschloch hat den Schwimmer eingeklemmt? Hats dann wohl.

Jasz hatte in einer ursprünglichen Version eine größere Rolle, da war er der ewig negative Rumheuler. Aber diese ganzen Passagen hab ich gestrichen, das war nicht echt. Okay, der ist blass. Aber ich weiß nicht, was gegen so eine Nebenfigur spricht, einen Dabeisitzer und Stichwortgeber.
Und der Wirt erzählt eben Kneipengeschichten. Dass Wirte so was machen ist doch bekannt. Denkst du, da muss man eine Motivation einführen außer seinem Geltungsbedürfnis? Ich bin da nicht sicher.

Kann sein, dass ich zu Beginn nicht wusste, wohin die Geschichte gehen soll. Kann mich nicht mehr erinnern. Ich hab die Marsupilami-Geschichte und die hier gleichzeitig geschrieben, beide sind aus einseitigen Texten entstanden, die zu Beginn möglicherweise ganz anders waren. Ich mach mir kein Konzept oder so, Motiv und Komposition entstehen von selbst. Oder eben nicht. :dozey:

Man kann nicht eine Geschichte erzählen und schauen, wohin sie einen treibt, und dann auf den letzten Metern eine Pointe aus dem Hut zaubern, die der Text nicht vorbereitet hat.

Die fällt nicht ganz aus dem Himmel. Schließlich spricht der Prot im ersten Absatz davon, einen Bukowski-Klon zu schreiben. Die ganze Geschichte könnte ja nur eine Geschichte sein, die er sich zusammenschustert. Das mit wie im Märchen stimmt schon. Danke für den Nachdenkstoff!

Hey weltenläufer, freut mich sehr, wenns Laune machte und danke fürs Lob. Ja klar wirkts ungelenkt, das ist es ja auch, wie ich bei Quinn schrieb. Manchmal kommt was stringenteres dabei raus, wie beim Marsupilami, aber das hat dann auch mit der Story zu tun und was sie verlangt. Ich lese das auch so, dass in der Kneipe die eigentliche Geschichte erzählt wird, aber heißt das denn, dass das vorherige unerzählt bleiben sollte? Ich hab gerätselt, ob ich die Anfangsszenen rausnehme, weil die nichts bewirken außer Atmosphäre aufbauen. Hab aber dann gedacht, dass diese loco-Atmosphäre schon wichtig ist. Keine Kausalität, sondern etwas wie eine verrückte Atmosphäre, die Gestörte und Gefahr produziert ...

Das mit dem so Fat Jack, sagte Fat Jack usf schau ich mir nochmal an.

Danke euch fürs kritische Feedback!

 

"Nur eine Geschichte" -


selten einen so schlichten (denn wer wollte den Charakter dieses Textes bestreiten?) wie lapidaren Titel hier vor Ort gesehn über wenigstens drei Geschichten: Die Geschichte der Maus als Ouvertüre, Fat Jacks gesammelte Erzählung(en) und dem showdown. Der Text hätt also auch heißen können: „Drei in einer“ oder marktschreiend „drei für eins“,

lieber Kubus.

Vor allem Charles Bukowski (übrigens in Andernach geboren) wirkt wie’n Vorbild, aber ein Hauch Ingeborg Bachmann hat im Vorbeigehn Dich gestreift, obwohl Lyrik nur mehr eine eher – ich will’s mal so buchstäblich nennen – plakative Rolle spielt.

Es lacht das Herz über die Entwicklung, die Du seit unserer ersten Begegnung durchgemacht hast und der Verstand gackert: Dat wäxt und et wird wat!

Ohne Gewähr ’n paar Anmerkungen der Kleinkrämerseele:

Die Stadt geht loco, würde mein Nachbar sagen, sich die Fingerspitze gegen die Schläfe drücken und Bohrgeräusche imitieren. Kluge Menschen gehen dann schnell nach Hause und bleiben da, würde er sagen.
Konjunktiv für die indirekte Rede und nix gegen die würde-Konstruktion!

Bukowski-Klon
Hierorts sprechen manche „Klon“ = „Clown“ [klo:n], was bei diesem Rotzlöffel gelegentlich auch was für sich hätte.

Beim "schlechten" Gewissen hat Quinn in jedem Falle recht: denn wann meldet sich schon mal das Gewissen, außer wenn ihm schlecht ist?
Und wo wir schon da sind und sehr vorsichtig sein müssen ist seine vorsichtige Behauptung wider den Plusquamperfekt, den die Dudenredaktion nicht nur regional, sondern auch literarisch verwendet sieht bis hin zur Verdoppelung:
„Als Bressand seine Operntexte schrieb. hatte Herzog Anton das Opernhaus gebaut... gehabt. ... unter dieser Bewegung schloss Amadeus langsam die Augen. Er hatte sie in das Gesicht des Bruders gerichtet gehabt.“
Das lit. Zitat aus dem Duden Bd. 9 stammt von Ernst Wiechert.

Kaum hundert Meter weiter irrte eine ganz in schwarz gekleidete Person zwischen zwei Straßenlaternen umher und rief klagend nach Gollum.
"Gollum, wo bist du?", heulte er.
Das Personalpronomen zu „Person“ wäre „sie“, was ja schon der unbestimmte Artikel „eine“ verrät. Ambulante Behandlung könnte sein „irrte ein ganz in schwarz gekleideter Kerl“, schon allein, um nicht mehr als nötig reparieren zu müssen (da kommt der faule Hund bei mir durch, der auch andere an der Muße teilhaben lässt).

Fassungslos rückwärts gehend, stolperte ich über etwas am Boden liegendes.
Was da liegt, wird m. E. in der Formulierung substantiviert. Evtl. ambulante Behandlung: „stolperte ich über etwas, das am Boden lag.“

..., ihn vom Bildschirm wegzureißen und zu schlagen, bis er vernünftig würde.
Hierorts wird einer geschlagen, bis er lacht.

"Das ist das geile, es ist genau wie heute."
Wird da nicht das Adj. geil substantiviert?
"Das war ne Schlägerei, du Pfeife, was ziehste nen Messer?", fragte Fat Jack.
Was ziehst du „einen“ Messer? Nee, ne? Besser: Was ziehste’n Messer …

Gruß

Friedel

 

hallo kubus,
ich kann mich der meinung der anderen voll und ganz anschließen.

besonders gut haben mir einige deiner formulierungen gefallen, z.b.:

Einige Runden später schlossen wir mit dem Fass von Wirt Freundschaft, besser gesagt, wir wurden von ihm zwangsverfreundschaftet.

herzliche grüße
ernst

Man merkte gleich, dass die auf Ärger aus waren, sie hatten diesen stieren Blick, ihre Stimmen klangen nach geballten Fäusten.

 

Hi Kubus,

Ich lese das auch so, dass in der Kneipe die eigentliche Geschichte erzählt wird, aber heißt das denn, dass das vorherige unerzählt bleiben sollte?
ein ganz klares ja. Alls muss der Geschichte dienen. Sonst ist es Geschwafel. Die Atmosphäre solltest du schon mit dem Erzeugen, was auch zur Geschichte gehört.Schlicht: DIe Geschichte muss Atmosphäre erzeugen. NIcht was Schreiben, um Atmosphäre zu schaffen und dann die Geschichte nachschieben ;)

grüßlichst
weltenläufer

 

'Nabend allerseits

@weltenläufer: Danke fürs Nachhaken - ich hab mit gar keiner Antwort auf meine Frage gerechnet. Wie geschrieben: Die drei Eindrücke waren kurz davor, komplett gestrichen zu werden. Wobei ich Atmosphäre und Geschichte nicht so klar trennen würde und sehen möchte, wer das kann. Aber ich kann nachvollziehen, dass du die Geschichte als verfasernd und richtungslos empfindest. Dieser Eindrucks-Overkill könnte daran liegen, dass ich die Atemlosigkeit und Vielfalt meiner bevorzugten Romanlektüre des letzten Jahres auf die KG zu übertragen versuchte. Sowohl bei Bolano als auch bei Wallace stürzen die Bilder übereinander, Personen tauchen auf und ab, ohne dauerhafte Spuren in der Geschichte zu hinterlassen, es wird viel erzählt und wenig ausgeleuchtet. Mich fasziniert der Stil wegen der Neuartigkeit, aber auch weil ich ihn für den treffenderen Spiegel unserer fragmentarischen Overdrive-Welt halte als traditionellere Erzählweisen. Vielleicht aber kann man das nicht so 1zu1 auf den verdichteten Rahmen der KG übertragen. Schwafelmodus aus.

@Ernst: Dank Dich! Freut mir wenns gefallen hat und dass du genug Gemeinsamkeiten zwischen den anderen Kommentatoren fandest, um dich ihrer Meinung in Gänze anschließen zu können. :)

@Friedrichard: Wat bin ick froh, mein Geld nicht mit dem Anpreisen eigner Geschichten verdienen zu müssen. Fremdliteratur lässt sich wesentlich angenehmer bewerben. Die auch manchmal marktschreierisch. :D

Konjunktiv für die indirekte Rede und nix gegen die würde-Konstruktion!

Wenns ein auktorialer Erzähler gesagt hätte ja. Doch der Nachbar des Ich-Erzählers hat mitm Konjunktiv nix am Hut.

Herzog Anton hatte ein Opernhaus gebaut gehabt, so so, das mag sogar passen, aber mein Fass von Wirt spricht bestimmt nicht so. Ich finde ja unsere Sprache großartig und richtigen Ausdruck förderns- und schützenswert, aber wenn ich diese Kiezprotagonisten alle Dudenkonform sprechen ließe, ginge das Asphaltige vor die Hunde.

(da kommt der faule Hund bei mir durch, der auch andere an der Muße teilhaben lässt).
:lol:

Aber, aber ... eine Person kann doch wie die Figur bspw männlich oder weiblich sein!

Weiterhin: Das nen wird zum 'n verkürzt, dafür darf geil wachsen.

Es lacht das Herz über die Entwicklung, die Du seit unserer ersten Begegnung durchgemacht hast und der Verstand gackert: Dat wäxt und et wird wat!

Jerne Jelesen. Danke!

Grüße

 

Push

habs jetzt doch reduziert - bspw zwei Impressionen und die Redeformeln des ausschenkenden Fässles.

 

Hey Kubus,

ab da, wo es eigentlich losgeht, ab da, wo die beiden in der Kneipe hocken und Fat Jack seine Story erzählt, ab da war ich ganz bei den beiden und es hat mir mal richtig gut gefallen.

Wenn Du sagst, das Ganze davor dient dem Aufbau einer Atmosphäre ... naja, für mich hatte es weniger etwas von Atmosphäre, sondern mehr von - einer ganz anderen Geschichte. Einer Geschichte, in der Lyrikzettelchen die Welt verbessern sollen ;).

Das zweite Ding, was mich störte, war der Fat Jack Monolog in seiner Form. Du brichst da auch immer hübsch die Zeilen, und ich denke so, hä, redet jetzt wer anderes? Ach ne, immer noch der Wirt. Ist doch der Wirt? Muss er ja sein. Als Du dann auch noch innerhalb seiner Rede einen Absatz machst, na da hatte ich erst zu tun :).


"Das ist keine Antwort", sagte ich und kämpfte den Drang nieder, ihn vom Bildschirm wegzureißen und zu schlagen, bis er vernünftig würde. Stattdessen ging ich zum Kühlschrank und hebelte ein Becks per Feuerzeug auf.

:)

Nach der Plakataktion gingen wir in das Windstärke 13, eine abgeranzt wirkende Kneipe mit unschlagbaren Preisen, wie wir anhand der draußen hängenden Karte festgestellt hatten. Bestellten jeder einen doppelten Finlandia-Wodka,

Das dicke könnte man auch gut weglassen.

Dabei deutete er auf einen völlig anderen Tresenbereich, als beim ersten Mal, da die Rede auf die Schublade kam, in der seine Knarre, wie er gesagt hatte, liegen solle.

Hier auch.

"Zwei polnisch sprechende Rumänen kamen herein
... zwei tschechisch sprechende Bulgaren umhauen zu können.

Da hab ich schön gelacht. Das finde ich super, um den Geschichtenerzähler Jack zu charakterisieren.

Wie feige er schon immer gewesen war. Solange ich ihn gekannt hatte", so Fat Jack, "war Tilke immer der feigste Hund gewesen. (kein Zeilenumbruch)
Eine Weile passierte gar nichts ... Mit diesem scheiß osteuropäischen Akzent, den man hier immer öfter hört.
(kein Absatz)
Die Stimmung besserte sich also und niemand dachte mehr an was böses - zumindest wir Deutschen nicht. Das war ein Fehler.

Ich hatte mir so paar Stellen angemerkt, an denen man gut weglassen könnte : so Fat Jack ..., weil störend.

Am Anfang fand ich es noch zäh - und später hab ich einfach nur noch gelesen, sehr gern gelesen! Hat mir gut gefallen.

Beste Grüße Fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Fliege

Ja, ab der Kneipe beginnt die Hauptgeschichte der Geschichte. Die zumindest räumlich den meisten Platz hat. Das Vorherige wollte ich nicht nur als Atmosphäre verstanden wissen, obwohl ich auf den Aufbau der loco-Atmosphäre den Hauptaugenmerk gelegt habe, um die Szene vorzubereiten, von der Quinn sagte, dass die beiden Streitsucher aus dem Himmel fielen.
Mittlerweile habe ich wie geschrieben zwei Eindrücke komplett gestrichen, das war wirklich zu viel. Auch den Monolog des Wirts hab ich umgeschrieben, anscheinend aber verschlimmbessert. Ich nehm die Absätze gleich raus. Freut mich, dass du ab der Kneipe eintauchen konntest. Hoffentlich wars vorher nicht zuviel Lesearbeit. :)

Wenn Du sagst, das Ganze davor dient dem Aufbau einer Atmosphäre ... naja, für mich hatte es weniger etwas von Atmosphäre, sondern mehr von - einer ganz anderen Geschichte. Einer Geschichte, in der Lyrikzettelchen die Welt verbessern sollen

Ja, ein Freund schreibt das Gedicht, das die Welt retten wird! Das wollte ich unbedingt hier drin haben. Vielleicht übertreibe ich es wirklich mit den Matroschkageschichten. Die Geschichte soll ja nicht an den Ideen ersticken. Ich denk beim nächsten Text dran.

Das dicke könnte man auch gut weglassen.
Mach ich. Woher der Ich-Erzähler weiß, dass die Kneipe billigen Schnaps hat, muss nicht erzählt werden. Vllt kennt er die schon oder wenigstens die Art Kneipe mit verkommener Fassade und so einem Namen ...

Dabei deutete er auf einen völlig anderen Tresenbereich, als beim ersten Mal, da die Rede auf die Schublade kam, in der seine Knarre, wie er gesagt hatte, liegen solle.
Hier auch.

Das soll genau wie das mit den bulgarisch sprechenden Tschechen/ slowakisch redenden Rumänen darauf hindeuten, dass der Wirt es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt. Das lass ich mal für die Charakterisierung.

Da hab ich schön gelacht. Das finde ich super, um den Geschichtenerzähler Jack zu charakterisieren.
Cool! Kommt doch an!

Ich hatte mir so paar Stellen angemerkt, an denen man gut weglassen könnte : so Fat Jack ..., weil störend.

Ich schau nochmal drüber. Die Absätze terminiere ich gleich und den einen Nebensatz, der ist echt überflüssig.

Am Anfang fand ich es noch zäh - und später hab ich einfach nur noch gelesen, sehr gern gelesen! Hat mir gut gefallen.

Wow, klasse. Danke fürs Feedback!

Grüße!

Edit: Stimmt, du hast es extra fett markiert. Da hab ich nicht aufgepasst. Ich schau's mir nochmal an.

 

Das soll genau wie das mit den bulgarisch sprechenden Tschechen/ slowakisch redenden Rumänen darauf hindeuten, dass der Wirt es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt. Das lass ich mal für die Charakterisierung.

Jaja, schon klar. Ich meinte auch nicht die Geste als solche, sondern den Halbsatz dahinter. "in der seine Knarre, wie er gesagt hatte, liegen solle."

So lang ist es ja nun noch nicht her, dass der Leser daran erinnert werden muss, das er schon mal auf eine Schublade zeigte ;).

 

Hallo Kubus,
mir hat Deine Geschichte auch sehr gefallen.
Du baust schön Atmosphäre auf, zuerst über das Umfeld, in dem die Beiden herumstromern, dann über die Erzählung Fat Jacks, welche dein Prota für sich direkt in eine Bedrohungssituation ummünzt, als wieder zwei billige Plätze belegt werden.
Ein paar Sächelchen hätt ich anzumerken, ich weiß jetzt nicht ganz genau, was schon angesprochen wurde, könnt also vllt. was doppelt sein:

Ehrlich gesagt überlegte ich tatsächlich, nach Hause zu gehen, ein paar Bier zu trinken und einen Bukowski-Klon hinzurotzen. Das wäre eine kluge Entscheidung gewesen,
Er geht doch nach Hause! (zu Hause angekommen) Vllt. "... tatsächlich, zu Hause ein paar Bier zu trinken und einen Bukowski-Klon hinzurotzen"?
"Das ist keine Antwort", sagte ich und kämpfte den Drang nieder, ihn vom Bildschirm
Ist nix falsch, aber für die vielen "sagte/fragte ich/er", "so Fat Jack" nehm ichs einfach mal, denn die haben mich richtig gestört.
Vllt. so? "Das ist keine Antwort!" Ich kämpfte den Drang nieder, ihn vom Bildschirm ...
Man könnte ein paar sagte/fragte etc. umgehen. Manchmal kannste die auch ganz einfach weglassen, weil sowieso klar ist, wer spricht. Hier z.B.:
"Hier wird nicht geflüstert!", dröhnte das Fass von Wirt. "Ihr sitzt auf den teuren Plätzen, ", sagte er, "da hält man's Maul und lauscht andächtig."
Das Fette kann wech. Guck mal durch, da geht noch mehr in der Art.
Ich hätte Klebeband besorgt und ein paar gute Klebeflächen gefunden.
Zweimal kleb. Kann er nicht Leim besorgt haben?
Fünf, sechs russisch sprechende Männer standen fünfzig Meter weiter
Warum nicht einfach "Russen"?
Einige Runden später schlossen wir mit dem Fass von Wirt Freundschaft, besser gesagt, wir wurden von ihm zwangsverfreundschaftet.
Mit Fat Jack, wie er sich vorstellte.
Einige Runden später schlossen wir mit dem Fass von Wirt Freundschaft, besser gesagt, wir wurden von Fat Jack, wie er sich vorstellte, zwangsverfreundschaftet.
Fat Jack sagte beiläufig und schon im nächsten Atemzug, dass seine Knarre nie weit sei.
Könnte das Fette evtl. raus?
auf ihnen hatten Tilke und sein Kumpel sich zum letzten Mal ihre Ärsche plattgesessen. In einer bitterkalten Nacht im Januar 2007 hatten Tilke und sein Kumpel hier gesessen und mit mir geredet, genau wie ihr jetzt.
Jetzt kann ich falsch liegen, aber ich meine, dass es in wörtlicher Rede natürlicher wirkt, wenn sie sich die Ärsche plattgesessen haben. Auch: ...Januar 2007 haben Tilke und sein Kumpel ...
Zwei polnisch sprechende Rumänen
:D
Dabei deutete er auf einen völlig anderen Tresenbereich, als beim ersten Mal, da die Rede auf die Schublade kam, in der seine Knarre, wie er gesagt hatte, liegen solle.
Da stocher ich nochmal in die Kerbe, die schon aufgetan ist. Das ist auch ohne das Fette voll verständlich und charakterisiert Fat-Jack-Lügenbaron bestens.;)
"Und Tilke hatte keine", so Fat Jack. "Ich weiß nicht, was ihn an diesem Abend geritten hat.
"Und Tilke hatte normal/sonst/gewöhnlich keine"? Denn grad da scheint er ja doch welche gehabt zu haben, oder? So Fat Jack könnte für mich auch hier raus.

Das wars schon.
Also, ich fands richtig gut gemacht. Besonders toll ist Dir Fat Jack gelungen, der mit den beiden Schubladen und den tschechisch/polnisch sprechenden Bulgaren/Rumänen ohne viel Gedöhns wunderbar charakterisiert ist.

LG butterblume

 
Zuletzt bearbeitet:

butterblume, dank dir, du hast da mit knappen sätzen nochmal viel für mich wichtiges nachgezeichnet und den daumen nach oben gezeigt. das freut mich sehr, da ich um die leseschwierigkeiten weiß, die sich in dieser geschichte ergeben können.

tatsächlich, zu Hause ein paar Bier zu trinken und einen Bukowski-Klon hinzurotzen
ja, ein feiner kleiner unterschied. überzeugend.
"sagte/fragte ich/er", "so Fat Jack" nehm ichs einfach mal, denn die haben mich richtig gestört.
das hat ja hier fast jeder bemängelt. ich kenne einige gute bücher, die fast nur aus dialog bestehen und wo immer dieselben redeformeln benutzt werden, so dass auf einer seite x-mal sagte er, fragte er usw steht.
aber zu dem konkreten beispiel: wo man kürzen kann soll gekürzt werden. aye.
Zweimal kleb. Kann er nicht Leim besorgt haben?
ja vllt. mal schauen.
Warum nicht einfach "Russen"?
sind ja nicht zwingend russen, nur weil sie russisch sprechen.
Einige Runden später schlossen wir mit dem Fass von Wirt Freundschaft, besser gesagt, wir wurden von Fat Jack, wie er sich vorstellte, zwangsverfreundschaftet.
schön! das hätt mir einfallen sollen.
Könnte das Fette evtl. raus?
kann. das fette fliegt. :)
Jetzt kann ich falsch liegen, aber ich meine, dass es in wörtlicher Rede natürlicher wirkt, wenn sie sich die Ärsche plattgesessen haben. Auch: ...Januar 2007 haben Tilke und sein Kumpel ...
mhmmm, klingt so weich ... passt mir nicht zu seiner harten rede. aber wenn der nicht so spricht will ichs hier nicht drin haben. ich bin da nicht sicher.
Da stocher ich nochmal in die Kerbe, die schon aufgetan ist. Das ist auch ohne das Fette voll verständlich und charakterisiert Fat-Jack-Lügenbaron bestens.
okay. anscheinend sind die nebensätze blinddarmig.
"Und Tilke hatte normal/sonst/gewöhnlich keine"? Denn grad da scheint er ja doch welche gehabt zu haben, oder? So Fat Jack könnte für mich auch hier raus.
ne, der relativiert sich nicht. soll er sich lieber widersprechen.

mensch, vielen dank fürs genaue hineinlesen und mitdenken!

grüße

ps: diese sagte, fragte usw finde ich an mind zwei stellen auch gut, weil dies bisschen spannender machen.

 

Hey Kubus, was fuer ein irres Ding! Ich wusste ja auch nicht, wo's hinging, aber bei diesem Blick und dieser Spache bin ich gerne mitgelaufen. Da sind so viele gute Sachen drin, das ich mich gar nicht mehr an alle erinnern kann, das Bakschisch-Biest, aber auch der Anfang mit dem Nachbarn. Der Scheiss-Zigeuner, der die Scheiss-Toilette verstopft. Da war mir soviel runde Geschichte am Ende schon fast zu viel.

Aber insgesamt bin ich hauptsaechlich neidisch.

lg
fiz

 

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