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Nur einmal leben

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31.05.2004
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Nur einmal leben

Die Idee des Paradieses konnte Lisa überhaupt nicht leiden. Denn um einen Himmel über die Erde zu stellen, durfte auf ihr kein glückliches Leben möglich sein. Was sonst sollte den Himmel im Gegensatz zur Erde erstrebenswert machen? Trotzdem versuchte sie das Reich Gottes zu erreichen. Sie stieg lange empor, aber fand es nicht. Sie stieg noch höher, ließ alles zurück, entfernte sich weiter, versuchte lange sich über das leidvolle Leben zu erheben, aber fand nichts. Nicht einmal die Hölle. Keinen Teufel, keinen Gott. Nichts war da, nur ihre Welt.

„Nur einmal Maria, nur einmal in meinem Leben will ich verwirklichen was ich fühle, wonach mir verlangt. Nur diese fünf Sekunden intensivstes Leben, nur das noch, dann ist mir alles egal.“, meinte er mit bedrückter Stimme, blickte kurz in ihre entsetzten Augen und machte schnell, bevor sie noch etwas sagen konnte, den entscheidenden Schritt.

Sie erstarrte in ihrer Fassungslosigkeit, schmerzend schossen Erinnerungen in ihren Kopf. Sie sah ihn, vor wenigen Minuten noch vor ihr stehend: „Ich bin Pessimist für die Gegenwart und Optimist für die Zukunft.“ „Ich kann nichts daran ändern, ich liebe dich nicht. Unsere Zukunft ist nicht die selbe.“ „Siehst du, das ist es, mein Optimismus wird ewig an der Zukunft hängen und diese wird niemals Gegenwart. Das Leben ist, wie Asphalt, nur grau.“ Sie erinnerte sich noch genau, wie er mit verzweifelt hoffenden Augen vor ihr stand, wie sie sein Verlangen nach ihr in jedem seiner Worte spürte. „Unsere Zukunft ist nicht die selbe. Wie konnte ich so etwas Dummes-“ eine aufknallende Türe riss sie aus ihren Gedanken, wilde Flüche kamen ihr schreiend entgegen.

Er raste an Fenstern vorbei, hörte wohlbekannte Schreie. Die Zeit schien ihm stehen zu bleiben. Seine Gedanken flogen durch schwarze Wolken, durchbohrten sie, bis alles in hellem Licht erschien. Zwei Engel, sich mit blutigen Schwertern bekämpfend kamen vor seine Augen. Er kannte sie, deren Köpfe jetzt vor seine Füße rollten und eine rote Spur hinterließen. Plötzlich wurde wieder alles dunkel, der Teufel trat hervor und blickte ihn mit brennenden Augen an. „Bernd, ich komme dich holen.“ Irgendwie fand er die rote Figur lustig, denn eigentlich war es genau anders herum: Er selbst kam zu ihm und wenn der Himmel den gleichen Schöpfer wie die Erde hatte, empfand er die Hölle ohnehin als erstrebenswerter. „Zwei Sekunden, schon fast 80km/h.“ Seine ersten Gedanken an das nahe Ende.

Sie drehte sich um und sah Lisa, mit einem Messer in der Hand, schreiend auf sich zukommen. „Du hast mein Leben zerstört! Du bist schuld! Deinetwegen kann ich ihn nicht haben. Du hast uns ins Verderben gestürzt.“ Maria stand wie versteinert da, der Schrecken steckte in ihren Knochen. In Gedanken betete sie zu Gott: „Was habe ich falsch gemacht? Herr, was soll ich tun? Hilf mir, ich flehe dich an.“

Wieder durchbrach er die dunklen Wolken. Diesmal saß er im lichten Wald, die Vögel zwitscherten und er hielt Maria in seinen Armen. Voll Liebe blickte er sie an, sie war so wunderschön mit ihren kurzen Haaren und dem frechen Bubengesicht. Er wollte sie küssen aber sie zerplatze wie eine Seifenblase. Alleine saß er in dem plötzlich verfinstertem Wald und vernahm eine lauter werdende Frauenstimme, von Sehnsucht gemartert wie ein Wolf heulend. Er riss die Augen auf und der Wind trieb ihm Tränen über sein Gesicht. „Ja, so schnell. Halt! Nein! Langsamer! Es soll noch nicht enden.“

„Du hast ihn getötet!“, brüllte Lisa und holte mit dem Messer aus. Maria stand immer noch bewegungslos und mit gläsernen Augen da, hoffte immer noch auf Gott. Sie waren nur noch wenige Meter voneinander entfernt.

Er näherte sich dem Ende. Jetzt, wo er es so nah vor Augen hatte, wo er alles so intensiv spürte, sah er jedes Details, spürte alles wie nie zuvor. Den Wind, das Flattern seiner Kleider, die getriebenen Tränen, den stockenden Atem und die Welt, wie sie rasend an seinen Augen vorbeihuschte. Schon fast im letzten Moment, kam ihm der entscheidende Gedanke.

Verzweifelt stach Lisa zu. Maria's Schreie blieben in ihrer Kehle stecken und sie wurde langsam bleich. Mit vor Schmerz und Entsetzen verzerrtem Gesicht stand sie ihr, Auge in Auge, gegenüber.

Der Boden war kurz vor seinen aufgerissenen Augen. Ein erstes freudiges Lächeln begann sich über sein Gesicht zu verbreiten. „Der Asphalt, er ist nicht nur grau. Nein, feinstes Mosaik. Ein schöner Ort zum sterben.“ Mit einem Schlag wurde um ihn alles schwarz, seltsam klar, wie reinstes weißes Licht.

„Ich habe ihn geliebt.“, stammelte Lisa im Weggehen, beugte sich weinend über das Geländer, schaute nach unten und sah ihn, ihre einzige Liebe, weit entfernt am Boden liegen.
Ungläubig das ihre weiße Bluse färbende Blut betrachtend stand Maria da und fiel entkräftet zu Boden. Der Geist schon in das dunkle Nichts entschwindend, röchelte sie mit letzter Kraft: „Gott? Warum?“

Kleine Tropfen fielen nach unten. Sehnsüchtig schaute Lisa ihnen nach, „Warum? Warum kann ich nicht zurück?“ und starrte auf das beschriebene Papier. Verzweifelt ließ sie sich nach vorne kippen. „Ja, verwirklichen!“ In Tröpfchen zerfließende Buchstaben kamen auf sie zu: „Gott? Warum?“
Mit einem dumpfen Schlag landete ihr Kopf auf dem von Tränen getränkten Block. Schwermütig betrachtete sie das verschwommene Muster aus Weiß und blauer Tinte. „Gott? Warum? Warum kann ich nicht nur einmal leben?“

 

Hallo EinMensch,
tut mir Leid, ich verstehe deinen Text nicht. Offenbar bringt sich ein Mann um, springt aus dem Fenster (?) wegen Maria, Lisa bringt Maria um, springt selber. Aber was sind Rückblenden, was geschieht zur gleichen Zeit am gleichen Ort, was ist Phantasie bzw. Wahn? Wie ist die Beziehung der Prots zueinander? Wo sind da die zwei Erzählstränge? Wenn ich diese nicht unterscheiden kann, kommt gar keine Spannung auf.
Kleinkram:
"betrachtete wie ihre Tränen nach unten vielen" fielen
"wie er mit verzweifelt hoffenden Augen vor ihr Stand" stand
Gruß
tamara

 

Mal eine Frage an die Jurie oder sonst jemand der mir weiterhelfen kann:
Im Hinblick auf den Schluss hat die Geschichte nur noch einen Handlungsstrang und eigentlich praktisch keine direkte Handlung.
Ist das so noch gültig? Oder zählt es vielleicht nicht mal mehr als Geschichte?

Vielen Dank

EinMensch

 
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@ EinMensch

Ich versuche mal, Deine Fragen zu beantworten.

Auch in einer Geschichte, die aus mehreren Handlungssträngen besteht, können sich diese am Ende zu einer Einheit, zu einem Ganzen zusammen finden. Es gibt doch mehrere Möglichkeiten, die gestellte Aufgabe zu lösen: Aus einer vorgegegenen Situation können sich mehrere Handlungsstränge entwickeln.
Oder: Mehrere Handlungsstränge fügen sich zu einem Ganzen zusammen.
Und dann gibt es noch alle denkbaren Variationen, die dazwischen liegen.

Es gibt nicht nur eine einzige, richtige Herangehensweise. Es gibt lediglich drei Kriterien, die beachtet werden müssen:

Die Geschichte muss spannend sein
Die Geschichte muss aus mindestens zwei verschiedenen Handlungssträngen bestehen
Die Übergänge zwischen den verschiedenen Handlungssträngen müssen als "Cliffhanger" gestaltet werden

Ich habe mir Deine Geschichte durchgelesen und kann sagen, dass sie in diesem Sinne gültig ist. Das ist allerdings keine Wertung, ob sie gut oder schlecht ist. Das bewertet die Jury nach Ablauf dem 08. Mai.

Gruß
George

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Tamara

Das mit den Erzählsträngen ist leider so eine Sache, die ich bei dem Schluss irgendwie nicht mehr so ganz bedacht habe. Vermutlich muss ich die zweite Hälfte oder wenigstens den Schluss neu schreiben. Wobei ich mich damit gar nicht anfreunden kann. Die Handlung an sich (alles bis auf den Schluss) ist eine Art Rücklblende. Eine ganz dumme Sache :(.
Habe ja auch gerade in dem Moment deswegen geschrieben.


Die Beziehung der Prots untereinander sollte eigentlich im Laufe der Geschichte rauskommen :(. Das es etwas wirr ist, war geplant aber vielleicht ein wenig zu viel des Guten.

Danke fürs lesen und die Hinweise.

EinMensch


Edit: Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen. Freut mich, dass ich es nicht komplett umkrämpeln muss.

 

Hallo EinMensch!

Irgendwie fehlt da was in deiner Geschichte.
Eigentich kann ich gar nicht so recht einen Kommentar abgeben.
Ich fand es schon irgendwie spannend, zum Beispiel dass der Mann so lange fällt ist ein gutes Mittel, da man als Leser immer noch die Hoffnung hat, dass es nicht wahr ist oder dass er doch noch irgendwie gerettet wird.

Allerdings ist die Geschichte zu unvollständig. Die Beziehungen zwischen den Personen werden zwar einigermaßen klar - er, vom Typ her eher depressiv, ist mit Lisa zusammen, verliebt sich dann jedoch in Maria und bringt sich dann um, wahrscheinlich weil er sich nicht entscheiden kann oder so ähnlich. Dennoch fehlt da einiges. Im Grunde genommen hatte ich das Gefühl nur den Spannungshöhepunkt (also nur den Ausschnitt) einer Geschichte zu lesen.

Es wird überhaupt nicht klar, warum er sich jetzt wirklich in den Abgrund stürzt, warum Maria ihn nicht daran hindert, warum Lisa erst nicht da ist und dann plötzlich (natürlich wenn es schon zu spät ist) auftaucht und was was wir hier überhaupt für Charaktere haben. Keinen blassen Schimmer. Die Handlung hat überhaupt keinen Rahmen und naja, irgendwie ist das alles ein bissl zu klischeehaft dramatisch. Seifen-Oper-like. Meinen persönlichen Geschmack trifft das nicht. Selbstmord - vielleicht, ja. Aber dass die andere dann auch noch mit dem Messer drauf losgestürmt kommt ist ein bisschen übertrieben.
Wäre sie nicht auch als erstes traurig darüber dass der andere gesprungen ist? Sie muss das doch auch überhaupt erstmal mitkriegen wenn sie gerade erst ins Zimmer kommt!

Vielleicht könnte man den Messerangriff weglassen und die beiden ein wenig trauern und vielleicht sich versöhnen lassen. Auf diese Weise könnte man auch ein paar Hintergrund Informationen mit einbringen.

Eine Sache möchte ich noch bemerken, die mir sehr gut gefallen hat: der Vergleich des Lebens mit dem grauen Asphalt, der sich in den Augen des Fallenden dann plötzlich in ein schönes Mosaik verwandelt. Das war wirklich sehr schön und immerhin hast du auf diese Weise noch eine Wendung in die Geschichte gebracht, die vielleicht nicht unbedingt so klischeehaft ist, nämlich dass er das Leben am Ende doch schön findet.

Und dann noch etwas Negatives: Die ganzen Zitate im zweiten Abschnitt der Geschichte sind für den Leser zunächst einmal ohne Sinn (der hat noch überhaupt keine Ahnung über Vorgeschichte und Charaktere) und wirken ein bisschen dahingestellt. Man weiß nicht einmal genau wer das jetzt denkt oder wer das sagt oder gesagt hat.

Sorry, wenn ich jetzt nicht so viel positives sagen konnte, an sich finde ich diesen "Ausschnitt" als Ausschnitt auch ganz gut, aber es fehlt eben doch was.
Vielleicht sehen andere Leser das ja auch ganz anders? Würde mich interessieren.

alles Liebe noch und immer schön am Schreiben dran bleiben!
Babelfish

 

Hallo Babelfisch

Vielen Dankf für den Kommentar, auch wenn er nicht so besonders positiv ist. Lob bringt einen sowieso nicht weiter.
Dummerweise versteht man seine eigenen Geschichten meistens und merkt nicht so leicht wo sie etwas unklar sind, was bei meiner Geschichte, so wie es aussieht, verstärkt der Fall ist.
Deshalb habe ich das Ganze jetzt ein wenig erweitert.

Ach, du brachst gar nicht erst darauf zu hoffen, so schnell hör ich mit dem Schreiben nicht auf :).

Gruß
EinMensch

 

Hallo EinMensch,
Ich habe deine Geschichte nur insoweit verstanden, dass es um eine Dreiecksbeziehung geht. Sie ist in meinen Augen, sehr mit Pathos durchzogen. So sehr ich mich auch bemühe, der Handlung zu folgen, fand ich keinen Hinweis für die Entschlüsselung. Vielleicht musst du noch ein bisschen deutlicher werden.

Meine Fantasie allerdings bescherte mir diese Idee:
Lisa liebt Priester
Priester gibt Jungfrau Maria für Lisa auf
Doch der versinkt daraufhin in Chaos und fühlt Schuld, die ihn zwingt sich zu töten.
Lisa gibt Maria die Schuld und ersticht die Statue.

Nur dann müsste am Schluss

Kleine Tropfen fielen nach unten. Mit trübem Blick starrte Lisa ihnen nach. „Warum?

statt Lisa, Maria stehen.

LG
Goldene Dame

 

Hm... sehr interessanter Deutungsansatz!
Darauf wäre ich nicht gekommen, aber das gäbe der Geschichte natürlich einen spannenden Hintergrund und würde gleichzeitig die Motivationen der Personen erklären.

 

Wenn es dann so ist...
Der Hintergrund muss deutlicher sein, sonst muss man spekulieren. Obwohl ich meine genügend Hinweise für die Maria als Statue gesehen zu haben ;) Auch spricht die Sprache dafür.

 

Hallo

Also die Interpretationsidee gefällt mir richtig gut. Ist aber nicht so gedacht. Vielleicht ist meine Idee einfach viel zu simpel.
Habe noch einmal ein paar kleine Sachen geändert, aber ich bin schon dabei mich damit abzufinden, das mein Geschreibe nur mit meinem zu simplen und oder zu kranken Kopf lesbar ist.

Aber danke fürs Nachdenken.

EinMensch

 

Hallo EinMensch,

so richtig schlau werde ich auch nicht aus der Geschichte. Aber es bleibt unklar, in welcher Form sich nur Maria zwischen die beiden gedrängt hat. Eventuell liebt der Mann Maria, die ihn aber nicht. Deshalb springt er. Lisas Liebe gilt ihm, sie sieht ihn aber nur springen und gibt Maria die Schuld. Hätte Maria ihn aber erhört, wäre Lisa auch leer ausgegangen. So hat sie sich mit Schuld beladen, die sie aufschreibt.
Eine andere Möglichkeit wäre, dass Lisa die ganze Geschichte nur aufschreibt, dass sie nichts mit ihrer Realität zu tun hat, sondern nur mit der Liebe, die sie sich wünscht, eine Liebe so tief, dass der Mann ihretwegen in den Tod springen würde, so tief, dass sie dafür töten würde. Aber diese Liebe bleibt ihr nicht vergönnt. Also weint sie über ihrem Geschreibsel, weil es immer ein Wunschtraum bleiben wird.

Alles in allem ist es ir zu sehr ein Text bei dem ich raten muss. Das mag ich einfach nicht.

Noch einige Details:

Nur einmal Maria, nur einmal in meinem Leben will ich verwirklichen was ich fühle, wonach mir verlangt
wonach mich verlangt (mE)
Du hast mein Leben zerstört! Alles wegen dir! Wegen dir kann ich ihn nicht haben.
Jaja, der Dativ. Hier müsste es beide Male "deinetwegen" (Genitiv) heißen.
Alleine saß er in dem plötzlich finsteren Wald
Wald und Wolken. Der Wald war bestimmt nicht "plötzlich" finster.
Verzweifelt stach Lisa zu. Maria's Schreie blieben in ihrer Kehle stecken und sie wurde langsam bleich
Wer? Lisa?
Ein schöner Ort zum sterben.“
zum Sterben (groß)
beugte sich weinend über das Geländer und schaute wie ihre Tränen nach unten fielen,
auch wenn das ein Bild sein soll. Wenn du aus irgend einem Grund in der nächsten Zeit mal weinen solltest, bücke dich mal über ein Geländer und teste, ob du deine Tränen nach unten fallen sehen kannst.

Lieben Gruß, sim

 

Hallo EinMensch,

ja, ich glaube, heute abend lass ich es mal, mit dem Geschichten lesen.

Ich habe Deine Geschichte angefangen zu lesen: Maria und ihr Lover, die schwer am Philosophieren sind, dann waren da rot-weisse Engel, irgendwann kommt Lisa dazu... irgendwie habe ich keinen Leserythmus gefunden.

Schwer zu lesen, find ich...
LG
WU

 

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