Ode an Martina
Sie ist nahezu vollkommen und sie ist meine große Liebe.
Ich bin sicher, dass sich der himmlische Meister etwas dabei gedacht hat, als er sie in Schönheit erschuf. Ich befürchte sogar, dass er ihr Grösseres zugedacht hatte, als jahrzehntelang ausgerechnet an meiner Seite auszuharren.
Der Gedanke, ihrer nicht würdig zu sein, betrübt mich und ist Ansporn zugleich.
Wenn ich sie ansehe, fließt mir das Herz über, aber gleichzeitig tut mir die Seele weh ob ihrer Makellosigkeit, ihrer zarten Anmut und ihres geduldigen Wesens.
Ich werde nie wissen, ob sie mich ebenso liebt, aber sie ist immer gut zu mir und sie beklagt sich niemals. Dabei kann sie klagen wie keine Zweite, wenn die Zeit danach ist, aber selbst ihre Klage hat die Kraft, mir die Schönheit des Lebens und die Kostbarkeit des gegenwärtigen Augenblicks zurück zu geben.
Ich habe mir geschworen, sie zu behüten wie meinen Augapfel, denn ihr Körper ist ebenso zart wie verletzlich. Ihre seidige Haut verträgt kein starkes Sonnenlicht; dennoch ist sie gerade dann am Schönsten, wenn die Strahlen der Sonne über ihren wundervollen Körper tanzen und die feinen Jahresringe seiner geheimnisvollen Vergangenheit beschwören.
Wenn sie mir mit einem Lächeln ihr aristokratisches, schmales Haupt zuwendet; wenn ich ihren herrlichen Körper in meinenen Armen wiege und meine Finger zärtlich über ihren schlanken Hals gleiten, dann bin ich beinahe glücklich.
Ich frage mich oft, ob sie ebenso empfindet, und diese Ungewissheit macht mich manchmal traurig. Aber sobald sie zu mir spricht, lässt mich die Wärme und Klarheit ihrer Stimme alle Zweifel vergessen.
Ich habe verstanden; ich liebe sie, und diese Liebe muss mir genügen.
Ich werde sie liebkosen, so lange ich dazu die Kraft habe; solange ich der sinnlichen Herausforderung ihrer schlanken Taille und ihres drallen Hinterns gewachsen bin. Nichts soll uns jemals trennen, es sei denn der Tod.
Dabei kann sie trotz ihrer Vollkommenheit zickig und launisch sein, wie alle weiblichen Wesen, und wenn sie ernsthaft verstimmt ist, hilft nur Zuhören, Geduld und Fingerspitzengefühl.
Wenn sie mit mir und sich im Reinen ist, dann schreit sie beim nächtlichen Liebesspiel, sie flüstert und kichert, sie gurrt und seufzt und stöhnt; ihr Repertoire und ihre Facetten sind beinahe unerschöpflich.
Sie lacht mit mir und sie weint mit mir, und wenn ich einmal nichts von ihr wissen will, erträgt sie es mit stillem Gleichmut.
Ob sie weiss, wie sehr sie mich damit herausfordert? Manchmal steht sie nur da und blickt mich ernst und schweigend an. Obwohl kein Vorwurf in ihrem Blick liegt, weiss ich dann, das es wieder einmal an der Zeit ist, mich um sie zu bemühen.
Höchste Zeit, ihre Fichtenholz-Decke und ihren Korpus aus edelstem Rio-Palisander gründlich zu polieren und einen Satz neue Saiten aufzuziehen. Gute Gitarren bedürfen der Liebe und Aufmerksamkeit, so wie Menschen, Tiere, Pflanzen und der Liebe Gott auch.