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Oh Menschending, du Wunderkram
Björn Rekow
Wenn man Dummheiten macht, sollten sie wenigstens gelingen!
Napoleon I.
Oh Menschending, du Wunderkram!
Die Kotze und Scheiße stand mir bis obenhin, Kotze an meinen Wänden, im Bad, Scheiße auf dem Teppich, meinen Lacken, der Loggia, der zugekotzten Küchenzeile, meiner beschissenen Seele. Ich musste nur den Mund aufmachen und schon sprudelte es nur so aus mir heraus wie bei einem kleinen Vulkan. Mein Leben übernahm hierbei leider die Rolle Pompejis.
Warum musste auch alles die Wirkung eines starken, unaufhaltsamen Abführmittels auf mich haben? Fuhr ich zum Beispiel mit der S-Bahn machte es plötzlich plöp und pffft und merkte nur wie die Sitzfläche mit einer angenehmen Wärme versehen wurde und mir der weiche Schiss langsam das Hosenbein runter kroch wie eine Eidechse. Besuchte ich einen Supermarkt spuckte ich meistens entweder auf das Obstregal oder gleich direkt und ohne Umwege auf das Kassenband, auf dem für Gewöhnlich die Brocken, die Galle und all das Säure-Essen-Zeug von der Kassiererin vor Ekel und Entsetzen eine Gratisrunde Fließbandfahrt spendiert bekamen. So hatte auch noch mein Hintermann etwas davon, was mich schon wieder ein wenig beruhigte. Geteiltes Leid ist ja bekanntlich halbes Leid.
Aber egal was ich auch versuchte, nichts, aber auch wirklich gar nichts konnte Abhilfe schaffen oder vermochte meinem ungewöhnlichen Leiden Linderung zu bringen. Ich probierte zur Magen- und Darmberuhigung Kamillentee, Pfefferminz, verschiedene Grüntee-Sorten, ernährte mich Wochenlang nur von Schokolade und Bananen, verzichtete auf Eiweiß, verzichtete auf Kohlenhydrate, ging zum Therapeuten, zum Homöopathen, lebte Vegan, besuchte Prostituierte, Psychoanalytiker, Naturheiler, konsumierte Opium, konsultierte Ernährungswissenschaftler, Zigeuner, ging Walken und sogar zu Chirurgen um irgendwie operabel dem Problem Herr zu werden. Ich verzichtete gar zwei volle Wochen auf Nahrung. Aber auch in dieser Zeit lag ich nur halbtot in meinem Bett, einem stetig wachsenden und stinkenden Meer aus verschiedensten Körpersäften und hoffte auf einen Besuch von Moses.
Aber niemand, absolut niemand schien mir helfen zu können. Zwar meinten einige der Herren Spezialisten bestimmte Ursachenquellen zu sehen, worauf sie mir eiligst irgendwelche überteuerten Mittelchen verschrieben aber da war nichts zu machen; ich schiss und kotzte unbarmherzig weiter und der durchgehenden Diarrhö meiner Existenz war kein Einhalt zu gebieten.
Inzwischen hatte mich meine Frau verlassen, mein Hund war mir davon gelaufen, an Arbeit war in diesem Zustand gar nicht erst zu denken (stellen sie sich nur mal die angekotzten Kollegen vor, die jeden Tag von mir aufs neue regelmäßig angeschissenen werden.) und der beißende Gestank meines kleinen Appartements raubte mir die letzten Sinne: Ich war zu nicht mehr als einer Klumpen, Schmiere und Brockenschleuder transformiert. Mit Magen- und Darminhaltschleudern, wie in meinem Fall, verhält es sich a priori so, dass sie durch die Tätigkeiten des Schleuderns, Spuckens, Aus- bzw. Überlaufens und Rumstinkens unfähig werden zu denken und bei klarem Verstand zu bleiben. Hierbei muss beachtet werden, dass die Fähigkeit des Kackens und Kotzens proportional steigend zur Unfähigkeit des Denkens ist, bis nichts mehr vom menschlichen Hirn geblieben ist als ein kleiner weißer Klecks Taubenaa. Natürlich gibt es Tage, an denen es einem ein wenig besser geht, man übergibt sich vielleicht nur 5-mal und uriniert 3-mal auf sich selbst, dann ist dies allerdings schon ein besonders guter und glücklicher Tag gewesen. An den miesen, den unendlich scheinenden Tagen hingegen können sie sich kaum rühren, sie liegen nur da, rülpsen, brechen und entleeren sich ununterbrochen, Böh, Böh, der Darm rumort und gluckert wie zwanzig Wasserspender und die neuen Nachbarn rufen den Krankenwagen oder die Polizei. Kläre ich sie hingegen beiläufig über mein Leiden auf, dauert es keine 2 Wochen und ich habe erneut die Staatssicherheit vor meiner Haustür stehen.
Ich bin eben ein kranker Mensch, dafür muss man Verständnis haben…
Einmal wollte ich zum Beispiel einen kleinen Sparziergang durch den Park machen. Es war einer dieser Tage, an denen man mit Windeln das Heim durchaus verlassen konnte ohne weiter groß aufzufallen, das Übergeben geschah diskret in ein Gebüsch oder Ähnliches und ich beschloss auf einer ruhigen, sonnigen Bank Platz zu finden um die Allgewalt des Tages zu preisen und mein Resümee der heutigen Schaffe zu ziehen.
Ich lehnte mich entspannt zurück, atmete tief ein, atmete ruhig wieder aus, sog das Leben, das Licht und den Glanz in mich hinein wie eine Nase Kokain oder den fantastischen Duft eines Wunderbaums in einem Opel Astra und öffnete den obersten Hosenknopf, da die Windel ein wenig drückte. Da stand plötzlich ein kleines Mädchen vor mir:
Sie mag wohl an die sieben Jahre alt gewesen sein, hatte langes blondgelocktes Haar mit dem die leichten, sommerlichen Brisen ihr zartes Spiel trieben und die Sonne in einen güldenen Glanz biblischer Ausmaße tunkten, ein frisches, munteres Gesicht mit lebendigen, klaren, himmelblauen Augen, hielt mir ein Feilchen entgegen, strahlte mich an und sagte: „Hallo Mister.“
Ich, entzückt von diesem Segen kindlicher Unschuld, stand sofort auf und wollte das Geschenk dankbar und gerührt entgegennehmen, als mir plötzlich die Hose runterrutschte, der Verschluss der Pampers unter dem Gewicht der Fäkalien nachgab, ebenfalls heruntersackte und mich entblößt und fatal ins Reale zurückgeschlagen unten ohne vor ihr stehen ließ.
Sie stieh einen markerschütternden Schrei aus und sofort begann ich auch schon die Blume, das Mädchen und den Rasen voll zu kotzen und zu kacken als gäbe es noch Gerechtigkeit auf dieser Welt. Ihre Mutter, eine dreißigjährige Blondine und ihr Vater, ein durchweg athletischer Mann mit kurzem Haarschnitt sprangen im Nu zu uns herüber, sie zog die Kleine sofort unter hysterischem Gekreische weg und Papa versetzte mir umgehend einen Schlag an die Stirn. Er signalisierte lautstark für Vögel wie mich sei hier kein Platz, er werde mich umbringen! Freak, Schwuchtel! und Ähnliches.
Durch den Schlag, eine wunderschöne rechte Gerade, flog ich zurück auf die Bank, urinierte ihm an seine Jogginghose und verlor aufgrund der Aufregung jegliche Kontrolle über meine Körperfunktionen. Ich gurgelte nun erneut den Steckrübeneintopf des Mittagstischs, entledigte mich kleiner Brocken verdauten Toastbrots aus meinem Rektum, schwitze am ganzen Körper und war unfähig mich zu bewegen oder zu wehren bis die Polizei eintraf.
Als ich später fragte was denn passiert sei (irgendwann verlor ich durch die ekelerfüllten Stockhiebe und Tritte des Mannes das Bewusstsein) antwortete man mir nur nüchtern in meinem Krankenzimmer ich hätte zu laut Musik auf meinen Kopfhörern gehört, der Herr war ein stadtbekannter Skinhead der rechten Szene, ihm hätte wohl mein über die Schulter geschwungener Schal nicht gepasst und vor Allem die scheinbare Sympathie seiner kleinen Tochter, einem süßen Ding, mir und meiner versoffenen Poetenerscheinung gegenüber. Als er angestürmt kam und mich als Schwuchtel und Zecke beschimpfte, hätte ich wohl nur meine Hosen runtergelassen, ihm grinsend in sein verdutztes Gesicht geschaut und an sein Hosenbein gepinkelt. Daraufhin hat er mich wohl gepackt, mir eine Kopfnuss verpasst und das Knie in den Magen gerammt um mich danach noch mal mit Nachschlag zu zeigen was son richtiger deutscher Kerl ist.
Kein Wunder also, Penner werden von Jugendlichen verprügelt, Frauen wie Dreck und Fickstücke behandelt, das Uni-Leben bietet keinen denkerischen Freiraum, die Themen sind langweilig und auf die alleinige Ausübung einer Tätigkeit in der gnadenlosen Maschinerie der Gesellschaft reduziert. Ich wohne in einem 12qm Appartement das nach Kanal und den Fäkalien meiner zwanzig letzten Vormieter riecht, die gesamte Stadt ist in ein zaghaftes Grau getaucht und der Bundeslandwirtschaftsminister verkündete in „der Zeit“, dass mindestens 150m Freiraum zwischen Gen-Maisfeldern und den normalen seien müssen: „Er wolle schließlich keinen Krieg auf den Feldern und wisse dies auch energisch zu verhindern.“
Kein Wunder also, dass ich täglich an meiner eigenen Scheiße und Kotze ersticke, mein Leben zugespuckt wird mit diesem ganzen Dreck im TV und Radio, dessen Wiederholung und blinde Kopie auf den Straßen erneut zu beobachten ist, ich täglich trinke und daheim bleibe, daheim bei meiner Yucca-Palme und dem ewig treuen Aschenbecher und warte bis dieses Sodom aus Stahl und Plastik von einer riesigen Welle davon gespült wird und all den Dreck, den Kummer, die Stagnation und Resignation unserer Leben mit sich reißt.
Vielen Dank Welt, vielen Dank Leben, inzwischen lassen sich allein in Deutschland über 8 Millionen Menschen wegen Depressionen behandeln und fressen Pillen… und ich, ich sitze daheim in meiner eigenen Scheiße und kotze…