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Osor, der Hasser
Er fühlte nichts als den Hass der in ihm aufstieg. Osor, der Hasser, so hieß er. Er wusste, dass er diesmal kein Halten kennen würde. Lange war er still gewesen, doch jetzt war die Zeit gekommen.
***
Herbert Rosenmei, ein kräftiger Mann, mitte vierzig, kam gegen 18 Uhr von seiner Arbeit als Handwerker nach Hause und ging wie gewöhnlich ins Badezimmer um sich andere Klamotten anzuziehen. Seine Frau schien nicht da zu sein oder sie schlief. Er wollte sie nicht wecken und hatte es zudem eilig, wollte sich noch mit einigen Kollegen in der Kneipe treffen.
***
Osor stand in der Wohnung. Im Bad hörte er das Rauschen von Wasser. Vorsichtig nahm er das Messer. Er durfte sich nicht verletzen, niemand durfte ihn verletzen. Als Kind wurde er geschlagen, verprügelt, missachtet. Das würde ihm niemand mehr antun, nein. Er schlich leise zur Badezimmertüre und öffnete sie.
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Herbert stand mit dem Rücken zur Tür, hörte wie sie sich öffnete. Er meinte es sei seine Frau. „Habs eilig Schatz, will noch...“ ein Messer wurde ihm brutal in den Rücken gerammt, er fiel zu Boden, zuckte und gab gurgelnde Laute von sich.
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Er stach noch ein zweites mal zu. Und ein drittes mal. Das viele Blut! Es gab ihm den Kick. Er sah sich als Kind, wie er gedemütigt wurde. Und stach erneut zu. Bis der Körper, der vor ihm lag, keine Regung mehr zeigte.
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Protokoll des Wachtmeisters Henkel, der die Zeugenbefragungen durchführte:
Constanze Rosenmei war laut Zeugenaussagen eine sanftmütige Frau anfang vierzig, die zusammen mit ihren Mann in einer beschaulichen Mietswohnung lebte, die sie selten verließ. Des öfteren hielt sie sich im Treppenhaus des Mehrfamilienhauses auf, wo sie Blumen goß und mit Nachbarn plauderte und gelegentlich ging sie zu dem kleinen Supermarkt, der ein paar hundert Meter von ihrer Wohnung entfernt war. Sie fühlte sich tagsüber oft einsam, ihr Sohn lebte seit einiger Zeit in einer WG und meldete sich, ihrer Meinung nach, viel zu selten bei ihr. Ihr Mann arbeitete tagsüber und abends ging er oft mit seinen Freunden in die Kneipe. Frau Rosenmei ließ sich nie etwas zu Schulden kommen, war nett, hilfsbereit und unauffällig. Manchmal schenkte sie den Kindern Süßigkeiten und ab und an lud sie die Nachbarn auf einen Kaffee zu sich ein. Niemand aus ihrem Umfeld kann sich vorstellen, warum sie einen derartig brutalen Mord beging.