Was ist neu

Patina

Seniors
Beitritt
23.08.2001
Beiträge
2.936
Zuletzt bearbeitet:

Patina

Neue Version

Als sie neu waren, standen sie funkelnd in einem Schuhgeschäft und zogen alle Blicke auf sich. Hätten Schuhe ein Bewusstsein, sie wären ohne Zweifel stolz gewesen. Stolz darauf, der Blickfang dieses kleinen Geschäftes zu sein, unter allen ausgewählt, auf dem kleinen Podest zu stehen, um immer wieder von Frauen fast jeden Alters betrachtet und mit einem Lächeln bedacht zu werden. Vielleicht hätten sie sich eines Tages gewundert, warum es so lange dauerte, bis jemand kam und sie mitnahm, und vermutlich hätten sie die ersten Selbstzweifel kennengelernt, aber da sie waren, was sie waren, zog all dies spurlos an ihnen vorüber. Tag und Nacht standen sie also in der Auslage, bis eines Tages ein junges Mädchen kam, sie anprobierte, nickte, lächelte, und sie mit sich nahm.

In den ersten Wochen trug das Mädchen die Schuhe jeden Tag. Sie war stolz, wenn sie darauf angesprochen wurde und liebte die bewundernden Blicke, die ihr auf Schritt und Tritt folgten. Die roten Schuhe wurden für sie zu einem Symbol des Lebens, zur Markierung eines Wendepunktes, eines Neuanfangs. Zufällig hatte sie wenige Tage zuvor einen Mann kennengelernt, dessen Aufmerksamkeit sie gerne erregen wollte, und als sie ihn nun wiedertraf, sprach er sie auf ihre außergewöhnliche Fußbekleidung an.
Es war ein Zeichen, oder zumindest wertete sie es so, und so erzählte sie ihm, wann und wo sie die Schuhe gefunden hatte und fand sich unversehens bei einem Kaffee mitten in einem angeregten Gespräch wieder. Er hieß Paul, was sie für ihre Generation ungewöhnlich fand, er wiederum hörte Sina zum ersten Mal. Aus einem Kaffee wurde schnell eine Kollektion leerer Becher, zu der sich zwei Teller und einige Gläser Wein gesellten. Als sie gingen, waren sie die letzten im Lokal, und der Wirt sperrte hinter ihnen die Tür ab.
Ihr erschien es zu früh für eine gemeinsame Nacht, sie wollte nichts überstürzen; und so gab sie ihm einen Kuss auf die Wange und einen Termin für ein zweites Treffen mit auf den Weg und hüpfte beschwingt davon.

Auch ihr nächstes Treffen verlief harmonisch, angeregt; aufgeladen von einer Energie, die sie lange nicht mehr gespürt hatte. Stundenlang redeten sie, saßen erneut im gleichen Café und mochten auch weit nach Mitternacht nicht nach Hause gehen. Paul schlug einen Spaziergang vor, und schon zogen sie los, näherten sich dem Stadtrand, wo Sina die Arme ausbreitete, die Augen schloss und tief durchatmete.
„So fühlt sich Glück an“, sagte sie leise und voller Zufriedenheit in der Stimme. Paul strich ihr eine widerspenstige Locke aus dem Gesicht und küsste sie.
Hand in Hand gingen sie weiter, umrundeten Pfützen, die vom letzten Regen zurückgeblieben waren, versuchten, zwischen fliegenden Wolkenfetzen einzelne Sternbilder auszumachen und lauschten den Grillen, die zu Hunderten im Verborgenen zirpten. Als sie weitergingen, kam eine neues Geräusch hinzu, das ferne Rauschen der Autobahn.
„Schließ deine Augen“, flüsterte Paul und stellte sich hinter sie, die Arme um sie gelegt. Sina folgte seiner Bitte.
„Stell dir vor, es wäre das Rauschen des Meeres.“
Nach und nach tauchten die Bilder vor ihrem inneren Auge auf und manifestierten sich mit jedem Atenzug. Die Brandung des Meeres rollte rhythmisch an den Strand, der Wind brachte den Strandhafer zum Singen, und sogar das Flirren des fortgetriebenen Sandes konnte sie vernehmen. Dann hörte sie den Schrei einer Möwe, und mit einem glücklichen Seufzen zog sie Pauls Arme enger um sich.
„Lass uns ans Meer fahren“, bat sie, und er brummte zustimmend in ihr Haar.
Die erste gemeinsame Nacht war stürmisch und doch gekennzeichnet von vorsichtigem Herantasten. Sie küssten sich hungrig, klammerten sich aneinander, und doch dauerte es lange, bis Kleidungsstücke fielen. Als die erste Morgensonne Sinas rote Schuhe zum Leuchten brachte, glühten auch endlich ihre Körper durch die Kraft der Vereinigung.
In den folgenden Wochen sahen sie sich in jeder freien Minute. Sie philosophierten über den Sinn ihres Lebens über die Zufälle, die zwei Menschen zusammenbringen und über die Zerbrechlickeit des Glücks. Natürlich glaubten sie, ihre Liebe würde ewig halten, wie es zu Beginn immer ist, doch waren sie beide nicht naiv genug, um dies als unumstößliche Wahrheit anzusehen, vielmehr nahmen sie die gemeinsame Zeit als ein Geschenk, das zu pflegen sie einander versprochen hatten.

Im Sommer fuhren sie nach Dänemark und genossen das unbekümmerte Leben am Strand. Zwischen Baden und Sonnen lasen sie einander vor, Fröhliches, Nachdenkliches und Verwirrendes. Und während neben ihnen das Bier in der Sonne warm wurde, Kindern ihr Eis in den Sand tropfte und das ferne Pingpong eines Strandtennis spielenden Paares zu ihnen herüber wehte, setzten Sinas Schuhe eine erste Patina aus Staub an.

Der Herbst kam, und mit ihm die ersten Stürme. Paul und Sina sahen einander seltener, zu viel hatte jeder zu tun, zu viele Freunde hatten sich vernachlässigt gefühlt. Nun kamen auch diese wieder zu ihrem Recht, und mehr als einmal kam es vor, dass Paul Sina absagte, um mit Freunden im Pub zu sitzen, dass Sina zuhause blieb, um sich diversen Hobbies zu widmen. Und doch genossen sie nach wie vor die Zeit, die sie miteinander hatten, freuten sich aneinander und nutzten jeden Augenblick. Noch immer lasen sie einander vor und diskutierten stundenlang den Gehalt der gehörten Worte, noch immer kam es vor, dass sie auf dem Balkon standen und nach Sternen suchten, die sie einst gemeinsam entdeckt hatten.
Unmerklich hatte das Leuchten von Sinas Schuhen abgenommen, wurde überstrahlt von den Farben des Herbstlaubes, welches immer schneller zu Boden fiel. Aber noch immer waren sie etwas Besonderes, ein Blickfang durch Farbe und Form. Als alle Blätter von den Bäumen gefallen waren, die Tage kurz und die Nächte kalt wurden, rückten Paul und Sina wieder enger zusammen, suchten und fanden Geborgenheit beieinander. Die anfängliche Leichtigkeit und der Zauber der beginnenden Beziehung waren der weichen Annehmlichkeit der Beständigkeit gewichen. So manches Ritual hatte sich gefestigt, gemeinsames Kochen, Lesen und Zärtlichkeiten, die nur füreinander bestimmt und für andere undurchschaubar waren.

Der erste Schnee fiel, und als er eine weiche, weiße Decke bildete, nahm Sina Pauls Hand und zog ihn mit sich nach draußen. Lange wanderten sie durch den Schleier der fallenden Flocken, fingen sie mit ihren Zungen auf und schmeckten die reine, kalte Köstlichkeit des Winters. Paul zog Sina nah an sich heran, legte seine Wange an ihre und flüsterte „ich habe Angst.“ Doch als sie nicht verstand, gab er keine Erklärung, küsste sie nur und zog sie dann weiter mit sich fort. Nach außen hin blieb alles unverändert, doch auch in Sinas Herz nistete nun die Angst, dunkel, kalt, namenlos.
Der Winter hinterließ Schneeränder auf Sinas roten Schuhen und veränderte ihren Blick auf die Dinge. Als sie ein Jahr zusammen waren, gingen sie den Weg ihres ersten Abends, und als sie an die Stelle kamen, an der sie sich zum ersten Mal geküsst hatten, deutete Paul auf ihre Schuhe und sagte: „Sieh nur, die Gewohnheit hat sie farblos gemacht.“ Als Sina in sein Gesicht blickte, erkannte sie, dass er nicht ihre Schuhe gemeint hatte, und die namenlose Angst in ihr zog ihr Inneres zu einem harten, kalten Ball aus Eis zusammen. Sie wollte seine Worte nicht hören und schaffte es dennoch nicht, ihre Ohren zu verschließen.
Zuhause angekommen zog sie ihre Schuhe aus und stellte sie zuunterst in den Schrank. Vielleicht würde sie eines Tages aus ihrer Patina die schönen Momente des vergangenen Jahres herauslesen können, doch für den Augenblick blieben ihr nur Trauer und Schmerz.
_______________
03.03.-10.03.2006

 

Hallo zusammen,

damit diese Rubrik nicht in einen unverdienten Frühjahrsschlaf fällt, setze ich euch mal etwas vor.

Ich bin selber noch nicht so ganz zufrieden, wüsste aber gerne, wie die Geschichte auf euch wirkt.

Einsendeschluss ist der 31.03.2006, ihr habt also noch ein paar Tage (dafür muss ich aber auch noch überarbeiten, wenn ich eure Meinungen habe).

Liebe Grüße
chaosqueen

 

Hi chaosqueen!

Ich habe noch ein paar Fehlerteufel gefunden:

Als sie weitergingen, kam eine neues Geräusch hinzu, das ferne Rauschen der Autobahn.

- ein neues

sich mit jedem Atenzug

- AteMzug

Das war, glaube ich, auch schon alles.

Deine Geschichte ist wirklich nett. Sie plätschert nett vor sich hin, du findest schöne Formulierungen, die fließen, obwohl sie lang sind. Die Idee, Gegenstände als ein Spiegel für Gefühle zu benutzen, ist nicht neu, aber immer noch - vor allem hier - passend. Ich glaube, dass du gute Chancen bei der Ausschreibung hast mit deinem "klassischen" Text. Es ist vielleicht ein wenig nahe am Kitsch, aber so sehen das Verliebte nun einmal und damit ist es ebenfalls passend. Du hast es ja nicht übertrieben. Was soll ich noch sagen?

Ich würde die Geschichte eher hier enden lassen *mit rumfeil:

Sieh nur, die Gewohnheit hat sie farblos gemacht.“ Als Sina in sein Gesicht blickte, erkannte sie, dass er nicht ihre Schuhe gemeint hatte

denn dies

doch für den Augenblick blieben ihr nur Trauer und Schmerz.

neee, klingt zu abgedroschen. Dann pack diese Emotion lieber schöner ein.

Ach, hab doch noch was gefunden:

schmeckten die reine, kalte Köstlichkeit des Winters. Paul zog Sina nah an sich heran, legte seine Wange an ihre und flüsterte „ich habe Angst.“

- flüsterte (Doppelpunkt?) oder "Ich habe..."?

Viel Erfolg!

 

NETT? :susp:

Oh je, dann muss ich noch viel daran tun. Packen wir es an. :)

Danke für die Fehlerteufel, da werde ich mich natürlich auch noch dran setzen. Und dann schaue ich mal, wie ich aus "nett" in irgendeiner Form "bemerkenswert" mache. :shy:

Danke und liebe Grüße
chaosqueen

 

Hallo chaosqueen!

wüsste aber gerne, wie die Geschichte auf euch wirkt
Also, ganz ehrlich: Ich habe mich ab da, wo von "Staub" gesprochen wird, nur mehr gefragt: Warum putzt sie denn die Schuhe nicht? :shy:
Ich finde den Vergleich Schuhe-Beziehung ziemlich unpassend, da man bei Schuhen auf jeden Fall mit der Zeit Gebrauchsspuren sieht und die Farben verblassen, etc., während eine Beziehung sich aber ebensogut vertiefen kann, wenn man viel gemeinsam unternimmt und dabei die Schuhe abnutzt.

bis eines Tages ein junges Mädchen kam,
Ein Mädchen ist an sich schon jung, "junges Mädchen" wirkt, als sei sie erst dreizehn oder so. Vielleicht doch eher "junge Frau"?

Beim ersten Absatz hat man den Eindruck, die Geschichte sei aus Sicht der Schuhe erzählt, ab dem zweiten Absatz ist es aber dann Sina - das verwirrt meiner Meinung nach und möglicherweise sehen die bei der Ausschreibung den Begriff "Kurzgeschichte" ja nicht ganz so weit gefaßt wie wir auf kg.de (direkter Einstieg bei Kurzgeschichten).

Ich will Dir nicht Deine Illusionen rauben, aber das ist halt mein persönlicher Eindruck. Vielleicht bin ich auch einfach zu unromantisch für die Geschichte. ;)

Restliche Fehler usw. such ich Dir nach der Überarbeitung noch raus. - Schick mir bitte eine PM, wenn es soweit ist, da ich im Moment nicht immer alles mitverfolgen kann, mein Eisenmangel raubt mir sämtliche Energien.

Alles Liebe,
Susi :)

 

Hi Queen!

Also: Kann man mal sehen, dass auch eine Geschichte in "Tell" gut funktionieren kann ... allerdings wäre eine unterschwelligere Inszenierung vielleicht besser gewesen - schon ziemlich voraussehbar, dass die Schuhe für die Liebe stehen. Aber gut, klassisch, kann man so machen. Letzter Absatz kommt mir zu schnell, zu hastig daher. Ende finde ich missraten, gerade den letzten Satz. Wie wärs, wenn sie erstmal "Schuhcreme" benutzt und ihren Kerl zum Dinner einlädt, um sich mit ihm auszusprechen. So kommt das doch recht platt daher ... außerdem hat Häferl Recht: Am Anfang denkt der Leser, es geht über die Schuhe: als Protagonisten!

Liebe Grüße! :)

Dante

 

Hej zusammen,

ich werde mir den Text nachher mal ausdrucken und mich damit entspannt auf dem Sofa zurücklehnen, dabei noch mal eure Kritikpunkte anschauen (das mit dem indirekten Perspektivwechsel ist mir auch schon aufgefallen ...) und sehen, was sich machen lässt.

Putzen kann man sie schon - allerdings habe ich vergessen, zu erwähnen, dass mir die ganze Zeit Wildlederschuhe vorschwebten, und die kann man zumindest nur abbürsten, nicht aber eincremen.

Ich denke, dass ein Bisschen mehr "show" ganz gut tut und bin schon am Grübeln, wie und wo ich das einbaue. Mal sehen ...

Ich melde mich, wenn ich mit der ersten Überarbeitung so weit bin! :)

So weit erstmal danke
chaosqueen

 
Zuletzt bearbeitet:

Patina - neue Version

Warum

Nicht du
um der Liebe willen
sondern
um deinetwillen
die Liebe
(und auch
um meinetwillen)

Nicht
weil ich lieben
muss
sondern weil ich
dich
lieben
muss

Vielleicht
weil ich bin
wie ich bin
aber sicher
weil du
bist
wie du bist

- Erich Fried


Seit Sina vor zwei Tagen die Zusage aus London bekommen hatte, war sie von morgens bis abends damit beschäftigt, die Reliquien ihrer Studienzeit zu sortieren. Sie musste sehr genau entscheiden, was sie behalten wollte und wovon sie sich trennen konnte, denn Wohnraum war in der britischen Hauptstadt teuer, und ihr Lohn würde nicht sonderlich üppig ausfallen. Also hatte sie nicht nur eine Kiste für Abfälle und einen für Altpapier, sondern auch je eine für die Altkleidersammlung und den Flohmarkt.
Hin und wieder blieben ihre Gedanken an einem Gegenstand hängen, den sie aus dem Schrank zog, schweiften ab zu der Situation in der sie ihn bekommen hatte, doch meistens war sie schnell wieder im Hier und Jetzt.
Doch dann griff sie irgendwann weit nach hinten ins unterste Fach und spürte brüchiges, angestaubtes Wildleder. Zum Vorschein kamen Schuhe, ehemals rot, nun eher von einem undefinierbaren Staubbraunorange. Sina lächelte wehmütig, als sie sie betrachtete. Die Schuhe und Paul, so lange her, so untrennbar miteinander verbunden ...

Sie hatte nie viel Geld und musste immer genau abwägen, ob sie etwas wirklich brauchte. Aber als sie diese Schuhe im Schaufenster erblickte, war sie sofort verliebt. Rotes Leder, bequemer, sportlicher Schnitt, ausgefallene Details, die sie zu einem Hingucker machten. Leider auch preislich eher exklusiv. Sina drückte sich die Nase an der Scheibe platt, erstaunt, einen solchen Schatz in dem sonst eher biederen Sortiment dieses kleinen Geschäfts gefunden zu haben. Als sie den Blick der Verkäuferin auf sich ruhen sah, floh sie zunächst. Doch am nächsten Tag kam sie wieder, und am übernächsten auch. Immer wieder stand sie da, schaute, träumte von den Schuhen und hoffte, dass ihr niemand zuvorkäme.
„Sie sind wunderschön, nicht wahr?“ Die Stimme ließ Sina mit einem erschrockenen kleinen Laut herumfahren, obwohl der Sprecher sich ganz offensichtlich Mühe gegeben hatte, sie nicht zu erschrecken. Er war vielleicht ein, zwei Jahre älter als sie, hatte strubbelige straßenköterbraune Haare, graue Augen und die niedlichsten Grübchen, die Sina je gesehen hatte. Unwillkürlich lächelte sie ihn an.
„Ja, und viel zu teuer“, seufzte sie.
„Manchmal muss man sich etwas gönnen, das man sich gar nicht leisten kann.“ Sein Blick ruhte auf ihr, nicht auf den Schuhen. „Na los, probier sie wenigstens mal an!“
„Und wenn sie nicht passen?“ Davor hatte Sina am meisten Angst. Sie hatte keine gängige Größe und wollte den Traum nicht platzen lassen. Noch nicht.
„Dann weißt du wenigstens, woran du bist.“
Sina war sich weder sicher, ob sie das wissen wollte, noch was sie tun sollte, wenn die Schuhe doch passten. Aber schließlich schluckte sie alle Bedenken hinunter und ging hinein.
„Die roten Schuhe, hm? Welche Größe haben Sie denn, Schätzchen?“ Anscheinend wussten heute alle besser über sie Bescheid als Sina selbst. Sie nannte ihre Größe und wartete, während die Verkäuferin im Lager war. Als die Farbe ihr aus dem Karton entgegenleuchtete, spürte sie das Ziehen im Bauch, welches sie als Kind immer an Weihnachten empfunden hatte. Vorsichtig schlug sie das Papier ganz zur Seite, nahm die Schuhe heraus und zog sie an.
Sie passten wie für sie gemacht.
Sina schaute sich hilflos um und sah den wohlwollenden Blick der Verkäuferin, sah das aufmunternde Lächeln und den erhobenen Daumen des jungen Mannes durch die Scheibe, und sie spürte die Schuhe an ihren Füßen. Perfekt, angenehm, bequem. Sina nickte.
„Ich nehme sie.“

Er hieß Paul. Sina sagte probehalber seinen Namen, lauschte seinem Klang, kostete ihn auf den Lippen und nickte schließlich.
„Ungewöhnlich in unserer Generation, aber passt zu Dir.“
Er sah sie über den Rand seines Kaffeebechers prüfend an und erwiderte ihr Lächeln. Nachdem sie die Schuhe gekauft hatte, hatte er darauf bestanden, sie ins nächste Café einzuladen, und nun saßen sie einander gegenüber, fremd und doch von dem seltsamen Gefühl erfüllt, einander schon länger zu kennen.
„Sina. Woher kommt dein Name?“
„Meine Großmutter hieß Gesina, ich wurde in verkürzter Form nach ihr benannt.“
Als sie ihren Kaffee ausgetrunken hatten und Sina in die Uni musste, bedauerte sie, wie schnell die Zeit mit ihm vergangen war. Mit klopfendem Herzen fragte sie ihn nach einem zweiten Treffen, und er sagte zu. Sina schenkte ihm ihr strahlendstes Lächeln, winkte ihm noch einmal zu und hüpfte beschwingt zur Bushaltestelle.

Ein paar Tage später trafen sie sich wieder, und aus den anfänglichen zwei Kaffeebechern wurden schnell vier, zu denen sich zwei leere Teller und einige Gläser Wein gesellten. Sie stellten fest, dass sie beide den gleichen verqueren Musikgeschmack hatten, Modern Jazz, Ambient und Independent liebten, aber mit HipHop nichts anzufangen wussten. Beide mochten die Gedichte von Erich Fried und Romane von Paul Auster, hielten Thomas Mann jedoch für hoffnungslos überschätzt. Die Zeit verflog im Nu, und als weit nach Mitternacht der Kellner endlich Feierabend machen wollte, war ihnen nicht danach, nach Hause zu gehen.
„Lass uns ein Stück spazieren gehen, die Frühlingsluft ist so angenehm“, schlug Paul vor, und Sina stimmte zu. Sie gingen hinaus in die Wiesen und Felder, und als sie die Enge der Straßen und Häuser hinter sich gelassen hatten, breitete Sina weit die Arme aus und atmete tief ein.
„So fühlt sich Glück an“, sagte sie leise und voller Zufriedenheit in der Stimme. Paul betrachete sie zärtlich, strich ihr eine widerspenstige Locke aus der Stirn und küsste sie.
Hand in Hand gingen sie weiter, umrundeten Pfützen, die vom letzten Regen zurückgeblieben waren, versuchten, zwischen fliegenden Wolkenfetzen einzelne Sternbilder auszumachen und lauschten den Grillen, die zu Hunderten im Verborgenen zirpten. Als sie weitergingen, kam eine neues Geräusch hinzu, das ferne Rauschen der Autobahn.
„Schließ deine Augen“, flüsterte Paul und stellte sich hinter sie, die Arme um sie gelegt. Sina folgte seiner Bitte.
„Stell dir vor, es wäre das Rauschen des Meeres.“
Nach und nach tauchten die Bilder vor ihrem inneren Auge auf und manifestierten sich mit jedem Atemzug. Die Brandung des Meeres rollte rhythmisch an den Strand, der Wind brachte den Strandhafer zum Singen, und sogar das Flirren des fortgetriebenen Sandes konnte sie vernehmen. Dann hörte sie den Schrei einer Möwe, und mit einem glücklichen Seufzen zog sie Pauls Arme enger um sich.
„Lass uns ans Meer fahren“, bat sie, und er brummte zustimmend in ihr Haar.
Der Morgen dämmerte schon, als sie das Haus erreichten, in dem Paul lebte. Leise schlichen sie die knarrende Treppe hinauf bis unters Dach, wo er ein winziges Zimmer mit Dusche in der Küche bewohnte. Sina achtete kaum auf ihre Umgebung, hatte nur Augen und Hände für Paul, zog ihn an sich und küsste ihn. Jeder von ihnen überließ sich den Händen des anderen, Stück um Stück fiel ihre Kleidung, eroberten sie die Haut des anderen.
Sie sprachen kein einziges Wort, waren auf ihre Sinne reduziert und zugleich zu einer wunderbaren Einheit verschmolzen. Als die erste Morgensonne Sinas rote Schuhe zum Leuchten brachte, glühten auch ihre Körper durch die Kraft der Vereinigung.

In den folgenden Wochen sahen sie einander in jeder freien Minute. Hin und wieder bestaunten sie den unglaublichen Zufall, der sie zusammengebracht hatte und dankten dem Schicksal für seine verschlungenen Wege.
„Glaubst du, unser Glück hält ewig?“, fragte Sina eines trägen Nachmittags, als sie nebeneinander auf Pauls Bett lagen und zusahen, wie die Sonne durch das geöffnete Dachfenster Muster auf den Teppich malte. Paul wandte ihr den Kopf zu und schüttelte lächelnd den Kopf.
„Nein, aber es wird so lange halten, wie wir beide es wollen.“
„Dann kann es von mir aus ewig dauern.“ Sinas Stimme war leicht, schläfrig, und doch schwang eine unterschwellige Wachsamkeit mit, als wolle sie prüfen, ob Paul ebenso dachte.
„Wenn wir pfleglich mit diesem Geschenk umgehen, werden wir sicher eine Weile etwas davon haben“, erwiderte er und küsste sie. Für den Augenblick war ihnen diese Sicherheit genug.

Der Sommer kam mit aller Macht und mit ihm auch die lang ersehnten Semesterferien. Sina und Paul machten ihr Versprechen des ersten Abends wahr und fuhren für eine Woche nach Dänemark. Sie zelteten fast direkt am Strand und genossen das süße Nichtstun. Tagsüber lagen sie am Strand, badeten, sonnten sich und lasen sich ungeachtet der irritierten Blicke anderer Urlauber Die Mitte der Welt von Andreas Steinhöfel vor, hörten Jan Delay und Tori Amos, wobei sie sich die Kopfhörer des Walkman teilten und versuchten, die Geheimnisse des Meeres zu ergründen.
„Man sagt, auf eine große Welle folgen sieben kleine. Meinst du, dass das stimmt?“, fragte Sina nachdenklich.
„Lass es uns herausfinden“, erwiderte Paul und zog sie mit sich fort. Lachend und prustend sprangen sie in die Wellen, balgten miteinander herum und versuchten, so ernsthaft wie möglich, die Wellen zu zählen.
„War die gerade groß?“
„War das eine oder waren es zwei?“
„War das die sechste oder die siebte?“
Es war hoffnungslos, einen einheitlichen Rhythmus des Meeres herausfinden zu wollen, und so gaben sie schließlich auf und schwammen ein Stück ins offene Meer hinaus.
„Meinst du, es gibt hier Seeungeheuer?“
„Nein, sonst hießen sie Meerungeheuer“, lachte Paul und stürzte sich auf Sina, „und davon gibt es hier nur eines!“ Lachend gingen sie gemeinsam unter.
Abends saßen sie vor ihrem Zelt, grillten rote dänische Würstchen, tranken warmes Bier, lasen sich Gedichte vor und zählten die Sterne, bis ihnen die Zahlen ausgingen.
Die Tage vergingen in behäbigem Trott, hin und wieder unterbrochen von einem Ausflug ins Dorf oder einem kurzen Regenschauer, der sie ins Innere ihres Zeltes trieb. Und während sie lernten, dass ihre Liebe auch mit viel Nähe funktionierte, neben ihnen Kinde ihr schmelzendes Eis in den Sand tropften ließen und das ferne Ping-Pong eines Strandtennis spielenden Paares zu ihnen herüberwehte, setzten Sinas Schuhe unmerklich eine erste Patina aus Sand und Staub an.

Der Herbst kam, und mit ihm die ersten Stürme. Paul machte ein Praktikum und hatte weniger Zeit als zuvor, Sina besann sich auf ihre Freunde und traf sich wieder häufiger mit diesen. Wenn sie einander trafen, beschworen Sina und Paul noch immer ihre kleine Welt, lasen gemeinsam Goethes Wahlverwandtschaften und drückten ihre Gefühle mit Worten von Erich Fried aus. Hin und wieder jedoch war es Sina wichtiger, ihre Freundin zu sehen, wollte Paul nach der Arbeit nur noch fernsehen, und manches Mal versteckten sie die Enttäuschung hinter Beteuerungen, sich nach wie vor zu lieben wie in den ersten, unbeschwerten Wochen.
Unmerklich hatte das Leuchten von Sinas Schuhen abgenommen, wurde überstrahlt von den Farben des Herbstlaubes, welches immer schneller zu Boden fiel, aber noch immer waren sie etwas Besonders, ein Blickfang durch Farbe und Form.

Als alle Blätter von den Bäumen gefallen waren, die Tage kurz und die Nächte kalt wurden, rückten Paul und Sina wieder enger zusammen, suchten und fanden Geborgenheit beieinander. Die anfängliche Leichtigkeit und der Zauber der beginnenden Beziehung waren der weichen Annehmlichkeit der Beständigkeit gewichen. So manches Ritual hatte sich gefestigt, gemeinsames Kochen, Lesen und Zärtlichkeiten, die nur füreinander bestimmt und für andere undurchschaubar waren.
Der erste Schnee fiel, und als er eine weiche, weiße Decke bildete, nahm Sina Pauls Hand und zog ihn mit sich nach draußen. Lange wanderten sie durch den Schleier der fallenden Flocken, fingen sie mit ihren Zungen auf und schmeckten die reine, kalte Köstlichkeit des Winters. Paul zog Sina nah an sich heran, legte seine Wange an ihre und flüsterte: „Ich habe Angst.“ Doch als sie nicht verstand, gab er keine Erklärung, küsste sie nur und zog sie dann weiter mit sich fort. Nach außen hin blieb alles unverändert, doch auch in Sinas Herz nistete nun die Angst, dunkel, kalt, namenlos.
Der Winter hinterließ Schneeränder auf dem weichen Leder von Sinas Schuhen und veränderte den Blick des Paares auf die Dinge. Als sie ein Jahr zusammen waren, gingen sie den Weg ihres ersten Abends, und als sie an die Stelle kamen, an der sie sich zum ersten Mal geküsst hatten, deutete Paul auf ihre Schuhe und sagte: „Sieh nur, die Gewohnheit hat sie farblos gemacht.“ Als Sina in sein Gesicht blickte, erkannte sie, dass er nicht ihre Schuhe gemeint hatte, und die namenlose Angst in ihr zog ihr Inneres zu einem harten, kalten Ball aus Eis zusammen. Sie wollte seine Worte nicht hören und schaffte es dennoch nicht, ihre Ohren zu verschließen.

Sina erwachte aus ihren Erinnerungen. Nur wenige Tage nach diesem letzten Spaziergang war Paul aus ihrem Leben verschwunden, hatte dem wachsenden Druck der Verantwortung nicht mehr standgehalten und war gegangen. Sie hatten sich seitdem nie wieder gesehen. Sina strich zärtlich mit einem Finger über das alte Leder und lächelte. Es würde kein Zurück geben können, aber vielleicht so etwas wie Versöhnung.
_________________________________________
03.03.-10.03.2006 / Überarbeitung bis 26.03.2006

 

Hallo Königin des Chaos'

bei der ersten Version hatte ich ja verpasst, was zu schreiben, mal sehen, ob mir zu der hier was einfällt.

Ich hab ein paar Tippseler gefunden, such sie mal raus:

Zum Vorschein kamen Schuhe, ehemals rot, nun eher von einem undefinierbaren Staub*braunorange.

Rotes Leder, bequemer, sportlicher Schnitt, pfiffige Details, die sie zu einem Hungucker machten

Immer wieder stand sie da, schaute, träumte von den Schuhen und hoffte, dass ich niemand zuvorkäme.

Er war vielleicht ein, zwei Jahre älter als sie, hatte strubbelige straßenköterbraune Haare, graue Augen und die niedlichsten Grübchen, die sina je gesehen hatte.
anscheinend wussten heute alle besser über sie bescheid als Sina selbst.

groß geschrieben, oder irre ich mich?

Nach und nach tauchten die Bilder vor ihrem inneren Auge auf und manifestierten sich mit jedem Atenzug

Sie sprachen kein einziges Wort, waren auf ihre Sinne reduziert und zugleich zu einer wunderbaren einheit verschmolzen.

So, nu bin ich durch.
Der verlängerte Anfang mit dem Kennenlernen gefällt mir ganz gut, ich bin aber über die Geschichte ehrlich gesagt (noch immer) ein bisschen unschlüssig. Ich weiß nicht genau, wie ich das ausdrücken soll, vielleicht, weil mir alles ein bisschen schnell passiert, sowohl der Beginn als auch das Ende der Beziehung. Besonders Letzteres, weil so, wie du es beschreibst, die Beiden gar nicht um das kämpfen, was sie da haben. Und das trotz so vieler gemeinsamer Interessen und einer (für meinen Geschmack) überproportional guten Zeit. Die Auflösung gestaltet sich für mich zu plötzlich, statt dass sie versuchen, etwas neues in die Beziehung zu bringen, werfen sie sie fort...
Eigentlich gefällt mir der Vergleich mit den Schuhen sehr gut. Dein Stil ist auch schön, die Bilder lebendig, ich kann mir die beiden richtig gut vorstellen, es ist halt nur dieser kleine Punkt, der an mir nagt, ich hoffe, du verstehst, was ich meine.

Liebe Grüße,

Ronja

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi chaosqueen!

Tippfehler:

die sie zu einem Hingucker machten
graue Augen und die niedlichsten Grübchen, die Sina
manifestierten sich mit jedem Atemzug
und zugleich zu einer wunderbaren Einheit verschmolzen.

weiter:
des Mp3-Players teilten
Ich finde es ja immer wieder furchtbar ;), wenn ein Wort wie Mp3-Player in einen romantischen Text einbricht. Ist ein unnötiges Detail und passt mE nicht, ich würde vielleicht einfach nur schreiben, dass sie sich die Kopfhörer/Ohrstöpsel teilen.
neben ihnen Kindern das schmelzende Eis in den Sand tropfte
Da stimmt was nicht.

Zum Inhalt:
Ich gehöre wahrscheinlich nicht zur Zielgruppe des Textes, aber ich fand, dass die Verknüpfung zwischen den Schuhen und der Liebe der Beiden eher mau bleibt - die Geschichte würde im Grunde auch völlig ohne die Schuhsymbolik und die Staubschicht funktionieren. Häferl Kritik, warum die Schuhe nicht einfach geputzt werden, zieht für mich noch immer. Ich glaube auch ehrlich gesagt nicht, dass man jemandem zum Schuhekaufen Mut zureden muss, wie das am Anfang geschieht - das war wahrscheinlich auch nicht so gemeint, aber für mich kam es so rüber (Stichwort erhobener Daumen).

Nix für Ungut! :shy:
Seaman

 

Die Schuhe werden aus dem gleichen Grund nicht geputzt, aus dem die Beziehung nicht mehr funktioniert.

Ups, sorry, ich bin ja gar nicht hier :D.

 

Hej zusammen,

danke für die Kritiken, ich hau mal die Tippfehler raus. :shy:

Ronja: Hm, ich schau mal, ob ich das noch besser rüberbringen kann, Mirko hats meiner Meinung nach erkannt: Da ist jemand, der einfach wegläuft, wenns schwierig wird, anstatt dran zu arbeiten. Und ja, natürlich kann man Schuhe putzen, aber WILDLEDER verträgt keine Schuhcreme und bleicht eben einfach mit der Zeit aus, verstaubt, bekommt Flecken ... Ich hatte gehofft, dass das jetzt besser klar würde durch die Erwähnung des Materials, hmpf.

Was stimmt an dem Satz mit dem Eis der Kinder nicht? :confused:

Ob ich den Mp3-Player rausnehme, überlege ich noch mal, er ist zumindest Zeitgenössisch. Wäre Dir iPod lieber? :D

Die Verknüpfung ist recht lose, aber zum einen haben die Schuhe sie durch die Beziehung begleitet, waren sogar Auslöser dafür, dass er sie angesprochen hat, zum anderen sind sie eben auch Sinnbild dafür, dass man nicht alles einfach nur benutzen/tragen/hinnehmen kann, sondern sich auch drum kümmern sollte.

Ob ich das noch hinbekomme? :hmm:

 

Da ist jemand, der einfach wegläuft, wenns schwierig wird, anstatt dran zu arbeiten.

Das ist schon sehr deutlich. Nur, zumindest ich hatte vorher nicht diesen Eindruck von Paul gewonnen.

 

Ich glaube, dass man das auch nicht jedem Menschen anmerkt. Viele geben sich so lange Mühe und sind zuvorkommend, wie es passt, und plötzlich wird es Arbeit, und *schwupps* sind sie weg. Hm, ich denk noch mal drüber nach, versprochen! :)

 
Zuletzt bearbeitet:

Was stimmt an dem Satz mit dem Eis der Kinder nicht?

Äh,:bib:. Hab mein Grammatik-Modul noch mal neu gebootet, alles korrekt. :dozey:

Ob ich den Mp3-Player rausnehme, überlege ich noch mal, er ist zumindest Zeitgenössisch. Wäre Dir iPod lieber?
Wie gesagt, ich denke es reicht, wenn Musik aus den Kopfhörern kommt, was sie produziert, ob Walkman, Discman, Mp3-Player ist eigentlich nicht wichtig.

Wildlederschuhe kenne ich nur der Legende nach ;), mein Fehler.

 

Liebe chaosqueen!

Den Rahmen rundherum finde ich gut, dadurch bist Du von Anfang an bei der Protagonistin und nicht erst bei den Schuhen.
Daß die Schuhe symbolisch für die Liebe der beiden stehen sollen, war natürlich auch schon beim ersten Mal klar, aber jetzt kommt es noch besser raus und vor allem ruft die neue Beschreibung des Verblassens und Verschmutzens zumindest bei mir nicht mehr unbedingt die Frage hervor, warum sie sie nicht putzt.

Alles andere der Reihe nach:

»nicht nur eine Kiste für Abfälle und einen für Altpapier, sondern auch je einen für die Altkleidersammlung und den Flohmarkt.«
– worauf bezieht sich »einen« für Altpapier und »einen«für die Altkleidersammlung? Eigentlich doch auf die Kiste, oder? Dann ist es aber weiblich: eine für Altpapier, …

»doch meistens war sie schnell wieder im Hier und Jetzt. Dann griff sie weit nach hinten ins unterste Fach«
– hm, vorher steht »meistens«, ist es also meistens so, daß sie dann weit nach hinten greift und die Schuhe hervorzieht? Würde nur schreiben: Sie griff …

»pfiffige Details, die sie zu einem Hingucker machten.«
– was genau verstehst Du unter »pfiffig«? Für mich ist es irgendwie was Intelligentes, und der Duden Nr. 10 gibt mir da sogar Recht: »pfiffig: über ein großes Maß an Gewitztheit verfügend: er ist ein pfiffiger Kerl; sie war pfiffig und sagte kein Wort. Syn.: clever, findig, gewieft, gewitzt, schlau.« Und jetzt frage ich mich, was ein Schuh für clevere oder über ein großes Maß an Gewitztheit verfügende Details haben kann. :D Ich wäre da eher für z. B. aufwendige Details
– beim Hingucker bin ich unschlüssig, ob da nicht Mehrzahl hinmüßte, da es ja zwei Schuhe sind.

»Aber schließlich schluckte sie alle Bedenken herunter und ging hinein.«
– ich wäre da für hinunter

»Anscheinend wussten heute alle besser über sie bescheid als Sina selbst.«
Bescheid

»breitete Sina weit die Arme aus und atmete tief ein.«
– ich würde das umstellen: breitete Sina die Arme weit aus und atmete tief ein.

»lasen sich ungeachtet der irritierten Blicke anderer Urlauber Die Mitte der Welt von Andreas Steinhöfel vor,«
– den Titel würde ich in Anführungsstriche setzen oder kursiv schreiben

»wobei sie sich die Kopfhörer des Mp3-Players teilten«
– der Duden sagt, das P gehört groß: MP3-Player. Aber um etwas zu der Diskussion oben zu sagen: Da die Geschichte ja schon länger zurückliegt, könntest Du ruhig Walkman schreiben, sonst liegt die Geschichte wohl noch nicht sehr lange zurück.

»Und während sie lernten, dass ihre Liebe auch mit viel Nähe funktionierte, neben ihnen Kindern das schmelzende Eis in den Sand tropfte«
– leicht lesen läßt sich das mit den Kindern und dem Eis nicht. Wie wärs mit »neben ihnen schmelzendes Eis aus Kinderhänden in den Sand tropfte«?

»legte seine Wange an ihre und flüsterte „ich habe Angst.“«
– flüsterte:Ich

»Der Winter hinterließ Schneeränder auf Sinas roten Schuhen«
– Es sind Salzränder. (Kenne ich auch noch von früher, aber in Wien haben wir Salzstreuverbot, da hinterläßt der Schnee keine Ränder. Dafür muß ich jeden Winter massig Streusplitt aus dem Vorzimmer kehren …) Und eventuell würde ich hier noch einmal das Wildleder wiederholen. ;)


Viel Glück mit der Geschichte!

Alles Liebe,
Susi :)

 

Hej Häferl,

danke schön! :kuss:

Ich werde mich heute Abend noch mal gemütlich zurücklehnen und feilen.

Was die Salz/Schneeränder angeht: Bei uns heißen die Schneeränder, auch wenn sie vom Streusalz verursacht werden. Hm, was mache ich denn nun damit? Versteht mich jetzt in jedem Fall nur die Hälfte der Leser? :confused:

Danke für den Hinweis mit dem Walkman und dem langen Zurückliegen, das war ein sinnvoller Hinweis und wird umgesetzt!

Und beim Rest haste eh Recht, auch das Eis wird umgestellt, ich will ja den Leser nicht aus der Geschichte werfen, nur weil ich mich greammatikalisch verschraube. ;)

Liebe Grüße
chaosqueen

 

So, hab Häferls und einige andere Änderungen eingefügt, nun muss es werden - wer noch etwas findet, bitte möglichst noch heute Abend, notfalls bis morgen Mittag posten. Danke! :shy:

 

Aus den Vorabkritiken mal allen zum Fraß vorgeworfen, da vom Veranstalter der Ausschreibung abgelehnt.

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom