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Paul Krugman: The Return of Depression Economics and the Crisis of 2008
Die Wirtschaftskrise hat den Finanzsektor verlassen und die "Realwirtschaft" erreicht. Da dieses Problem "in Bälde" auch den Letzten einholen wird -
ob er sich nun für Wirtschaft(spolitik) interessiert oder nicht -
möcht' ich auf
Paul Krugman "The Return of Depression Economics and the Crisis of 2008", London 2008
hinweisen. Gleichzeitig sollte man
John Kenneth Galbraith "The Great Crash 1929", Boston & NY 1954, in letzter Überarbeitung 1997
zur Hand nehmen, denn es tun sich parallele Erscheinungen auf Beide Ökonomen sind ausgewiesene "Keynsianer", sind also keine Gegner des Kapitalismus, sondern nur anderer Auffassung als die seit den 70-er Jahren vorherrschenden Theoretiker des "Neo-Liberalismus" (Reaganomic, Thatcherism), der ja eigentlich das Hohe Lied des Laissez-faire singt.
Einen "ordentlichen" Niedergang infolge einer Finanzkrise hat es im letzten Jahrhundert nur 1929 gegeben, alle anderen Krisen waren regionale oder zeitlich sehr begrenzte Ereignisse, der schwarze Freitag aber beschäftigte die Leute satte zehn Jahre lang, denn der New Deal "funktionierte" anfangs nicht. Was dann zumindest für die USA den Aufschwung bedeutete, kann jeder an seinen zwo Händen nachrechnen, will ich hier nicht erwähnen und dass es so weit komme ... wollen wir gar nicht erst denken.
Vor Finanzkrisen ist immer gewarnt worden, doch die herrschende Meinung ließ sich ungern in die Suppe spucken. Jeder Absturz kommt überraschend & unerwartet - angeblich. Mythen - vor allem des "Aufschwungs" - halten sich lange, selbst wenn die Krise schon da ist (siehe Prognosen in Beerde im vergangenen Jahr).
Wenn auch das Objekt der Begierde von Boom zu Boom wechselt, das Schema ist das immer gleiche: Eine immer größer werdende Herde von Käufern steigert sich in einen Kaufrausch trotz steigender Preise bis
das Ende naht, wenn Käufer zunehmend Kredite aufnehmen müssen, um weiter kaufen zu können.
Statt der Aktien kommen nun die "Ansprüche auf Aktien" (Derivate) zum Zug. Sie sind zunächst preisgünstiger, werden daher in größeren Mengen gekauft und - logischerweise steigen die Preise der Derivate.
Jede Pause bedeutet da Stagnation, kann gar tödlich enden. Also muss es weitergehen, bis das Ganze kippt, wenn die ersten - um Kredite zurückzahlen zu können - ihre Papiere verkaufen "müssen". Misstrauen kommt auf, was zu weiteren Verkäufen führt. Preise fallen, stürzen ein, die vorherige Euphorie schlägt um in Panik ...
Nach 1929 "regulierten" die USA ihr Bankensystem, was aber nur bis in die 90-er Jahre hielt. Mit der Aufweichung der Regulierung tauchten Investmenttrusts (gibts eigentlich schon seit den 20-er Jahren), Investmentbanken und Finanzinvestoren auf. 1999 wurden die "Glass-Steagall-Gesetze" gänzlich aufgehoben, die "Hoch"zeit der "Heuschrecken" begann: der Begriff der Hedgefonds wurde selbst dem Laien bekannt. Und wer träumte nicht gerne davon, 25 und mehr % Rendite zu "machen"? Da ist doch jeder ein kleiner Akkermann.
Eine wichtige Rolle spielt natürlich die Einkommensverteilung, doch will ich hier niemand langweilen, man lese es selber nach ... Freilich wär's an der Zeit, dass beide Werke übersetzt würden!*
Krugman gibt systemkonforme Ratschläge, wie die Krise - wenn schon nicht verhindert, so doch abgemildert werden könnte. Was für Amerika da gilt kann für Europa und Beerde so falsch nicht sein, wenn man denn nur endlich auf Kassandra hörte!
Friedrichard
* Ha, sind se doch schon - ich Dummerchen, warum schau ich nicht zuerst unter Wiki?
Also:Galbraith "Der große Crash 1929. Ursache, Verlauf, Folgen", München 2005
und
Krugman "Die neue Weltwirtschaftskrise", Ffm. 2009.