Penisneid
Als wir noch
Als die Welt noch
Als alles noch jung war, Geld einfach da war und schnell ein Vermögen, da ein Mickeymausheft genau 25 Schilling kostete und man es sich jede dritte Woche leisten konnte, Wiener Zuckerl hingegen genau neun neunzig, was jede Woche leistbar war und auch die ganze Woche reichte, als der Pythagorassatz noch nicht entdeckt war, also ich noch wusste, dass ich mein Leben lang Alkohol und Nikotin nicht in meiner näheren Umgebung dulden kann und als wir uns noch nicht so sicher waren ob es besser war als Bub oder als Mädchen auf die Welt zu kommen.
Als wir sehr klein waren, die Welt aber, soweit wir sie sehen konnten bis ins Detail verstanden. Sogar weiter als wir sahen. Ich wusste, dass es irgendwo Länder gab in denen möglicherweise Zaubersprüche oder - wahrscheinlicher - zumindest Goldschätze zu finden waren und wir wussten auch, dass an manchen Orten weise, greise Männer nur darauf warteten uns zu belehren und uns den Sinn des Lebens zu erklären.
In diesen Zeiten gab es fröhliche Spiele, an denen vor allem eine Freundin mit voller Manneskraft teilnahm. Das heißt sie sprang, lief, kletterte und sah aus wie einer. Diese meine Freundin hieß Lisa, trug ihre Hosen weit, die T-shirts nicht enger, die Haare kurz, die Nase hoch und gräßlich gestupst. Aufgewachsen war sie, oder sie war gerade im Begriff dazu aufzuwachsen als Henne im Hahnenkorb. Sie hatte vier große Brüder. Zu dumm, dass ich heute weder Kontakt zu ihr - und bedauerlicher - noch zu ihren Brüdern habe, von denen sicher ein oder zwei nun im richtigen und besten Alter wären. Diese Burschen waren damals allesamt Fans der Kelly Familiy, und so auch Lisa. Im Schlafzimmer des Ältesten hing ein großes Poster welches von den Geschwistern regelmäßig bewundert wurde. Später, als die Kellys nicht mehr beliebt waren - Lisa aber immer noch jung - wurde das Poster mit Luftdruckgewehren beschossen. Bis man die Gesichter kaum noch erkannte.
Lisa war ein Mannsweib. Sie wurde früh gewählt. Sogar vor manchen Buben.
Einmal war Lisa bei mir zu Hause auf Besuch. Sie ging aus Klo und ließ dabei provokant die Tür offen stehen. Ich spähte vorsichtig herein und sah dass sie ihre Hose und ihre Unterhose heruntergelassen hatte und sich nun in der künstlichen Beleuchtung mir und der Klomuschel präsentierte. Ihr Geschlecht war rein, unbehaart, ich traue mich nicht es Scham zu nennen. Ihre Knie befanden sich auf halber Höhe des Klos. Ebenso wie ihre Haut am Körper war auch ihr Gesicht sauber, ebenmäßig, noch nicht verunstaltet durch Leid, geschweige denn durch Pubertät. Ihre Brust war flach, ihre Gedanken unschuldig, so viel sie sich auch um Männer gedreht haben mögen. Ich kann sie in diesem Moment nicht als Frau bezeichnen, nicht als Mädchen. Sie war nicht weiblich, bestimmt nicht. Damals war sie was sie wollte. Damals kann man es sich aussuchen und in diesem Moment war sie ein kleiner Bub. Wie sie sich später, bei der Arbeitssuche, angesichts ihres unbefriedigten Ehrgeizes, in den Wehen, vielleicht schon früher bei der ersten Menstruation oder dem ersten Sex geärgert haben wird, es damals nicht geblieben zu sein. Der kleine Bub, der zum Mann geworden wäre. Bereut wird sie es haben, dass sie schon in ihrer ersten Antwort das Mannsein aufgab. Dass sie es nicht wenigstens bis zum ersten Steifen geblieben ist.
"Was machst du da?"
"Ich kann pinkeln wie ein Bub."
Ich staunte. Sie wusste und wagte unheimlich viel. Auch wenn ich es in meinem Unterbewusstsein geahnt hatte, hatte ich nicht den Mut gleich diese drei Aussagen so treffend zu formulieren. Sie wusste, sie war ein Mädchen, sie wusste wie ein Bub pinkelte und - sie konnte es sogar.
"Wie soll denn das gehen?"
Sie stellte sich ganz nah an das Porzellan und muss die Klobrille kalt an ihrem Oberschenkel gespürt haben. Dann lehnte sie sich ein bisschen zurück, schob das Becken vor und presste ihre Hände ans Becken, als würde sie einen kleinen Penis halten.
"Man muss nur ganz fest spritzen."
Ich konnte meinen Blick nicht abwenden und erwog das für und wider dieser Aussage. Aber ich darf behaupten, dass ich es sehr wahrscheinlich fand, dass ihr Urin nicht weniger zielsicher als das der anerkannten Bubenschaft mitten in die Klomuschel plätschern würde ohne weitere Spuren ihrer Transsexuellen Experimente zu hinterlassen. Auch wenn ich vieles damals nicht wusste, so wusste ich doch immer, wer recht hatte und sie hatte recht, weil sie sich in Jungensachen auskannte.
"Du musst aber rausgehen ich kann das nur allein."
Ehrfürchtig und ohne zu Zögern verließ ich mein eigenes Klo. Wie hätte ich zögern dürfen? Ich war ein Mädchen, hatte goldene Locken und tauschte Sticker. Ja, ich las nie Wendy und hatte meine Polly Pockets schon lange hergegeben, aber dennoch verlieh mir das zu wenig Selbstbewusstsein um abzuwarten, ob sie sich nicht doch auch vor Publikum dazu herablassen würde ihre Fähigkeiten zu zeigen.
Ich fand später wirklich keinen einzigen Tropfen vergeudeter Flüssigkeit. Sie muss es geschafft haben. Oder er musste es geschafft haben.