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Perspektivenwechsel
Perspektivenwechsel
Das Problem war, dass er so vieles sagen wollte, teilen wollte, diskutieren und erzählen wollte, es geradezu aus ihm heraus zu brechen drohte – und er doch nichts als Leere in sich fand, wenn er diesen Umstand genauer untersuchte. Sein Leben erschien ihm öde, belanglos. Seine Erinnerungen drehten sich immer wieder um die gleichen Erlebnisse in seiner Vergangenheit. Er lebte in der wiederkehrenden Erinnerung an die besonderen Momente – der Rest schien ihm nur tote Zeit. In die Zukunft setzte er nicht allzu viel Hoffnung, denn bisher hatte sie noch nie spürbare Verbesserungen gebracht. Und so drohte sein Denken und Fühlen in einer Gegenwart zu erstarren, in der er sich fremd fühlte.
Er knipste die kleine Lampe auf dem Nachttisch an und sah seine Katze, die sich am Fußende auf seinem Bett eingerollt hatte und schlief. Sie verbrachte den größten Teil ihres Lebens damit, Trägheit zu perfektionieren. Wenn sie nicht schlief, verfolgte sie mit gesenkten Lidern entrückt den Gang der Welt, ohne sich daran zu beteiligen. Und während er sich fühlte wie unter dunklen Wolken, schien sie schwerelos durch den Tag zu gleiten und mit jedem Atemzug Zufriedenheit aufzusaugen.
Es war in diesem Moment, da er beschloss, eine Katze zu werden.