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Plante d'appartement

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08.06.2003
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Plante d'appartement

Helle Sonnenstrahlen fielen durch das Blätterdach. Langsam kämpfte er sich mit seiner Machete durch das Dickicht des Dschungels von Französisch-Guayana. Raschelndes Unterholz ließ ihn immer wieder einen Blick zurück werfen. Verfolgten ihn die Eingeborenen immer noch? Achtsam setzte er einen Fuß vor den anderen, näherte sich immer weiter der von glänzenden, dunkelgrünen Blättern überwucherten Felswand.
Zwei Meter vor ihr blieb er stehen und betrachtete seine Entdeckung. Eine Hoya carnosa in dieser Gegend? Vorsichtig näherte er sich den saftigen Blättern der Wachspflanze.
„Étranger!“
Er wirbelte herum. Wer war das? Er hatte die Stimme deutlich gehört. Langsam wich er zurück, bis sein Rücken die Blätter der wuchernden Pflanze berührte.
„Emballe!“
Zu spät fiel ihm auf, dass das Zwitschern, Zirpen und Rascheln des Dschungels verstummt war.
Er konnte die unnatürliche Stille spüren, wie sie seinen Magen verkrampfte. Angst legte sich um seine Kehle und schnürrte sie zu. Doch als er endlich an Flucht dachte, bemerkte er, dass es ein Blatt an seinem Hals war, grün und glatt, ebenso wie an seinem Arm, an seinem Bein. Verzweifelt begann er sich zu wehren.
Schreie hallten durch den Dschungel, brachen dann plötzlich ab und Schweigen legte sich auf das wächserne Grün.

Kommissar Redlich sah sich in dem gemütlich eingerichteten Wohnzimmer um. Keine Kampfspuren, kein Chaos. Vielleicht waren sie doch in den Urlaub gefahren?
Laaaaaaaallllllaaaaaaalalalalalalaaaaaaaaaa...
Die Stimme von Luciano Pavarotti dröhnte aus seiner Manteltasche durch den kleinen Raum. Schnell nahm Redlich sein Handy in die Hand, und las auf dem Display die Nummer seiner Frau. Er drückte sie weg und schaltete das Handy aus.
„Merde! Welsch eine Stimme!“
Redlich wirbelte herum. Er wusste, dass er alleine in der Wohnung war. Wer sollte also mit ihm sprechen?
„Wer sind Sie und was machen Sie hier?“
„Nischt so un'öflich. Mon Dieu! Sie sind in mein Wohnüng. Farfelu!“
Der Kommissar nahm seine Dienstwaffe zwischen beide Hände und drehte sich langsam im Kreis. Hinter dem Sofa konnte sich niemand verstecken und die Vorhänge reichten auch nicht bis auf den Boden.
Vielleicht hinter der großen Wachspflanze, die fast bis an die Decke reichte? Langsam ging er auf das dichte Blattwerk zu, und versuchte durch das Grün zu spähen. Vorsichtig streckte er eine Hand aus, um zwischen die Ranken zu greifen. Doch dort war nur die Wand, mehr nicht.
Erleichtert seufzte er.
„Sacrebleu! Das kitzelt in mein Bauch.“
Erschrocken sprang Redlich zurück, stolperte und fand sich auf dem Sofa wieder. Das konnte einfach nicht wahr sein. Das gab es nicht. War dies die Quittung für den mittelmäßigen Drogenkonsum in seiner Jugend?
Er leckte über seine trockenen Lippen. „Wer... Wer sind Sie? Wo ist Familie Bach?“
„Isch 'abe seit Wochen keine Düng'er bekommen. Les fou 'aben mir nischt einmal warmes Wasser gegeben. Diese klein Jung 'at immer gezüpft an mein Blätter. Isch 'abe misch nur gewehrt. Was soll isch denn tün?“
Langsam rappelte der Kommissar sich wieder auf und rutschte näher vor die Pflanze.
„Eine sprechende Pflanze.“ Er raufte sein schütteres Haar. „Wieso kannst du sprechen? Und so ohne Mund?“ Kurz flackerte ein Gedanke in seinem Kopf auf. Ich muss verrückt sein. Ich bin wirklich wahnsinnig geworden. Er verdrängte ihn sofort wieder und betrachtete die Pflanze weiter.
„Isch 'abe une bouche.“ Die glänzenden, fleischigen Blätter der Pflanze raschelten und gaben den Blick auf ein schnabelförmiges Blatt frei. Langsam verzog sich der Schnabel und zeigte kleine spitze Zähne. Lächelte die Pflanze etwa?
„Ha...Hast du einen Namen?“
„Bien sûr. Dü etwa nischt? Je m'apelle Jaques. Et toi?“
„Redlich, Ernst Redlich.“ Erstaunt stelle Redlich fest, dass er der Blume eine Hand hinhielt und ließ sie schnell mit rotem Kopf sinken.
„Je m'en fous!“
Verwirrt blickte er auf den Schnabel. „Bitte?“
„Dein Französisch ist nicht besonders, n'est-ce pas?“
„Ich hab mal in der Schule Unterricht gehabt, aber das ist lange her.“
„Je m'en fous bedeutet, dass isch mir nischts aus deine 'and mache.“
„Ihr Franzosen seid eh nicht besonders höflich.“ Der Kommissar biss sich auf die Zunge.
Wenn er schon mit einer Pflanze sprach, sollte er sie nicht beleidigen.
„Zût alors! Dü bist der Meinung, isch wäre nischt 'öflisch?“ Wieder raschelten die Blätter der Pflanze, und eine Ranke schlängelte auf Redlich zu. Langsam streckte dieser seine Hand wieder aus und umschloss das Blatt leicht.
„Freut misch disch kennenzulernen, Monsieur Redlisch.“ Jaques giftiger Tonfall zauberte eine Gänsehaut auf den Rücken des Kommissars.
„Ganz meinerseits, Monsieur Jaques.“
„Isch bin also nischt 'öflisch?“ Die Ranke wickelte sich um Redlichs Handgelenk.
Angstschweiß begann seinen Rücken hinab zu laufen. Sein Herz hämmerte nervös gegen den Brustkorb.
„Es tut mir leid, ich.. ich hab nicht oft mit Pflanzen zu tun.“
„Was machst dü eigentlisch 'ier?“
„Familie Bach wurde als vermisst gemeldet, und nun bin ich hier, um zu ermitteln.“
„Isch 'abe sie verspeist.“ Die Ranke wanderte seinen Arm hinauf. „Sie 'aben vergessen, misch zu gießen, und isch 'atte 'ünger.“
Redlich versuchte zurückzuweichen, war aber auf dem Sofa gefangen. Langsam wickelte sich die Ranke um seinen Oberarm, kam seinem Hals von Sekunde zu Sekunde näher. Nervös griff er mit der freien Hand nach der Pistole, die noch neben ihm auf dem Sofa lag. Doch statt kaltem, vertrautem Stahl spürte er nur weitere, fleischige Blätter. Erschrocken zuckte seine Hand zurück, aber der Trieb begann bereits seinen Arm zu umwickeln. Mehr und mehr Ranken umgarnten ihn, und Jaques zog ihn langsam zu sich heran. Der Schnabel mit den spitzen Zähnen kam näher und näher. Redlich schloss die Augen. Wenigstens musste er seine nervige Frau nicht mehr sehen.
Langsam öffnete er seine Augen wieder, und sah direkt auf Jaques Schnabel. Die Blätter waren zu einem Grinsen verzogen. Die Triebe drehten seinen Kopf und Redlich spürte den Schnabel an seinem Ohr kitzeln, als Jaques zu sprechen begann.
„Dü wirst nun nach 'ause gehen und nischt mehr zurückkommen. J'espère que je me suis bien fait compris! Steig in deine Auto ünd kehr nischt mehr an diese Ort zurück.“
Die Ranken ließen ihn los und er rutschte auf den Boden. Auf allen Vieren kroch er auf die Wohnzimmertür zu, bevor er sich aufrappelte, um dieser Hölle zu entkommen. Er drehte sich noch ein letztes Mal um und sah das diabolische Lächeln der Pflanze, als die Ranken zurück in ihren Bauch flossen.

„Solln wa dat alles ausräumen?“ Der Möbelpacker schaute sich in dem kleinen Raum um. Die Möbel waren alle fast neu und sehr geschmackvoll. Damit würde man sicher noch gutes Geld machen können. Sein Blick fiel auf die große Pflanze dem Sofa gegenüber. Seine Frau liebte solche Blumen. Wieso sollte er ihr nicht eine Freude machen und ihr die da mitbringen?
„Sach ma, wat is denn mit dem Blömschen da? Wolln die die habn?“
Sein Chef steckte den Kopf zur Tür herrein. „Nee, ick glob die kannste mitnehmen. Die wolln de Leut net in ihrem Haus habn.“
„Ja sauber!“ Der Möbelpacker ging pfeifend zu seiner neuesten Errungenschaft und betrachtete sie ganz genau.
„Ick bin der Heinz. Mal sehn wat meine Olle dir für nen Namen gibt.“
Vorsichtig nahm er die Pflanze und brachte sie nach unten. Vor der Tür wehte der Wind durch die Blätter und ließ sie gespenstisch rauschen.
„Merde, quelle farfelu.“
Heinz drehte sich zu seinem Chef um. „Hasse was gesagt?“

 

Hi Juvena,

da habe ich mich ja auf was eingelassen! Französisch? Dabei ist das doch solange her. :D

Nun zur Geschichte: Was Nettes zum Schmunzeln! Eine Pflanze mit Charakter - lustig mit dem französischen Akzent. Besonders gut für Lesungen! :)

Wenn die Pflanze das erste Mal redet, könntest du dem Leser eine Hilfe an die Hand geben: " mit französischem Akzent" oder sowas.

Jetzt noch jede Menge Textkram:

Verfolgten ihn die Eingeborenen immer noch?

Angst legte sich um seine Kehle, doch als er endlich an Flucht dachte, bemerkte er, dass es ein Blatt war, grün und glatt, ebenso wie an seinem Arm, an seinem Bein.
Angst wird zum Blatt?

Isch 'abe misch nur gewehrt.

n'est-ce pas?

Wieder raschelten die Blätter der Pflanze, und eine Ranke schlängelte auf Redlich zu.

„Sie 'aben vergessen, misch zu gießen, und isch 'atte 'ünger.“

„Freut misch disch kennenzulernen, Monsieur Redlisch

Mehr und mehr Ranken umgarnten ihn, und Jaques zog ihn langsam zu sich heran.

Wenigstens musste er seine nervige Frau nicht mehr sehen.
Welch ein kleiner Trost im Tod.
nicht wirklich lustig

J'espère que je me suis bien fait comprendre!
Klingt falsch! Müsste das nicht das Partizip sein statt des Infinitivs? Compris?

Die Ranken ließen ihn los, und er rutschte auf den Boden. Schnell kam er wieder auf die Beine und stürmte auf die Wohnzimmertür zu. Er drehte sich noch ein letztes Mal um und sah das diabolische Lächeln der Pflanze,
Eintönige Satzstellung

gegenüber vom Sofa.
vllt besser: dem Sofa gegenüber

Vielleicht hinter der großen Wachspflanze, die fast bis an die Decke reichte? - Die bringt netmal nen Zehner.“
Unwahrscheinlich! Solche Pflanzen sind sauteuer.

Gruß, Elisha

 
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hi juvena,

Französisch Guinea
Guinea oder Französisch-Guayana.
„Emballe!“
???
Luciano Parvarotti
Pavarotti. ohne "r".
Farfelu!
???
Sacré Bleu!
Sacrebleu. ohne accent.
Er raufte sich durchs schüttere Haar.
"durch" ist nicht das vokabel, das zu "raufen" paßt.
Zût alors!
Zut. ohne circonflexe.
Angstschweiß begann seinen Rücken hinab zulaufen.
hinab zu laufen.

nicht neu, irgendwie "little shop of horror" auf französisch, aber nett umgesetzt. liest sich nicht ganz flüssig, da holpert's noch. trotzdem: irgendwie schmunzelig.

mit gruß
Kyselak

 

Habs brav geändert ;) Danke für die Hilfe beim Französisch. Und Kommas und ich... das ist eine spannende Geschichte: Wir mögen uns einfach nicht *fg*
Farfelu bedeutet "eigenartiger Mensch"
Und das die Geschichte flüssiger wird kriegen wir auch noch hin *hoff*
Ich hab keine Ahnung was "little shop of horror" ist, aber wenn ich es nett umgesetzt hab bin ich glücklich *kichert*

*weiter frühstücken geht*

 

Hi juvena,

mir hat die Geschichte gut gefallen, wenn mir auch der Höhepunkt gefehlt hat.

Und der Polizist würde sich bestimmt nicht einfach so vertreiben lassen, oder?
Das erscheint mir etwas gezwungen.

Ansonsten: ich spreche kein Stück Französisch, hatte aber keine Probleme, dem Text zu folgen, weil ja alles irgendwie zu erschließen ist.

In diesem Sinne
c

 

Naja... wenn du dich schon für irre hältst, weil du mit ner Pflanze redest... dann machst du dich auch schnell vom Acker... und du kannst auch schlecht in deinen Bericht schreiben "Familie Bach wurde von gefräßiger Wachspflanze verspeist." :susp:*fg*

 

wenn du dich schon für irre hältst, weil du mit ner Pflanze redest... dann machst du dich auch schnell vom Acker...
Okay, das Argument, dass er alles nur für Einbildung hält, bzw, dass er sich selbst für irre hält, lass ich durchgehen... :D

 

wenn du dich schon für irre hältst, weil du mit ner Pflanze redest... dann machst du dich auch schnell vom Acker...
Wie jetzt, vom Acker? Und wer liest meinen Pflanzen "Krieg und Frieden" zu Ende vor?

 

Bring die Pflanzen vorbei, ich stell sie neben meinen Homer J. und dann les ich ihnen allen zusammen vor... allerdings spricht Homer J. nur spanisch *kichert*:read:

 

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