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Postkarten-Prosa: Die Nacht im Frontera

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12.12.2008
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Postkarten-Prosa: Die Nacht im Frontera

Weit nach Mitternacht schläft der Meister,
tief und fest in sich gekrümmt wie ein Kleinkind.
Nachtruhe!
An der Zeit ist nichts auszusetzen,
nur am Ort.
Er liegt auf der Ablage vor dem DJ-Pult im Frontera,
gebettet auf einer Matratze aus Mänteln und Jacken.
Meine Führsorge verrät mich.

„Wer ist das?“
„Unser alter Meister.“
„Ein recht müder Meister“
„Der Meister schläft, weil er traurig ist.“
„Ein Meister, der traurig ist?“
„Traurig, über die Untreuen,
denen er Jahre ein Vorbild war
und die jetzt Wein statt Bier trinken
und einem anderen Meister folgen.“
„Ihr habt jetzt einen anderen Meister?“
„Ja, den Heiner und unter uns,
der Heiner ist ein vorzüglicher Koch.“
Flüstere ich, denn
ich will den alten Meister ja nicht wecken.

Ich bin genügsam
nach zwei Uhr morgens strahlt mein Gesicht,
vor Glück und Zufriedenheit.
Das weckt die Neugier.
Ich werde gefragt:
Ob ich verkaufe, was mich berauscht?
Doch bin ich weder ein Zwischenhändler
für das Leben
noch für den Wein.
All zu Hartnäckigen flüstere ich eine
Wegbeschreibung ins Ohr.
Sie führt die Suchenden ins Cafe Taleon
Hier bekommst du guten Rotwein für einsvierzig
und Frank Zappa auf die Ohren.
und an der Theke
sitzt ein kleiner, grauer Mann.
Das Frettchen.
und der verkauft es dir,
getrocknet, extrahiert oder synthetisiert.
Aber verwechselt das bitte nicht mit Glück.
Ansonsten lausche dem Loblied
auf die gescheiterte Existenz,
das singt der Chor der Zahnlosen
im Galeon auf Deutsch.


Dieter ist einem Geheimnis auf der Spur,
Der neuste Trend,
drei Männer und ein Klo,
und dann schließt sich die Tür
und was passiert dahinter?
Dieter zählt so lange ab
bis er der Dritte ist.
Die Lösung lautet:
Optimale Raumausnutzung,
Später sehe ich es selbst,
Mann lässt die Tür offen
um Zeit zu sparen.
Einer steht rechts, einer links und einer vor Kopf
und dann kreuzen sie ihre biersatten Fontänen
über der Keramik
wie einst die Musketiere ihre Degen.
Dein Vorteil, wenn es dringend ist
und das ist es nach Mitternacht meisten.

Ich beobachte Betty,
Ohne Frage
der schillernste Falter
dieser Silvesternacht.
Wir alle wurden Zeugen ihrer Verpuppung.
Betty: Amerikanerin wäre sie,
hieß es vor drei Tagen
und schüchtern
und alle jene, die meinten ein Auge dafür zu haben,
haben Wetten darauf abgeschlossen, dass sie lesbisch ist.
Ich hielt dagegen.
Aber erst nach dem mich einer ihrer Seitenblicke traf.

Ihr Concon:
Die Cordhosen, das Flanellhemd und die Schirmmütze,
sind nun aufgebügelt und im Reisekoffer verstaut.
Jetzt zeigt sie Figur
und tanzt auf der Empore im Frontera.
Die zwei Quadratmeter sind für Außergewöhnliches reserviert,
peinliche Momente eingeschlossen.
Aber Betty und die beiden Latin Lover
die um ihre Gunst buhlen
sind gut platziert.
Ab vier Uhr bekommen Bettys Gefühle Schlagseite,
sie hält sich noch eine Weile
mit der Zunge im Mund des Auserwählten
dann sind sie verschwunden.
Betty wird sich wohl noch vor Sonnenaufgang paaren.

Auch ich habe einen Termin,
um sechs wecke ich all jene
die der letzten Nacht des Jahres
nicht ewige Treue Geschworenen haben.
Die Fahrt zum Leuchtturm dauert fünfzehn Minuten.
Der Logenplatz ist gut besucht,
schon seit Generationen.
Im Osten wird der Tag geboren.
Und am Cap de Creus wird getanzt.
Auf dieser Felsenzunge
hat der stete Wind
einen so kräftigen Atem,
dass es uns schüttelt
als legen wir in den Wehen.
Großes kündigt sich an.
Wir richten unsere Blicke auf das Meer.
Eine kleine Trompete
erhebt sich mit hellem Klagen,
über die Blaskapelle
während sich die Sonne am Horizont
durch die Morgenröte presst.

 

Da gibt es noch einige andere Rechtschreibfehler.
"Concon", "als legen wir in den Wehen", etc.
Bitte geh das noch mal durch, kohlarte.

Zum Experiment: Laut Titel hätte ich auch Anderes erwartet. Wo ist der Bezug?

 

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