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Pourquoi je t'aime

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26.08.2007
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Pourquoi je t'aime

Liebste Beatrice,

da du in den letzten Monaten des Öfteren einen Brief von mir gefordert hast, spüre ich förmlich wie du diese Zeilen gierig aufsaugst.

Ich fragte mich was als Inhalt in Frage käme. Was wäre originell und wurde noch nicht von Hollywood überzeichnet? Nach längerem Nachsinnen kam ich zu dem Schluss, dass ich beschreiben könnte warum ich dich liebe.

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An einem Dezemberabend machte ich mich auf den Weg ein Mädchen kennenzulernen, ein Ziel welches ich schon seit geraumer Zeit verfolgte. Erst am Abend zuvor hatte ich mich überwunden ins Dachgeschoss des Studentenwohnheims zu gehen. Dort fand die alljährliche Weihnachtsfeier statt und junge Menschen aus verschiedenen Ländern hatten sich eingefunden.
Ich verbrauchte beinahe meinen ganzen Mut überhaupt zu erscheinen. Schließlich kannte ich niemanden und hatte von meinem letzten Besuch nur negative Erinnerungen. Mit dem übrigen Rest an Courage sprach ich eine Östereicherin auf Englisch an. Schnell war klar dass ich sie nicht sonderlich beeindruckte. Vermutlich auch deswegen, weil ich ihr Östereicherisch in der lauten Atmosphäre erst als einen exotisch wirkenden, uninterpretierbaren Sprachtypus wahrnahm. Später am Abend sah ich sie mit einem der anderen Jungs verschwinden.
Die Überwindung war mir aber schon Erfolg genug und so trank ich Bier und unterhielt mich angeregt mehrere Stunden lang mit irischen "Law" Studenten. Später sprach ich sogar länger mit einem Betriebswirtschaftler, Beweis genug dafür dass ich mich in einer doch sehr extrovertierten Lebensphase befand.

Nachdem ich am nächsten Tag ausgeschlafen, mich um die Uni einen Dreck gekümmert, eingekauft und nicht wenige Bier getrunken hatte, machte mich auf besagten Weg ins "Hades". Es gab zu diesem Zeitpunkt eine ganze Reihe weiterer Dinge die mich beschäftigten und ich fand mich innerlich aufgewühlt. Mehr oder weniger seit Beginn des Studiums hatte ich den Vorsatz umzuziehen und die Kündigungsfrist beim Studentenwerk für dieses Semester war mal wieder im Begriff zu verstreichen.

Weiterhin musste ich Mitte März mein Praktikum antreten und ich hatte den Professor für Automatisierungstechnik immer noch nicht angeschrieben. Zudem hatte ich die letzten Wochen kaum Vorlesungen besucht. Im November auch mal drei Wochen gar nicht. Ich fand irgendwie dass ich wie die Schüler ein Anrecht auf Herbstferien hatte. Außerdem war ich im höchsten Maße unzufrieden Informatik zu studieren und sah mich als relativ untalentiert an. Meine einzig wahren Fähigkeiten, so redete ich mir beständig ein, sind literarischer Natur. Also schrieb ich seitenweise Kurzgeschichten anstatt mich um Datenbanken zu kümmern oder las Edgar Allan Poe während die Testtheorie meiner Statistikvorlesung verstaubte. Dies war meine Art der Welt mit all ihren Anforderungen den Stinkefinger zu zeigen und nicht an dem mich ungeheuer unter Druck setzenden Berg sich ansammelnder und zu erledigender Dinge zugrundezugehen.

Der Wind war kalt und ich hatte nur meine dünne schwarze Jacke angezogen. Warum? Einerseits war ich zu geizig im Hades Kohle bei der Kleiderabgabe abzudrücken, andererseits fand ich mich darin adrett und cool. Ein paar Monate vorher hatte ich mich auch schon mal alleine in den Schuppen getraut, zu jenem Zeitpunkt war dort aber völlig tote Hose gewesen. Die Uni hatte noch Semesterferien. Ich sprach ein Mädchen an dass sich nach wenigen Sätzen als naiv und ungebildet entpuppte und somit ihre Attraktivität schnell verwirkte.

Ende November besuchte ich die Örtlichkeit erneut und setzte mich mit meinen Komilitonen Thorsten aka Fred und Michael an eine der Bars. Nach kurzer Zeit tauchte ein stark angetrunken wirkendes Mädchen mit schulterlangen Dreadlocks neben mir auf. Sie wollte sich wohl mit ihrer Bestellung den Rest geben um auch ganz bestimmt nicht mehr den Weg nach Hause zu finden. Ich war nur in der Lage ein paar Worte mit ihr zu wechseln. Schnell wandte sie sich Thorsten zu und fragte ihn was er da für einen depressiven Kerl angeschleift hätte. Dies zog natürlich die Lacher auf mich. Ich genoss zu diesem Zeitpunkt ohnehin schon den Ruf an unheilbarer Melancholie zu leiden. Jedenfalls löste dies eine ernste Unterhaltung zwischen uns aus, welche später in eine heiße Diskussion ausuferte. Trotz erheblichen Bemühens gelang es mir nicht Thorsten und Michael davon zu überzeugen, dass meine Talente in anderen Bereichen als den logisch, mathematischen lägen. Schließlich fühlte ich mich in meinem Studium gerade alles andere als wohl. Michael kann nicht richtig diskutieren, er schlägt sich gerne auf die Seite des momentan Stärkeren.

Ungeachtet all dieser Dinge ging ich also erneut ins Hades. Das Klientel schien mir an diesem Abend zunächst wenig sympathisch, es wimmelte geradezu vor pubertierenden Stereotypen.
Irgendwann trafen mich jedoch deine Blicke. Am Anfang waren sie noch relativ schüchtern und kurz, ich weiß heute nicht mehr was mich schmunzeln ließ wenn du weggeblickt hast. Vermutlich wollte ich meine Unsicherheit überspielen und so zu tun als hätte ich in meinem Leben schon Milliarden Blickduelle gewonnen. Dann wurdest du aber immer beständiger. Ich fühlte eine bis dato unbekannte emotionale Intensität, wenn sich unsere Blicke wieder einmal für längere Zeit trafen. Ich war so angetan von deinem zierlichen Körper, deinem süßen Gesicht undn deinen roten Haaren. Du saßt so gefasst und in einer ungeheuer ästhetischen Pose da. Alles um dich herum hat förmlich geknistert. Du gehörtest übrigens zu diesem Zeitpunkt in meinem Kopf schon zu dem Typ Mädchen, in den ich mich zweimal unglücklich verliebt hatte. Erst nach langem Zögern über schmerzhafte Zeitperioden des Schmachtens hinweg offenbarte ich ihnen letztendlich meine Gefühle, um schließlich eine Abfuhr zu bekommen. Danach dachte ich jedes Mal, ich würde nie wieder Ebenbürtiges finden.
Plötzlich setzte ein Stroboskopgewitter auf der sich zwischen uns befindlichen Tanzfläche ein. Ich glaube ich habe mich in jenem Moment in dich verliebt. Für mich war es so als sähen wir uns durch die feurigen Schwingen eines frisch aus der Asche auferstandenen Phönix an.

Viele Menschen sagen dass der Prozess des Verliebens erst in Abwesenheit der betreffenden Person geschieht. Dennoch meine ich Gegenteiliges erlebt zu haben. Sicher haben meine ohnehin schon aufgewühlte Gefühlswelt und der durch meine Blutbahnen pulsierende Alkohol wie ein Katalysator gewirkt. Ich wusste dass ich es mir nie verzeihen könnte, dich nicht angesprochen zu haben, aber dennoch musste ich noch einen gewaltigen Kampf in mir ausfechten ehe ich zu dir ging und dich ansprach.

Als ich mich schließlich auf den Weg zu dir machte, pochte so ziemlich jede Zelle meines Körpers im wilden Takt meines Herzens. Die Geistesverwandschaft auf die ich traf verblüffte mich. Nie fühlte ich mich so am Leben wie in jenen Momenten. Weltbilder, Sehnsüchte und Geschmäcker: Wir hatten alles innerhalb kürzester Zeit durchgearbeitet. Im Prinzip haben wir damals schon beschlossen im Sommer nach Frankreich zu fahren. Ich erriet auf Anhieb dass dein Lieblingsfilm "Le fabuleux destin d'Amélie Poulain" ist und irgendwie konnte ich dir auch von der Stirn ablesen dass du Psychologie studierst. Wir verabredeten uns für Sonntag zum Schlittschuhlaufen. In meinen Statistikvorlesungen war ich zwar physisch vorhanden aber innerlich war ich ganz woanders. Lichtjahre entfernt.

Alles was dann kam war ein einziger Traum: Gemeinsame Filmabende, die Überwindung dir den ersten Kuss zu geben, die Rose die ich dir während des Sommeraufgangs überreichte, der Spaziergang durchs verschneite Hariftal...

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Verehrte Leserin, die Geschichte wird an dieser Stelle kurzzeitig unterbrochen um sie in eine den Sinn der Erzählung erklärende Metaebene zu führen. Zunächst wollte der Autor ihnen seine Beweggründe schildern. Sein Leben war einsam und trist. Er sehnte sich nach der Nähe einer schönen und intelligenten Frau. So übernimmt er im ersten Teil der Handlung die Rolle des tragischen Antihelden. Nachdem er sich aber dank seiner Hartnäckigkeit in seinen Bemühungen nicht entmutigen lässt macht er sich an einem kalten und nassen Dezemberabend auf sie kennenzulernen. Im darauf folgenden Teil wurde ihnen der Prozess des Verliebens an sich geschildert. Dies hatte die Intention ihre Wirkung auf den Autor detailiert zu beschreiben. So zählt er eine ganze Reihe verschiedener Einflüsse auf, die ihn seiner Meinung nach in diesen Gemütszustand hineinmanövriert haben, im Zentrum vor allem ihr Blick. Jener scheint auf den Autor eine geradezu magische Wirkung zu haben, der er sich nicht zu entziehen vermag. Die erste biologische Verliebtheit des Erzählers wich mit der Zeit einer anderen Form der Liebe, einer tiefen emotionalen Verbundenheit. Doch lesen sie weiter.

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Die Gefahren des Alltags, schnell holten sie uns ein. Lernen auf Prüfungen, Arbeiten in den Semesterferien, Wochenlange Trennung durch Praktika. Oft hatten wir keine oder nur wenig Zeit für uns. Doch das brachte uns nicht auseinander, nicht wahr? Die Liebe die wir jetzt haben ist nicht mehr die der hormongeschwängerten ersten Tage, sie war sehr schön aber wir werden sie nie wieder zurück erhalten.

Dennoch liebe ich dich auf eine sehr intensive Weise, ich möchte versuchen sie genauer zu schildern:

Sobald du mehrere Tage weg bist, ist der Drang dich zu küssen und in den Arm zu nehmen kaum noch zu ertragen. Du bist einfach so ein ungeheuer süßes Wesen. Dein Blick und deine rote Wangen haben nichts von ihrer Magie eingebüßt. Ich vergehe geradezu vor Verzückung wenn dich irgendetwas auf der Nase juckt: Du kneifst die Aufen zusammen, ziehst den Nasenrücken dadurch in Falten und kratzt dich anschließend daran. Ooooouuuuuuiiiii. Du bist in deinem Benehmen auch so furchtbar drollig. Beispielsweise wenn du pfeifend mit Ringelsöckchenfüßen in der Luft wedelnd auf dem Bett liegst und etwas liest.

Dadurch dass wir beide uns nun so gut kennen können wir uns auch trefflich ärgern. Man denke an den berühmten Nasensabberkampf in Paris. Natürlich finden wir auch Wege uns auf intellektueller Ebene unglaublich zu nerven und an den Rand des Wahnsinns zu treiben, herrlich oder?

Ich finde es toll wenn du einfach nur da bist. Dir zuzuhören, deine Erlebnisse noch einmal passieren zu lassen. Schweigend nebeneinander lernen. Da knistert es immer noch finde ich. Und der Sex wird meiner Meinung nach immer besser, von Abnutzung nicht die Spur.

Dann führt man mit dir ganz furchtbar tiefgründige Gespräche. Ich habe das Gefühl wir könnten zusammen eine bessere Welt erbauen.
Manchmal hassen wir auch gemeinsam irgendetwas, schön wenn wir in unserer Phantasie mit einem tragbaren Raketenwerfer von deinem Balkon ins nervig bimmelnde Glockenhaus der benachbarten Kirche feuern.

Ich finde du bist das Beste was mir auf der Welt je passiert ist. Und meine Liebe zu dir ist das Beste was ich jemals hinbekommen habe. Erinnerst du dich als du mich gefragt hast: "Glaubst du an etwas das ewig dauert?"
Ich sagte dir "Selbst die Sterne werden eines Tages verglüht sein."
Aber heute hoffe ich dass es so etwas wie die Ewigkeit für uns gibt. Ich kann den Gedanken nicht ertragen dass wir irgendwann durch Tod voneinander getrennt werden. Ich weiß nicht was diese Welt soll, manchmal erscheint einem alles wie ein Witz. Aber innerlich wünsche ich mir dass wir uns quasi "auf der anderen Seite" wieder treffen werden und alles erklärt bekommen. Dann lachen wir zusammen und sagen "Ach so. Jetzt verstehe ich. 42."

Schließen möchte ich diesen Brief mit einem ungarischen Sprichwort:

Im Traum und in der Liebe ist alles möglich.

Dein Sebastian

 

Naitsabes schrieb über den Text:

Anmerkung: Mein Beitrag geht hoffentlich als Kurzgeschichte in Briefform und nicht als Brief durch. ( Um einer vorschnellen Löschung zu entgehen.)

Hallo Naitsabes,

solche Bemerkungen (s.o.) sollten immer in ein Extra-Beitrag. Es freut mich, dass du dich, bevor du deine Geschichte, oder eben deinen Brief gepostet hast, durch die Infothreads gelesen hast.

Die Geschichte bleibt erst einmal stehen. Ich habe heute Abend nicht mehr die Muse, deinen Text durchzuarbeiten. Vielleicht äußern sich noch andere, wie sie ihn empfinden. Die nächsten Tage mehr dazu.

Liebe Grüße
bernadette

 

Hallo Naitsabes,

erst einmal ein herzliches Willkommen hier auf kg.de :).

Nun habe ich mich mal tagsüber mit deinem "Brief" beschäftigt, der eine Kurzgeschichte ist und somit hier auch stehenbleiben kann. Meinen Nerv hast du damit leider nicht getroffen - aus folgenden Gründen:
Dein Deutsch ist für meinen Geschmack viel zu angestaubt, ich dachte erst, es handelt sich um eine Begebenheit vor der vorletzten Jahrhundertwende. Gut, das ist Geschmackssache.

Jedoch deine Satzkonstrukte sind teilweise eine Zumutung für den Leser, noch erschwert durch deine fast durchgängig fehlenden Kommata (über den Daumen gepeilt sicher fünfzig ;) ). Du packst viel zu viel in einzelne Sätze rein.

Ein Beispiel:

Nachdem ich es geschafft hatte die Lacher der beiden auf mich zu ziehen in dem ich eine besoffen wirkende Frau neben mir angesprochen und sie zwei Sätze später zu Thorsten gemeint hatte, was er doch für einen depressiven Kerl angeschleift hätte brach später am Abend eine heiße Diskussion aus.
Das ist alles andere als angenehm zu lesen.

Weiterhin kann ich mich mit diesem Aufbau der Geschichte nicht anfreunden, da kommt ja kein Fluss rein.

Dann kommt noch eine unfreiwillige Komik dazu:

Ich vergehe geradezu vor Verzückung wenn dich irgendetwas auf der Nase juckt: Du kneifst die Aufen zusammen, ziehst den Nasenrücken dadurch in Falten und kratzt dich anschließend daran. Ooooouuuuuuiiiii. Du bist in deinem Benehmen auch so furchtbar drollig. Beispielsweise wenn du pfeifend mit Ringelsöckchenfüßen in der Luft wedelnd auf dem Bett liegst und etwas liest.
Geht es da um die Ehefrau oder um die Tochter?

Es gibt vielleicht auch Leser hier, die deinen Stil mögen, ich gehöre jedoch nicht dazu. Gründe für den französischen Titel habe ich auch keine gefunden.

Lieben Gruß
bernadette

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Bernadette!

Danke für deine Kritik!

Oh ja diese verschachtelten Sätze sind eine Schwäche von mir die ich unbedingt eindämmen muss, du glaubst gar nicht was ich da vor dem Post schon entflochten habe. Dabei scheine ich auch nicht gerade auf die Kommata geachtet zu haben. Werde mich darum kümmern.

Dein Deutsch ist für meinen Geschmack viel zu angestaubt, ich dachte erst, es handelt sich um eine Begebenheit vor der vorletzten Jahrhundertwende.

Oh Gott. Bin ich ein rückständiger Autor mit hoffnungslos antiquierten Motiven? Ich hoffe dass ich im Allgemeinen für Außenstehende nicht ganz so altmodisch schreibe. Ich hatte schon ein wenig die Absicht es nicht gerade neu wirken zu lassen, leider stand mit nicht der Luxus zur Verfügung den Brief verschnörkelt auf altem Pergament zu präsentieren.

Der französische Titel hat tatsächlich keine nähere Bedeutung. Hier kann ich nur meine Schwäche für die französische Sprache anführen.

Geht es da um die Ehefrau oder um die Tochter?

Um die Freundin. Wieder muss ich ganz geduckt fragen: Darf man diese nicht drollig finden?

Hatte jetzt auch nicht die Riesenerwartungen an meine Geschichte. Sie ist relativ kurzfristig entstanden. Mal schauen was ich überarbeiten kann.

 

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