- Beitritt
- 10.07.2006
- Beiträge
- 41
Prinzessin Belladonna ist in Wahrheit tot.
Mein einziges Problem ist momentan, dass ich eine Axt im Kopf habe.
In gleißendem Kunstlicht verkündeter Reue liege ich auf der gefliesten Küchenbodenscheiße herum und heule glaubwürdig edelfies, während ein Mensch in gestreifter Unterhose Kaffee kocht und mich nicht zu beachten versucht. Seine Haare sehen aus, als hätte er sie mitten in der Nacht mit einer Axt geschnitten, aber ansonsten ähnelt er eher einem dieser Hunde im Tierheim, die nicht bellen und prima gucken, weil sie sich davon Aufstiegschancen versprechen und so.
Er bevorzugt Armanihemden, er hat einen HugoBoss-Anzug. Er hat eine Überzeugung, jeder Staat ist ein Überwachungsstaat, für den er verantwortlich ist, aber nur, weil er manchmal denkt, er sei der Leiter der Staatskanzlei im Hamlet, ich weiß nicht. Er hat auch Probleme. Er ist alleinerziehender Vater und fühlt sich schuldig, weil er nicht realisiert, wie seine Tochter glaubwürdig edelfies auf dem Küchenboden herum schreit und irgendwie blutet und überhaupt wirkt sie momentan, als hätte sie eine Axt im Kopf und das Verlangen danach, erzogen zu werden.
Ich kann mich nicht mit dieser aus unkünstlerischen Drecksfotzen bestehenden Masse identifizieren, die sich wie ein großes Leichentuch über der schwierigsten Phase meines Lebens ausbreitet und dann kommen plötzlich alle total zerdätscht nach Hause und haben den Krieg verloren.
Es gibt unglückliche Kinder, die einsam sind und es gibt unglückliche Kinder, die bei einem Autounfall ihre Eltern und kein Bein verloren haben. Ich strukturiere den angebrochenen Tag meinem Gemütszustand entsprechend um und integriere zwei Gemüsestäbchen in eine Klassengemeinschaft mit Gewürzgurkenhintergrund. Schwarz ist das Leid des unglücklichen Kindes, das einsam ist. Es gibt unglückliche Kinder, die einsam sind und an einem Tisch sitzen, auf denen sieben Mobiltelefone liegen und gelegentlich von ihren Besitzern benötigt werden, beispielsweise zur Aufrechterhaltung derer Beziehungen und die Beziehungen sind dann kurz nachdem der Latte Macciato mit Vanillegeschmack neben den Mobiltelefonen steht am anderen Ende der Leitung und defintiv gut aussehend und so, fickt euch. Bitte. Ich ertrage diesen poststrukturalistische Glücksbegriffsscheiße nicht mehr und wünsche mir eine pessimistische Weltherrschaft.
Der Anfang war unpräzise und eventuell fehlinterpretiert. Sie trägt eine Perücke und wir sehen uns an wie in diesen Filmen mit den verliebten Kaninchen, die sich plötzlich stundenlang in die Augen starren und wissen: das ist jetzt irgendwie der Beginn einer tiefgängigen Beziehung im Dornengestrüpp und weil unsere Liebe erfüllt ist und dem Klischee eines aus der frühgeschichtlichen Dramatik heraus gerissenen Adelsszenario entspricht, liegen wir im Endeffekt suizidal auf einer Straße herum und haben Angst davor, dass ein Auto kommt und unsere hinreißenden Körper überfährt. Das Auto kommt und überfährt unsere Körper, die zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht hinreißend sind, sondern durchschnittlich und irreparabel.
Ich bin irreparabel und homosexuell, wenn ich an dich denke. Du bist irreparabel, da du dich nicht mehr in einem Entwicklungsstadium befindest und dein Bezug zu Sex und Dramatik bereits moralisch gefestigt ist. Es gibt eine Grenze zwischen Moral und Begierde, deren Zerstörung schmerzt wie das Zertrennen der Haut oberhalb der Kniekehle. Wir stoßen uns einen Zirkel ins Handgelenk, indem wir nebeneinander auf einer mit Comicfiguren bedruckten Tagesdecke liegen und über junge Bienen diskutieren oder Drogenmissbrauch oder darüber, dass ich aussehe wie sechsunddreißig, wir diskutieren über alles und ich denke, warum diskutieren wir nicht mal über tolle Vergewaltigungsfilme, eventuell kann ich im psychologisch richtigen Moment so reagieren, dass sie denkt, ich wäre selbst mal vergewaltigt worden und deshalb bemitleidenswert und hilfebedürftig. Ich denke, dass ich weiß, dass du es bist und dass du weißt, dass du es bist aber natürlich nicht, ob ich es bin, weil du dir diese Frage nicht ernsthaft zu stellen vermagst und ich neunzehnhundertzweiundneunzig geboren wurde und überhaupt. Ich bin ein Kind. Und du bist das, was ein Kind braucht, dessen Leben auf deiner Existenz basiert.
Andere schreiben über Liebe und ich schreie nach dir.
Ich trete ausschließlich dann in Kontakt mit Tomaten, wenn ich sie von Brötchen entferne, auf die sie Frau Mertens aus der Cafeteria draufgelegt hat.
Und du hast das vergessen.
Ich habe eine nacht und einen schultag für sie geopfert. in gleißendem kunstlicht verkündete reue durchflutet einen parkähnlichen gegenstand - ich habe zwölf euro meines obligatorischen handyguthabens für sie geopfert, ich habe meine unschuld für sie geopfert, ich habe clementinen vom erigierten schwanz eines mannes gegessen, der seinen milchreis umrührt, bevor er ihn isst, mein vater hat mich dazu erzogen, zu machen was ich will, doch die dazugehörigen konsequenzen will er keinesfalls in einem plastikbeutel durch die kastanienallee tragen, ich habe überlebt und ich habe auf einer bank übernachtet, die nass war und nicht bequem.
ZUSTAND: ANGST!
ich habe gelogen und ich trage schuld. ich will in dein bett. ich hasse meine familiären zusammenhänge, weil die jugend oft vorschnell und kompromisslos ist. ich will schlafen ich will einfach nur schlafen und wenn ich aufwache will ich zu dir sagen, dass du ganz gold im gesicht bist, weil du es dann vielleicht wirklich bist und wenn nicht, dann klingt es wenigstens schön.
ich liebe dich. ich möchte mich auf einen berg stellen und deinen namen schreien, drei stunden lang.
"Meine Nasenschleimhäute sind total im Arsch und eigentlich ähnelt das alles hier einem hässlichen Klumpen Mozzarella, ich leuchte wie so ein Stern und dein Gesicht ist irgendwie ganz golden, hörst du, das ist alles, was mir einfällt, wenn ich morgens aufwache und du mich beim schlafen fotografiert hast. Und solche Fotos gehören auch nicht in eine Schublade. Und ich weine, aber das merkt keiner, weil ich werde ja immer nur beobachtet, wenn ich schlafe."
"Und findest du das jetzt so schlimm oder wie?"
"Bitte?"
"Ja, das mit dem Gold und ich weiß doch auch nicht, was ich dazu sagen soll."
"Eigentlich ist das wie mit den Zigaretten, ich stehe vor der kleinen Vietnamesin, die mich erst mal nach meinem Alter fragt und dann gibt sie mir blaue Gauloises, obwohl ich die nicht rauche und dann nehme ich sie trotzdem. Vielleicht der Menschlichkeit wegen."
"Das verstehe ich jetzt nicht so ganz. Aber ich kann mich ändern."
"Ja?"
"Ich kann so werden, wie du mich haben willst."
"Dann hol mir jetzt mal bitte die Schlangengurke von dadrüben."
"Wer hat denn da bitte eine Schlangengurke hingelegt!"
"Siehst du? Vor drei Sekunden haben ich meine Nerven abgeschaltet und seitdem bin ich wieder relativ ausgeglichen."