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Prinzessin Belladonna ist in Wahrheit tot.

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10.07.2006
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Prinzessin Belladonna ist in Wahrheit tot.

Mein einziges Problem ist momentan, dass ich eine Axt im Kopf habe.

In gleißendem Kunstlicht verkündeter Reue liege ich auf der gefliesten Küchenbodenscheiße herum und heule glaubwürdig edelfies, während ein Mensch in gestreifter Unterhose Kaffee kocht und mich nicht zu beachten versucht. Seine Haare sehen aus, als hätte er sie mitten in der Nacht mit einer Axt geschnitten, aber ansonsten ähnelt er eher einem dieser Hunde im Tierheim, die nicht bellen und prima gucken, weil sie sich davon Aufstiegschancen versprechen und so.
Er bevorzugt Armanihemden, er hat einen HugoBoss-Anzug. Er hat eine Überzeugung, jeder Staat ist ein Überwachungsstaat, für den er verantwortlich ist, aber nur, weil er manchmal denkt, er sei der Leiter der Staatskanzlei im Hamlet, ich weiß nicht. Er hat auch Probleme. Er ist alleinerziehender Vater und fühlt sich schuldig, weil er nicht realisiert, wie seine Tochter glaubwürdig edelfies auf dem Küchenboden herum schreit und irgendwie blutet und überhaupt wirkt sie momentan, als hätte sie eine Axt im Kopf und das Verlangen danach, erzogen zu werden.


Ich kann mich nicht mit dieser aus unkünstlerischen Drecksfotzen bestehenden Masse identifizieren, die sich wie ein großes Leichentuch über der schwierigsten Phase meines Lebens ausbreitet und dann kommen plötzlich alle total zerdätscht nach Hause und haben den Krieg verloren.

Es gibt unglückliche Kinder, die einsam sind und es gibt unglückliche Kinder, die bei einem Autounfall ihre Eltern und kein Bein verloren haben. Ich strukturiere den angebrochenen Tag meinem Gemütszustand entsprechend um und integriere zwei Gemüsestäbchen in eine Klassengemeinschaft mit Gewürzgurkenhintergrund. Schwarz ist das Leid des unglücklichen Kindes, das einsam ist. Es gibt unglückliche Kinder, die einsam sind und an einem Tisch sitzen, auf denen sieben Mobiltelefone liegen und gelegentlich von ihren Besitzern benötigt werden, beispielsweise zur Aufrechterhaltung derer Beziehungen und die Beziehungen sind dann kurz nachdem der Latte Macciato mit Vanillegeschmack neben den Mobiltelefonen steht am anderen Ende der Leitung und defintiv gut aussehend und so, fickt euch. Bitte. Ich ertrage diesen poststrukturalistische Glücksbegriffsscheiße nicht mehr und wünsche mir eine pessimistische Weltherrschaft.


Der Anfang war unpräzise und eventuell fehlinterpretiert. Sie trägt eine Perücke und wir sehen uns an wie in diesen Filmen mit den verliebten Kaninchen, die sich plötzlich stundenlang in die Augen starren und wissen: das ist jetzt irgendwie der Beginn einer tiefgängigen Beziehung im Dornengestrüpp und weil unsere Liebe erfüllt ist und dem Klischee eines aus der frühgeschichtlichen Dramatik heraus gerissenen Adelsszenario entspricht, liegen wir im Endeffekt suizidal auf einer Straße herum und haben Angst davor, dass ein Auto kommt und unsere hinreißenden Körper überfährt. Das Auto kommt und überfährt unsere Körper, die zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht hinreißend sind, sondern durchschnittlich und irreparabel.
Ich bin irreparabel und homosexuell, wenn ich an dich denke. Du bist irreparabel, da du dich nicht mehr in einem Entwicklungsstadium befindest und dein Bezug zu Sex und Dramatik bereits moralisch gefestigt ist. Es gibt eine Grenze zwischen Moral und Begierde, deren Zerstörung schmerzt wie das Zertrennen der Haut oberhalb der Kniekehle. Wir stoßen uns einen Zirkel ins Handgelenk, indem wir nebeneinander auf einer mit Comicfiguren bedruckten Tagesdecke liegen und über junge Bienen diskutieren oder Drogenmissbrauch oder darüber, dass ich aussehe wie sechsunddreißig, wir diskutieren über alles und ich denke, warum diskutieren wir nicht mal über tolle Vergewaltigungsfilme, eventuell kann ich im psychologisch richtigen Moment so reagieren, dass sie denkt, ich wäre selbst mal vergewaltigt worden und deshalb bemitleidenswert und hilfebedürftig. Ich denke, dass ich weiß, dass du es bist und dass du weißt, dass du es bist aber natürlich nicht, ob ich es bin, weil du dir diese Frage nicht ernsthaft zu stellen vermagst und ich neunzehnhundertzweiundneunzig geboren wurde und überhaupt. Ich bin ein Kind. Und du bist das, was ein Kind braucht, dessen Leben auf deiner Existenz basiert.
Andere schreiben über Liebe und ich schreie nach dir.

Ich trete ausschließlich dann in Kontakt mit Tomaten, wenn ich sie von Brötchen entferne, auf die sie Frau Mertens aus der Cafeteria draufgelegt hat.
Und du hast das vergessen.


Ich habe eine nacht und einen schultag für sie geopfert. in gleißendem kunstlicht verkündete reue durchflutet einen parkähnlichen gegenstand - ich habe zwölf euro meines obligatorischen handyguthabens für sie geopfert, ich habe meine unschuld für sie geopfert, ich habe clementinen vom erigierten schwanz eines mannes gegessen, der seinen milchreis umrührt, bevor er ihn isst, mein vater hat mich dazu erzogen, zu machen was ich will, doch die dazugehörigen konsequenzen will er keinesfalls in einem plastikbeutel durch die kastanienallee tragen, ich habe überlebt und ich habe auf einer bank übernachtet, die nass war und nicht bequem.
ZUSTAND: ANGST!
ich habe gelogen und ich trage schuld. ich will in dein bett. ich hasse meine familiären zusammenhänge, weil die jugend oft vorschnell und kompromisslos ist. ich will schlafen ich will einfach nur schlafen und wenn ich aufwache will ich zu dir sagen, dass du ganz gold im gesicht bist, weil du es dann vielleicht wirklich bist und wenn nicht, dann klingt es wenigstens schön.

ich liebe dich. ich möchte mich auf einen berg stellen und deinen namen schreien, drei stunden lang.

"Meine Nasenschleimhäute sind total im Arsch und eigentlich ähnelt das alles hier einem hässlichen Klumpen Mozzarella, ich leuchte wie so ein Stern und dein Gesicht ist irgendwie ganz golden, hörst du, das ist alles, was mir einfällt, wenn ich morgens aufwache und du mich beim schlafen fotografiert hast. Und solche Fotos gehören auch nicht in eine Schublade. Und ich weine, aber das merkt keiner, weil ich werde ja immer nur beobachtet, wenn ich schlafe."

"Und findest du das jetzt so schlimm oder wie?"

"Bitte?"


"Ja, das mit dem Gold und ich weiß doch auch nicht, was ich dazu sagen soll."

"Eigentlich ist das wie mit den Zigaretten, ich stehe vor der kleinen Vietnamesin, die mich erst mal nach meinem Alter fragt und dann gibt sie mir blaue Gauloises, obwohl ich die nicht rauche und dann nehme ich sie trotzdem. Vielleicht der Menschlichkeit wegen."

"Das verstehe ich jetzt nicht so ganz. Aber ich kann mich ändern."

"Ja?"

"Ich kann so werden, wie du mich haben willst."

"Dann hol mir jetzt mal bitte die Schlangengurke von dadrüben."

"Wer hat denn da bitte eine Schlangengurke hingelegt!"

"Siehst du? Vor drei Sekunden haben ich meine Nerven abgeschaltet und seitdem bin ich wieder relativ ausgeglichen."

 

Schön mal wieder von Dir zu lesen, t.p

Schön, weil Deine Sprache mich in einer Intensität trifft, umwegfrei, direkt, die kürzeste Verbindung zwischen Möglichem und Wirklichem.
Du haust die Worte, die Sätze, die Bilder und Wut raus mit einer Direktheit die mich erneut umwirft (nungut, im Sitzen nicht so wild), wenn ich nicht schon aussähe wie älter als 36, wenn ich das meinem Spiegel nicht wirklich glauben könnte, würde, ich würde so schreiben, wüten wollen. Können.

So lese, ahne ich Deine Worte und Gebilde, staune und geniesse; das ist kein Text, den ich kognitiv erfassen will, den ich begreifen will, den ich verstehen will. Das ist ein Text, der mir auf eine seltene, fiese, Weise einfach gefällt.

Die Grenze zur verbalen Selbstbefriedigung ist fliessend und wird oft genug überschritten, unmerklich oder überdeutlich, doch für mich hier nicht, nicht störend, nicht spürbar, nicht.
Ich mag den Text, erwähnte ich das bereits, oft genug ?

Dafür auch habe ich lesen gelernt ! Ich nehme gerne ein wenig der Wut und Axt und Fliesen, mindestens aber nehme ich gerne die Gesamtheit.

C. Seltsem

 

liebe menschen,

jetzt bin ich schon ein bisschen perplex und natürlich glücklich, dass ihr dinge sagt wie "so sieht literatur aus, wenn sie gut gemacht ist", weil ich dache, dass der komplette text vielleicht ein bisschen zu experimentell geraten ist und hier nicht reinpasst und überhaupt. so was tut wirklich gut. ist denn wenigstens ein hintergrund erkennbar?

 

meinst du den kompletten abschnitt oder bloß bestimmte strecken, ich hab das ganz im ernst nicht bewusst gemacht, ist aber gut was du sagst und ich weiß genau, was du meinst. stells dir am besten ungeschrien vor.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo torpedo.portrait,

du schreibst in einer jungen, wilden und beeindruckend ungewöhnlichen Sprache, die mich als Leser in eine seltsame Stimmung zwingt, eine Stimmung zwischen Beunruhigung und Faszination.

Es ist ein wenig so, als würdest du in einer Sprache schreiben, die ich nur bedingt kenne und so auch nur in Bruchstücken verstehe. Um zu Begreifen, muss ich mir einige Teile zusammenreimen. Es stört aber nicht.

Der Text erzeugt in einigen Passagen die Intensität einer sprühenden Lunte, die Sätze werden zu Strudeln verborgener und verschlüsselter Wahrheiten.

Es steckt überhaupt keine Vorhersehbarkeit in der Architektur deiner Worte, und doch fügen sie sich auf ihre ungestüme und einmalige Weise überraschend zwangsläufig zu einem Gesamtwerk zusammen. Ich kenne viele Texte dieser Art, die eher gewollt wirken. Deiner aber wirkt gekonnt und "gemusst".

Ich habe deinen Text mehrmals gelesen. Ich fand ihn mehrmals gut. Da würde es sich fast lohnen, sich mal einen Hut zu kaufen, um ihn dann zu ziehen.

Das ist jetzt eine richtige Lobeshymne geworden. Wozu? Zu Recht!

Grüße von Rick

 

Grüß Euch,

torpedo.portrait,

C, Seltsem und lea victoria u. a.!

Jetzt lest Ihr etwas von keinem „lieben“ Menschen und lasst mich die Kritik wie folgt formulieren:

„Cum honoratioribus accubiturus, capite prexo, pileum relinquito.” –

Was, verehrtes Publikum, hat Erasmus, von dem dieses Zitat stammt, mit einem kleinen Text von vielleicht vier Seiten Manuskript zu tun, der von einem Autor mit einem hochexplosiven Namen stammt, von dem ich das erste Mal in meinem Leben lese und dem von seinen Kritikern bisher ein hohes Lob gezollt wird, dass der Text dem Publikum gar zu empfehlen wäre.

Ich werde es Ihnen gleich verraten und Gott, MRR, Herr Karasek und Frau Radisch mögen mir verzeihen, dass ich meinen ersten Satz mit dem Konjunktiv beschließe: ich begreife nicht, dass jemand diesen Text empfehlen kann.

Warum?

Ich werde es Ihnen sofort sagen: es ist ein schlechter Text.

Zu Beginn schon ist der Text, - ich wähle die Worte des Autors, - unpräzise und kann fehlinterpretiert werden und nahezu am Ende meint er, dass er seinen eigenen Text selber nicht so ganz verstehe. Aber er könnte sich ändern, behauptet er. Auch hier verwende ich den Konjunktiv, denn das hätte er schon nach ersten wirren Eskapaden tun können - und tut es dann doch nicht! So bezweifel ich, dass er sich überhaupt ändern will. Vielleicht will er es gar nicht. Schlimm wäre es jedoch, wenn ers nicht könnte!

Doch im einzelnen:

Der Anfang, ja das gesamte erste Drittel des Textes ergeht sich in Geschwätzigkeit. Mit überflüssigen Adjektiven und Attributen versehen bringt der Autor seine Gedanken zu Papier, wie andere ihren Stuhlgang verrichten. Dass wirres Zeug da nieder geschrieben ist erfährt der Leser von Anfang an, wenn eine Axt sowohl im Kopf als auch am Kopf arbeitet, als wäre der nur zum Haareschneiden auf dem Hals. Da wälzt sich jemand im Blut auf dem Küchenboden, von dem wir nicht erfahren, ob der beschissen gefliest ist, - d. h. schlecht gefliest wurde, - oder ob Scheiße auf dem gefliesten Boden sich verteilt. Mag sein, auch beides zusammen.

Nebenbei erfahren wir bewegende Dinge wie, in welcher Unterhose einer Kaffee kocht, welche Hemden der bevorzugt und dass er wenigstens einen Anzug hat. Wir erfahren, dass der Mensch Probleme hat und wovon er überzeugt ist und hätten diese Gedanken auch gerne als indirekter Rede im Konjuntiv I gelesen, statt nun zu wissen, dass diese Überzeugung auch die des Autors ist. Nun wissen wir: hier spricht das Konjunktief aus dem Autor. Hinzu kommt, dass wir erfahren, dass es unglückliche und einsame Kinder gibt mit und ohne Eltern, mit beiden Beinen und, so schließe ich, auch mal mit einem fehlenden Bein. In dieser Passage vergisst der Autor, m. W. das einzige Mal, ein Komma korrekt zu setzen.

Der Autor will uns glauben machen, er wüsste Bescheid: in welchem Tierheim er Hunde erlebt hat, die nicht bellen, da sie dann so etwas wie Karriere machen können - (nämlich herausgeholt werden aus dem Heim) - bleibt ein Rätsel. Mit dem Bekenntnis, den „poststrukturalistischen“ Glücksbegriff nicht mehr zu ertragen, bezweifle ich auch, dass er überhaupt weiß, was Strukturalismus bedeutet bzw. ist und war. Aber jetzt zeigt er, dass er verliebt ist oder doch sein könnte. Zumindest schreit er nach ihm oder ihr und ergeht sich in pornografischer Fantasie. Da war Schwitters An Anna Blume schon origineller, wo’s zum Schluss heißt:„(…), Anna, A----N----N----A!/Ich träufle Deinen Namen./Dein Name tropft wie weiches Rindertalg./Weißt Du es Anna, weißt Du es schon,/Man kann Dich auch von hinten lesen./Und Du, Du Herrlichste von allen,/Du bist von hinten, wie von vorne:/A------N------N------A./Rindertalg träufelt STREICHELN über meinen Rücken./Anna Blume,/Du tropfes Tier,/Ich-------liebe-------Dir!“, aber das ist leider als Gedicht zu erkennen und wäre niemals hier veröffentlicht worden.

Und der Gipfel ist schlussendlich erreicht, wenn der absurde Dialog wie im Spießertum endet:
"Ich kann so werden, wie du mich haben willst."/ /"Dann hol mir jetzt mal bitte die Schlangengurke von dadrüben."/ /"Wer hat denn da bitte eine Schlangengurke hingelegt!..."

Origineller wäre das Gespräch in der folgenden Form:
"Ich kann so werden, wie du mich haben willst."/ /"Dann hol mir jetzt mal bitte einen Latte Macciato mit Vanillegeschmack von da drüben."/ /"Wer hat denn da bitte eine Schlangengurke hingelegt und die Kaffeedose weggestellt!"/ /"Siehst du, dusselige Kuh, was du erreicht hast!? Vor drei Sekunden HABE ich meine Nerven abgeschaltet und seitdem war ich wieder relativ ausgeglichen", aber das sei dank ihrer Frage wieder hinfällig, -
weil die ganze Absurdität des Textes dann hervorkäme. Die schöne Prinzessin aus dem Titel ist tot. Und wenn sie’s nicht „in Wahrheit“ wäre, so ist sie im kleinbürgerliche Idyll angekommen und fragt nun, was ihr Schicksal mit Erasmus zu tun habe.

Also schließt sich der Kreis: Der Autor schwätzt sehr aufwändig, was Erasmus in einem Satz zu sagen wusste:„Sitzt Du mit Menschen von Rang zu Tisch, nimm den Hut ab, aber sieh’, dass Du gut gekämmt bist.“

 

warum wollen alle menschen immer aufgeklärt werden und einer geschichte folgen, deren protagonistin im endeffekt nicht in einer rosagestrichenen gartenzaunidylle zu überleben versuchen. ich kann deine kritik nicht so ernst nehmen, wie ich eventuell sollte, da sie sich offenbar darauf bezieht, dass menschen grundsätzlich folgerichtig schreiben müssen und objektiv und eventuell auch mit einem sozialkritischen unterton. es geht um einen menschen und nicht darum, ob dieser mensch schon mal einen hund im tierheim gesehen hat, der nicht gebellt hat, weil er sich davon aufstiegschancen verspricht.
ich bin nicht mehr trocken genug für diese welt, aber das sollte man akzeptieren.
liebste grüße.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Friedrichard,

ich bin ja immer wieder hoch erfreut, wenn jemand, der "wirklich Ahnung" hat auch nicht scheu ist, dieses Wissen großzügig, uneitel und überhaupt nicht selbstgefällig über jene zu ergießen, die ach so naiv sind und keinen blassen Schimmer von wirklicher Literatur und fundierter Kritik haben.

Nach deinen Ausführungen habe ich nun erfahren, dass eine Geschichte, die ich ziemlich gut finde, eigentlich ziemlich schlecht ist. Nicht, dass du sie schlecht findest. Nein, die Geschichte ist schlecht. Und ich habe keine Ahnung. Punkt!

Wenn du denn in deiner Kritik zum Ausdruck gebracht hättest, dass es nur um deine Meinung ginge, und dich vor allen Dingen nicht so überarrogant belehrend an andere Kritiker, die eine andere Meinung zu diesem Text haben, gewendet hättest, dann wäre ja alles gut.

So aber muss ich mich doch dagegen verwahren, dass mir deine direkt Anrede (ich habe mich in "& Co". wiedergefunden) meine Kritikfähigkeit abspricht. Es ist ja gut und auch richtig und entspricht den hiesigen Spielregeln, wenn du deine Meinung vertrittst. Aber das Maß aller Dinge für die Beurteilung einer Geschichte bist du ganz sicher nicht, auch wenn du dir natürlich ordentlich Mühe gibst, uns an deinem beeindruckenden Wissen teilhaben zu lassen und daran, was man alles hätte besser und anders machen können.

Ich finde zum Beispiel nicht die Geschichte sondern eher deine gesamte Kritik unglaublich geschwätzig, aber das ist meine persönliche Meinung, und du siehst das sicher ganz anders. Außerdem geht es mich in der Regel nichts an, was du persönlich von einer Geschichte hältst - es sei denn, du erklärst deine Meinung zur allgemein gültigen und maßt dir an, dass meine Meinung damit falsch sei. So wie in diesem Fall.

Ich fühlte mich durch deine dargelegte Vorstellungen für Literatur ein wenig an den Film "Der Club der toten Dichter" erinnert, an die Szene, in der die Jungen dazu aufgefordert werden, das dröge Vorwort aus ihrem Literaturbuch herauszureißen.

Kurz gesagt: Du kannst hier gern deine Meinung vertreten und sie kann auch gänzlich anders sein als meine. Aber ich brauche keinen selbsternannten Literatur-Guru, der mich belehren will, ob ich mit meinem Urteil zu einer Geschichte richtig liege oder nicht. Sowas geht mir unheimlich auf den Senkel. Nix für ungut und schönen Sonntag noch!

Grüße von Rick

 

Danke Friedrichard,

es ist immer gut zu erfahren, wie falsch ich liege mit meinem literarischen Kleingeist und der Starrköpfigkeit, meine Begeisterung aufrecht zu erhalten.
Desweiteren danke ich Rick für seine Ausführlichkeit, die meine entbehrlich macht, da ich ihm zustimme.

Grüße,
C. Seltsem

Latein ist eine tote Sprache. Sie wird vorwiegend von Anglern, Jägern, Chirurgen und sonstigen Aufschneidern gesprochen.
Werner Mitsch

 

Hi torpedo.portrait,

ich mag Geschichten, die einfach nur ein einziger sprachlicher Rausch sind.
Sehr lecker zu lesen.

Danke dafür,
Neph

 

Hallo torpedo.portrait,

ich bin unsicher, ob meine Kritik überhaupt verstanden wird, aber erfahren kann ich das ja nur, wenn ich sie erstmal schreibe.

Mich trennen Verständniswelten von deinem Text. Leider, denn ich würde sehr gerne verstehen, was so grandios an ihm ist, dass die meisten Kritiker, bis auf wenige Ausnahmen, fast einhellig sprachlos zu sein scheinen.

Die meisten erklären nämlich nicht, weshalb sie so beeindruckt sind. Und grad diese Hinweise würden mir vielleicht helfen.
Das macht mir das Verständnis für deinen Text noch schwieriger.
Und das grenzt mich noch heftiger aus, denn es wirkt auf mich so als erwarte man von mir, dass ich doch das Augenfällige erkennen müsse, so offensichtlich, dass es noch nicht einmal benannt werden muss.

Dein Text wirkt auf mich wie eine Geheimsprache und ich komme mir verdammt blöde vor, sie nicht zu sprechen.

In puncto Beurteilung von Literatur liegt mir Überheblichkeit nicht, sonst kann ich bestimmt ab und zu gewaltig arrogant sein. Also denke ich, nachdem ich diesen Text versucht habe zu verstehen, dass mir wohl noch eine ungeheure Ecke Erfahrung fehlt und es grundweg erstmal mein ureigenes Problem ist, das Bewundernswerte deiner Sätze nicht zu erfassen.

Im Moment kommt mir nur ein Vergleich in den Sinn. Es ergeht mir ein wenig wie mit der Musik. Ich liebe sie. Es gibt kaum etwas, was ich nicht gerne hören mag. Nur, wenn 12-Ton-Musik erklingt, dann drehen sich mir die Ohren nach innen.

Vielleicht, deswegen schreibe ich dir dies, ist es für dich nicht ganz unwichtig, zu wissen, dass es Leser gibt, die ...naja, das hab ich ja nun beschrieben. ;)

Lieben Gruß
lakita

 

ich find das gut, wenn du so was schreibst. im großen und ganzen geht es auch defintiv nicht darum, irgendeinen hintergrund zu erkennen oder etwas zu verstehen oder diesen text auseinanderzufriemeln und seine kryptischen botschaften zu entschlüsseln. es ist das, was da steht, und nicht mehr, und natürlich, manche menschen können damit etwas anfangen und andere nicht.
liebe grüße.

ich verstehe dich, übrigens.

 

Hallo torpedo.portrait,

danke für deine freundliche Erwiderung und sozusagen dein Feedback zu meiner Äusserung. Wenn du mich verstehst, ist das schon mal gut!

Lieben Gruß
lakita

 
Zuletzt bearbeitet:

Nun, was mich persönlich an diesem Text beeindruckt, sind eben genau diese einzelnen Schrapnelle, diese einzelnen Fetzen der Gedanken eines Mädchens, die vor der Explosion eine Granate ergaben. Somit passt auch dein Nick ausgesprochen gut, wie ich meine.
Der Wunsch auf der einen Seite zu zerspringen, um den Momentanen zu entfliehen und doch gleichzeitig die Suche nach Harmonie und Zuwendung konvergieren für mich zu einem äußerst ausdrucksstarken Gesamtgefühl, dass mich berührt und dem ich mich vertraut fühle.
Vielleicht ist dies jedoch auch eine Wahrnehmung, die generationsbedingt ist oder auf bestimmten Lebensabschnitten meinerseits beruht.

Herzlichst Subart

@Gailalerin: Ist "Der andalusiche Hund" etwa kein Film?

 

Hallo, torpedo und Rick (und indirekt) Seltsem,

hab Eure Nachrichten gerade gelesen. Darum die Antwort(en) der Reihe nach:

torpedo,

es wollen gar nicht alle Menschen aufgeklärt werden, da bistu nicht die einzige, so wars selbst zu den Zeiten, die man heute im Nachhinein als das Zeitalter der Aufklärung bezeichnet. Niemand will in einer „rosaroten gartenzaunidylle“ landen, um dort zu überleben. Was wird das für ein armseliges Leben, das nur zu überleben, statt zu leben versucht. Oder sind wir schon auf das Niveau des Kaninchens abgesackt? Ich find jetzt schon die Vorstellung meines letzten Stündchens frustrierend, wenn ich rückblickend auf mein Leben zugeben müsste, dass ich nur überlebt habe, statt gelebt & was erlebt zu haben.

torpedo, Du brauchst meine Kritik nicht ernst zu nehmen. Das ist Deine Entscheidung, die wird Dir auch keiner abnehmen. Wenn Deine Geschichte keine Wirkung auf mich gehabt hätte, hätte ich mich nicht hingesetzt, um ein paar Worte zu schreiben. Hab eh nicht so viel Zeit um alles zu lesen, was angeboten wird, und bleib dann auch bei den Empfehlungen hängen und jetzt eben bei Deiner Geschichte.

Also, nix für ungut, wie man im Ruhrgebiet und infizierten Gegenden auf hirnrissige Weise sagt!

Halt die Ohren steif und lass Dich nicht unterkriegen!

Gruß

Friedrichard

***

Grüß Dich, Rick,

ist es die Erasmus-Geschichte, sprich die mit dem Hut, die Dich auf die Palme gebracht hat? Oder warum hast Du Dir den Schuh angezogen?

Tatsächlich weiß ich, dass ich nicht unfehlbar bin, - bin ja auch kein Papst, und selbst der weiß es, dass andere wissen, dass wir alle fehlbar sind. Also auch er. Beruhige Dich also und komm von der Palme wieder runter!

Allein meine Meinung hab ich dargestellt. Für auch nur einen anderen zu sprechen wäre vermessen, fehlt mir auch jede Legitimation. Und das Maß aller Dinge zu sein oder sich zu halten, wär ein bisschen viel Verantwortung. Sieh es als Verteilungsproblem der Charaktere und Talente an, dass der eine eher emotional und der andere eher rational in der Welt zurecht kommen will und/oder muss und die meisten von uns irgendwo zwischen den Polen stecken.

Vertragen wir uns wieder (ohne uns eigentlich gestritten zu haben). Ich hoffe, nicht arrogant zu sein, geschweige denn „überarrogant“, ich geb aber zu, zu vielen Dingen Distanz zu wahren und mich nicht allzu leicht mit den Dingen zu identifizieren.

Bis dann, Friedrichard

C. Seltsem,

stimmt und stimmt nicht. Oder sagstu Windauge zum Fenster, wie der Brite? Totgeglaubte leben länger.

Gut Nacht, C.

 
Zuletzt bearbeitet:

@Gailtalerin Na denn viel Glück!
Der Hund war, wie du scheinbar nicht verstanden hast, lediglich ein Beispiel unter vielen (zugegeben nicht das Beste, da in ihm überhaupt keine Zusammenhänge bestehen, in diesem Text jedoch schon).
Ich hätte auch die gesamte Koyaansiqatsi Reihe von Godfrey Regio oder Davyd Lynch Produktionen wie Lost Highway, Eraserhead oder Mulholland Drive nennen können und bitte verschon mich mit deinem, wie soll ichs bloss nennnen, "Srtrömungsfanatismus".
Nur weil Beckett schon passe ist, darf man ihn also nicht mehr gut finden, geschweige denn lesen, besitzen oder sich an seiner Schreibe versuchen?
Nun, solange das Produkt oder deren Werbung überzeugt, ganz egal ob es das schonmal gab oder nicht, findet sogar ein schwachsinniges Unterhaltungsprodukt wie dein tele-cinematograph seine Kundschaft, bei Sony klappts ja auch immer wieder. Also dranbleiben ;)

 

Mit der Gefahr hier etwas schon gesagtes zu wiederholen (habe die Kommentare bis auf wenige nur überflogen):

Mich mutet der Text auch zu modern für meinen Geschmack an. Möglicherweise bietet die Moderne den passend(st)en Modus, um den pubertären Wahnsinn eines Mädchens darzustellen. Ich frage mich wie immer bei solchen Texten - und möchte dabei die Subjektivität meiner Frage betonen - was soll die fragmentarische Darstellung des Empfindens anderer? Verstehen kann ich es in dieser Form nicht, höchstens feststellen. Feststellen kann ich wiederum vieles, es bringt mich nur nicht immer weiter.

Fazit: In diesem Falle hätte ich mir gewünscht, denn die Sprache ist vielversprechend, dass mich der Text nicht nur für eine Weile in sich gefangenhält, sondern mir am Ende etwas Neues für den Weiterweg mitgibt und mich so für längere Zeit begleitet.

Gruss
K.

 

Hallo zusammen,
ich spüre die Energie, die im Text steckt, wenn er sich zurücknimmt. Solche überladenen Stellen wie am Anfang stören mich eher (edelfies und das alles, das ist furchtbar artifiziell und passt gar nicht zu der Energie), wenn der Text richtig Fahrt aufnimmt in so einer Hasstirade gegen irgendwas, dann sprühen die Funken, das kann ich zugestehen. Nur ist auch dann die Energie nicht zielgerichtet. Das mag durchaus so gewollt sein, aber es entspricht nicht der Art von Geschichte, die ich lesen möchte, denn ich mag Geschichten, die mich unterhalten und das tut diese hier abseits der sprachlichen Energie einfach nicht.
Der Text verpufft.

Gruß
Quinn

 

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