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Professor Doktor Greating

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19.01.2006
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Professor Doktor Greating

Den Worten wichtiger Experten auf einer Fachtagungen zu lauschen, ist einfach herrlich. Deren neuste Sicht der Dinge erweitert den eigenen Horizont oder betoniert ihn zumindest. In einigen Fällen wird er auch zerstört. Aber wer den tiefen Sinn des Gesprochenen auf der dritten oder vierten Metaebene nicht erfassen kann, der hat auf einer Fachtagung nichts verloren.

Deshalb verpflichtet mich mein Chef ausschließlich zu Tagungen, denen ich kognitiv gewachsen bin und aus denen ich Erkenntnisse zur Verbesserung meiner Arbeit ziehe. Wie etwa die „Fachtagung zur nachhaltigen lokalen, regionalen und globalen Vernetzung, Optimierung und Unterstützung von Projekten zur Förderung einer Einstellung zur Überwindung von Auswirkungen, die einer Verhinderung entgegenstehen“ kurz der „Fachtag der NLR GVOU PFE ÜAV“. Eingeladen hatte das Team der Niederlassung der Region unter Leitung von Frau Doktor Herr, die pünktlich 20 Minuten nach Veranstaltungsbeginn am Rednerpult ins Mikrofon spricht.

„Guten Tag sehr verehrte Gäste. Ich begrüße Sie im Namen meiner Niederlassung und möchte Ihnen die herzlichsten Grüße übermitteln.“ Die Zuhörer lächeln zufrieden. Einige murmeln ein Danke.
„Besonders begrüße ich die Damen und Herren in der ersten Reihe. Allen voran den Geschäftsführer, Herrn Doktor Nützlich, der die Idee zu dieser Veranstaltung hatte und nahezu, Sie gestatten mir diese Worte, wie besessen mit Stift und Papier bis spät in die Nacht an der Konzeption saß.“ Vereinzeltes Klatschen.
„Ich begrüße außerdem den Kammerpräsidenten Herrn Ritzlich. Er ist Schirmherr über alle Projekte, auch, wenn es nicht regnet. Hahaha.“ In den Gesichtern einiger Teilnehmer ziehen Lachfalten ihre Furchen. Der Rest des Publikums hat den Daumen unterm Kinn, den Zeigefinger an der Schläfe, während die übrigen drei Finger die Unterlippe stützen, damit sie vor Anspannung nicht nach unten klappt. Andere haben längst ihr A3-Notizbuch gezückt, um akribisch alle Informationen festzuhalten, die sie in anderem Zusammenhang aus eigenem Munde wieder frei lassen, um die gesellschaftliche Entwicklung voran zu treiben. Nicht etwa um sich zu profilieren, wie manche Leute glauben. Das sind Dummköpfe, die nicht wissen, wie wichtig sich jeder Einzelne von uns machen muss, damit er auffällt und infolge dessen das Recht erwirbt politische Entscheidungen zu tragen oder eine Begrüßungsrede auf einer Fachtagung zu halten, wie eben Frau Doktor Herr.
„Weiterhin begrüße ich Dezernentin für Weiter-, Aus-, Um- sowie Ein- und Schulbildung Frau Zickler. Sie hat diese Räumlichkeiten bereit gestellt und somit diesen heutigen Termin ermöglicht.“ Rhetorische Pause, in der sich eine knisternde Spannung aufbaut. „Und als Höhepunkt der Veranstaltung darf ich Herrn Professor Doktor Greating willkommen heißen, dessen Anwesenheit alleine schon eine große Ehre für uns ist.“ Das Publikum applaudiert. Einzelne geben Begeisterungspfiffe von sich.
„Aber nun übergebe ich an Herrn Doktor Nützlich. Bitte sehr!“
„Ja einen wunderschönen guten Tag. Ich begrüße sie auf das Herzlichste. Besonders die Herrschaften in der ersten Reihe, die eben schon erwähnt wurden. Zudem begrüße ich folgende Anwesende aus der zweiten und dritten Reihe. Ich habe mir extra die Teilnehmerliste zukommen lassen: Herr Kostakowitsch und Herr Pawlitschek von der Städtische Müllabfuhr, Herr Grünspan und Frau Bleibtreu mit Gatten vom Verband der Vertriebenen, Frau Fleischmann vom Frauenbüro „Grünes Viereck“ stellvertretend für den „Weißen Ring“, Frau Maus vom örtlichen Tierschutz, Herr und Frau Matt vom Verband der Deutschen Schachspieler, Frau Süß vom Verein für Dicke und körperlich Gehänselter, Herr Klecks und Frau Tinte von der Lokalpresse. Außerdem begrüße ich alle Projektmitarbeiter in den Reihen drei bis sieben und den Rest der Welt von Reihe acht bis zum Ausgang.“
Tosender Applaus.
„Besonders freue ich mich auf die Worte unseres hochrangigen Gastes Herr Professor Doktor Greating und übergebe nun an den Herren mit dem Schirm, Kammerpräsident Ritzlich.“ Der knöpft sein Sakko zu und tauscht mit Nützlich den Platz am Rednerpult.
„Ja, auch ich möchte alle Damen und Herren von der ersten bis zur letzten Reihe begrüßen. Außerdem begrüße und danke ich den Herren von der EDV-Abteilung für den Elektrosmog, den Servicekräfte danke ich für den Stuhlgang, den Putzfrauen für den reinen Tisch und den Fensterputzern für den Durchblick. Nicht zu vergessen die Firma Profitlich, die vor 20 Jahren dieses Gebäude errichtet hat, sonst säßen wir heute auf der Wiese neben der alten Kuh von Bauer Zuschuss. Besonders gespannt bin ich auf Professor Doktor Greating. Sein Ruf eilt ihm ja überall voraus. Seine Ansagen sind immer ein Event.“ Ritzlich tritt ab und Dezernentin Zickler übernimmt.
„Ja meine Damen und Herren. Auch ich begrüße alle Anwesende von Reihe eins bis zum Ausgang, alle Helferinnen und Helfer sowie alle übrigen nicht Anwesende auf das herzlichste. Ich freue mich, das Sie erschienen sind. Ich habe jeden von Ihnen Begrüßungspräsent mitgebracht. Unter jedem Stuhl klebt ein silberner Kugelschreiber, den sie behalten dürfen. Wenn noch etwas anderes unterm Stuhl klebt, das ist nicht von uns. Gestatten sie mir noch meiner Familie Dank zu sagen. Ohne deren Mithilfe hätte ich heute nicht hier sein können. Ferner wünsche ich uns allen eine erfolgreiche Veranstaltung, unterhaltsame Kaffeepausen, aufregende Diskussionen und einen guten Nach-Hause-Weg. Ich hoffe, ich habe alle mit Gruß und Dank versehen. Aber nun freuen wir uns alle auf unseren Gast, den ehrwürdigen Herrn Professor Doktor Greating.“

Unter frenetischem Applaus und Jubel tritt Greating an das Rednerpult heran. Er hebt die Arme und augenblicklich wird es still im Saal. Man hört nur noch das Ticken von Digitaluhren und das Rauschen des Blutstroms in den Adern der Gäste. Jegliche Verdauungstätigkeit wurde eingestellt. Nach einigen Wimpernschlägen begannen die Arme des Professors zu zittern. Mit bebender Stimme zelebrierte Greating eine so noch nie gehörte Begrüßung: „Guuuuuuteeen Aaaaaabeeend!“
Daraufhin folgten stehende Ovarien und Bravo-Rufe, unter denen der Professor das Pult wieder verläßt. Keiner wie er schafft es, mit einer derart kurzen Begrüßungsformel eine Veranstaltung zu beginnen. Er ist eine lebende Legende.

 

Hallo querkopf!

Tut mir leid, ich konnte deiner Geschichte nichts Komisches abgewinnen. Sie wirkt irgendwie überlang und gleichzeitig unfertig. Die ersten neunzig Prozent der Geschichte sind im Grunde gleich und dienen nur dazu, jeden und wirklich jeden auf die Pointe zu stoßen - die dann natürlich sehr abzusehen war und dadurch eher wie ein schwacher Witz rüberkommt.
Die anfänglichen Begrüßungsreden sind einfach zu viele, zu ausführlich und irgendwann geht das Interesse verloren. Finde ich zumindest.

Beste Grüße

Nothlia

 

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