Was ist neu

Professor Gott

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18.08.2002
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Professor Gott

Draußen war natürlich ein Wetter wie im Paradies. Den Staat sollte man dafür loben, denn er war es, der das Geld des Steuerzahlers in entsprechende Aufträge an inländische Wetterfirmen investierte, welche durch ihre Arbeit, als Bonus sozusagen, auch gleich das Ozonloch in das geschwächte Europa abschoben. Unsere Wirtschaft sollte gedeihen, sagte man sich, und das Wetter spielte da eine wichtige Rolle: Bei Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen schüttet das menschliche Gehirn verstärkt Glückshormone aus, und so verzeichnete sogar die Bundesbehörde für Statistik einen rapiden Anstieg an Konsum und Handel.

Bei einem Haus auf der kalifornischen Steilküste jedoch waren die schweren Vorhänge zugezogen. Sein Bewohner machte aber kein Ausflug, dafür hatte er keine Zeit und auch keine Lust. Es handelte sich nämlich um einen - indischen - Wissenschaftler, oder vielmehr um einen indischen gekündigten Havard-Professor, von dem nicht mal die Spione wissen, wo er die Mittel für seine zweifelhaften Experimente herbekommt.
Zweifelhaft war zum Beispiel das wandfüllende Plakat mit einem Periodensystem, das circa elfhundert Elemente kannte, oder der schwarze, durch ein Breitbandkabel mit einem Computer verbundene Kasten in einer Ecke des Labors, den man getrost mit einem Getränkekühlschrank verwechseln konnte. Zweifelhaft ebenfalls dieser eigenartige, gläserne Brutzylinder: Wollte der Professor ein Kind? Vielleicht ein Monster für eine Weltdiktatur?
An diesem Mann bissen sich die Geheimdienste die Zähne aus. Aber eigentlich war diese Metapher ungeeignet. Kein Agent hatte es zwar je geschafft, Licht in das Mysterium des Professors zu bringen, obwohl es ihm an Einbruchsmethoden nicht mangelte. Aber jeder Agent beteuerte, zurückgekommen, es wäre sowieso zwecklos und er hätte einfach keine Lust, einem harmlosen, zerstreuten Professortypen nachzustellen, mochte er am Anfang noch so erpicht auf diesen Auftrag gewesen sein. Bestechung vonseiten des Mannes durfte ausgeschlossen sein. Die Geheimagenten ließen sich wahrlich nicht bestechen, wurde ihnen doch ein Honorar in Aussicht gestellt, bei dem sogar Bill Gates blass geworden wäre.

Mit Karacho flog die Labortür auf und donnerte gegen ein Reagenzglasregal, dass dem Wissenschaftler daraufhin ein schönes Ständchen spielte. Im Türrahmen konnte man aus der Dunkelheit des Labors heraus die fäusteballende Silhouette eines etwas kleingebliebenen, schmächtigen Männchens ausmachen, welches still und stumm dastand, bis wieder Ruhe einkehrte. Dann schlich es am Lichtschalter vorbei zu einem Tischchen, das von bläulich klammen Neonstrahlen erleuchtet wurde. In dasselbe Licht tauchte sich auch das hagere Gesicht des bebrillten Professors. Ein Computerbildschirm erwachte aus dem Stromsparmodus und zeigte einen Fortschrittsbalken bei hundert Prozent. Ein geflüstertes "Super!" quälte sich durch die stickige, doch sauerstoffreiche Raumluft.

Der Professor ging vielleicht immer auf diese Weise, die durchaus seine unfreiwillige Abschottung, ja sogar die Kündigung, erklären könnte. Jetzt zum schwarzen Kasten in der Ecke, dessen Klappe er öffnete. Dann wieder zurück zum Tischchen, wo er eine kleine rechteckige Schale in den Sensor des Rasterelektronenmikroskops stellte. Der Bildschirm blendete ab und zeigte dann eine mattgraue Fläche der Langeweile. Die Hand des Mannes flog nur so über die Tastatur, um die Nano-Optik zu justieren. Dann prangte in der Mitte des Schirms ein Punkt, etwa in der Größe einer Vierteldollarmünze, und so tiefschwarz, als wäre sein Farbwert nicht etwa null, sondern negativ. Der Professor lächelte.
Er nahm das Schälchen wieder aus dem Sensor heraus, und schritt zum Brutzylinder. Man konnte beinah das Echo seines heroischen, schelmischen Tapf-tapfs hören. Er öffnete ihn und stellte es auf die kleine Bare.

Dann wurde es still. Von irgendwoher kam das Tropf-tropf eines anderen Versuchs. Der Professor schien in sich versunken, oder vielmehr hadernd und angespannt, denn er atmete schnell und unregelmäßig. Er starrte auf einen bräunlich von innen erläuchteten Faustknopf. Nach einer Weile hatte er sich wohl etwas anders überlegt und schaltete das Deckenlicht ein. Seine Finger flogen wieder über die Tastatur, schienen dem Computer einen Befehl zu geben, denn der Getränkekühlschrank begann sanft zu surren. Wieder erschien ein Balken, der zügig in die Länge wuchs.
Abermals ging er zu dem schwarzen Kasten hinüber, brachte diesmal jedoch etwas Größeres zu Tage: ein Sandwich, belegt mit Ideal-Schinken. Der Professor setzte sich, umgriff es und biss hinein.

"Dies ist also mein Tag", sagte der Professor, kauend, langsam und beschwörend vor sich hin. "Was ist das nur für eine komische Natur, welche einen Fehler von solch einer Tragweite begehen konnte! Wir haben sie immer so verehrt. Während wir ihr ein Lied der Lüge in den Hintern flüsterten, sind wir doch, wir albernen Zwerge, bald sehr hoch aufgestiegen. Und irgendwann waren wir es, die Natur. Die Natur selbst ging unter.
Ich hoffe für sie, dass es schnell geht. Ich gönnte es ihr vom ganzen Herzen.
Doch was ist der Wissenschaftler? Was? Hast Du ihn nicht zum Sklaven seiner eigenen Neugier gemacht, liebe Natur?
Ich sehe, ich sehe schon: Du bist gar nicht da. Dich hat es nie gegeben, nie und nimmer. Der Mensch hält sein eigenes Schicksal in der Hand; schlägt es tot.
Niemand hat ihn erschaffen. Gott gibt es gar nicht. Er, der Mensch, ist aus Affen hervorgegangen, einem einfachen Tier. Und es, das Tier, findet seinen Urspung bald in einem Ursuppe saufenden Einzeller, der schlecht daran tat sich in ein solches zu verwandeln.
Der Einzeller wird zu Tier und Pflanze, das Tier wird zum Menschen. Und gerade ihm ward es überlassen, das Spiel im Nichts zu erfahren. Zu lernen, dass das Leben in seiner Stumpfheit am Ende nur eine Nullsummenspielerei der Chemie ist. Warum ist gerade der Mensch so klug, dass zu kapieren? Warum?!
Natürlich haben wir uns viel auf unsere Majestät eingebildet. Wir gruben nach Öl. Damit es uns die Kamele nicht wegsaufen, wie? Nein, freilich nicht, ich weiß ja. Vielmehr, damit wir 'reich' werden! Uns an dem glitzernden Anblick des Geldes erlaben können! Tja, das Geld: Gedeih und Verderb in Metall gegossen.
Sehr bald haben wir den Sinn unserer Existenz erfahren: In der Lage zu sein, allem Leben ein Ende zu setzen. Ein ganz unmoralischer Gedanke, nicht? Haben wir unser eigenes Grab geschaufelt, so müssen wir es auch gebrauchen dürfen! Ein wichtiger Grundsatz unserer eiernden Wirtschaft lautet nämlich: Produziere nur, was du auch verbrauchst.
Der Augenblick ist gekommen. So ich diesen Knopf drücke, wird dies die aller Dinge letzte Handlung sein. Der allerletzte Akt unserer Welt. Auf dass es mir gelinge!"

Der Professor steckte den letzten Bissen seiner aus Energie kompilierten Mahlzeit in den Mund. Er schob die Schublade unter seinem Tisch hervor, brachte einen Colt zum Vorschein und legte ihn neben sich, sozusagen als zweites Eisen im Feuer. Ehe er aber auf den Pilz schlug, blickte er noch ein letztes Mal auf das Foto an seiner digitalen Pinnwand. Es zeigte ihn, gerade geboren.

Das Licht des Knopfes erlosch, es wurde von nun an nicht mehr gebraucht. Im Brutzylinder begann ein kleines Pünktchen rot zu erglimmen. Es schwebte frei herum und wurde immer größer, fetter. Das Glimmen war am Ende nur seine Korona, der Punkt selbst war schwarz. Tiefschwarz. Sein Wachstum beschleunigte sich, wurde immer schneller. In ihm begann es zu kräuseln. Die Korona zog Fäden.
Der Punkt war hungrig: Er verschlang den Professor, aber satt war er noch nicht. Er verschlang sein Labor, aber satt war er noch nicht. Er verschlang sein Haus, aber satt war er noch nicht. Er verschlang seine Heimat, aber diese genügte ihm nicht. Er verschlang den Pazifik, doch genug war es noch immer nicht.
In ihm bildeten sich schon unendlich kleine Energieteilchen.
Auch die Erde genügte ihm nicht. In ihm bildeten sich schon erste Wasserstoffatome. Die Sonne genügte ihm nicht. Die Milchstraße genügte ihm nicht. In ihm bildeten sich schon kleine Gravitationsfelder. Der Galaxien genügten ihm nicht.
Das Universum war ihm genug.

Myriaden von Zeitaltern ist des Professors Universum alt, zählt schon Milliarden von Galaxien, Billiarden Sterne. Und irgendwo in einem seiner hintersten Winkel gibt es eine Spiralgalaxie. Und diese Spiralgalaxie beherbergt irgendwo in einem ihrer äußeren Arme einen Stern, der im Kern eine Temperatur von etwa sechs Millionen Grad Celsius aufweist. Dieser Stern sammelt allmählich neun stattliche Brocken um sich herum an. Einer von ihnen eiert noch ungeschickt auf seiner Bahn herum, wird aber bald ruhiger und auch auf seiner Oberfläche erlöschen allmählich die Vulkane. Doch was diesen Planeten so besonders im Umkreis von etwa fünf Milliarden Lichtjahren macht, ist, dass seine Athmosphäre sauerstoffhaltig ist und über Wasser verfügt, das sich bald an seiner Oberfläche ansammelt. Moleküle bauen sich langsam auf, werden immer komplizierter, aber kommen nicht aus diesen einengenden Ursuppentropfen heraus. Bleiben eingeschlossen; müssen sich arrangieren. Verbinden sich zu mikroskopisch kleinen Maschinchen, weil sie nichts anderes zu tun haben. Diese Maschinchen organisieren sich. Eine hat gelernt, dass Wissen der anderen zu speichern, damit man für Notfälle auf die Informationen zurückgreifen kann. Wieder andere kleine Dinger können aus diesen Informationen neue Sachen bauen. Irgendwann wird man müde und sagt sich: Verteilen wir die Arbeit doch auf zwei. Man teilt sich.
Mit der Zeit entsteht ein wahrer Konkurrenzkampf zwischen den Tröpfchen. Man selbst will besser sein als alle anderen, denn man muss schließlich überleben. Doch bald kommt man auf die Idee, Verbände zu bilden. So verteilen die Ursuppentröpfchen schließlich die Arbeit auf mehrere von ihnen. Man verteilt auf zweiunddreißig. Man verteilt auf vierundsechzig. Man verteilt auf eintausendfünfhundertzweiundneunzig.
Am Ende gelingen sogar Verbünde von zwölf Billiarden Mitgliedern. Da haben sich allerdings schon längst Untereinheiten gebildet, schließlich kann ein einziges Mitglied schlecht eine ganze gebratene Schweinehaxe verdauen.
Trotzdem gibt man sich immer noch nicht zufrieden. Man will nämlich immer noch gewinnen. Ganz klar, die eigenen Mittel reichen dazu nicht aus. Das Feuer muss entdeckt werden, um die anderen zu blenden. Das Rad muss erfunden werden, um den anderen davonzufahren. Das Wort muss gesprochen werden, um Geheimnisse zu schmieden.
Zu all diesen Sachen ist allerdings nur eine einzige Art Verband in der Lage. Sonst wäre es ja nicht gerecht, denn diese eine kann weder besonders schnell rennen, noch sich unter Wasser unterhalten, noch kann sie außerordentlichen Bedingungen standhalten.
Diese Art Ursuppentröpfchen-Verband nennt sich übrigens "Mensch" und stellt sich ihrer Natur getreu über alle anderen Arten, trennt sich ab von den "Tieren".
Das "Mensch" wird schnell von der Langeweile geplagt, denn das "Tier" stellt keine nennenswerte Herausforderung für es mehr dar. Darum sagt es sich: "Ich will besser sein als alle anderen Menschen."
Gesagt, getan. Zäune werden gebaut, Waffen geschmiedet, Gifte gebräut. Lügen ersonnen, Kriege ausgerufen, Sklaven eingekeschert. Um die kleinen Fehler, die nebenbei gemacht werden, kümmert es sich nicht weiter.
Dann besinnt es sich. Es staunt sogar selbst darüber.
Es findet zunehmend Freude daran, anderen seiner Art die Hand zu reichen. Und siehe da, diese anderen geben die Hand zurück! - Was tut es? Es gewöhnt sich dran. Doch wehe dem, der dieser Gewohnheit trotzt. Was tut es dann? Es zahlt's mit selber Münze heim.
Übrigens ist diese, die Münze, bald der wahre Liebling von "Mensch". Es sagt sich nämlich, was arbeitet, verdient sein Glück. Und ja, es soll auch keine Rolle spielen, worin die Arbeit besteht. Hauptsache, es bekommt sein Geld, in Metall gegossenes Glück. Am Ende ist es gewiss gleich, ob es als Arbeiter am Band steht, oder ob es sich einen Jux daraus macht einen solchen hin und wieder selbst auf die Straße zu setzen. Am Abend darf es sich beidenfalls an den fraulich gedeckten Dinnertisch begeben.

Noch etwas kann es mit dem Gelde anstellen: Es kann es zur Bank bringen und "sparen". Zum Beispiel für eine Hologrammkamera, denn auch Bilder berühmter Persönlichkeiten bringen viel Geld, das es wiederum in eine zweite Hologrammkamera investieren kann.

Um Bilder von berühmten Menschen zu bekommen, kann es sich zweier Methoden bedienen: Die erste: Es knipst aus dem Hinterhalt. Die zweite: Es gibt ein Interview. Dazu sollte es freilich ein hochdotiertes Objekt kennen, zum Beispiel die erste schwangere Mutter seit hundertfünfzig Jahren. Wenn das kleine Naturschlupfmensch groß ist, es sich selbst in der Zeitung aus dem Archiv wiederfindet, als ein ganz kleines süßes Ding, zumal ein ganz besonderes unter den 23,6 Milliarden Brutmenschen von anderthalb Jahrhunderten, wie großartig müssen seine Freude und sein Stolz dann sein. Außerdem stellen intime Fotoalben doch einen konservativen Vorenthalt gegen das Weltwissen dar!

Völlig außer Atem fragt das Fotojournalist erst einmal bei der Rezeption nach, wo sich das Objekt seiner Begierde befindet. Die Fotolizenz wurde schon im Voraus erworben. Es hat kaum das ID-Ticket für Zimmer 1636 in die Hand bekommen, da hastet es schon zum Fahrstuhl.
Als es eintritt, ist leider schon alles vorbei. Doch für ein Foto ist die indische Mutter und ihr indisches Baby gewiss bereit.

[highlight]Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE (s. Profil)[/highlight]​

 

Hallo Florian,
das ist ja eine sehr zyklische Geschichte, Wiedergeburt des ganzen Universums inklusive dem indischen (hinduistischen?) Professor. Der, indem er die Welt zerstört, sie auch wieder erschafft und daher Gott genannt werden kann. Dazu kommt eine Evolution, die jedesmal identisch verläuft und somit die Wahlfreiheit der Menschen in Frage stellt.
Der indische Professor war angeekelt von der Welt und dem Geld. Zwar zerstört er sie komplett und rückstandsfrei, doch darin liegt auch der Same für eine neue, identische Welt mit denselben Problemen. Eigentlich eine ziemlich frustrierende Angelegenheit.
Die Geschichte hat ein paar witzige Aspekte wie etwa die Mikrowelle, die mit denselben Worten beschrieben wird wie die Mikroskopanlage. Doch es gibt auch ein paar Fehler, angefangen mit Rechtschreibfehlern und dem Verwechseln von "das" und "dass". Lies Dir die Geschichte noch einmal durch, dann findest Du die Fehler selbst.
Daß das Universum praktisch aus dem Nichts entstanden ist, ist eine faszinierende Vorstellung. Die Beschreibung davon ist gelungen, aber natürlich nicht neu; jedes kosmologische oder evolutionsbiologische Buch enthält eine solche Geschichte. Der Clou Deiner Geschichte ist die Vorausbestimmung, das unabwendbare Schicksal. Das wird gut deutlich.

 
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Hallo Eni Rast.

Danke für Deine Kritik. Die Geschichte habe ich noch mal auf Fehler untersucht, bin mir aber nicht sicher, ob ich alle getroffen habe. Sollten noch ein paar überlebt haben, bitte ich um Meldung.

Wiedergeburt des ganzen Universums inklusive dem indischen (hinduistischen?) Professor
Ein hinduistischer Professor ist nicht unbedingt meine Absicht, obwohl es wahrscheinlich ist in Anbetracht dessen, dass die Mehrheit der indischen Bevölkerung - wie ich glaube - hinduistisch ist. Aber das sollte nicht betont werden, sondern dass ich die Lösung dieses fundamentalen wissenschaftlichen Problems bei allem aufbringbaren Respekt nicht den Amis zubillige. Da machte sich Indien als Schwellenland ganz gut, sitzen dort doch große Programmierer.

Die Beschreibung davon ist gelungen, aber natürlich nicht neu; jedes kosmologische oder evolutionsbiologische Buch enthält eine solche Geschichte

Nicht neu? Ich weiß schon, dass die Urknalltheorie weitverbreitet ist und eigentlich schon zur Allgemeinbildung gehören sollte, aber dass die Idee der steten Wiedergeburt des Universums, mit einer Schicksalsunschärfe von vielleicht nicht mehr als einem Milliardstel Grad, nicht neu ist, das wäre mir neu. Das will nicht heißen, dass ich beanspruche, ihr Erstdenker/"Vater" zu sein, aber dass sie hinreichend präsent sein soll... Gibt es denn ein Referenzwerk über diese Idee?

FLoH.

 

Lieber FloH,
Deine Geschichte habe ich mit Interesse gelesen, obwohl ich mich eher selten im Genre „SiFi“ aufhalte. Als mir klar wurde, dass der Professor die Welt gewissermaßen neu schafft, indem er sie zerstört, und dass sich nun alles so wiederholt, wie wir es seit Jahrhunderten kennen, fehlte mir die Spannung. Irgendwie war von da an alles klar und ich las nur noch aus Pflichtgefühl weiter. Nun, da ich alles gelesen habe, frage ich mich, was genau Du eigentlich mit Deiner Geschichte sagen wolltest? Wahrscheinlich habe ich sie nicht so richtig verstanden ...

Mir sind einige Rechtschreibfehler und – für mein Gefühl – ungeschickte Formulierungen aufgefallen:

„Bei einem Haus auf der kalifornischen Steilküste jedoch waren“ --- schöner fände ich hier: „in einem Haus ...“

„Sein Bewohner machte aber kein (keinen) Ausflug, dafür hatte er keine Zeit und auch keine Lust.“ --- dreimal das Wort „kein“ ... wie wäre es mit 2dafür fehlte ihm sowohl die Zeit, als auch die Lust“?

„... die Spione wissen (wussten), wo er die Mittel für seine zweifelhaften Experimente herbekommt (herbekam).“ --- Du erzählst im Imperfekt! Das Wort „herbekommen“ empfinde ich als extrem umgangssprachlich, vielleicht fällt Dir da noch eine andere Formulierung ein?

„An diesem Mann bissen sich die Geheimdienste die Zähne aus. Aber eigentlich war diese Metapher ungeeignet.“ --- Die Wortwiederholung „diesem / dieser“ ist nicht so schön.

„Bestechung vonseiten des Mannes durfte ausgeschlossen sein.“ --- Eine recht schwerfällige Formulierung! Wie wäre es mit „Bestechung konnte man ausschließen.“?

„Im Türrahmen konnte man aus der Dunkelheit des Labors heraus“ --- „aus“ und „heraus“ finde ich nicht so gelungen, lass doch das „heraus“ einfach weg ...

„Er öffnete ihn und stellte es auf die kleine Bare.“ --- Das Wort „Bare“ gibt es im Deutschen so nicht. Meinst Du „Bahre“?

„einen bräunlich von innen erläuchteten (erleuchteten) Faustknopf.“

„Ich hoffe für sie, dass es schnell geht. Ich gönnte es ihr vom ganzen Herzen.“ --- Verwendest Du hier „gönnen“ im Konjunktiv? Das klingt für mich ziemlich seltsam, obwohl es grammatikalisch wohl richtig wäre. Kann man nicht „gönne“ oder „würde es ihr gönnen“ schreiben?

„Er, der Mensch, ist aus Affen hervorgegangen, einem einfachen Tier.“ Wenn Du „Affen“ im Plural meinst, dann müsste es wohl „einfachen Tieren“ heißen. Meinst Du aber den Affen im Singular, dann müsstest Du schreiben „ist aus dem Affen ...“.

„Und es, das Tier, findet seinen Urspung (Ursprung)“

„Warum ist gerade der Mensch so klug, dass (das)zu kapieren?“

„Er schob die Schublade unter seinem Tisch hervor,“ Ich glaube, dass man eine Schublade „hervor zieht“, aber „hinein schiebt“.

„Athmosphäre (Atmosphäre) „

„Eine hat gelernt, dass (das) Wissen der anderen zu speichern,“

„Gifte gebräut.“ --- Gifte werden gebraut.

„Sklaven eingekeschert.“ --- dies Verb kenne ich gar nicht, wolltest Du vielleicht „eingekerkert“ schreiben?

„Außerdem stellen intime Fotoalben doch einen konservativen Vorenthalt gegen das Weltwissen dar!“ --- Auch das Wort „Vorenthalt“ kenne ich nicht. Ist es eine gezielte Neuschöpfung von Dir oder meinst Du „Vorbehalt“?

Hoffentlich bist Du nicht allzu enttäuscht, dass mich Deine Geschichte nicht so richtig überzeugt hat ... Einen meiner treuesten „Mipsmaps“-Leser möchte ich schließlich nicht verletzen ...

Liebe Grüße
Barbara

 
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Hallo Floh,

das alte Leid: keine richtige Handlung. Der Stil ist nicht schlecht, gerade der Angfang ist spannend und wirft die Frage auf: Hey, was macht denn dieser Professor in seinem Kämmerlein. Und dann die alte Geschichte vom zyklischen Werden und Vergehen des Universums. Referenzwerk gefällig? Ich habe zum Beispiel eine alte Schwermetall von 1983, wo Casa eine hervorragend illustrierte Geschichte präsentiert: die Arche. Also ein alter Hut. Elend lange, ausführliche Beschreibungen der Genesis, die wirklich jeder kennen dürfte. Die Spannung bricht auf der Hälfte, ich hab den Rest nur überflogen.

Fazit: Guter Anfang, ordenlicher Stil, aber dann gähnende Langeweile. :cool: Bring Handlung rein, und laß das Moralische raus. Ach ja: Die "Es genügte ihm nicht." Sequenz erinnert mich an eine kleine süße Raupe, die dann zum Schmetterling wird. ;) Würde ich umformulieren.

Liebe Grüße

Dante_1

 

Oh, entschuldigung, dass ich mich erst jetzt melde. Ich sollte vielleicht mal anfangen, meine eigenen Threads zu abonnieren :cool:.

Jedenfalls herzlichen Dank euch beiden fürs Lesen und Kommentieren. Dazu muss ich sagen, dass hinter dieser Geschichte nicht mein ganzer Ergeiz stand, sondern dass sie eher ein Protest war gegen meine damalige Schreibfaulheit. Aber es ist wohl so, dass derartige Projekte keine hohe Erfolgsquote haben.

Danke, al-dente, für deine Fehlerliste. Ich werde sie gleich "vernichtigen" ;). Kannst du nicht bitte ein Scheibchen von deinem Sprachgefühl abschneiden und mir zuschicken? Adresse kriegst du per PM :D ;).

Die Genesis-Passage werde ich auf jeden Fall auf ein Mindestmaß kürzen. Das wär zwar auch nicht das rechte Tor zum Weltruhm, aber wenigstens eine Verbesserung, hoffe ich. Vielleicht kann ich ihr trotzdem noch etwas Besonderes verleihen, mal sehen. Ich will mir nicht nachsagen lassen, ich würde meine Leser langweilen!

Also danke finale,
Bleistift spitzend:
FLoH.

 

... Mir ist eine bessere Professor-Geschichte eingefallen. Die Veränderung wird aber zu fundamental, als dass ich sie als einfache Korrektur ansehen könnte. Deshalb setze ich einen neuen Thread auf. Dieser kommt ins Archiv.

FLoH.

 

Hallo floh,

zuerst habe ich deine Geschichte gern gelesen, denn ein Professor, oder ein Mensch, dem es durch sein erlangtes Wissen möglich ist, die Welt neu zu erschaffen, in der Hoffnung sie werde besser, ist sicherlich interessant. Aber an dieser Stelle hättest du aufhören sollen. Die Gedanken, die danach folgen sind lediglich, ungenauer, philosophischer Natur und ziehen deine Geschichte in unnötig in die Länge. Mängelwesen Mensch, seine Morphologie, Götzenwesen Geld, das alles sind Themen, welche lose aneinandergereiht (und nur kurz angesprochen) ein sehr unverständliches Bild abgeben. Zum Teil klingen deine Gedankengänge ein wenig verloren, d.h. so als seinen es Produkte eines kurzen, nicht definierten Denkprozesses.
Auch aufgefallen sind mir häufige Stilwechsel. Zum größten Teil gibst du deinem Text eine etwas gehobene Sprache, umso mehr stört daher der entgegengesetzte kleine Teil; soll heißen: Du verwendest of Formulierungen, die nicht zum Rest des Textes passen.

So, nun noch ein bisschen Textkram:

um einen indischen gekündigten Havard-Professor, von dem
- indischen, gekündigten Harvard-Professor

Mit Karacho flog die Labortür auf und donnerte gegen ein Reagenzglasregal, dass dem Wissenschaftler daraufhin ein schönes Ständchen spielte.
- , das dem Wissenschaftler

Männchen, Tischchen, Schälchen... für meinen Geschmack verwendest du zu oft Verniedlichungen

Man konnte beinah das Echo seines heroischen, schelmischen Tapf-tapfs hören. Er öffnete ihn und stellte es auf die kleine Bare.
- was genau ist ein Tapf-tapf???

Dann wurde es still. Von irgendwoher kam das Tropf-tropf eines anderen Versuchs.
- hier eine ähnliche Formulierung. Auch wenn hier klar ist, was gemeint ist, so wirkt sie dennoch sehr unpassend

Er starrte auf einen bräunlich von innen erläuchteten Faustknopf.
- erleuchteten

Seine Finger flogen wieder über die Tastatur, schienen dem Computer einen Befehl zu geben, denn der Getränkekühlschrank begann sanft zu surren.
- Sie schienen es ja nicht nur zu tun, sondern taten es auch...

Und es, das Tier, findet seinen Urspung bald in einem Ursuppe saufenden Einzeller, der schlecht daran tat sich in ein solches zu verwandeln.
- Ursprung ; und rein biologisch gesehen, ist das Wort verwandeln an dieser Stelle völlig unpassend ;)

Vielmehr, damit wir 'reich' werden! Uns an dem glitzernden Anblick des Geldes erlaben können! Tja, das Geld: Gedeih und Verderb in Metall gegossen.
- es gibt aber auch Papiergeld, Plastikgeld, elektronisches Geld...alles ohne Metall.

Ein wichtiger Grundsatz unserer eiernden Wirtschaft lautet nämlich: Produziere nur, was du auch verbrauchst.
- Vielleicht sollte es der Grundsatz sein, aber er ist es nicht. Zudem weiß ich nicht genau in welchem Zusammenhang dieser Satz mit dem vorigen, bzw. dem folgenden steht.

Dieser Stern sammelt allmählich neun stattliche Brocken um sich herum an. Einer von ihnen eiert noch ungeschickt auf seiner Bahn herum, wird aber bald ruhiger und auch auf seiner Oberfläche erlöschen allmählich die Vulkane
- zweimal allmählich

Doch was diesen Planeten so besonders im Umkreis von etwa fünf Milliarden Lichtjahren macht, ist, dass seine Athmosphäre sauerstoffhaltig ist und über Wasser verfügt, das sich bald an seiner Oberfläche ansammelt
- Atmosphäre ; dass seine Atmosphäre sauerstoffhaltig wird...denn du schreibst ja im zweiten Teil des Satzes: das sich bald ansammeln wird

Moleküle bauen sich langsam auf, werden immer komplizierter, aber kommen nicht aus diesen einengenden Ursuppentropfen heraus.
- Sollten Moleküle zu diesem Zeitpunkt nicht schon lange, lange da sein? Du meinst sicherlich Bakterien, bzw. Einzeller.

Das Wort muss gesprochen werden, um Geheimnisse zu schmieden.
- Der Vergleich hinkt ein wenig. Geheimnisse werden nicht geschmiedet und dafür muss eben kein Wort gesprochen werden. Passender wäre: Das Wort um gesprochen werden, um zu Belügen

Gesagt, getan. Zäune werden gebaut, Waffen geschmiedet, Gifte gebräut.
- gebraut

Lügen ersonnen, Kriege ausgerufen, Sklaven eingekeschert.
- eingekeschert klingt unpassend, zumal ich glaube, dass es sich hierbei sogar um eine Wortschöpfung handelt

Außerdem stellen intime Fotoalben doch einen konservativen Vorenthalt gegen das Weltwissen dar!
- Vorbehalt

Einen lieben Gruß...
morti

 

Hi morti,

öhm, danke für deine Kritik :). Kommt einem Verriss ja ziemlich nahe in meinen Augen (Oh wow, mein erster Verriss :D).
Mit dem, was du sagst hast du sicherlich Recht, die Geschichte ist wohl etwas unausgegoren. Auch die neue Version muss noch etwas in meinem Kopf reifen, die erste war anscheinend zu sehr Schnellschuss.

Sobald ich dazu Zeit finde, werde ich deine Fehlerkorrekturen umsetzen, danke dafür :).


FLoH.

 

Nein, kein Verriss. Tut mir Leid, wenn es sich so angehört hat. Aber glaub mir, wenn ich wirklich was verreiße, dann merkt man das schon ;)
Außerdem handelt es sich ja nur um meine Meinung und deren Wert ist Ansichtssache *g*

LG...
morti

 

Neinein schon in Ordnung, selbst wenn es ein Verriss wär, würde es mich nicht groß jucken, ehrlich. FLoH.

 

Hallo Floh,
also mir ist die Story etwas zu moralisch; sie wirkt als würdest du mit erhobenem Zeigefinger vor dem Leser stehen.
Dass sich der Mensch nicht so viel einbilden soll, dass der Mensch doch nichts besseres ist. Fast eine: Zurück zu den natürlcihen Werten Geschichte.

Sorry, aber das war nicht meins

 

Der Akzent der Geschichte sollte eigentlich auch nicht die Moral sein (s. Rubrikwahl), sondern ... wie gesagt, ich werd das Thema "Professor übernimmt Gottes Posten" in einer kommenden Geschichte nochmal neu aufgreifen; an dieser änder ich aber bald nach mortis Anmerkungen.

Danke für deine Meinung,
FLoH.

 

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