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Psychedelic

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05.11.2005
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Psychedelic

Die braune, bröselige Masse in meinem Mund schmeckt ekelhaft. Er verzieht sich, ohne, dass ich Kontrolle darüber habe. Rob schaut mich irritiert an:
„Ist was? Schmeckt’s dir nicht oder was?“ Ich will nicht, dass er böse wird. Immerhin hat er mir den Trip bezahlt. Tapfer nehme ich noch ein großes, braunes Stück von dem getrockneten länglichen Pilz aus der kleinen Plastiktüte und schiebe es in meinen Mund. Ich kaue verbissen, bis ich den widerlichen Geschmack kaum noch wahrnehme und schlucke dann schnell. Die hohen dichten Bäume bewegen sich verspielt in der leichten Brise. Es ist Mittag. Ina steht neben mir, sie ist schon ziemlich zugedröhnt, ihre Augen sind trüb auf irgendetwas gerichtet, das für alle, die den Rausch nicht kennen, unsichtbar ist. Sie schiebt sich mit langen, dünnen Fingern eine braune Locke aus der Stirn, die Glocken an ihrem Handgelenk klingeln beinahe vorwurfsvoll. Ich bin nur froh, dass ich endlich alles in mir habe. Lächelnd blicke ich zu Rob hoch: „Nee, echt. Gutes Zeug.“ Durch seine Brille zwinkern mir seine Augen verschwörerisch zu. Er legt seinen muskulösen Arm um meine Schultern und zieht mich zurück zu Lukas Haus. Seine Eltern sind verreist, er hat sturmfrei und wir gehen psychedelic. In Lukas Garten sitzen ein paar Leute. Zaide hat eine kleine Bong in der Hand. Sie presst ihre Hand an das Glasrohr und inhaliert tief, bis sie eine Hustenattacke bekommt. Sie hustet, verschluckt sich, hustet wieder. Ihre Augen tränen. Sie hat Asthma. Lukas sitzt neben ihr, mit Shorts und freiem Oberkörper, er schlägt ihr sachte auf den Rücken. Nach ein paar Minuten hat Zaide sich beruhigt, sie grinst, röchelt ein bisschen und flüstert: „Nee, echt. Gutes Zeug.“ Lukas und Rob lachen. Ich starre sie nur an. Sie schnappt mir wegen ihren langen, schwarzen Haaren und ihren Brüsten, die riesig sind und immer gut sichtbar, regelmäßig die heißesten Typen weg. Nick winkt mich zu sich ins Gras, dankbar gehe ich zu ihm und lasse mich fallen. Ungeduldig warte ich auf den Trip, ich will richtig high sein. Dabei fühle ich mich immer so überlegen und reif, und mutig. Meine Mutter würde es niemals machen, ein gepflegtes Glas Rotwein zu klassischer Musik, ja. Aber Drogen? Niemals, da hat sie viel zu viel Angst, viel zu viel braves Spießbürgertumsblut in sich, viel zu viel Langeweile. Und viel zu wenig Sinn für die spirituelle Erfahrung. Zaide sitzt mittlerweile auf Robs Schoß, sanft küsst er ihren Nacken. Das blöde Flittchen, so toll sind ihre Haare auch nicht. Und Titten habe ich auch.
Nick kneift mich in die Seite: „Na, Nora. Schon woanders?“ Ich kehre mit meinen Gedanken zurück zu ihm, weg von Zaide, der Bitch. Was sie kann, kann ich schon lange. Ich lache Nick an:
„Klar, immer. Am Ende des Regenbogens. Willst du mit kommen?“ Demonstrativ lehne ich mich vor und gebe ihm einen langen, feuchten Kuss, der mehr Lecken ist, als Küssen, aber bestimmt ganz gut aussieht. Wir machen noch ein bisschen rum aber langsam werde ich ernsthaft frustriert weil ich den Pilz nicht spüre. Dafür spüre ich, wie Rob mich beobachtet. Wie er meine Bewegungen kontrolliert, schaut, ob ich den Trip auskoste. Aber mir erscheint dieser ganze Tag, mein ganzes Leben, Dasein, Tun so vollkommen sinnlos. Was will ich eigentlich hier mit den ganzen Usern, die ihr Leben verkiffen ohne zu denken. Im Kopf ist das einfach, tatsächlich auszusteigen schwieriger. Sobald ich mich ein bisschen distanziere, lecken die Hunde Blut. Wenn man einmal in dieser Szene ist, kommt man so leicht nicht mehr raus. Minas Bild schiebt sich in meinen Kopf. Die blasse Mina, mit den roten Haaren und dem leisen, weisen Lachen. Sie wollte raus, letztes Jahr. Rob und die Anderen haben sie fertig gemacht, jetzt wandelt sie herum wie ein bleiches Gespenst, das seine Zunge verschluckt hat und mit ihr allen Lebensmut.
Nicks Kopf liegt in meinem Schoß, er lächelt mich an, und ich weiß, dass er weiß, dass wir nur Freunde sind. Und nur Freunde bleiben.
Ich spüre immer noch nichts von dem guten Zeug, mittlerweise ist es mir auch egal. Ich schaue lieber Zaide dabei zu wie sie mit Rob spielt, ihn heiß macht, ohne ihn wirklich ran zu lassen. Das kann sie schon gut.
Weil ich weiß, dass die Anderen es erwarten, springe ich ein bisschen durch den Garten und tue, als würde ich Gespenster sehen und Gott, Licht und Schatten. Aber tatsächlich sehe ich nichts.
Ich liege auf dem Boden, als Rob kommt. Er nimmt meine Hand, dreht sich zu den anderen um:
„Ich kümmere mich mal um die Kleine.“ Ich sehe noch, wie Nick mich alamiert anschaut, dann sehe ich nur noch Rob und seine Hand die meine fest umschlossen hält. Wir gehen um die Hausecke. Lukas Haus ist ein bisschen außerhalb und ein bisschen schäbig, aber für unsere Zwecke war das immer gut. Jetzt bin ich mir da nicht mehr sicher. Mein Herz schlägt schnell, zu schnell. ‚Das ist doch nur Rob‘, sage ich mir. Immer wieder. Aber mein Herz beruhigt das nicht. Genauso wenig wie mich. Wir bleiben stehen, er nimmt mein Gesicht zwischen seine großen Hände und schaut mich an. „Kleine Nora. Das war ein schöner Tag, oder? Ich habe ihn dir geschenkt Nora. Und jetzt musst du mir etwas schenken. Nichts ist umsonst, auf dieser Welt.“ Er zieht seine Hose herunter, drückt mich auf die Knie. Sein Penis riecht unangenehm und seine Schamhaare kitzeln an meiner Nase. ‚Umsonst geht nur die Sonne auf‘, höre ich die Stimme meiner Mutter in meinem Kopf. Um mich ist es schwarz, als ich seinen Penis in meinen Mund nehme. Schwarz. Und es bleibt schwarz, als er seine Hose hochzieht und mich auf dem Boden liegen lässt wie schmutzige Kleider, die man getragen hat und nicht mehr braucht.
Mein Herz hat aufgehört zu schlagen und ich bin dankbar für das dumpfe schwarz, dass mich einlullt, mich alle Gefühle und Gedanken vergessen lässt.
Ich weiß nicht, wie lange ich schon auf dem Boden liege, als Zaide kommt. Eigentlich ist das auch egal. Plötzlich ist sie da. Sie beugt sich über mich, flüstert sanfte Worte in meine wunden Ohren.
Sie streichelt zärtlich meinen Kopf, dann legen sich ihre Lippen auf meine. Ich fühle ihre Zunge in meinen Mund gleiten und lasse es geschehen. Sie spielt mit meinen Lippen, ich weiß nicht wie lange. Eigentlich ist das auch egal. „Ich liebe dich. Alles wird gut.“, haucht sie. Irgendetwas sagt mir, dass Zaide vor allem sich selbst liebt. Oder hasst. Was vielleicht auch dasselbe ist.
Dann spüre ich ihren Finger in meinem Mund, er gleitet immer weiter nach hinten in meinen Hals. Ich will, dass sie aufhört, aber ich bin so müde. Ich kotze auf die schönen Blumen und ich denke noch ‚die schönen Blumen‘, aber dann ist es mir auch egal. Ich kotze und kotze, weil ich mich so vor mir ekle und vor Zaide und Rob und meiner Mutter und dieser ganzen scheiß verdammten Welt. Mein Kopf liegt in der braunen, bröseligen Masse, die gerade noch in mir war und Zaide schaut mich an als gefalle ihr, wie ich in meiner eigenen Kotze liege. Meine Augen richten sich gen Himmel und der Himmel ist schwarz.

 

Hee,

Aus irgendwelchen seltsamen Gründen haben sich die Absätze beim Erstellen verschoben. Bearbeiten geht auch nicht.
Sorry.

Grüße.

 

Hallo Mücke,

einfach den rot umrandeten Bearbeiten Buton anklicken und dann kannst du deinen Trip bearbeiten :)

grüßlichst
weltenläufer

 

Salve Mücke,

im Zweifelsfall ist die EDV an allem schuld. ;)

Dieser Ausflug in den Alltag einer drogenkonsumierenden Clicque hat mir streckenweise sehr gefallen, die Form allerdings könnte durch ein wenig Überarbeitung stark gewinnen. Doch immerschön der Reihe nach.

Was ich mochte, waren die Situationen, in denen die Clicquenmitglieder fast aneinander geraten: zum Anfang, als die Protagonistin es nicht wagt, Rob zu gestehen, dass der Magic Mushroom zum Kotzen schmeckt (eine Situation, deren Wiederholung bei Zaide genauso witzig wäre, wenn sie nicht die gleichen Worte gebrauchte), dann, als Ina sich enttäuscht abwendet, weil Anja die Erleuchtung nicht findet.
Gestiegert werden könnte das ganze noch, wenn ein kontrastierender Anspruch deulicher im Raum stünde: also entweder, mittels Drogenkonsum den Weltfrieden zu retten (wo Streitereien natürlich keinen Platz haben dürfen), oder groß, stark, cool, und erwachsen zu sein. Zu demonstrieren, was man alles wegstecken kann, und dann doch nur eine erbärmliche Witzfigur abzugeben (ein bisschen gehst Du ja schon in die Richtung, das dürfte meinem Geschmacknach ruhig drastischer gezeichnet werden).

Was mir nicht gefällt, ist, dass die Wahrnehmung des Rausches so einen breiten Raum einnimmt. Nicht, dass ich au Erfahrung sprechen könnte, aber es scheint mir wie eine Menge Platitüden aneinander gereiht - klar, dass auch Gott nicht fehlen darf. Das liest sich für mich zumindest so, als habe Dir der Trip die Rechtfertigung geliefert, ein bisschen Blödsinn zusammen zu schreiben, und Du hättest den Freibrief weidlich ausgenutzt.
Mehr Augenmerk auf Verhalten und Verhältnis der Figuren untereinander hätte ich besser gefunden.

Was auch stört, sind die RS- und sonstigen Fehler:

sie ist schon ziemlich drauf
fehlt ein Adjektiv
er hat Sturm
sturmfrei
Augen sind trüb auf irgendetwas gerichtet, was unsichtbar ist, für alle die den Rausch nicht kennen
gerichtet, das für alle, die den Rausch nicht kennen, unsichtbar ist
langen, schwarzen Pocahontas Haaren
Pocahontashaaren
Ich weiß nicht, ob so Pocahontas allgemein bekannt ist, dass ihr Schopf als Synonym für dickes schwarzes Haar dienen kann.

Die meisten Possessivpronomen in Verbindung mit Körperteilen sind überflüssig, in der Regel geht aus dem Satz selbst hervor, zu wem der Arm, das Bein, der Kopf gehört.

In Bezug auf Adjektive würde ich radikal ausmisten - davon sind viel zu viele im Text. Meist ist es völlig belanglos, ob jemand rote oder braune Haare hat, ob lang oder kurz. Im schlimmsten Fall schreibst Du ein Klischee herbei, das den Text schwächt (Jungs mit muskulösen Armen, die kleine, zierliche Mädchen an sich ziehen), oder der Leser denkt, Du hältst ihn für unterbelichtet - wenn jemand verbissen kaut, bis er einen Geschmack kaum mehr wahrnimmt, ist schon klar, dass das was auch immer nicht gut schmecken kann, auch ohne dass Du es als "widerlich" bezeichnet hast.

Wenn Du Dinge, Figuren oder Körperteile näher spezifizieren willst, dann liest sich das z.B. mit einem treffenden Bild viel schöner (z.B. von mir aus die Pocahontashaare, oder auch Schneewittchenhaare, bei denen jeder an langes, dickes, schwarzes Haar denkt, ohne dass Du es schreibst). Oder aber, Du erwähnst, was das Ding tut - Gras, das kratzt, stelle ich mir z.B. als kurz, hart und trocken vor.
So lässt Du dem Leser Raum für eigene Vorstellungen, und bringst gleichzeitig über die Verben Handlung, und damit Dynamik in den Text.

LG, Pardus

 

Hallo Mücke,

Also du musst auf jeden Fall ein paar Absätze reinmachen. Warum kannst du das nicht bearbeiten?
Streckenweise fand ich die Geschichte unterhaltsam, man kommt gut mit bei dem Trip, einige gute Einfälle sind dran. Pocahontashaaren finde ich ok. Gegen Ende verliert die Geschichte dann aber an Spannung für mich. Du beschreibst zwar gut zu Beginn, wie die einzelnen Charaktere zueinander stehen, da ist reichlich Stoff für Konflikt, aber deine Drogenbeobachtungen gewinnen irgendwann die Oberhand, die Charaktere gehen unter. Mir hätte es da besser gefallen, wenn wirklich etwas unter den Charakteren passiert wäre.

mfg,

JuJu

 
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Hey,

Ich hab die Geschichte überarbeitet. Weg vom Trip.
Ich hoffe, so ist es besser.

Grüße.

Achja, ganz vergessen.
Natürlich vielen Dank für die schnelle Kritik

 

Hee Maria,

Danke für deine Kritik, auch wenn die Geschichte dir wohl nicht so zugesagt hat.
Drogen lassen Menschen Monster werden, deshalb ist Melancholie, wobei ich es nicht mal so nennen würde, für mich nichts negatives in diesem Zusammenhang.
Zaide ist einfach kaputt. Das sie die Prot am Ende dazu bringt sich zu übergeben, ist Perversion, die sie an der Prot auslebt.
Ich werde die Tage mal versuchen den Charakteren mehr Tiefgang zu geben.
Grüße und einen wunderschönen Tag,
Mücks.

 

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