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Pucky

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06.06.2007
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Pucky

„Thomas, die Milch ist alle… tut mir leid… ich habe den Rest Pucky gegeben!“
Ein Mann Mitte 50, Thomas, schloss den Kühlschrank wieder. Enttäuscht schlich er aus der Küche ins Wohnzimmer, um es sich mit einem Kaffee – ohne Milch – und einem schönen Buch in seinem Lieblingssessel gemütlich zu machen. Der Mann hielt kurze Zeit am Fenster inne und starrte verloren nach draußen. Dort brach gerade die Nacht herein und es nieselte leicht.
Thomas schlürfte zu besagtem Sessel, legte das Buch beiseite und wollte gerade Platz nehmen, als er plötzlich ein aggressives Fauchen vernahm. Pucky, die Katze seiner Frau, hatte es sich in seinem schönen, gemütlichen Sessel bequem gemacht und zeigte nicht die geringsten Anstalten sich zu erheben.
„Du verdammtes Mistvieh… ich…!“
„Thomas A. Brewster, lass bitte Pucky in Ruhe… ich bin froh, wenn sie sich wieder wohl fühlt. Jetzt, wo sie gerade ihre schwere Grippe überstanden hat…!“
Thomas kratzte sich am Kopf, ohne den Blick von der armen kleinen Pucky zu nehmen. Seine Wangen bekamen eine ungesunde Farbe. Er atmete dreimal tief durch, dann errang er wieder die Fassung.
„Okay, Schatz, du weißt ja, erst wenn es Pucky gut geht, geht es mir auch gut!“
Thomas nahm sein Buch wieder in die Hand und wollte gerade frustriert das Feld räumen, als plötzlich sein Blick auf den großen Aschenbecher aus purem Granit, der den Wohnzimmertisch der Brewsters zierte, fiel. Er begann nachzudenken.
„Wenn ich den Aschenbecher diesem verfluchten Dreckstier über die Rübe ziehe, habe ich endlich Ruhe… endlich Ruhe…!“
Thomas lächelte… dann blickte er in die Küche… er sah seine Frau wie sie gerade das Geschirr abwusch… sein Lächeln verstummte und wich grenzenloser Wut.
„Womöglich würde sie mich dann verlassen… mein Gott, nur wegen diesem Drecksvieh… nur wegen diesen Drecksvieh würde meine Ehe in die Brüche gehen…meine Ehe mit dieser wunderbaren Frau... ja, wunderbar!“
Wieder musste er lächeln… doch diesmal war es ein boshaftes, ein diabolisches Lächeln.
„Schatz, ich geh dann ins Schlafzimmer lesen… wir sehen uns!“

Am nächsten Morgen, gegen halb neun, wurde Thomas geweckt… sehr unsanft. Pucky lag auf seinem Brustkorb und bohrte ihre scharfen Krallen immer wieder in Thomas Oberarm.
„Was zur Hölle… oh… du schon wieder… du verdammtes…!“
„Guten Morgen, Schatz, ich habe Pucky auf dich gesetzt, damit du dich an sie schmiegen kannst…War das keine gute Idee?“
Thomas richtete sich auf. Dabei rutschte die Katze etwas nach unten, was ihr scheinbar nicht sonderlich gut gefiel. Sie sprang von ihm herunter und flitzte – an ihrem Frauchen vorbei - ins Wohnzimmer.
„Du unsensibler Idiot, jetzt hast du Pucky erschreckt…!“
Mrs. Brewster stemmte ihre Arme in ihre breiten Hüften und warf ihrem Gatten einen dermaßen bösen Blick zu, dass dieser auf der Stelle sofort hellwach wurde. Dann lief sie ihrer Katze hinterher.
„Pucky – Schätzchen, komm zu Mami… komm… der böse Mann wollte das nicht… Pucky… komm, Pucky…!“
Thomas stieg aus dem Bett und schüttelte den Kopf. Seit er vor knapp einem halben Jahr seinen Job als Maurermeister verloren hatte und nun permanent zu Hause war, geht das nun schon so. Pucky hier, Pucky da. Diese verdammte, vollkommen verwöhnte, fette Katze war der komplette Lebensinhalt seiner noch fetteren Frau. Früher, als er noch eine Arbeit hatte, war diese Katze auch schon der absolute Mittelpunkt, aber was jetzt in seinem Heim ablief, das war schier unglaublich.
Langsam aber sicher hatte Pucky Thomas den Rang abgelaufen.
Die fette Katze war der Kaiser in seinem Haus… das Haus, für das er dreißig Jahre lang in seinem harten Handwerksberuf geschuftet hatte wie ein Wahnsinniger.
Eigentlich sollten noch einige Jährchen folgen, aber sein Arbeitgeber hatte etwas dagegen und schmiss ihn kurzerhand raus…
„Tut uns leid, Mr. Brewster… wir können sie zurzeit einfach nicht gebrauchen. Die Aufträge sind sehr, sehr knapp…!“
Dreißig Jahre lang hatte er sich den Buckel schief gearbeitet und das war der Dank… das war der Dank… ein tagtägliches Leben mit seiner furchtbaren Frau und mit ihrer noch furchtbareren Katze. Leben? Das war die Hölle… und Pucky war ihr Wächter!
Thomas stolperte ins Badezimmer und putzte sich die Zähne… wieder hatte er ein diabolisches Grinsen im Gesicht…

„Thomas, das Mittagessen ist fertig!“
Der Regen, der am Vorabend eingesetzt hatte, wollte nicht mehr aufhören – im Gegenteil, er schien immer stärker zu werden…
Thomas kam die Kellertreppe herauf und ging ins Badezimmer um sich die Hände zu waschen, dann betrat er das Esszimmer und nahm Platz am Mittagstisch.
„Ach Thomas, such dir lieber mal wieder eine Arbeit, anstatt den lieben langen Tag im Keller herum zu lungern!“
Er ignorierte diese Aussage seiner Frau und rieb sich hungrig die Hände.
Seit geraumer Zeit schon werkelte er nun da unten herum und versuchte sich eine schöne geräumige Werkstatt zu bauen. Es war eine Art Beschäftigungstherapie… eine Ablenkung.
„Schatz, ich habe solchen Hunger! Was gibt es denn? Ich hoffe, Fleisch…!“
Doch Mrs. Brewster klatschte 3 Kartoffeln und etwas Salat auf den Teller ihres Gatten. Thomas schluckte und traute seinen Augen kaum.
„Äh… was ist das? Heute ist Sonntag… und… und da gibt es nun einmal Fleisch, oder!?“
„Nein! Heute nicht… ich dachte, irgendwann müssen wir mit dem Sparen anfangen…wo du jetzt ja keine Arbeit mehr findest…!“
Thomas sah seine Frau mit weiten Augen an und wusste nicht, was er sagen sollte. Widerwillig stach er mit seiner Gabel in eine Kartoffel und führte sie zu seinem Mund. Thomas Gesichtsausdruck verfinsterte sich etwas ob dieses doch recht trockenen Mahles, allerdings begann er brav seine Kartoffel zu verspeisen und wollte gerade beherzt in den Salat stechen, als er zufriedene, extrem laute Schmatzgeräusche neben dem Esstisch vernahm. Thomas beugte sich leicht zur Seite und sah… er sah Pucky… vor einem riesigen Berg Schweinefleisch… schönes gebratenes Schweinefleisch… Fleißig vertilgte die ohnehin schon fette Katze ihre sonntägliche Portion Fleisch…
„Schatz, warum bekommt Pucky Fleisch und ich nicht?“
„Aber Thomas, sie muss doch wieder zu Kräften kommen… außerdem kannst du nicht verlangen, dass Pucky unter deiner Arbeitslosigkeit zu leiden hat! So herzlos kannst selbst du nicht sein!“
Thomas starrte seine Frau an… dann stach er in den Salat… wieder zierte ein teuflisches Lächeln sein Gesicht.

Am Abend - der Regen wollte einfach nicht nachlassen - beschloss Thomas wieder einmal zu lesen. Er war gerade an einer spannenden Stelle und freute sich schon den ganzen Tag darauf. Schließlich gibt es nichts Besseres als bei diesem Wetter zuhause gemütlich in einem schönen Sessel zu sitzen und sich ein gutes Buch zu Gemüte zu führen. Thomas verbrachte kaum Zeit damit – oder wie er zu sagen pflegte, verschwendete kaum Zeit damit – fernzusehen. Er hielt das für die pure Volksverdummung und den größten Bluff aller Zeiten.
Thomas betrat das Wohnzimmer und traute seinen Augen nicht. Pucky lag wieder auf seinem gemütlichen Sessel und schlief.
Innerhalb weniger Sekunden färbte sich Thomas Gesichtsfarbe feuerrot. Er atmete schwer... er kochte... das Fass war endgültig übergelaufen... endgültig...
Mit einem markerschütternden Schrei warf er sein Buch nach der schlafenden dicken Katze.
„DU DRECKIGES BESCHISSENES MISTVIEH...... ICH KANN DICH NICHT MEHR SEHEN... VERRECKE....!!!“
Rumms – das schwere Buch schlug auf dem Sessel ein.
Von dem Lärm aufgeschreckt kam Thomas Frau aus der Küche und hielt sich die Hand vor den Mund. Das Buch hatte Pucky nicht getroffen sondern knapp verfehlt.
Laut miauend sprang die Katze von dem gemütlichen Sessel und strafte Thomas mit einem wütenden Blick.
„SCHEIß KATZE... ICH WILL DICH NIE WIEDER IN MEINEM SESSEL SEHEN... DU... DU...!“
Thomas Puls raste. Er konnte sich nicht beruhigen. Ebenso seine Frau.
„Thomas A. Brewster, wie kannst du verdammter Versager es wagen, Pucky solche Angst einzujagen?!“
Thomas drehte langsam seinen Kopf und sah seine Frau an. Die Augen zu kleinen Schlitzen geformt, die Wangen feuerrot... sein Mund formte sich zu einem grässlichen Grinsen...
„Such dir lieber einen Job, du Versager... die ganze Nachbarschaft spricht schon über uns...! Es wird wirklich Zeit, dass...!“
Plötzlich, Stille... mitten in ihrem Satz stoppte Mrs. Brewster... Blut lief aus ihrem Mund. Vollkommen überrascht sah sie ihren Mann an, der neben ihr stand und den
großen – jetzt blutverschmierten - Aschenbecher aus Granit in der Hand hielt.
Dann sackte die gute Frau stöhnend zusammen und knallte auf den Boden. An ihrer rechten Schläfe klaffte ein großes weites Loch aus dem unaufhörlich Blut spritzte.
Thomas kratzte sich am Hinterkopf und begann zu kichern...
„Du alte Schlampe... das hast du nun davon.. hehe...!“
Er setzte sich auf den Brustkorb seiner Gattin – die immer noch lebte – und hob erneut den schweren Aschenbecher.
„DU DRECKIGE, WAHNSINNIGE HURE... direkt nach dir, hole ich mir deine widerliche fette Katze... haha... VERRECKT ZUSAMMEN IN DER HÖLLE ...!“
Dann ließ er seinen rechten Arm nach unten schnellen und zertrümmerte Mrs. Brewster komplette linke Gesichtshälfte. Ein lautes Knacken war zu vernehmen als die Wangenknochen brachen... Blut spritze... Thomas schlug zu, wieder und wieder...
„Du verdammte Dreckshure... du verdammte...!“
Der schwere Aschenbecher aus Granit schlug immer weiter in Mrs. Brewsters Gesicht ein...
„Du verdammte, geisteskranke Hure...!“
Nach genau zwölf Schlägen ließ er von seiner Frau ab und warf den Aschenbecher weit von sich. Sein ganzer Oberkörper, sein Gesicht... alles war voller Blut...
Mrs. Brewsters Antlitz dagegen war vollkommen verschwunden... es war nur noch ein Gemisch aus rotem Brei und zerquetschten Knochen. Ein grauenhafter Anblick...
„Das hast du verdient, du Geisteskranke... das hast du verdient...!“

Thomas richtete sich auf und sah sich im Wohnzimmer um.
„Pucky.. hey, mein kleines, süßes Kätzchen... Pucky... komm zu Papa...!“
Doch nichts geschah. Die Katze tauchte nicht auf...
„Pucky... Pucky...!“
Thomas Wangen wurden wieder feuerrot.
„DU KLEINES MISTVIEH... KOMM ENDLICH HER...!“
Nichts! Pucky erschien nicht.
„Gut... gut... irgendwann werde ich dich finden... und dann... dann zieh ich dir das Fell von der Haut... hehe... Gott, werde ich das genießen!“
Thomas blickte wieder zu Boden und sah seine tote Frau an.
„Was mache ich nun mit dir... du musst hier dringend verschwinden!“
Thomas dachte nach... er grübelte und grübelte... Konzentriert sah er sich im Raum um, vielleicht würde er so die Lösung entdecken...
Doch es fiel ihm nichts ein... Obwohl... plötzlich erhellte sich Thomas Miene, er begann zu lachen... dann grinste er die Leiche an.
„Jetzt weiß ich, was ich mit dir mache... hehe...!“

Der Regen wütete immer stärker und schien überhaupt keine Pause mehr machen zu wollen. Immer wieder zeigten sich grelle Blitze, gefolgt von heftigem Donnern. Das Wetter tobte...
Thomas schleifte die Leiche seiner Frau in den Keller und legte sie dort in dem Raum ab, der in ein paar Wochen seine eigene kleine Werkstatt sein würde.
Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und atmete dreimal tief durch.
„So mein Schatz... hier ist dein neuer Platz für die nächsten... mmh... eigentlich ja für immer...ha, ha...!“
Dann zog Thomas die tote Mrs. Brewster an eine leere Wand und legte sie der Länge nach davor. Keuchend erhob er sich wieder. Kreuzschmerzen durchfuhren seinen Rücken. Seit Jahren schon plagte er sich mit diesen grässlichen Schmerzen herum. Aber das war ihm im Moment vollkommen gleichgültig. Er hatte eine Arbeit zu erledigen. Eine Arbeit, die wohl einige Zeit in Anspruch nehmen würde, die aber dringend notwendig war. Sehr dringend.

Da Thomas ursprünglich plante den Raum durch eine selbstgebaute Mauer zu trennen, hatte er vor einiger Zeit Backsteine besorgt... viele Backsteine. Dass dieser Zufall ihm jetzt einen solchen Dienst erweisen würde, betrachtete er als Wink des Schicksals und als eine Art Bestätigung, das Richtige getan zu haben.
Der gute Mann rührte Mörtel an und begann die Leiche seiner Frau einzumauern.
„Du alte Schlampe... haha... lebe wohl...!“
Er setzte unentwegt einen Stein auf den nächsten, strich den Mörtel dazwischen. Thomas war nicht zu bremsen. Immer schneller und schneller...
Es dauerte bis zum nächsten Morgen. Thomas hatte die ganze Nacht hindurch gearbeitet. Er war müde, aber glücklich... und frei.
Erschöpft fiel er in sein Bett, durch seinen Kopf schossen Tausende von Gedanken...
Gerade fielen ihm die Augen zu, als er plötzlich ein Geräusch hörte... Ein leises Miauen.
Sofort hob Thomas den Kopf.
„Diese fette Mistkatze... die habe ich vollkommen vergessen...!“
Er sprang aus dem Bett und blickte sich im Schlafzimmer um.
„Wo bist du...? Du fette, kleine...!“
Das Miauen schien ganz weit weg zu sein. Es war sehr leise... und doch brannte es sich in Thomas Hirn wie heißes Eisen. Er verließ das Schlafzimmer und ging nach unten. Dort durchsuchte er die Küche, das Wohnzimmer, das Badezimmer und den Hausflur.
Immer wieder und wieder erklang dieses Miauen... es klang furchtbar. Fast... fast wie ein Hilfeschrei.
„Wo ist diese verdammte Dreckskatze...?!?!“
Die Wut in Thomas vollkommen übermüdetem Körper stieg wieder an... außerdem bekam er jetzt Kopfschmerzen. Thomas hasste Kopfschmerzen.
„Ich ziehe ihr das Fell ab...!“
Er sah hinten jeden Schrank, unten jeden Tisch, unten jeden Stuhl. Doch nichts. Absolut nichts. Pucky war unauffindbar. Was sehr seltsam war, da das klägliche Miauen einfach kein Ende nehmen wollte.
- MIAUUU – MIAUUU
Thomas Kopf rauchte.
- MIAUUU – MIAUUU
Er begann zu schwitzen.
„MISTVIEH!!! WO BIST DU???“
Plötzlich, Stille. Das Miauen hörte auf.
Skeptisch warf Thomas seinen hochroten Kopf von links nach rechts, seine Augen durchforsteten dabei jeden Winkel des Zimmers. Er lächelte...
- MIAUUU – MIAUUU – MIAUUUUUUUUUU
„WO BIST DU? WO BIST DU???“

Gegen 11 Uhr morgens hörte der Regen, der schon seit Tagen keine Pause mehr gemacht hatte, endlich auf. Dennoch blieb es draußen düster und unfreundlich. Die Sonne schien einfach keinen Weg zu Thomas Haus zu finden.
Mittlerweile hatte der eine Dusche genommen, um seinen kochenden Kopf etwas abzukühlen und sich zu entspannen. Der arme Thomas war nun schon seit gut 27 Stunden auf den Beinen.
Nach dieser nasskalten Entspannung beschloss er – da dieses elendige Miauen ihn sowieso nicht zur Ruhe kommen lies – erst einmal die Sauerei im Wohnzimmer zu entfernen.
Mit dicken Rändern unten den roten Augen, einem Eimer Wasser und einem dicken Schwamm bewaffnet trabte der entnervte Kerl ins Wohnzimmer.
- MIAUUU – MIAUUU
Thomas versuchte den blutroten Teppich sauber zu schrubben.
- MIAUUU – MIAUUU
Es war eine mühselige Arbeit und somit weiteres Wasser auf seine arg strapazierten Mühlen.
- MIAUUU... MIAUUU... MIAUUUUU
Mit einem lauten Schrei warf er den Schwamm beiseite und drückte sich beide Hände auf die Ohren.
„LASS MICH IN RUHE!!! LASS MICH DOCH EINFACH IN RUHE!!!“
Er kickte den Wassereimer zur Seite.
„VERSCHWINDE!!!“
- MIAUUU – MIAUUU – MIAUUUUUUUUU
„VERSCHWINDEEEEEEEEEE!!!“
Plötzlich erhellte sich Thomas Miene, er nahm beide Hände von den Ohren und ballte sie zur Faust.
„Der Keller... haha... ja, der Keller... du verdammtes Mistvieh... der Keller...!“
Thomas sprintete zur Kellertür, riss sie auf und stieg die alte Holztreppe hinab.
Das Miauen wurde immer lauter. Scheinbar hatte er Pucky gefunden. Endlich!
„Komm her, komm zu Papa Thomas...!“
Doch keine Spur. Das Miauen war so laut wie nie zuvor. Pucky musste hier irgendwo sein. Aber wo?
Plötzlich stockte Thomas Atem, sein Blick fiel auf die neu errichtete Mauer, hinter der seine tote Frau jetzt lag.
„Ich.. ich habe dich aus Versehen mit eingemauert... ja, das muss es sein... du bist hinter der Mauer!“
Thomas griff sich ein altes Brecheisen.
„“Eigentlich könnte ich dich elendig verrecken lassen, aber… aber ich möchte es mir nicht nehmen lassen, dir höchstpersönlich dein dreckiges Fell abzuziehen… Hehe…!“
Dann schlug er wie wild mit dem Eisen auf die noch frische und etwas instabile Wand ein. Wieder und wieder... Dabei schrie er wie ein Wahnsinniger.
Nach wenigen Sekunden hatte er eine ungefähr armgroße Öffnung herausgehauen.
„Jetzt bist du dran, du Drecksvieh!“
Thomas feuerte die Brechstange beiseite, kniete sich vor die Mauer und steckte seinen Arm in das Loch.
Während er seine Wange an die kalten Steine presste, fummelte er ungeduldig im Dunkeln herum und versuchte Pucky zu fassen zu bekommen. Sie musste hinter der Mauer sein. Sie musste.
Doch wie sehr Thomas auch versuchte die Katze zu erwischen, alles was er bislang ertasten konnte war die kalte Leiche seiner Frau.
„Du verdammte... Du musst hinter dieser Mauer sein...! Ich krieg dich sowieso gleich...!“
Er steckte seinen Arm noch etwas tiefer hinein. Nervosität kam in ihm auf. Nur noch wenige Sekunden, dann würde er Pucky zu packen bekommen, nur noch wenige Sekunden, dann... plötzlich durchfuhr den armen Thomas ein höllischer Schmerz. Irgendwas hatte sich in seinem Arm festgebissen. Er schrie.

Mittlerweile hatte es wieder begonnen zu regnen. Heftiger denn je. Es goss wie aus Eimern.
Und als wären diese sintflutartigen Regenfälle noch nicht genug, zog jetzt auch noch dichter Nebel auf…
Thomas zappelte wild umher und versuchte seinen Arm aus dem dunklen Loch zu ziehen. Voller Panik schrie er laut um Hilfe.
„MEIN ARM... HILFE... MEIN ARM WIRD ABGERISSEN... HILFE... SIE BEISST MIR MEINEN ARM AB...!“
Er spürte wie warmes Blut seine Haut herablief...
„O GOTT. HILFE... WARUM HILFT MIR DENN KEINER...!“
Immer weiter und weiter schrie Thomas um Hilfe. Sein Arm war schon taub... fast wie abgestorben. Er verlor stetig an Kraft...
„Warum hilft mir denn keiner...!“
Nach einer knappen Viertelstunde, die dem armen Eingeklemmten wie vier Wochen vorgekommen sein muss, waren seine Kräfte dann endgültig aufgebraucht. Er rührte sich kaum noch. Irgendwie schien er abwesend zu sein… an einem anderen Ort, und nur die mörderischen Schmerzen verhinderten, dass er völlig dorthin verschwand

Plötzlich tapste irgendetwas hinter ihm die Kellertreppe hinunter. Ganz langsam und vorsichtig... Hatte jemand Thomas furchtbare Schreie gehört und war gekommen, um ihm zu helfen?
Er drehte sich herum und konnte seinen Augen nicht trauen. Hastig schluckte er nach Luft.
„O mein Gott... NEIN!!! Das... das kann nicht sein... Du bist hinter dieser Mauer... DU BIST HINTER DIESER GOTTVERDAMMTEN MAUER...!“

Pucky stolzierte ganz gemütlich die Treppe hinunter. Zufrieden betrachtete sie den armen Thomas. Es schien, als wäre die Katze auf ihrem eigenen persönlichen Triumphzug.
Dicht dahinter folgten zwei Polizisten. Mit gezogener Waffe und skeptischem Blick musterten sie Thomas und versuchten die Situation zu verstehen.
„Sir, einer ihrer Nachbarn hatte ihre Schreie gehört und uns gerufen...! Brauchen sie Hilfe, Sir?“
Die beiden Männer steckten ihre Waffen weg.
„Los, helfen sie mir... mein Arm... er ist eingeklemmt... ich... ich kann ihn nicht herausziehen... außerdem bin ich schwer verletzt!“
Wie zum Beweis rüttele Thomas nochmals kräftig mit seinem eingeklemmten Arm... doch sehr zu seiner Überraschung war er plötzlich wieder frei... ohne große Anstrengung.
„Das...das kann nicht sein...! Das ist völlig unmöglich! Das… das …!“
Einer der Polizisten verdrehte die Augen und schüttelte mit dem Kopf.
„Ist alles in Ordnung, Sir?“
Thomas starrte seinen Arm fassungslos an. Nichts war zu sehen. Nicht eine einzige Schramme oder ein kleiner Kratzer.
„Das kann nicht sein... Nein... das ist unmöglich!“
Auch die höllischen Schmerzen waren verschwunden. Es schien, als hätte er sich die Qualen der letzten Minuten nur eingebildet.
„Was ist mit mir passiert? Bei Gott, was ist mit mir passiert…?“
Thomas raffte sich auf und begutachtete weiterhin ungläubig seinen Arm. Er nahm überhaupt nicht zur Kenntnis, dass sich einer der Polizisten diese ominöse Mauer genauer ansah.
„Hey Jeff... da... da liegt die Leiche einer Frau...!“

Blitzschnell fuhr Thomas Kopf nach oben. Er bekam Panik, denn er begriff sofort, was die Stunde geschlagen hatte. Hektisch stolperte er auf einen der beiden Polizisten zu.
„Ich… ich kann das erklären, Officier! Bitte… ich… Officier …!“

Doch scheinbar waren beide an keiner Erklärung interessiert, denn der arme Thomas wurde unsanft an die Wand gestoßen und bekam Handschellen angelegt.
„Das können sie uns alles auf dem Revier erklären, Sir!“
Dann wurde er abgeführt. Tränen liefen seine Wangen herab… er stöhnte laut.
„Officier… bitte… Officier… O Gott… was ist hier nur passiert…? Was ist mit mir passiert…? Gott…“

Während er die Kellertreppe hinaufgeführt wurde, begann in Thomas Kopf wieder dieses unerträgliche Miauen.
- MIAUUU – MIAUUU…
Es bohrte sich immer tiefer und tiefer in sein Gehirn.
- MIAUUU – MIAUUU…
Doch erst jetzt verstand er. Es fiel ihm wie Schuppen von den Augen.
- MIAUUU – MIAUUU…
Er verstand, dass nur er dieses elendige Gewimmer hören konnte…
- MIAUUU – MIAUUU…
Nur Er…
- MIAUUU – MIAUUU – MIAUUU…
… und das wahrscheinlich für immer!

 

..

Hallo Daniel-
hat Poe da eine kleine Patenschaft übernommen? Ansonsten gut geschrieben, aber: Kann ein Lächeln "verstummen"? Gruß...Elric...

 

Hallo Daniel80,

zuerst muss ich loswerden: Es heißt Thomas' Gesichtsausdruck, Thomas' Kopf, Thomas' Puls usw, du hast ständig die Apostrophe "vergessen" und weil das nicht gerade selten war hat mich das gegen Ende der Geschichte mächtig genervt. Vielleicht ist bei dieser Geschichte ein Name, der mit einem s endet nicht die beste Wahl.
Ich kann auch nicht so recht verstehen, warum immer alles amerikanisiert werden muss, warum heißen die Eheleute Brewster (und der Bulle Jeff)? Würde es nicht Müller (und Karl-Heinz oder Joachim) genauso tun?

„Thomas, die Milch ist alle…
Vor den Punkten kommt ein Leerzeichen - auch das gilt für etliche Stellen im Text.

wollte gerade Platz nehmen, als er plötzlich ein aggressives Fauchen vernahm.
Logisch wäre es, wenn er die Katze vor dem Fauchen sehen würde. Außerdem, wieso faucht die Katze? Nur aufgrund seiner Gegenwart?
„Wenn ich den Aschenbecher diesem verfluchten Dreckstier über die Rübe ziehe, habe ich endlich Ruhe… endlich Ruhe…!“ [...] „Womöglich würde sie mich dann verlassen… mein Gott, nur wegen diesem Drecksvieh… nur wegen diesen Drecksvieh würde meine Ehe in die Brüche gehen…meine Ehe mit dieser wunderbaren Frau... ja, wunderbar!“
Wieso sagt er das? Normalerweise würde man das nur denken, gerade wenn man nicht allein ist.

„Schatz, ich geh dann ins Schlafzimmer lesen… wir sehen uns!“
Wer sagt denn "wir sehen uns", wenn er in ein anderes Zimmer geht?

„Guten Morgen, Schatz, ich habe Pucky auf dich gesetzt, damit du dich an sie schmiegen kannst…War das keine gute Idee?“
Wirkt sehr künstlich. Außerdem würde niemand, der sein Tier liebt es jemandem ungefragt auf den Bauch legen, wenn er weiß, dass dieser jemand das Tier nicht leiden kann (und das Tier ihn offensichtlich auch nicht, wenn man an das Fauchen denkt).
warf ihrem Gatten einen dermaßen bösen Blick zu, dass dieser auf der Stelle sofort hellwach wurde.
Auf der Stelle = sofort. Doppeltgemoppelt, eins steichen.

Job als Maurermeister verloren hatte und nun permanent zu Hause war, geht das nun schon so.
ging
versuchte sich eine schöne geräumige Werkstatt zu bauen. Es war eine Art Beschäftigungstherapie… eine Ablenkung.
Wie sieht eine "schöne" Werkstatt aus? Ist es nicht vollkommen egal, ob eine Werkstatt "schön" ist?
Außerdem ist eine Beschäftigungstherapie eine Ablenkung, einer der Ausdrücke reicht.

„Schatz, warum bekommt Pucky Fleisch und ich nicht?“
„Aber Thomas, sie muss doch wieder zu Kräften kommen…
Ein richtiges Argument wäre, dass eine Katze nunmal Fleischfresser ist - was anderes als Fleisch kann sie in größeren Mengen (= Mahlzeit) gar nicht verwerten. Allerdings kann die Frau ihre Katze ja nicht sonderlich gern haben, wenn sie ihr Schweinefleisch pur gibt - das ist gar nicht gut für Katzen.

Thomas verbrachte kaum Zeit damit – oder wie er zu sagen pflegte, verschwendete kaum Zeit damit – fernzusehen. Er hielt das für die pure Volksverdummung und den größten Bluff aller Zeiten.
Okay, jetzt kennen wir die persönliche Meinung des Autos zum Thema Fernsehen - für den Text ist es völlig irrelevant und somit überflüssig.

Das Buch hatte Pucky nicht getroffen sondern knapp verfehlt.
Nicht getroffen = verfehlt, wieder gemoppelt.

Laut miauend sprang die Katze von dem gemütlichen Sessel und strafte Thomas mit einem wütenden Blick.
Ich hab zwar im Moment 6 Katzen, kann mir aber trotzdem nicht vorstellen, wie ein "wütender Blick" von einer Katze aussehen sollte. Außerdem ist wütend eine Vermenschlichung. Wieso rennt sie nicht einfach fauchend weg? Katzen fauchen nunmal, wenn sie bedroht werden - und ein fliegendes Buch kann man als Bedrohung ansehen.

mitten in ihrem Satz stoppte Mrs. Brewster... Blut lief aus ihrem Mund.
Wo kommt das Blut her? Wieso blutet sie im / aus dem Mund, wenn er sie auf den Kopf schlägt?
Blut spritze... [...] alles war voller Blut... [...] Ein grauenhafter Anblick...
Show, don't tell.

Seit Jahren schon plagte er sich mit diesen grässlichen Schmerzen herum.
Eleganter wäre es, das vorher irgendwo zu erwähnen und hier wieder aufzugreifen. Bspw, dass er seinen Sessel so mag, weil das der einzige Sessel ist, bei dem er keine Schmerzen hat o.ä. Hier wirkt das eingeschoben.

Der gute Mann [...] Der arme Thomas
Das sind Wertungen, die du dem Leser überlassen solltest. Der ach so gute Mann hat gerade seine Frau umgebracht, da finde ich das Adjektiv etwas befremdend.

Thomas hasste Kopfschmerzen.
Kann ich ja gar nicht nachvollziehen, ich liebe Kopfschmerzen!
Ernsthaft: Jeder hasst Kopfschmerzen, der Satz ist überflüssig.

Thomas versuchte den blutroten Teppich sauber zu schrubben.
Das Blut dürfte inzwischen getrocknet sein und wäre dann braun, nicht mehr rot. Außerdem geht getrocknetes Blut aus dem Teppich ohnehin nicht mehr raus, ich persönlich hätte den Prot den Teppich rausreißen und mit einmauern lassen. Allerdings dürfte nicht nur der Teppich etwas abbekommen haben, sogar an der Decke würde Blut kleben (Fliehkraft) - und den schönen Aschenbecher würde ich persönlich sowieso als erstes sauber machen.

Irgendwas hatte sich in seinem Arm festgebissen. Er schrie.

Mittlerweile hatte es wieder begonnen zu regnen. Heftiger denn je. Es goss wie aus Eimern.
Und als wären diese sintflutartigen Regenfälle noch nicht genug, zog jetzt auch noch dichter Nebel auf…
Thomas zappelte wild umher

Was soll denn der ständige Wetterbericht? Erst dachte ich, der Regen bekäme noch irgendwann Bedeutung, er ist aber völlig nebensächlich. Hier unterbricht er sogar eine Szene und lenkt den Leser ab, das ist kontraproduktiv.

„Sir, einer ihrer Nachbarn hatte ihre Schreie
hat

„Hey Jeff... da... da liegt die Leiche einer Frau...!“
Frauenleiche wäre die bessere Wortwahl. Abgesehen davon können die Polizisten doch noch gar nicht sehen, dass die Frau tot ist, da man wohl den Kopf nicht sieht könnte sie auch nur bewusstlos sein. Aber das Blut an Thomas' Hand hätte ihnen eigentlich auffallen müssen.

Eine Frage, die du dir stellen solltest ist auch, ob der Prot seine Frau - die ihn als Versager u.ä. beschimpft hat und die er ja wohl auch nicht so recht leiden konnte - wirklich in seinem Keller einmauern würde, wo sie dann quasi ständig für ihn präsent ist.
Überhaupt verstehe ich nicht so ganz, warum er seine Frau umbringt, er denkt doch, dass sie ihn verlassen würde, wenn er die Katze tötet. Also warum murkst er nicht einfach das Kätzchen ab und ist seine Frau dann auch los? Zumal der Hass ja hauptsächlich die Katze betrifft, es wäre also logisch, das Vieh zuerst um die Ecke zu bringen. Danach könnte man "notfalls" die Frau immernoch umbringen.

Das hört sich jetzt alles ziemlich nach Verriss an, grundsätzlich gefiel mir die Geschichte aber nicht schlecht. Sie ließ sich einigermaßen flüssig lesen, nur erzähst du viel zu oft statt dem Leser Bilder zu zeigen. Horror kam bei mir deswegen nicht auf.

Viele Grüße
Julia

 

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