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Pyridon

Cwn

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20.10.2005
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Pyridon

Pyridon fühlte die unnatürliche Kraft, die in seinen Adern pulsierte, und lächelte zufrieden. In Gedanken kehrte er in die vergangene Nacht zurück, als der Magier ihn zu sich rufen ließ.

Der Alte zog den Obsidianmesser über die Kehle eines Sklaven, dann fing er schnell das sprudelnde Blut in einer Schlüssel auf. Der Sklave mit dem glasigen Blick, kippte daraufhin zu Boden und atmete nicht mehr.
Vor sich murmelnd, streute der Greis schillerndes Pulver in die warme Flüssigkeit. Mit einem zahnlosen Grinsen reichte er Pyridon das Elixier.
Der Krieger nahm das Gefäß entgegen und trank den Inhalt in einem Zug aus. Er verzog das Gesicht bei dem galligen Geschmack.
Schnell spürte er eine Veränderung in seinem Körper. Er ließ seinen Blick durch das rauchige Zelt wandern und hielt inne als der alte Mann blitzartig herumwirbelte. Aus dem Augenwinkel sah er etwas im Feuerschein glänzen. Abrupt veränderte sich alles. Die Bewegung des Magiers erstarrten. Pyridon erblickte einen Messer träge auf sich zufliegen, und griff die Waffe sicher aus der Luft. Dann nahm die Zeit wieder ihre gewohnte Geschwindigkeit auf.
"Wie mir scheint, wirkt meine Mixtur", sagte der Greis und setzte sich gegenüber ans Feuer.
"Hat sie schon jemals versagt?", fragte Pyridon.
Der alte Mann erwiderte nichts und hob belustigt eine Augenbraue.
Pyridon stand auf, um das Zelt zu verlassen. Die stickige Luft behagte ihm nicht, er wollte wieder die klare Nachtluft in seine Lungen atmen.
"Bevor du gehst", sagte der Alte, "merke dir, daß du Dank meiner Magie über außergewöhnliche Reflexe verfügst, aber du bist immer noch aus Fleisch und Blut. Menschen können getötet werden."
"Du irrst dich", erwiderte Pyridon, "Kein Mann kann es mit mir aufnehmen. Wer auch immer sich mir morgen entgegenstellt, wird sterben. Mein Sieg wird die Männer inspirieren und unsere Feinde entmutigen." Er schob den schweren Vorhang am Eingang bei Seite, und ließ kalte Luft hineinströmten. "Ich danke dir", sagte er trocken, bevor er hinausging.
Der Magier blieb alleine am Feuer, eine Decke um die knochigen Schultern. Er konnte sich nicht mehr erinnert, wie es sich anfühlte jung zu sein. Seine Knochen schmerzten, die Haut, einst, sich um die Muskeln spannend, hing jetzt schlaff hinab. Die Jugend war voll grenzenlosen Optimismus und Zuversicht, aber sie schützte nicht vor Fehlern. Pyridon war vielleicht ein Champion des Königs, aber es war ihm nicht erlaubt zu versagen. Zuviel stand auf dem Spiel. Deshalb mußte ein Weg gefunden werden, einen Sieg zu garantieren. Hier kam Mabd, der alte Magier, der schon dem Vater des Herrschers diente, ins Spiel. Er bereitete eine Mixtur vor, und hoffte, Pyridon würde sein Geschenk zu schätzen wissen, denn auch sein Leben hing von einem Sieg ab.

Die Zeltklappe wiegte in einer kühlen Brise. Mit der Bewegung des Stoffes stahl sich Sonne hinein und das Licht fiel auf die geschlossenen Lidern des Kriegers, der auf dem Rücken ruhte. Eine dunkelhaarige Frau schlief daneben, ein Arm um die nackte Brust des Mannes geschlungen. Ein junger Sklave betrat das Zelt und weckte den schlummernden Krieger.
Pyridon richtete sich auf, sein Kopf brummte schmerzlich. Letzte Nacht feierte er mit seinen Freunden ein Fest. Sie stießen für den bevorstehenden Sieg an und der Wein floß reichlich. Irgendwann, er erinnerte sich nur wage an die folgenden Stunden, brachte ihn eine Sklavin in sein Zelt zurück. Sie verbrachte wohl die Nacht hier, bemerkte Pyridon, sich die Augen reibend.
Er schob den Lacken weg und richtete sich auf. Die Frau murmelte etwas im Schlaf, aber er schenkte ihr keine Beachtung.
Seine Gelenke knackten laut, als er sich streckte. Außer seinen Kopfschmerzen war er in sehr guten Verfassung. Er war jung und gesund. Sein drahtiger Körper, beinahe haarlos, wirkte wie die Statue eines Halbgottes. Pyridon freute sich auf den Kampf, der ihm noch bevorstand, denn heute würden die Sänger ein Lied zu seinem Ehren rezitieren und niemand würde seinem Namen jemals vergessen.

Der junge Sklave half Pyridon beim Anlegen der Rüstung. Sie bestand aus bronzenen Schienbeinschutz, einem aus dunklem Leder hergestellten Chiton und einem einfachen Helm, den er heute nicht brauchen würde. Stattdessen band er seine schulterlangen Haare im Nacken zu einem Knoten und fettete sie ein, bis sie glänzten. Jeder sollte sein Gesicht sehen können, wenn er den tödlichen Stoß landete.
Er säuberte seine Hände sorgfältig, bevor der Sklave ihn seinen Rundschild überreichte. Ein einsames Auge, aus vielen weißen Steinen zu einem Mosaik zusammengesetzt, hob sich von der glattpolierten Oberfläche ab. Pyridon überblickte die Waffenauswahl und entschied sich für einen mannshohen Speer, die Spitze zu einem gewundenen Horn geformt.
Er sah auf sich herab, und lachte zufrieden, als er das vertraute Gewicht der Rüstung auf seinem Körper lasten spürte. Dann hob er den Kopf, als jemand das Zelt betrat.
"Der König wünscht dich zu sprechen.", überbrachte ein Soldat mit roten Haarbusch.
"Ich bin bereit.", sagte Pyridon und auf sein Zeichen hin, gingen sie gemeinsam hinaus.
Die Luft war noch angenehm kühl, erst in einigen Stunden würde die Sonne den Ort, an dem die Armee lagerte, in einen Backofen verwandeln. Die langen Reihen der Zelte zogen sich über die karstige Landschaft, und erstreckten sich soweit es das Auge überblicken konnte. Das Lager war aufgewacht, aufgewirbelter Staub stieg über die Zelte hinauf, zwischen denen dunkle Schemen umhergingen.
Auf ihren Weg zum König, jubelten viele der Soldaten Pyridon zu oder schlugen ihm kameradschaftlich auf die Schulter. Er genoß die Aufmerksamkeit. Dafür war er geboren worden, gestand er sich ein. Später würde er ihnen eine Vorstellung liefern, die sie nicht so schnell vergessen würden.
Das große Zelt des Herrschers kam in Sicht. Es überragte die anderen in der Umgebung deutlich, die erbeuteten Banner wippten träge in der Luft. Pyridon bemerkte den im Schatten sitzenden König, der konzentriert einen Kampf beobachtete. Neben ihn hielt sich Mabd auf.
Zwei Männer kämpften mit kurzen Holzschwertern, rote Striemen zeichneten sich auf ihren Körpern ab, dort wo sie sich gegenseitig traffen. Obwohl der Schweiß von ihnen hinabströmte, kämpften sie in einem hohen Tempo weiter.
"Genug!", sagte der König, sich von seinem hochlehnigen Stuhl aufrichtend. Die beiden Männer gehorchten augenblicklich.
Pyridon beobachtete seinen Herrn, der ihm zu sich herwinkte. Der alte Mann hatte die breiten Schultern eines Kriegers, trotz seiner vielen Jahre, war er eine beeindruckende Erscheinung. Sein Volk nannte ihn Feen, was groß bedeutet.
Kulm Feens Gesichtsausdruck konnte man als freundlich beschreiben, doch sein Blick war wachsam und durchdringend. Pyridon beugte das Knie und senkte den Kopf.
"Ich hörte, du hast die Dienste von Mabd in Anspruch genommen."
Der Krieger blickte auf. Der Magier nickte ihm zu, als sich ihre Blicke kreuzten.
"Ja, Herr."
"Gut", meinte der König zufrieden. "Mabds Tränke sind stinkende Brühen, aber sie sind äußerst effektiv." Er warf Mabd einen belustigten Blick zu."Ich hoffe, seine neuste Kreation wird sich als wirkungsvoll erweisen." Er trat näher an Pyridon heran.
"Steh auf, mein Junge. Ich verlange einen Beweis für die Wirksamkeit der Magie, die durch deinen Körper strömt." Auf ein Wink von ihm, trat ein halbes Dutzend Männer vor und stellte sich in eine Reihe auf. Unter ihnen befanden sich die beiden, die zuvor miteinander gekämpft hatten. Alle trugen sie nun scharfe Waffen. Ein Sklave erschien und überreichte Pyridon ein Holzschwert, nahm dessen Schild und Speer entgegen, eilte dann davon.
"Ein Übungsschwert wird reichen müssen. Falls du siegst, war es mir ein Beweis genug." Er schlug seinem Champion auf die Schulter. "Enttäusche mich nicht."
"Das werde ich nicht", antwortete Pyridon selbstsicher. Ein warmes Lächeln huschte über die Lippen des Königs, bevor er zu seinem Sitz zurückkehrte.
Pyridon lockerte die Nackenmuskeln mit kreisenden Bewegungen seines Kopfes. Er sog die Luft in seine Lungen und atmete sie ruhig heraus. Nun war er bereit. Das Holzschwert mit dem Bleikern war ihm vertraut. In unzähligen Stunden hat er unter den Anweisungen eines Fechtmeisters die Waffe zu handhaben gelernt. Das Gewicht bewirkte, daß sich ein wirkliches Schwert federleicht in der Hand anfüllte. Sehr nützlich in einer langen Schlacht.
Pyridon stellte sich vor die Männer, und ließ seinem Blick über ihre Gesichter gleiten. Sie wirkten entschlossen.
Einer von ihnen machte den Anfang und griff an. Er zielte auf den Kopf, verfehlte sein Ziel aber, Pyridon wechselte blitzschnell die Position, ließ seinem Gegner das Schwert in den Nacken krachen. Der Mann stürzte und blieb regungslos liegen.
Die anderen machten nicht den selben Fehler. Sie griffen gemeinsam an, ihre Füße wirbelten den Sand auf, als sie vorwärts stürmten. Der Kampf war heftig aber kurz. Der Champion wich den Attacken mit übermenschlichen Geschick aus. Er schickte einen nach dem anderen zu Boden. Der Letzte atmete röchelnd, eine Hand an den gebrochenen Rippen.
Pyridon ließ die Waffe fallen und schritt an den besiegten Männern vorbei. Er würdigte sie keines zweiten Blickes. Der König schmunzelte als der unverletzte Champion an ihn herantrat.
"Gut gemacht!", sagte er erfreut und schlug sich mit der Hand aufs Knie. "Sie hatten den Befehl dich zu töten, aber mir scheint es, daß die Zahl Sechs ihnen Unglück brachte. Ich hoffe, du kannst mir verzeihen", meinte er erheitert und erhob sich von seinem Sitz, die schwere Kette um seinem Hals, das Zeichen seiner Würde, klirrte leise. Seine Hand legte sich auf Pyridon Schulter.
"Begleite mich ein Stück", bat Kulm.
Sie setzten sich in Bewegung, begleitet von der Leibwache. Der König schwieg als sie zwischen den Zelten hindurchgingen. Bald ließen sie das Lager hinter sich und erklommen einen spärlich bewachsenen Hügel.
Vor ihnen bereiteten sich die Berge. Die Felsen ragten abrupt aus dem flachen Boden und bildeten eine hohe, zerklüftete Wand. Zwei gewaltige Sandsteinblöcke formten in der Ferne einen Eingang zu einem schmalen Paß. Dahinter befand sich das einzige noch freie Land, ging Pyridon durch den Kopf. Es war das Land der Helorer und dessen Bewohner leisteten erbitterten Wiederstand. Das wird sich bald ändern, dachte er mit Zuversicht.
"Sieh hin", sagte Kulm Feen gereizt und deutete auf die blauen Berge. "Der verfluchte Paß hält uns auf! Nein, das ist so nicht ganz richtig. Die verdammten, heldenhaften Helorerkrieger!" Er schnaubte verächtlich. "Sie wissen genau, dass sie uns hier lange genug aufhalten können, bis unsere Vorräte verbraucht sind. Niemals hätte ich mit einem so großen Wiederstand gerechnet. Dieser Fehler wird mir nicht nochmal unterlaufen."
Der König beugte sich und hob einen runden Stein auf. Dann schleuderte er ihn wütend in die Richtung des Paßes.
"Als wäre das nicht genug", sagte er zwischen gepreßten Lippen, "haben sie uns herausgefordert! Ihr bester Krieger tritt gegen den unseren und die Bedingungen sagen vor, daß der Verlierer das Feld räumen muß." Er strich sich nachdenklich mit der Hand über das Kinn. "Ich habe dem Kampf und der Forderung zugestimmt." Pyridon spürte den durchdringenden Blick des Königs, als der ihn von der Seite aus betrachtete.
"Ich habe nicht vor, zu verlieren."
Pyridon neigte verständnisvoll den Kopf.
"Natürlich, Herr. Ich werde mein Bestes geben. Kein Mann kann sich mit mir messen."
"Das hoffe ich", sagte Kulm und klopfte dem Krieger auf den Rücken. "Das hoffe ich sehr."

Sie kehrten zurück, und der König schickte Boten mit einer Nachricht zur Stellung der Helorer aus, die wenig später mit einer Antwort erschienen. Der Kampf würde zwischen dem Paß und dem Armeelager stattfinden. Direkt vor den Augen der verfeindeten Soldaten.

Pyridon blickte auf das karge Feld vor ihm. Die aufgeheizte Luft erhob sich zitternd über der trockenen Ebene. Hinter seinem Rücken hatte sich die gesamte Armee von Terphon versammelt um dem Kampf beizuwohnen.
Er drehte sich um und hob den Speer. Tausende Stimmen erwiderten seinen Gruß, die Männer stampften mit den Füßen, schepperten mit ihren Schildern und reckten die Waffen jubelnd in die Höhe. Er grinste als er ihnen den Rücken zuwandte. Es war berauschend das Vertrauen Tausender zu genießen. Sein Herz begann nun schneller zu schlagen, er spürte die reine Energie in seinem Blut, die jeden Muskel erreichte. Noch nie hatte er sich so lebendig und frei gefühlt. Sein Körper sehnte sich nach diesem Kampf. Er packte den Speer fester und marschierte auf eine einsame Fahne zu, die im trockenen Wind flatterte.
Der Feind befand sich nahe des Paßes, Pyridon schätzte sie auf nicht mehr als zweihundert Krieger. Ihre Waffen glitzerten in der Sonne und warfen die Reflektionen zurück. Er blieb stehen, als er die Fahne erreichte, bohrte seine Waffe in den Boden und wartete.
Aus den Reihen der Helorer löste sich ein einzelner Krieger, sein weißer Helmbusch wippte hin und her, als er sich in Bewegung setzte. Niemand jubelte oder sprach ihm ermutigende Worte zu, als er sich daran machte die Ebene zu durchschreiten. Pyridon bedauerte ihn beinahe.
Der Krieger wechselte in einen leichten Trab. Er überquerte die Entfernung rasch. Als er näher kam, konnte Pyridon seinen Gegner besser in Augenschein nehmen. Er war einen Kopf kleiner, schlank gebaut, doch das Spiel der Muskeln ließ erahnen, welche Kraft und Geschick in ihm steckte. Er hielt an, nur wenige Schritte trennten die beiden Herausforderer voneinander. Der Lauf schien ihn nicht beanschprucht zu haben, denn er atmete ruhig und gleichmäßig.
Das Gesicht des Fremden war hinter einem kunstvollen Helm versteckt, den ein fähiger Schmied zu einem schönen aber ausdruckslosen Gesicht geformte. Einzig die Augen dahinter, funkelten trotzig. Er mußte sich ein Lächeln verkneifen, als er die kühle Wut des kleinen Mannes spürte. Unter normalen Umständen wäre er ein würdiger Gegner.
Das Flattern der Fahne war das einzige hörbare Geräusch zwischen den schweigenden Kriegern. Es ist Zeit, den ersten Schritt zu tun, dachte Pyridon und griff nach der Waffe, die immer noch im Boden steckte. Aus dem Augenwinkel sah er, wie der Andere schnell in Kampfposition wechselte. Der bronzene Rundschild schob er schützend vor die gepanzerte Brust, die Schwerthand verharrte stoßbereit über der Schulter.
Pyridon ließ seiner unbändigen Energie freien Lauf und begann den tödlichen Tanz. Er hatte nicht die Absicht, seinen Herausforderer sofort zu töten, das wäre kein angemessener Sieg. Es würde ein Spiel werden, bis Pyridon ihn überdrüssig war.
Sein Speer schnellte vor, er zielte auf ein ungeschütztes Knie. Der Stoß wurde in letztem Augenblick mit einem lauten Scheppern des Schildes abgewehrt. Als nächstes folgte eine Reihe schneller Stiche, die einzig der Verwirrung dienten. Der Krieger blockte und konterte seinerseits mit einer Attacke. Pyridon wich dem Schlag Dank seiner überragenden Reflexe aus, doch beinahe hätte der Krieger ihn einen Schnitt, quer über den Arm, zugefügt. Pyridon hob eine Augenbraue in Bewunderung, sein Gegenüber stellte sich gefährlicher dar, als er zunächst annahm. Beinahe hätte er laut losgelacht, zu verrückt war die Vorstellung, dass er jemals verwundert werden konnte.
Er grinste, dabei entblößte er seine weißen Zähne, und antwortete auf die Dreistigkeit seines Gegners mit einem blitzartigen Stoß. Die Waffe fuhr an der Aussenkannte des Schildes vorbei und ritzte die Haut an der Schulter auf. Dem Krieger schien die Verwundung nicht zu bemerken, er wich nicht zurück oder suchte überstürzt Deckung, sondern sprang vor. Beide Schilde donnerte mit einem ohrenbetäubenden Krach zusammen. Pyridon taumelte, beinahe wäre er gestürzt. Pyridon fluchte und löste sich mit einem Schritt von seinem Gegner. Vielleicht ist es Zeit, das Tempo zu beschleunigen?, überlegte er kurz, spie dann aus und stürmte vor. Die beide Krieger umkreisten einander, der tödliche Reigen setzte sich fort.
Der Kampf wurde mit zunehmender Dauer heftiger, Pyridon ließ seinem Gegner keine Zeit zum Verschnaufen. Er landete einige unbedeutende Treffer an den Beinen und Armen, gab sich damit vorerst zufrieden. Es war nicht mehr als ein Spiel, und er stellte die Regeln auf.
Der Krieger keuchte, sein kunstvoll drapierter Brustpanzer hob und senkte sich in Rhythmus seines stockenden Atems. Immer schwerer gelang es ihm den Schild zu heben, um einen Schlag abzuwehren, sein Arm war taub durch die kräftezehrende Belastung. Er wird müde, stellte Pyridon, zu seiner Zufriedenheit, fest.

Die Sonne schien unbarmherzig auf die kämpfenden Gestalten, ihre langen Schatten huschten zwischen ihren Füßen hindurch. Unbemerkt hatte der Waffengang sie an die Reihen der Soldaten aus Terphon geführt, die mit leuchtenden Augen dem Kampf verfolgten. Sie jubelten Pyridon zu und verhöhnten dessen Gegner laut.
Schweiß rann von der Haut des Kriegers, und vermengte sich mit dem Blut aus den Wunden. Der kleine Mann war dem Ende nahe, trotzdem klammerte er den Schild und die Waffe an sich. Pyridon umkreiste ihn wie ein Raubtier, kurz bevor es seine Beute schlug. Ein blitzartiger Stoß schickte den Krieger in die Knie, als sich dieser fallen ließ, um der Speerspitze zu entkommen, die auf sein Gesicht zielte. Dort bliebt er, den Kopf auf der bebenden Brust ruhend. Das Schwert und der Schild entglitt seinen Händen.
Die Männer brachen in triumphierendes Gejohle aus. Pyridon wußte, dass er sie zufrieden gestellt hatte. Sie schrien voller Begeisterung seinen Namen aus, in Erwartung des bevorstehenden Endes. Es war ein guter Kampf, der noch in vielen Jahren von den Dichtern besungen würde. Nach dem heutigen Tag würde niemand zweifeln, dass Pyridon einen Platz in der Gesichte neben den legendären Helden, wie Alar oder Gothan verdiente. Dieser Tag bedeutete Unsterblichkeit, die mehr wog als Gold oder Leben. Sein Name würde für die Ewigkeit bestehen, und das verdankte er diesem schmächtigen Krieger, der jetzt, hilflos und erschöpft, zu seinem Füßen ruhte. Sein Tod bedeutete einen sicheren Weg durch den Paß, und dann würde ein weiteres, unbedeutendes Land unter die Herrschaft von Terphon fallen. Es ist beinahe zu einfach, dachte Pyridon verschmitzt.
Er schloß die Augen und genoß diesen Augenblick. Doch ich sollte nicht zu lange warten, tadelte er sich, um diesen Moment nicht mit unnötigen Warten zu zerstören. Als er die Augen erneut aufschlug, richtete er den Blick auf den Krieger, der sich unter Schmerzen aufrappelte. Seine Waffen lagen dort, wo er sie zuletzt liegen ließ. Er löste den Riemen unter dem Kinn, packte den Helm mit beiden Händen und streifte ihn ab. Es wurde schlagartig still, als der Helm fiel und scheppernd davonrollte. Pyridon konnte nicht glauben, was er sah. Es war eine Frau! Unmöglich, schoß es Pyridon durch den Kopf. Sie hatte ihn die ganze Zeit über getäuscht!
Ihr schulterlanges, dunkles Haar war schweißdurchtränkt und klebte an ihrem Kopf. Einst ist sie schön gewesen, doch nun war sie es nicht mehr. Die Nase war mehrmals gebrochen worden, hinzu kam eine helle Narbe, die sich über ihre Lippen zog. Einzig ihre Augen strahlten eine unglaubliche Energie aus. Pyridon war es mitten im Kampf nicht aufgefallen, aber sie schimmerten violett. Es waren die seltsamsten Augen, die er je zu Gesicht bekam. Er war fasziniert, doch dann schüttelte er den Kopf, als liege er unter einem Bann.
Sie blickte ihn trotzig an, dabei hantierte sie an den Riemen, die ihren verbeulten Brustharnisch zusammenhielten. Als es ihr dann gelang, eine der Schnallen zu lösen, rutschte der Panzer über eine Schulter weg und fiel herunter. Darunter war sie nackt, ihr Bauch und die winzigen Brüste glänzten vor Schweiß.
Sie beugte sich hinunter, hob ihr Schwert und Schild auf, und nahm erneut Kampfhaltung ein.
Pyridon war von ihr gleichzeitig fasziniert und wütend. Sie hatte sich lange gegen ihn behaupten können, das war mehr als erstaunlich, doch genau darin lag der Grund für sein Unmut. Würde die Tatsache, daß er gegen eine Frau angetreten war, seinen Ruhm schmälern?
Er war ratlos. Wie würde die Reaktion ausfallen, wenn er sie tötete? Er sollte schnell handeln, die angespannte Stimmung mit einer Entscheidung entschärfen. Er ging langsam um sie herum, sein Gesicht konzentriert, doch dann mußte er plötzlich grinsen.
Pyridon drehte sich zu den Männern um, die sich in der Hörweite befanden.
"Ich weiss nicht, ob ich gegen sie kämpfen oder sie auf der Stelle nehmen soll?", brüllte er ihnen entgegen.
Die Männer brachten in ein lautes Gelächter aus, der sich wie eine Welle fortsetzte, als sie seine Worte weitergaben.
Pyridon hörte etwas durch die Luft zischen, das Gelächter hörte abrupt auf. Er runzelte fragend die Stirn, dann spürte er etwas in seiner Kehle eindringen. Sein Mund füllte sich plötzlich sehr warm an und als er ihn öffnete, schoß Blut heraus. Mit einer Hand fasste er nach seiner Hals und ertastete zur seiner Verblüffung einen scharfen Gegenstand, der aus seiner Kehle ragte. Wütend drehte er um, blickte die Kriegerin an. Ihre Hand war zu einer Faust geballt, doch sie war leer. Pyridon versuchte zu sprechen, aber nur ein blutiges Krächtzen entwich seinen Lippen. Warum verspürte er keine Scherzen? Sein Blick verschwamm langsam, die Umrisse der Frau verschmolzen mit dem Hintergrund. Er blinzelte mehrmals, mühte sich um einen Atemzug. Seine Kraft verließ ihn. Er ging in die Knie, stützte sich schwer auf seinem Speer. Der Schild entglitt seinen Finger und er hob die Hand vor seine Augen. Er ballte sie zu einer Faust und als er sie öffnete, folgten seine Augen einer unsichtbaren Bewegung. Unsterblichkeit, waren seine letzten Gedanken, bevor er fiel und regungslos liegen blieb. Der Rücken war Blutbesudelt, das Kurzschwert ragte aus seinem Nacken.
Die Frau schlenderte erschöpft zu der Leiche, zog die Waffe heraus. Wieder bewaffnet, funkelte sie die sprachlosen Soldaten herausfordernd an. Dann drehte sie sich um und ging fort.

"Wir haben gesiegt!"
"Nein", erwiederte die erschöpfte Kriegerin. Sie setzte sich auf einen Felsen,von dem sie eine herrliche Aussicht auf die Ebene unter ihr hatte. Die Sonne stand tief, der Himmel färbte sie allmählich rot. "Wir haben nur Zeit gewonnen. Sie werden niemals ihr Wort halten. Spätestens in einem Jahr werden wir wieder gegen sie kämpfen müssen."
"Waren die Opfer der vergangenen Tage umsonst?", hörte sie jemanden die Frage stellen.
"Nein. Wir haben Zweifel in ihre Herzen gesäht. Das ist mehr Wert als eine ganze Armee."

 

Hallo Cwn, herzlich willkommen auf kg.de.

Ich weiß nicht genau, ob mir der Text gefallen hat. Als Einstand ist er gelungen, aber ich habe es nicht wirklich geschafft, mich irgendwie hineinzuversetzen, das Geschehen ist zwar passiert, war mir aber relativ egal.
Also - da ist dieser beste Krieger von Sowieso, der vom Magier magisch aufgepustet wird, damit er einen wichtigen Kampf gewinnt. Du springst zwischen der Perspektive des Kämpfers und der des Magiers. Dann soll er kämpfen, der Gegner ist eine Frau und sie erlegt ihn mit irgendeiner Wurfwaffe, während er damit beschäftigt ist, die Luft mit Testosteron zu verpesten.
Der Krieger war mir nicht annähernd sympathisch. Er ist ein selbstsicherer, dummer Haudrauf, so kommt es mir jedenfalls vor. Ich weß nicht, ob es daran liegt, dass du mich nicht an seinem Innenleben teilhaben lässt oder daran, dass mir seine Aktionen so völlig zuwidergehen. Jedenfalls war ich mir ganz am Anfang schon sicher, dass er den Kampf nicht gewinnen würde, was dann ja auch passiert ist. Trotzdem, wenn am Anfang das Messer in Zeitlupe versetzt wird, warum ist das dann am Ende nicht geschehen?
Gegen Ende springst du plötzlich in die Perspektive der gegnerischen Partei. Die tun mir aber auch überhaupt nicht Leid, weil ich sie nicht kenne. Wie gesagt, das ganze Geschehen berührt mich nicht und ist mir herzlich egal... die Geschichte ist nett geschrieben, teilweise Ausdruck- und Kommafehler, aber an sich gut zu lesen. Trotzdem, mich berührst du damit nicht.

gruß
vita
:bounce:

 

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