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Raubtierbeutezug

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28.11.2004
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Raubtierbeutezug

Raubtierbeutezug

Weiße Zähne bohren sich tief in frisches Fleisch, durchbrechen die Haut, setzten den roten Strom frei. Rote Ströme voller Blut. Voller Lebenskraft, die nun immer schneller aus dem hilflosen Fleisch schwindet. Die Lebenszeit der jungen Frau war abgelaufen, abgelaufen schon seit dem Zeitpunkt, als er sie gefunden hatte. Seine Auserwählte für jene Nacht. Wie dumm von ihr zu glauben, sie hätte ihn erwählt.

Samstagnacht, Partyzeit. Endlich feiern mit den Freunden. Diese Woche war wirklich stressig verlaufen, ihr Chef hatte doch echt keine Ahnung! Der saß den ganzen Tag in seinem schönen, gemütlichen Büro und bemerkte nichts vom Alltag, von der Wirklichkeit. Sie schon, immerhin musste sie doch jeden Tag mit den Kunden umgehen und verhandeln. Nein, aufhören. So würde sie sich nur den Abend verderben und wer konnte es schon sagen, vielleicht traf sie ja heute auf einen netten Kerl. Keinen zum Heiraten, nein einfach einen, mit dem man Spaß haben konnte. Sei es nur für eine Nacht oder sogar weniger...

Da waren Augen auf ihr. Beobachteten ihren Körper, während sie ihn sanft zu den Klängen der Musik wiegte. Verfolgten ihre Bewegungen, verfolgten wie ihr Haar fiel, verfolgten wie sie ihre Hände drehte, verfolgten sie. Woher sie wohl stammten? Neugierig blickte sie sich um, konnte jedoch niemanden erkennen, alle schienen mit sich beschäftigt oder, nun ja, mit jemand anderem als ihr. Seltsam, vielleicht hatte sie sich ja getäuscht.

Puh, das Tanzen machte ganz schön durstig! Sie schlängelte sich durch die tobende Menge. Der DJ verstand sein Geschäft wirklich, die Musik schien genau den Geschmack der Anwesenden zu treffen.
Sie steuerte auf die Bar zu und plötzlich sah sie ihn. Sogleich stach er ihr ins Auge. Seine Körperhaltung überlegen und selbstsicher, seine Kleidung dunkle und sündig, seine Augen... Oh seine Augen! Niemals zuvor hatte sie solche Augen gesehn, das Grün schien wie bei einer Raubkatze. Überhaupt ähnelte er im Gesamtbild diesen edlen Tieren. Er blickte durch sie hindurch und in ihr keimte das Verlangen seine Lippen zu berühren, ihm nahe zu sein. Die kleinen Nackenhäarchen richteten sich verräterisch auf, als sie sich ihm näherte. „Hallo.“ Ihre Stimme erschien ihr so fremd. Er entgegnete nichts, streckte lediglich seine Hand aus und ließ sie über ihr Gesicht gleiten. Kurz musste sie die Augen schließen. Er würde es sein, der Mann für diese Nacht, der ihr ungeahnte Freuden bereiten würde. Sie sah Bilder vor ihrem inneren Auge, sah was er mit ihr tun würde, fühlte seine Haut auf ihrer brenne, keuchte auf. „Nicht hier... nicht hier..“ war alles was sie noch zu sagen vermochte. Grinsend nahm er sie bei der Hand und führte sie aus der stickigen Halle, während der DJ gerade „Sympathy for the Devil“ von den Rolling Stones auflegte...

Ihr Duft stieg ihm in die Nase. Oh ja, sie war mehr als bereit. Bereit ihm zu gehören. Beinahe hilflos klammerte sie sich an ihm fest, zerrte an seinem Hemd konnte es jedoch nicht öffnen. Er musste nochmals grinsen. „Bitte, oh bitte“, immer wieder flüsterte sie diese Worte, ohne erhört zu werden. Noch nicht... Sein Finger glitten durch ihre Haare, fühlten die Lebendigkeit, ließen ihn hörbar seufzen. Wie sehr verlangte er danach, danach wieder lebendig zu sein. Bald würde er es wieder fühlen, das Leben, das vor so langer zeit von ihm gewichen war.

Sie würde innerlich verbrennen, wenn er nicht sogleich etwas tun würde. Still stand er vor ihr und tat nichts, starrte sie einfach nur an und sie hatte wieder dieses Gefühl, das sie schon zuvor beim Tanzen gehabt hatte. Also war er es gewesen, der sie beobachtet hatte. Von einem Moment auf den anderen veränderte sich sein Blick, seine Pupillen verengten sich zu Schlitzen, was ihn noch mehr einem jagenden Raubtier gleichen lies. Endlich senkten sich seine Lippen auf die ihren, schon wollte sie ihre Arme ausstrecken, doch er verhinderte dies, wanderte weiter, ihren Hals hinab, liebkoste ihren Nacken. Endlich...

Tod, kalt, leer, schwerfällig glitt sie zu Boden. Ihrer Seele längst beraubt. Gierig wanderte seine Zunge über seine Lippen, saugte die letzten Blutstropfen auf. Rote Tränen tropfen von seinen Wangen. Wieder hatte er gemordet, wieder war es ihm egal, wie jede Nacht, um zu überleben. Seine kalte, weiße, leblose Hand stricht ein letztes Mal über ihre haut, dann erhobt er sich, zog seinen Umhang fester, um sich vor der unaufhaltsamen Kälte zu schützen, die ihn zweifelsohne bald wieder umfangen würde und verschwand in die Nacht...

Erst Anfang zwanzig und schon am Ende der Kräfte. Na hoffentlich würde sie dieser Abend ablenken können. Auch wenn gestern erst eine tote Frau im Hinterhof der Nobeldisco gefunden worden war. Sie war eben der beliebteste Treffpunkt für junge Singles weit und breit. Vielleicht würde ja auch sie jemanden kennenlernen. Der DJ legte gerade „Sympathy for the Devil“ von den Rolling Stones auf und die junge Frau begann freudig zu tanzen. Komisch, beinahe schient es ihr, als würde sie beobachtet werden, beobachtet wie von einem Raubtier auf Beutezug. Seltsam....

 

Deine Geschichte war nicht gruselig und der Anfang hat mir nicht gefallen.
Dennoch finde ich deinen Stil gut, vorallem ab der Mitte des Textes - nur deine Idee war schlecht.

 

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