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Realität

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10.10.2006
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Realität

„Warum, frage ich Sie, wird der Tod in der Populärkultur so sehr mit Bedeutung aufgeladen?“ Professor Tubran legte die Hände auf das Pult und ließ seinen Blick über die dicht besetzten Ränge schweifen. Einige seiner Studenten saßen auf der Treppe. Kein Zweifel, sein Kurs war gefragt.
„Ein paar Beispiele gefällig? In dem Film Minority Report, der auf einer Kurzgeschichte des angloamerikanischen Schriftstellers Philip Kindred Dick beruht, heißt es, dass der Mord wie keine andere Tat einen Eingriff in das metaphysische Geflecht des Universums darstellt. Das ist doch ganz beachtlich, finden Sie nicht? In dem leider misslungenen Film Die Abenteuer des Baron von Münchhausen tritt der Tod als personifizierte Albtraumgestalt auf, die dem Titelhelden persönlich nach dem Leben trachtet. Und die Bombe, die der Übeltäter mit seinem Pulsschlag verknüpft, ist ein stehendes Topos im Baukasten angloamerikanischer Drehbuchautoren. Sie wissen schon -“ Tubran griff sich ans Herz, knickte halb mit den Knien ein und machte dann ein lautes Bumm-Geräusch. Der Saal lachte.
„Die Personifizierung des Todes ist fest in unserer Kultur verankert und keinesfalls eine Erscheinung der Moderne. Man verhandelt mit dem Tod. Man spielt mit ihm um sein Leben. Vorzugsweise Schach. Man betrügt ihn. Man trickst ihn aus und hintergeht ihn. Die Moiren spinnen den Schicksalsfaden, die Götter erachten einen als wichtig genug. Sie beschäftigen sich mit uns. Das ist doch beruhigend, finden Sie nicht?“
Tubran strich sich über seinen Mund und streichelte sein Kinn. Wenn der Beamer nur endlich wieder funktionierte, dann hätte er die letzte Passage besser unterstreichen können. Er hatte faszinierende Abbilder von Bronzestichen. Tubran kniff die Augen zusammen und spürte einen leichten Kopfschmerz.
„Die Kirche“, setzte er neu an. „Die Kirche hat sich dadurch finanziert. Ablasshandel. Das war schon das Geschäft mit dem Tod, bevor es Waffenhändler überhaupt gab. Warum ist das so? Warum fasziniert uns der Tod? Er ist doch alltäglich. Gehen Sie mal in ein Krankenhaus oder auf einen Friedhof. Unterhalten Sie sich mal mit einem Pfarrer oder einem Arzt. Für sie ist der Tod alltäglich. Schlimmer noch, für sie ist er banal. Glauben Sie, dass jedes Mal Gott dahinter steckt oder dass es einen Riss auf irgendeiner Ebene gibt, wenn jemand stirbt? Glauben Sie das wirklich? Der Tod macht einen Plan für jeden von uns, wie es in der Filmtriologie Final Destination heißt? Wäre ziemlich anstrengend. Er bräuchte ein paar Elfen, die ihm dabei helfen. Eine Frau Weihnachtstod vielleicht, die eine Liste führt.“
Tubran schüttelte den Kopf. „Nein, aus dem Alter sind wir doch raus. Wir glauben nicht mehr an den Weihnachtsmann und nicht mehr an den Osterhasen, nicht an Rübezahl und auch nicht mehr an Meister Proper, aber an den Tod. Warum ist das so?“
Tubran räusperte sich und wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. Seine Knie fühlten sich weich an. „Ich will es Ihnen gerne sagen. Weil der Glaube an den Tod unser Leben aufwertet. Ganz einfach. Wenn unser Tod schon keine Bedeutung hat für das große Ganze, was sollte unser Leben dann für eine Bedeutung haben? Kleine Kinder machen das schon. Wenn sie kein Pony bekommen oder sich ungerecht behandelt fühlen, dann legen sie sich ins Bett und stellen sich vor, dass sie tot sind und dass es ihren Eltern leid tut. Na, los. Geben Sie’s zu, wer von Ihnen hat das als Kind gemacht?“
Einige meldeten sich zögerlich. Tubrans Blick war getrübt, so als sähe er sie durch eine Glasscheibe. Mit der rechten Hand schöpfte er von unten nach oben. Wedelte wie ein Dirigent und nun erhoben sich mehr Hände. Studenten blickten unsicher nach links und rechts, meldeten sich dann doch. Schweiß lief durch Tubrans Brauen in die Augen.
„Sehen Sie. Wir brauchen das, wir brauchen den bedeutsamen Tod. Wir brauchen das. Wir wollen, dass man uns vermisst, wir wollen Teil eines großen Ganzen sein, wir wollen wichtig und bedeutsam sein. Das ist einfach so, aber wissen Sie was, das ist alles Quatsch. Keinen kümmert das.“
Tubran hustete und lockerte seine Krawatte ein wenig. „In hundert Jahren werden wir alle tot sein und die Welt wird von anderen …“, Tubran schluckte, „wird von anderen bevölkert sein und die werden auch alle so denken, wie wir, dass sie wichtig sind und dass ihr Tod dann eine Bedeutung hat und das alles, aber die, die …“
Tubrans Knie brachen unter ihm weg. Im Fallen versuchte er noch, sich am Pult festzuhalten, bekam es aber nicht zu fassen. Er schlug mit dem Hinterkopf auf dem Boden auf und sah an die Decke des Seminarsaals. Er hörte Stimmen, vor allem die der Studentinnen.
Sein Mund war trocken. Tubran leckte sich über die Lippen und starrte weiter an die Decke. Er sah die Lampen, aber sie waren ausgeschaltet. Seltsam eigentlich.
Schließlich schob sich ein Kopf in sein Blickfeld. Ein Mädchen mit länglichem Gesicht und einer Nickelbrille. Tubran flüsterte: „Ich habe mich geirrt. Sag mir, dass ich mich geirrt habe. Bitte.“

 

Hallo Quinn!

Im Ganzen eine runde Sache. Gut geschrieben und inhaltlich gefällt mir die Geschichte auch.

Kleinigkeiten:

Sie, wissen schon -“
vll besser: Sie wissen schon ..."

ein lautes Bumm-Geräusch
Eine Beschreibung des Geräusches wäre schöner.

Ablasshandel. Das war schon das Geschäft mit dem Tod, bevor es Waffenhändler überhaupt gab.
Meine persönliche Vermutung: Waffenhandel gab's vor dem Ablass der Kirche. Aber es dürfte schon Vorgänger zum Ablasshandel gegeben haben, was die Frage aufwirft: Was war zuerst da? Die Religion und der Handel oder die Waffen und der Handel? :)

Sie sich mal mit einem Pfarrer oder einem Arzt. Für sie ist der Tod alltäglich. Schlimmer noch, für sie ist er banal.
Auch wieder persönliche Vermutung: für viele andere ist der Tod ebenfalls banal und umgekehrt alles andere als banal für einige Ärzte und Pfarrer. Trotzdem als Beispiel hier nicht verkehrt angebracht.

Er hörte Stimmen, vor allem die der Studentinnen.
Kein so schöner Satz, mE. Vll lieber sowas wie "Er hörte aufgeregte Stimmen."?

„Ich habe mich geirrt. Sag mir, dass ich mich geirrt habe. Bitte.“
Ja, ja, wenn es einen selbst an den Kragen geht.

Insgesamt, wie schon gesagt, eine recht überzeugende Geschichte. Wäre vll auch etwas für die Rubrik Gesellschaft.

Beste Grüße

Nothlia

 

Hallo Quinn,

auf mich wirkt die KG sehr filmisch. Könnte der Anfang eines Thrillers oder einer tragischen Lovestory sein. Klassisch, mit Optionen in alle Genre-Richtungen. Ich hätte so gern weiter gelesen!

Und dann schlägt, dem Titel verpflichtet, die Realität ein wie ein Blitz. Als ob man vom Schwarzen Mann redet, und plötzlich kommt er fröhlich pfeifend um die Ecke.

Deine dem Professor in den Mund gelegten Gedanken sind stimmig. Natürlich hat er sich nicht geirrt. Doch in der letzten Sekunde der Erkenntnis will man eben das dann nicht wahrhaben.

Das deckt sich auch mit der Behauptung, dass selbst die stursten Atheisten Angesichts des Todes nach Gott schreien.

Das Nachdenken über den Tod ist eben eine beunruhigende Sache. Für die, die gehen, und die, die bleiben ganz besonders. Auch wir alle, die wir jetzt hier in diesem Forum vereint sind und diese Geschichten lesen, werden irgendwann nicht mehr da sein. Ähm ...

Interessante kleine Geschichte.

Meister Propper schreibt man (glaube ich) allerdings mit zwei "p", wenn du den meinst, der so sauber putzt, dass man sich drin spiegeln kann.

Grüße von Rick

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Nothlia

Im Ganzen eine runde Sache. Gut geschrieben und inhaltlich gefällt mir die Geschichte auch.
Das freut.

vll besser: Sie wissen schon ..."
Ehm, ja. Das ist ein interessantes Thema, "-" oder "..." beim Abbruch einer wörtlichen Rede. Hier folgt ja nichts mehr, sondern es ist ein harscher Abbruch (wenn auch selbst herbeigeführt und nicht von einem anderen unterbrochen). Könnte man also sicher beides setzen, dieses "..." hat aber auch immer so ein "Ich lass den Rest nun besser ungesagt" wie in "Wenn du nicht sofort aufhörst, mit der Tröte rumzublasen, dann...", das ist ja hier eher nicht der Fall. Er bringt den Satz ja zu Ende, wenn auch nonverbal.


Meine persönliche Vermutung: Waffenhandel gab's vor dem Ablass der Kirche. Aber es dürfte schon Vorgänger zum Ablasshandel gegeben haben, was die Frage aufwirft: Was war zuerst da? Die Religion und der Handel oder die Waffen und der Handel? :)
Auch Professoren opfern die Wahrheit für eine gute Pointe. ;) Der Begriff "Das Geschäft mit dem Tod" ist ja ein relativ neuer, glaube ich, und wird dann für diese Waffenhändler verwendet, die Knarren nach Schwarzafrika liefern.

Auch wieder persönliche Vermutung: für viele andere ist der Tod ebenfalls banal und umgekehrt alles andere als banal für einige Ärzte und Pfarrer. Trotzdem als Beispiel hier nicht verkehrt angebracht.
Ja, Pfarrer und Ärzte sind eben mit dem Tod weitaus häufiger konfrontiert als der "normale Mensch", für den der Tod der Oma dann ein Drama darstellt. Pfarrer haben ja pro Woche nen halbes Dutzend Beerdigungen. Das sollte damit unterstrichen werden.

Insgesamt, wie schon gesagt, eine recht überzeugende Geschichte. Wäre vll auch etwas für die Rubrik Gesellschaft.
Vielen Dank nochmal. Wo man die Geschichte nun hinstellen möchte, ich weiß es auch nicht. Auf Gesellschaft wäre ich jetzt nicht gekommen, aber stimmt, da könnte sie auch hineinpassen.

Danke fürs Lesen und Mögen
Quinn

Hallo Rick,

auf mich wirkt die KG sehr filmisch. Könnte der Anfang eines Thrillers oder einer tragischen Lovestory sein. Klassisch, mit Optionen in alle Genre-Richtungen. Ich hätte so gern weiter gelesen!
Das freut mich natürlich, ist viel besser als "So nach der Hälfte hätte ich mir gewünscht, es wäre bald vorbei." ;)

Und dann schlägt, dem Titel verpflichtet, die Realität ein wie ein Blitz. Als ob man vom Schwarzen Mann redet, und plötzlich kommt er fröhlich pfeifend um die Ecke.
Er hätte den Spruch mit Frau Weihnachtstod nicht bringen sollen. ;)

Das deckt sich auch mit der Behauptung, dass selbst die stursten Atheisten Angesichts des Todes nach Gott schreien.
Genau, daran habe ich auch gedacht. Harald Schmidt hat das mal sehr griffig formuliert, genau diesen Gedanken: "Ich glaube, ob man Atheist ist, kann man erst auf den letzten Metern sagen."

Interessante kleine Geschichte.
Sehr schön. Das freut mich.

Meister Proper hab ich jetzt noch recherchiert, aber fand ihn nur mit einem "p".

Auch dir Danke fürs Lesen und Kritisieren
Quinn

 

Hej Quinn,

den Anfang finde ich gut. Der Vortrag, die kurze Show-Einlage, die bedauernden Gedanken des Profs, das wirkt authentisch.

Den folgenden Teil empfinde ich als etwas ungeordnet. Zuerst wird ein finanzieller Aspekt aufgezeigt, dannspricht er von der Faszination des Todes. Im Anschluß daran unterstellt er Pfarrern und Ärzten (sagen wir mal, zu Recht, aber auf mich wirkt es so formuliert beinahe unseriös), der Tod wäre für sie banal, dabei meint in erster Linie Formalitäten, denn damit haben die ja viel mehr zu tun - ich behaupte mal, kaum ein Arzt bleibt ruhig, wenn ein Patient ihm gerade unter den Händen wegstirbt.

Den nächsten Teil finde ich wieder gelungen. Für mich passt er nahtlos zum ersten: Wir handeln, indem wir den Tod personifizieren > dadurch erhält er eine besondere Bedeutung > dadurch erhält unser Leben eine besondere Bedeutung.

Dass er vom "Glauben an den Tod" spricht, finde ich interessant. Ich habe aber das Gefühl, Du wirst dann zu schnell (weil Du weißt, dass er bald abtreten wird, aber er hat keien Grund zur Eile und lotst sich doch argumentativ ins Aus, mit Sätzen wie

das ist alles Quatsch. Keinen kümmert das.
Das wirkt platt - und gut, wenn der Leser gleichzeitig mehr von seiner körperlichen Befindlichkeit erfahren würde: Der kann nicht mehr anders als irgendwas behaupten - was er nicht belegen kann, nie können wird, was also normalerweise keinen Platz hat, in einem wissenschaftlichen Vortrag - weil er schon vage spürt, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung ist.

wir wollen, Teil eines großen Ganzen sein,
Komma weg

die werden auch alle so denken, wie wir, dass sie wichtig sind und dass ihr Tod dann bedeutsam ist

besser fände ich: eine Bedeutung hat. Bedeutsam ist der eigene Tod allemal, wie Herr Tubran sogleich selbst feststellen wird.
Dafür muss man nicht sterben. Ich kann meinem eigenen Tod jede Bedeutung absprechen - bedeutsam wird er aber sein, wenn auch nur für mich. Ich werde ihm, falls er nicht sehr, sehr plötzlich eintritt, meine gesamte Aufmerksamkeit schenken - müssen.

vor allem die der Studentinnen.
Warum?

Interessante Geschichte.

Viele Grüße
Ane

 

Hallo Quinn,

Zitat: Meister Proper hab ich jetzt noch recherchiert, aber fand ihn nur mit einem "p".

Das nenne ich mal eine blitzsaubere Recherche *g*!

Grüße von Rick

 

Hallo Ane,

den Anfang finde ich gut. Der Vortrag, die kurze Show-Einlage, die bedauernden Gedanken des Profs, das wirkt authentisch.
So sollte es sein.

Den folgenden Teil empfinde ich als etwas ungeordnet. Zuerst wird ein finanzieller Aspekt aufgezeigt, dannspricht er von der Faszination des Todes.
Es ist tatsächlich etwas ungeordnet, wobei ich den "finanziellen" Aspekt nicht so recht sehe.

Im Anschluß daran unterstellt er Pfarrern und Ärzten (sagen wir mal, zu Recht, aber auf mich wirkt es so formuliert beinahe unseriös), der Tod wäre für sie banal, dabei meint in erster Linie Formalitäten, denn damit haben die ja viel mehr zu tun - ich behaupte mal, kaum ein Arzt bleibt ruhig, wenn ein Patient ihm gerade unter den Händen wegstirbt.
Ja, es ist schon etwas unseriös alles. Es ist natürlich kein wissenschaftlicher Vortrag, sondern ein "dramatisierter", wissenschaftlicher Vortrag, wenn man so will. Sonst wäre die Geschichte wohl auch wesentlich länger und wesentlich dröger. So ist es an einigen Stellen sehr zugespitzt und auch angreifbar, ich dachte nur, so würde es dann auch unterhaltsamer.

Den nächsten Teil finde ich wieder gelungen. Für mich passt er nahtlos zum ersten: Wir handeln, indem wir den Tod personifizieren > dadurch erhält er eine besondere Bedeutung > dadurch erhält unser Leben eine besondere Bedeutung.
Das freut mich, wobei ich auch hier glaube, dass die Argumentationskette des Professors angreifbar bleibt.

Dass er vom "Glauben an den Tod" spricht, finde ich interessant. Ich habe aber das Gefühl, Du wirst dann zu schnell (weil Du weißt, dass er bald abtreten wird, aber er hat keien Grund zur Eile und lotst sich doch argumentativ ins Aus,
Ja, da stimme ich dir zu. Es ist - wie gesagt - ein Kompromiss zwischen Unterhaltung und dem Anschein eines wissenschaftlichen Vortrags.

Das wirkt platt - und gut, wenn der Leser gleichzeitig mehr von seiner körperlichen Befindlichkeit erfahren würde: Der kann nicht mehr anders als irgendwas behaupten - was er nicht belegen kann, nie können wird, was also normalerweise keinen Platz hat, in einem wissenschaftlichen Vortrag - weil er schon vage spürt, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung ist.
Ja, natürlich merkt er langsam, dass etwas nicht stimmt. Und er gerät aus dem Konzept. Aber auch hier ist wieder die Frage, wie früh soll ich ihn ernstlich zusammenbrechen lassen. Damit nehme ich die Pointe ja schon vorneweg. Innerhalb eines längeren Vortrags hätte so eine "Provokation" allerdings vielleicht auch eine Funktion. Er will die Studenten vor den Kopf stoßen, um später erneut um dieses Thema zu kreisen.

besser fände ich: eine Bedeutung hat. Bedeutsam ist der eigene Tod allemal, wie Herr Tubran sogleich selbst feststellen wird.
Dafür muss man nicht sterben. Ich kann meinem eigenen Tod jede Bedeutung absprechen - bedeutsam wird er aber sein, wenn auch nur für mich. Ich werde ihm, falls er nicht sehr, sehr plötzlich eintritt, meine gesamte Aufmerksamkeit schenken - müssen.
Darum kreist der Text ja. Die Idee mit "eine Bedeutung hat" gefällt mir allerdings gut.

Warum?
Höhere Stimmlagen. ;)


Interessante Geschichte.
Das reicht mir doch schon.

Freut mich, dass du dich so mit dem Text auseinandergesetzt hast und dass - so interpretiere ich das mal narzistisch - die positiven Seiten doch überwiegen ;)

Gruß
Quinn

 

„Die Kirche“, setzte er neu an. „Die Kirche hat sich dadurch finanziert. Ablasshandel. Das war schon das Geschäft mit dem Tod, bevor es Waffenhändler überhaupt gab.

Das meinte ich mit "finanzieller Aspekt". Dann kurz die Frage "Wieso?" und dann die Behauptung, dass uns der Tod faszinieren würde. Ich finde die Reihenfolge wirkt nicht, sagen wir mal, rethorisch ausgereift genug, um einen Prof glaubwürdig darzustellen.

Höhere Stimmlagen.
Hab ich mir gedacht. Warum beschreibst Du sie nicht?

Das reicht mir doch schon.
Das ist auch gar nicht so wenig :)

Gruß
Ane

 

Hallo, Quinn,

kann mich den "Vorrednern" anschließen.

Hab dann doch noch ein kleines Problem:
„Ränke“ > Rank schweiz. „Wegbiegung“, aber auch „Kniff, Trick“; Plural veraltet für „Intrigen, Machenschaften“, daraus: Ränke schmieden.
Ist aber sicherlich nicht gemeint, wenn der Prof. über die vollen Ränge sieht.

„Die Kirche hat sich dadurch finanziert. Ablasshandel.“

Dass der Ablasshandel „der Kirche“ (Nothlia) später als der Waffenhandel auftaucht, liegt an der relativen geschichtlichen Jugend der Kirche(n), Nothlia, gegenüber Waffen und dem Handel damit. Interessant wäre, ob auch ältere Religionsgemeinschaften ähnliche Finanzierungsstrategien entwickelt haben.

„Das war schon das Geschäft mit dem Tod, bevor es Waffenhändler überhaupt gab.“

Es gibt nicht nur „das Geschäft“, sondern „Geschäfte“, ganze Branchen tun sich auf. Wobei die Bestattungsindustrie mit ihren benachbarten Branchen (Verbrennungsanstalt, Begräbnisstätten) noch eine der ehrwürdigsten ist. Die absurdeste Neu-Branche tut sich mit dem Wanderzirkus der von Hagen’schen „Körperwelten“ auf. Ist das Handwerk? Kunst? Gewerbe? Und da es auch Geschäft ist, muss gefragt werden, wer lässt sich da übers Ohr hauen?

„Warum ist das so? Warum fasziniert uns der Tod? Er ist doch alltäglich.“

Ein paar Zeilen Gegenzitat mit dem Versuch einer Antwort: „Der Haß gegen die Verstorbenen ist Eifersucht nicht weniger als Schuldgefühl. Der Zurückbleibende fühlt sich verlassen, er rechnet seinen Schmerz dem Toten an, der ihn verursacht. (…) Und wenn dann die Last des Lebens sich wieder auf den Hinterbliebenen legt, erscheint die Lage des Toten ihm leicht als der bessere Zustand.“ Horkeimer/Adorno, Dialektik der Aufklärung, Aufzeichnungen und Entwürfe, Zur Theorie der Gespenster.

Gruß

Friedel

 

Hey Friedrichard,

„Ränke“ > Rank schweiz. „Wegbiegung“, aber auch „Kniff, Trick“; Plural veraltet für „Intrigen, Machenschaften“, daraus: Ränke schmieden.
Ist aber sicherlich nicht gemeint, wenn der Prof. über die vollen Ränge sieht.
Viel simpler, ich lese immer eine englische Sportseite. Und manchmal vermische ich da was. Ich hab auch mal allen ernstes "drinken" geschrieben. ;)

Es gibt nicht nur „das Geschäft“, sondern „Geschäfte“, ganze Branchen tun sich auf. Wobei die Bestattungsindustrie mit ihren benachbarten Branchen (Verbrennungsanstalt, Begräbnisstätten) noch eine der ehrwürdigsten ist.
Ja, natürlich. Drogenhandel ist auch ein "Geschäft mit dem Tod", man könnte den Text ohne weiteres, wenn man dieses Feld "vernünftig" beleuchten wollte, um ein Vielfaches erweitern. Alleine wenn man sich eine kurze Stichwortliste macht, was einem so einfällt, käme man da auf zig Begriffe (Walküren z.B. würden noch in den Text passen, Zombies und die ganzen Untoten, Wiedergeburt, die verschiedenen Vorstellungen vom Jenseits, Nahtod- Erfahrungen usw. usf.). Es ist einfach ein verdammt weites Feld, aber ich habe es bewusst so stark eingeschränkt, um die Geschichte überschaubar und "simpel" zu halten. Auch wenn dadurch das Ende vielleicht ein wenig billig und moralisierend wirkt.

Ein paar Zeilen Gegenzitat mit dem Versuch einer Antwort: „Der Haß gegen die Verstorbenen ist Eifersucht nicht weniger als Schuldgefühl. Der Zurückbleibende fühlt sich verlassen, er rechnet seinen Schmerz dem Toten an, der ihn verursacht. (…) Und wenn dann die Last des Lebens sich wieder auf den Hinterbliebenen legt, erscheint die Lage des Toten ihm leicht als der bessere Zustand.“ Horkeimer/Adorno, Dialektik der Aufklärung, Aufzeichnungen und Entwürfe, Zur Theorie der Gespenster.
Ja, leuchtet mir ein. Aber das Zitat bezieht sich offensichtlich eher auf Leute in einer Trauerphase, während die Aufwertung des Todes als, wenn man so will, eines der letzten "weißen Gebiete auf der Karte" universeller ist, glaube ich.

Freut mich, dass dir die Geschichten gefallen und dich beschäftigt hat
Quinn

 

Hey Quinn!

Die Rede Professors impliziert, dass, wenn wir nicht mehr an den Tod glaubten, es ihn auch nicht geben würde, und zwar indem er ihn in einem Atemzug mit dem Weihnachtsmann und dem Osterhasen nennt. Worte (Gehilfen der Wissenschaft und des kulturellen Zugriffs) sollen dabei helfen, den Tod zu leugnen. Und dann, als ob er seinen Argumentationsfehler wieder gut machen will, biegt der das Leugnen des Todes in eine Leugnung seiner Bedeutungsschwere um und das biegt er dann wieder in eine Leugnung der Bedeutung der eigenen Person um. Für mich ist daher nicht ganz klar, worauf sich seine letzten Worte eigentlich beziehen? Worin hat er sich geirrt? Dass es den Tod doch gibt, oder dass er, als Person, doch nicht so ohne Spur verschwinden will? Oder dass es überhaupt nicht die Frage ist, welche Bedeutung der Tod hat, denn er ist nicht einfach nur ein Wort oder ein kulturelles Bild oder eine kulturelle Zuschreibung, sondern er IST einfach, erbarmungslos, real. Es hängt nicht von uns oder unserem Glauben ab, ob er da ist oder nicht, er HAT uns einfach, ob wir es wollen oder nicht. Derweil halt noch ...

Gruß von der Robbe ;)

 

Hallo Andrea,

interessant, wie du es liest. An eine "Verleugnung" des Todes habe ich gar nicht gedacht, eher an eine "Verleugnung" dieser metaphysischen Seite. Aber ist interessant, aus der Warte wäre es ein Versuch, sich die Unsterblichkeit herbeizureden oder den Gedanken an die eigene Sterblichkeit wegzudiskutieren. Hätte auch was, vielleicht für eine absurde Geschichte oder so. Mehr reden, weniger sterben. Hm.

Danke fürs Lesen und Kommentieren
Quinn

 

Hallo Quinn

Ein kurzweiliger und flüssiger Text mit einem "bleibenden Abgang".
;)

Schön wie die alltägliche Realität die nüchternen Formulierungen des Professors ein- und überholt, und sich Selbstzweifel über die vorgefasste Meinung einstellt.

Frei nach 1,2 oder 3:
Ob er Recht hat oder nicht, sagt ihm dann das Licht.
(Falls es dann auch wieder jemand anknipst ...)

Fazit: Die Geschichte hat mich unterhalten UND berührt, Empfehlung ist unterwegs.

Gruss.dot

 

Hallo dotslash,

freut mich, dass dir die Geschichte so gut gefallen hat, dass sie dir sogar eine Empfehlung wert wäre.

Um Menschen zu "berühren", habe ich ja überhaupt erst angefangen zu schreiben, wenn ich auch zugeben muss, dass ich eher möglichst viele, möglichst attraktive Frauen berühren wollte, aber na ja, du bist doch schon mal ein Anfang. ;)

Gruß
Quinn

 
Zuletzt bearbeitet:

Durch die Empfehlung werden sich ganz bestimmt viele reizende Studentinnen mit länglichen Gesichtern und Nickelbrillen hierher verirren eilen, um sich von dir deiner Geschichte "berühren" zu lassen.
:D

dass sie dir sogar eine Empfehlung wert wäre.
Sie ist es auch, nur sollte da jetzt eigenlich dieses Buchzeichen stehen, oder?steht doch auch da, ts, ts, ts...

 

Hallo Quinn,

Den Tod zu personifizieren ist eine Krücke des Menschen, der trotz seiner Vernunft nicht fassen kann, dass das Sein ein Ende hat. Das menschliche Gehirn greift nunmal auf (Lebens)Erfahrungen zurück, diese eine Erfahrung des Todes macht man eben nur einmal und dann ...????
Es soll sogar Menschen geben, die sich reproduzieren (Kinder in die Welt setzen) weil sie sich unbewusst vor dem Tod damit schützen wollen.
Das Ende des Proffessors, der sich im Tod wünscht, sich geirrt zu haben, ist das die Realität???

Die Nahtoderfahrungen sind ja ein gern aufgegriffenes Thema und bestimmt ist der Tod des Proffessors auch entsprechend von einem fast Toten erzählt worden. Aber eben nur fast tot ... :D

LG
GD

 

Hallo Quinn,

hat mir gut gefallen, deine hier feilgebotene Realität. ;)
Das Ende fand ich zwar alles andere als Überraschend, doch hat das dem kurzweiligen Lesegenuss nicht geschadet.
An anderer Stelle wurde schon angeschnitten, dass man den Gedanken "Faszination Tod" noch endlos hätte weiten können, aber ich finde es gut, dass du dieser Verlockung widerstanden hast. Länger hätte der Text nicht sein dürfen. Dann wäre dein Prof "ins Labern" gekommen.
Insgesamt schön flüssig zu lesen, ist den Daumen durchaus wert :)

grüßlichst
weltenläufer

 

hi quinn,
schöne geschichte, v. a. gefällt mir der abschluss. ein rundes ende und kein offenes. gute dramatik.
vg

 

Hallo Goldene Dame,

freut mich, dass auch bei dir die Geschichte einige Ideen in Gang setzt. Ich glaube, dass die Geschichte deshalb so gut ankommt, weil das wirklich ein Thema ist, zu dem sich jeder schon einmal Gedanken gemacht hat oder mit dem er sich beschäftigt hat.
Ich wollte eigentlich am Ende offen lassen, ob der Professor wirklich stirbt oder vielleicht nur eine Herz-Attacke hat, spielt für die Geschichte ja keine große Rolle und nur weil man mal dramatisch zusammenbricht, gibt man ja noch nicht gleich den Löffel ab. ;)

Danke fürs Lesen und Kritisieren
Quinn

Hey weltenläufer,

ja, das Ende ist natürlich jetzt nicht überraschend. Was soll man machen? Entweder der Zusammenbruch kommt aus dem Nichts, das wäre auch ein bisschen blöd, oder man lässt es anders enden, dann funktioniert aber die ganze Geschichte mit der Pointe nicht. Ich hatte erst überlegt, ob eine Studentin ihn erschießt, aber fand es dann einfach unnötig blutig und dramatisch und hab mich eher für eine "stillere" Lösung entschieden.

Freut mich, dass dir der Text gefallen hat und dass du die Länge gut fandest
Quinn

Hallo KenBe,

freut mich, dass du die Geschichte gerne gelesen hast.
Quinn

 

Hallo!

Bin durch die Empfehlungen auf Deine Geschichte gestossen, und muss auch sagen, dass sie wirklich gelungen ist. Also ich habe schon reale Erfahrungen mit dem Tod gemacht und irgendwie ertappe ich mich dabei, wie mir beim Ende die Schadenfreude hochkommt. Ist natürlich eine schöne Ironie, dass es ihn während eines Vortrages ereilt. Mit dem Tod macht man halt nicht dumm rum:D. Und im Gegensatz zu dem Weihnachtsmann und dem Osterhasen, ist der Tod eine Tatsache. Na ja, dass merkt er dann ja. Einen schönen Tag wünsche ich ihnen noch.

Gruß
Satyricon

 

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