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Reflexionen - Am Seeufer

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04.07.2001
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Reflexionen - Am Seeufer

Montag, Fischerhütte geschlossen.
Die Wiese wächst bis an den See heran und bietet mir einen weichen Platz zum ausruhen.
Die Stille, die man ab und an zu finden hofft, hab´ ich für mich gefunden.
Doch wie grausam wäre diese Einsamkeit, könnt´ ich nicht den Gesang der Vögel, das Windrauschen in den Bäumen hören. Die Bäume,- Birken die diesen Platz niemals verlassen werden, niemals verlassen müssen – wie beneidenswert ist ihr Dasein.
Enten ziehen ihre Spur durch das klare Seewasser, bis sie alsbald verwischt, wie niemals dagewesen. Zwischen Schilfhalmen hier und dort spannen sich feinste Fädchen, von der Morgensonne glitzernd beleuchtet.
Über mir, in der unverbrauchten Luft des Morgens, tanzen kleinste Mücken, treiben ihr Spiel in einer Gruppe, wie tollende Kinder. Ihr Summen, wie unbeschwertes Lachen.
Gerade jetzt wird ihre Unverblümtheit von der Grazilität einer Libelle unterbrochen, die ihren Weg an der Gruppe vorbei wählt, anmutig und bezaubernd zugleich.
Der See liegt brav und still.
Nimmer möchte ich von hier fortgehen – ein Platz zum sterben. Ich könnte über den See wachen, schweben über ihm und sein Dasein auf ewig teilen. Ich könnte all diese Herrlichkeit mit Namen nennen – doch will ich das überhaupt ? Verliert nicht Alles seine Magie, wenn man es beim Namen nennen und kennenlernen kann ? Ist nicht das Unbekannte das Reizende, ist nicht das Unbekannte die Essenz des Wunderbaren ?
Worte sind nichtig und verfliegen. Und dennoch ...
Kleine Tiere gleiten über das Wasser, wie junge Mädchen über das Eis, und lösen bei jedem weiteren Schritte kleine Wellen aus, wie, wenn ein Stein in das Wasser fällt.
Sie selben Wellen kann ich stetig und immer wieder unregelmäßig auf dem ganzen See erkennen. Doch sind dies wohl die Fische, die ihre Nahrung suchen, an der Oberfläche – und dabei aus ihrem Element durch die Grenzfläche stoßen und in unsere Welt blicken – für eine Sekunde nur.

[Beitrag editiert von: MarcusSeptimus am 05.01.2002 um 16:39]

 

Das ist alles sehr eindrucksvoll und besinnlich beschrieben. Mit einem Schuß Philosophie, würde ich sagen... ;)

Griasle
stephy

 

Hallo Marcus,

Eine schöne, stimmungsvolle Schilderung ist dir hier gelungen.

Eine Frage hätte ich da aber noch:
Wenn du am Ufer eines Sees sitzt und vor dir in der Luft tanzt ein Schwarm Mücken, empfindest du das Summen wirklich als ein unbeschwertes Lachen?
Dann gehörst du bestimmt zu den glücklichen Menschen, die nie gestochen werden.
Wenn ich einen Schwarm Mücken sehe, empfinde ich das eher als boshaftes Kichern und stelle Weltrekorde im Weglaufen auf, da ich sonst spätestens nach 3 Minuten aussehen würde, als hätte ich die Röteln. :eek:
Das war jetzt aber eine private Randbemerkung und hat nichts mit der Qualität deiner Geschichte zu tun. Die ist wirklich schön.


Gruß.....Ingrid

 

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