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Reizdarm Symphonie

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06.06.2005
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Reizdarm Symphonie

Toilettenbesuche, fern von zu Hause, sind für mich schon immer mit einer Vielzahl von Problemen verbunden gewesen. Es war und ist mir eigentlich auch heute noch unangenehm, mit Ausscheidungen jeder Art in Verbindung gebracht zu werden.
Was sollen die Leute denn von mir denken?
Solange ich nicht wirklich dringend muss, versuche ich es zu unterdrücken, bis ich mich wieder in meinen eigenen vier Wänden befinde, wo ich mich mit aller Hingabe und Gründlichkeit der Erledigung meiner Geschäfte widmen kann.
Einige meiner Freunde, die vor einiger Zeit hinter mein Problem gekommen sind, nachdem ich mich verfrüht von Partys, Kinobesuchen und anderen gesellschaftlichen Verpflichtungen zurückgezogen hatte, meinten, dass das eine Angelegenheit sei, über die es sich lohnen würde, einmal mit einem Psychotherapeuten zu lamentieren.
Das ist jetzt aber schon eine Weile her und Dr. Ahmud half mir da auch nicht sonderlich.
Bei unserer ersten und somit vorletzten Sitzung riet er mir, meine Ernährung insoweit umzustellen, dass ich an Tagen, an denen ich Unternehmungen geplant hatte, vorher nichts zu mir nehmen sollte, um unverkrampft meine Freizeit genießen zu können. Damals erschien mir sein Ratschlag nur logisch: keine Ernährung, keine Verdauung, keine Toilette.
„Perfekt!“
Als ich nach dem Gespräch die Pforte hinter mir zuzog, hörte ich ein scheinbar lang unterdrücktes Prusten, was mich dazu veranlasste, die gerade geschlossene Tür plötzlich und unerwartet wieder zu öffnen, um den Schurken auf frischer Tat zu ertappen.
„Ja bitte?“ Der Doktor blickte mich verständnisvoll über seine Brillengläser an.
„Oh ... Äh, ach nichts.“

Noch unerträglicher als der Gebrauch öffentlicher Toiletten sind die Besuche bei Freunden und die Eventualität, deren stilles Örtchen benutzen zu müssen. Nicht nur, dass die Hygiene in deren Badezimmern meistens doch sehr zu wünschen übrig lässt, was die braunen Streifen am Toilettenrand, der Urinstein und natürlich der ammoniakhaltige Dunst, der über allem zu schweben scheint, beweisen. Auch die Vorstellung, ich könnte Spuren meiner Niederkunft hinterlassen, die im Nachhinein eindeutig auf mich zurückzuführen sein könnten, lässt mich erschaudern.
Manchmal träume ich auch davon, worauf ich an dieser Stelle aber lieber nicht eingehen werde. Dr. Ahmud weiß warum.
Worauf ich aber nun endlich eingehe, bevor Ihre Augenlider noch schwerer werden, ist der heutige Tag.

Seit einer Weile beobachte ich eine sehr attraktive junge Frau in der U-Bahn. Sie fährt wie ich jeden Morgen mit der Fünfundsiebzig um Sieben Uhr Zweiunddreißig in Richtung Hauptbahnhof. Letzten Mittwoch habe ich es gewagt, sie anzusprechen. Sie heißt Leonie, ist siebenundzwanzig, Arzthelferin bei einem Neurologen in der Innenstadt und wir treffen uns heute ... Genauer gesagt, jetzt.
„Ah, da bist du ja.“ Sie sieht fantastisch aus und duftet wie eine frischgemähte Wiese nach einem Regenschauer im Hochsommer, anders ausgedrückt Lenor Sommerbrise mit einem Hauch Lulu. Genau mein Ding.
„Wollen wir?“
Wir schlendern durch die Gassen unserer Altstadt und verstehen uns bestens. Sie ist ein sehr reinlicher Mensch, achtet auf ein gepflegtes Äußeres und, wie sie sagt, einen ordentlichen Haushalt, alles Eigenschaften, die mir besonders wichtig sind bei der Wahl meiner Partnerin.
„Ich habe Hunger!“, sagt sie, als wir am Anadolu vorbeikommen.
„Komm Micha, wir essen ein Döner.“ Damit habe ich nicht gerechnet.
„Äh, eigentlich habe ich keinen Hunger, aber du kannst ja ...“
„Ach komm, wir essen etwas zusammen.“ Mein Magen schreit nach Nahrung, schließlich habe ich im Hinblick auf mein Rendezvous, seit gestern Abend nichts mehr getrunken und gegessen.
Meine Neurose schreit nach Fasten, aber wer hört an einem so schönen Abend schon auf seine Ängste. Laut meiner Uhr ist es ein Uhr dreiundzwanzig. Das heißt, unsere Wege werden sich vermutlich sowieso gleich trennen, da sie morgen früh raus muss und ...
„Na gut, ich lade ein.“
Der Döner-Teller ist nicht mehr der Frischeste, aber unsere Konversation vertieft sich, da kann ein wenig vertrocknetes Fleisch die Stimmung nicht verderben. Sie hat sich vor einem halben Jahr von ihrem Freund getrennt und vermisst die körperliche Nähe, die eine funktionierende Beziehung so mit sich bringt. Dass ich aufgrund diverser Schwierigkeiten noch keine derartige Beziehung hatte, verschweige ich bewusst.
„Aha, ja das kenne ich", sage ich trotzdem und genehmige mir ein zweites Bier. Unsere Blicke verschmelzen beim Anstoßen und drängen die ersten Signale meiner Blase auf ihr Recht auf Entleerung in den Hintergrund.
„Wollen wir dann mal gehen?“, fragt sie nach einer Weile mit ihrem kandierten Lächeln.
„Ja klar, wir sitzen hier ja schon seit einiger Zeit.“ In meinem Magen tobt ein Unwetter, seltsame Geräusche finden dort ihren Ursprung und entladen sich in den Windungen meines Darmes. Wir machen uns auf den Weg.

Nach einem kurzen Nachtspaziergang, stehen wir vor ihrer Haustür.
„So ...“ Ich hoffe wir werden uns bald wieder sehen, es war schön mit dir.
Sie kommt näher, ich strecke meine Hand aus, um mich zu verabschieden.
Vor meinem Gesicht angekommen presst sie mir ihren saftigen Mund auf den meinigen, ihre Zunge windet sich durch meine erschrockenen Lippen, während ich meinen Beißreflex in letzter Sekunde doch noch zu bändigen vermag.
„Komm mit hoch!“, haucht sie, was durch das noch nicht all zu weit entfernte zwiebelgemüsehaltige Mahl etwas an Reiz verliert, mich aber nicht von meinem Vorhaben abbringt. Denn obwohl Darm und Geschlecht sich bekanntermaßen in unmittelbarer Umgebung voneinander befinden, scheint eine gemeinsame Kommunikationsform noch unentwickelt, denn ich sage:
„Ja, Okay! Lass uns hoch gehen!“ Akute Blutleere, zumindest in einem für rationale Entscheidungen nicht unwichtigen Körperteil.
Sie zerrt mich rückwärts laufend Richtung Hauseingang und drückt mir noch ein paar leckende Küsse in mein verdutztes Gesicht. Auf ihrer Etage angekommen, öffnet sie ihre Wohnungstür ohne ihren lüsternen Blick von mir abzuwenden.
„So was habe ich noch nie gemacht.“ Ein leichtes Gluckern, beginnend im Unterleib bis hoch in die Speiseröhre, begleitet meine Worte.
„Ich auch nicht.“
Einige Lichtschalter weiter und um ein paar Kleidungsstücke ärmer stehe ich in einem Wohnzimmer, das an Ordnung und Geschmack für Normalsterbliche wohl unerreichbar sein dürfte. Es ist, als stünde ich im Titelbild von Schöner Wohnen.
„Du hast es aber gemütlich hier!“ Ich rieche an der Raumduftkerze auf ihrer Fensterbank.
„Lavendel.“
„Komm her!“, sagt sie jetzt etwas fordernder. Mein Magen fühlt sich seltsam an.
„Oh, Origami für Falter, das habe ich auch ...!“ Glucker.
Sie zerrt an meiner Hose, die dank guter Verarbeitung für Außenstehende leicht zu öffnen ist, so dass ich nach ein paar weiteren Sekunden nur noch in Boxershorts und Socken vor ihr stehe, während sie den Rest meiner Kleidung in die Ecke pfeffert. Meine gewölbte Unterhose spricht eine unmissverständliche Sprache, die Leoni mit einem entzückten Lächeln registriert und sich katzenhaft in meine Richtung bewegt.
Was ich registriere, mich aber keineswegs zum Lächeln veranlasst, ist der immer stärker werdende Orkan, der sich in meiner Magengegend und meiner Blase ausgebreitet hat und kurz davor zu sein scheint, in die Außenwelt vordringen zu wollen. Ich kann nicht mehr ...
„Vielleicht ... Vielleicht sollte ich vorher noch mal auf Toilette gehen.“ Habe ich das gesagt?
„Ja mach das, ich mach es mir schon mal bequem.“ Nein, ich kann nicht.
„Ja, oder ...“ Ich kann jetzt nicht nach Hause gehen, nicht jetzt. Oder doch?
Jetzt spielt sich ein unbezähmbarer Harndrang in den Vordergrund und treibt mich zum Äußersten.
„Wo ist das Badezimmer, bitte?“ Bitte!
„Gleich die Türe da.“ Wo gibt es denn so was, das Klo grenzt ans Wohnzimmer, da kann ich ja gleich hier ...
„Ja, danke!“ Ich eile ins Bad und drehe hektisch den Schlüssel um die eigene Achse.
Jetzt aber schnell.
„Bitte setzen!“, dringt es von Außen an mein Ohr.
„Oh nein!“ Kaum berühre ich den Rand, bahnt sich in die Freiheit, was lange eingesperrt war und bringt mir in Erinnerung was Sitzpinkeln mit Erektion für Nachteile birgt. Ein satter Strahl zwängt sich zwischen Brille und Becken und findet sein Ziel auf dem weißen Badehandtuch mir gegenüber, dem ebenfalls weißen Plüschvorleger und meiner Short, die es in der Eile nur bis kurz über meine Knie geschafft hat.
Als wäre es der Schmach noch nicht genug wird die Fontaine akustisch von einem Grollen begleitet das in einem feuchten Schmatzen endet.
Schnell gebe ich hustende Laute von mir, um mein Publikum auf eine falsche Fährte zu locken, während ich den Widerspenstigen nach unten presse, um den verheerenden Strahl zu bändigen, mit der Folge, dass mir leider die Kontrolle über den zweiten Schließmuskel erneut entgleitet.
„Nein! Nicht!“
Wieder bahnt sich Luft durch mein Gewinde, entlädt sich diesmal aber in einem quietschenden Singsang, der von mir nur durch fröhliches Pfeifen übertönt werden kann.
„Alles in Ordnung?“
„Alles bestens!“
Irgendwie muss ich die Sachen trocknen.
Ein Fön, ich brauche einen ...! In meinem Magen regt es sich wieder, will hinaus in die Welt. Noch einmal kann ich das Getöse nicht übertönen.
„Kein Fön.“
Eilig presse ich meine Handfläche vor den Ausgang, in der Hoffnung den Schall damit zu dämpfen, was sich schnell als fataler Fehler herausstellt, da es sich bei dem Herannahenden längst nicht mehr nur um Luft handelt. Jeder der schon mal die Hand unter einen voll aufgedrehten Wasserhahn gehalten hat, weiß wovon ich spreche.
Erschrocken, aber doch zu spät, ziehe ich meinen Arm aus der Schüssel, wodurch der Damm bricht und dem Gefälle freien Lauf lässt. Rülpsend und kreischend füllt sich das Becken. Wie Satchmo in besten Zeiten spielt das Orchester sein leidenschaftliches Konzert, während mir eine Ohnmacht droht.
„Was ist denn bei dir los?“, höre ich Leonis entgeisterte Stimme fragen.
„Irgendetwas scheint mit deinem Abfluss nicht in Ordnung zu sein.“
Was soll ich nur tun?
Die Kapelle legt eine Unterbrechung ein, Zeit sich frisch zu machen. Als erstes meine Hand, dann ...
„Oh mein Gott!“ Auf der Suche nach Papier fällt mir das neue Sprenkelmuster der Tapete ins Auge, auch der Badzimmerboden samt des weißen Flauschs, lässt leichte Änderungen in der Farbgestaltung erkennen.
„Ich glaube, ich dusche noch schnell!“ Was soll ich sonst auch sagen?
„Was, wieso?“ Die Klinke bewegt sich, Leoni will rein.
„Nein, das geht nicht. Ich bin nackt!“ Ich brauche Zeit.
Ich hechte zur Wanne, drehe das Wasser auf und halte meine verschmutzte Hand unter den warmen Strahl.
„Ein Bad wäre jetzt auch nicht schlecht!“
Der Gong schlägt zum zweiten Akt, die Zuschauerreihen füllen sich wieder, der Dirigent gibt sein Zeichen und ...
„Was machst du da?“ Leoni hämmert gegen die Tür.
Nass und warm schießt es an meinen Innenschenkeln entlang Richtung Vorleger, während Satchmo sein Solo trompetet und sein Orchester langsam zum Höhepunkt führt.
Kraftlos und ausgelaugt sacke ich auf den Badewannenrand. Das ist mein Ende.
„Ich glaube das wird nichts mit uns, Leoni. Ich mache Schluss!“

Der finale Ton liegt noch in der Luft, als ich das Fenster passiere und mich an der Regenrinne herunterhangele, bis auf den Rasen des Vorgartens. Von oben dringt das Geräusch eines aufbrechenden Türschlosses an meine Ohren.
Das Publikum fordert eine Zugabe, die Sekunden später durch ein hysterisches Kreischen gegeben wird.
Ich mache mich eilig auf den Weg nach Hause.
Es ist als Vorteil zu sehen, dass in diesen frühen Morgenstunden niemand unterwegs ist, so bleibt meinen Mitmenschen der Anblick eines breitbeinig laufenden Unterhosenträgers erspart, der sich von Gebüsch zu Gebüsch schleicht, um nicht entdeckt zu werden. Ich brauche mein Badezimmer, meine Feuchttücher, meine Dusche und dann Schlaf.
„Schlafen!“
Anstrengende Tage liegen vor mir, ein Umzug ist zu planen, ein Job zu kündigen. Vielleicht schaffe ich es, meinen Namen ändern zu lassen.
Hinter einer Hecke nicht unweit von meinem Haus muss ich eine letzte Pause einlegen ...
Und das Ensemble spielt seine Symphonie, während über den Dächern im Osten schon langsam die Sonne aufgeht.

 

Nur kurz weil im Job :

Herr Bolderson,

einme Scheiss-Geschichte, die mir mit zunehmender Fortentwicklung mehr gefallen hat, die Story an sich haben allerdings im Aufbau Joint Venture schon vorgemacht, und da sogar musikalisch untermalt. Dennoch hast du neue Aspekte reingebracht und sie mit mehr Details ausgepflastert, was ihr gut tut, da gelungen formuliert.

Original kommt per PN.

Hakle Feucht rüberreichend,

Closet Seltsem

 
Zuletzt bearbeitet:

hi Seltsem,

wenn du genau hinhörst, wirst du merken dass die geschichte auch musikalisch untermalt ist. allerdings sehr leise.

nee quatsch! Joint Venture kenne ich nicht, auch wenn ich deine plattensammlung kenne.


danke für das feuchtuch!

liebe grüße :D
Brilliam Kloderson

Edit: hab den text jetzt gelesen und muss einwenden dass ja eigentlich nur die geschichte mit der erektion und dem sitzpinkeln dort verwurstelt wird und dazu nicht mal sonderlich gut gereimt. das ist ja eher eine randgeschichte in meiner.
Fazit: ich bin beruhigt.

Viel Spaß in Berlin!

 

Sodelle,

hab mir nochmal die Klobrille aufgesetzt und genauer gelesen, zeitloser :

Sie ist ein sehr reinlicher Mensch, achtet auf ein gepflegtes Äußeres und einen ordentlichen Haushalt
Da solltest Du einschränkend einfügen, daß Du den ordentlichen Haushalt vermutest, schliesslich war der Prot zu diesem Zeitpunkt noch nicht bei ihr.

die Leoni mit einem entzückten Lächeln registriert
Was ich registriere,

„Irgendetwas scheint mit deinem Abfluss nicht in Ordnung zu sein.“
:D

Der Finale Ton
finale

Ich hab alles leise gemacht und gelauscht, es trötet wirklich ein wenig, klingt nach tiefer Leidenschaft.

Mit der Schlechtreimerei bin ich nicht da core, wobei ich das Liedchen auch mit Musik kenne, da groovt es :) Und tatsächlich, beim erneuten durchlesen wurde mir die Vielmehrschichtigkeit präsenter, freakiger Prot mit sympatischen Allüren und ein paar sehr feinen Beobachtungen und Formulierungen.

Sie sieht fantastisch aus und duftet wie eine frischgemähte Wiese nach einem Regenschauer im Hochsommer, anders ausgedrückt Lenor Sommerbrise mit einem Hauch Lulu.
Lulu ist doch hoffentlich ein Parfum ?!

Händewaschen,
C. Seltsem

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo krilliam,

das ist schon ein bewegendes Thema, an dass du dich da heranwagst. Ein Tabu-Thema. Ich weiß nicht, ob das immer noch gilt, aber in Hollywood-Filmen war (und ist es vielleicht immer noch) absolut tabu, überhaupt ein Klo zu zeigen, geschweige denn, diesbezüglich dort angesiedelte Vorgänge auch nur andeutungsweise zuzulassen.

Dein Prot muss wirklich eine beschissene Situation durchleben und es ist stellenweise beim Lesen richtig schön peinlich. Ja, so ein klein wenig wird sich jeder irgendwie ertappt fühlen, natürlich nicht in dem Ausmaß, aber doch sich an die eine oder andere Situation erinnernd oder die eine oder andere eigene Marotte erkennend - darüber redet man halt nur nicht so gern.

Gut geschrieben allemal - oder sollte ich lieber sagen "flüssiger Stil, du verstehst es, dich auszudrücken".

Ja, es ist auf eine leicht Gänsehaut erzeugende Weise unterhaltsam (ich neige immer dazu, mich mit dem Prot zu identifizieren, dadurch tritt einem schneller der Schweiß auf die Stirn, wenn die Action startet.).

Es gibt ja überhaupt so viele peinliche Situationen im Leben, und die Kettenreaktion, die oft beim Bekämpfen einer winzigen Anfangskatastrophe immer neue, sich steigernde Katastrophen auslöst, hat Loriot ja mal wunderbar mit dem "Schiefen Bild" dargestellt.

Deine Geschichte knüpft an dieser Tradition an - thematisch vielleicht noch etwas zielstrebiger und mutiger die Grenzbereiche der Peinlichkeit und bestimmte "Tiefen" gnadenlos auslotend.

Ich muss jetzt schließen, hab auf einmal so einen merkwürdigen Druck im Magen ...

Grüße von Rick

 

"Ich habe Hunger!", sagt sie, als wir am Anadolu vorbeikommen.
ui ... den gibts hier auch ... sag bloß, die Geschichte spielt in Karlsruhe? :sconf: :D ;)
"Komm Micha, wir essen ein Döner."
komm, wir essen ein Döner, lan! :D
Meine Uhr sagt Dreiundzwanzig Uhr Zwanzig.
Es ist als Vorteil zu sehen, dass in diesen frühen Morgenstunden niemand unterwegs ist
also ... so lang kann das alles doch gar net gedauert haben?

Hi krilliam Bolderson,
sorry, ich finds net witzig. Irgendwo des mit dem Bissreflex unterdrücken, des hatte was, aber den Rest find ich leider gar nicht witzig. Sorry.

Vllt doch eher Seltsam?

Hau rein

Tserk

P.S: Fehlerliste kommt per PN.

P.S.S:

Rick schrieb:
"flüssiger Stil, du verstehst es, dich auszudrücken".
:D pikante Wortwahl bei diesem Thema ;)

 
Zuletzt bearbeitet:

Am Ende zählt was rauskommt, nicht wahr?

Grüße von Rick

P.S. Ich weiß nicht warum, aber in meiner Fantasie sah der Prot wie Ben Stiller aus.

 

Moin Herr Bolderson,

Mir hat die Geschichte ehrlich gesagt nicht so gut gefallen. Stilistisch gut, aber inhaltlich hats mich nicht vom Hocker gerissen.
Hat mich vom Aufbau und von der Erzählweise ein wenig an einen StandUp-Komiker erinnert, was generell eher weniger mein Fall ist. Keinen speziellen, nur so allgemein. Kannst du nix für, ist Geschmackssache.

Den Anfang fand ich zu lang - daß dein Erzähler auswärts nicht auf Klo mag, wird schnell klar und wirklich witzig find ich den Teil ehrlich gesagt irgendwie nicht.
Als es dann zur Sache geht und er Leonie trifft, nimmt der Text fahrt auf, was ich gut finde. Flirterei und Dönerdialog sind nicht schlecht.
Danach verlierst du dich aber leider in einer mehr eklig als lustigen Beschreibung der Szenerie. Ich bin kein großer Freund von Fäkalhumor - zumindest nicht in der hier gezeigten Deutlichkeit (nicht, weil ich dabei errötend vor Scham in der Ecke versinke, sondern weil ich einfach nicht drüber lachen kann) - und fand den Text daher leider nicht wirklich lustig. Weniger wäre hier vermutlich mehr gewesen.

Einige meiner Freunde, die vor einiger Zeit hinter mein Problem gekommen sind, nachdem ich mich verfrüht von Partys, Kinobesuchen und anderen gesellschaftlichen Verpflichtungen zurückgezogen hatte, meinten, dass das eine Angelegenheit sei, über die es sich lohnen würde, einmal mit einem Psychotherapeuten zu lamentieren.
Dieser Satz, mit all seinen Verschachtelungen, die zum Teil, nicht aber alle, dazu führen, daß man, womit ich den Leser meine, diesem Satz nur schwer folgen kann, ist vom Leser eventuell nur schwer zu verfolgen.
Ich hatte doch eindeutig ...
Das brauchts nicht. Verwässert nur die Pointe unnötig.
und natürlich der Ammoniakhaltige Dunst
In diesem Satz werden alle Vokale klein geschrieben.
Worauf ich aber nun endlich eingehe, bevor ihre Augenlider noch schwerer werden
Ihre (groß). Es sei denn, der Erzähler meint seine Frau.
Sie heißt Leonie, ist Siebenundzwanzig, Arzthelferin bei einem Neurologen in der Innenstadt und wir treffen uns heute ... Genauer gesagt, jetzt.
Schöner Trick.
„Komm mit hoch!“, haucht sie, was durch das noch nicht all zu weit entfernte zwiebelgemüsehaltige Mahl etwas an Reiz verliert, mich aber nicht von meinem Vorhaben abbringt, denn obwohl Darm und Geschlecht sich bekanntermaßen in unmittelbarer Umgebung voneinander befinden, scheint eine gemeinsame Kommunikationsform noch unentwickelt, denn ich sage:
Da würde ich hinter "abbringt" einen Punkt setzen. Dann kann der Leser zwischendurch kurz Luft holen ;)
„Ein Föhn, ich brauche einen ...!“
Ich nehme an, dein Erzähler denkt diesen Teil. In dem Fall würd ich die Anführungsstriche weglassen, da sonst nicht klar wird, ob er es wirklich nur denkt, oder tatsächlich ausspricht. Da der ganze Abschnitt die Gedanken widergibt, brauchts die Anführungszeichen eigentlich nicht (an ein paar anderen Stellen im Text ebenso).

 
Zuletzt bearbeitet:

hallo zusammen,

@seltsem: die musik wird die reime bestimmt aufwerten, kannst mir ja bei gelegenheit den song mal zustecken.

Lulu ist doch hoffentlich ein Parfum ?!
:lol: isset.

thnx

@Rick: mittlerweile hat sich das denke ich etwas aufgelockert in hollywood, hab da schonmal drei filme vor augen, die mir spontan in den sinn kommen. aber ein ungerne angesprochenes thema ist es schon nachwievor.

Gut geschrieben allemal
vielen dank
flüssiger Stil
:D
Ich muss jetzt schließen, hab auf einmal so einen merkwürdigen Druck im Magen ...
OhOh

ben stiller ist bestimmt gut in der rolle, oder ralf möller

danke dir

@Tserk: karlsuhe? nein! glaube nicht dass ich da jemals wahr, aber anadolu gibt es glaube ich in jeder stadt.

Lass mal schauen: 23.20 entscheidung zum döner essen, drei stunden sitzen bleiben, dann aufbruch. eine dreiviertelstunde spazieren ... ja ok, muss ein wenig später sein.

Vllt doch eher Seltsam?
also dann eher sonstige, für seltsam ist es zu alltäglich, denke ich.

Schade dass du nicht lachen konntest, aber

danke für die fehlerliste!!

@gnoebel: jau, stand up stehe ich auch überhaupt nicht drauf. wenn’s da ähnlichkeiten gibt, sind die zufällig.
Ich habe mir absichtlich ein derbes thema ausgesucht, um zu trainieren, sachen zu umschreiben ohne die bekannten worte zu benutzen, darin liegt für mich auch der eigentliche witz oder mein experiment.
wenn es den anforderungen für humor nicht entspricht, würde ich sonstige vorschlagen. aber eigentlich habe ich sie schon als komödie geschrieben.
Habe deine tips gerne umgesetzt!

danke auch dir für deine meinung!


beste grüße
krilliam Bolderson

 

Hallo krilliam,

es ist doch oft so, dass sich Menschen über das lustig machen, was peinlich ist. Insofern finde ich Humor schon eindeutig die richtige Rubrik.
Am Stil und an der Lesbarkeit habe ich nichts auszusetzen. Auch mir geht es allerdings so, dass es meinen Humor nicht immer trifft.
Ich gehöre aber auch zu den Menschen, die Al Bundy nicht witzig finden, weil mir die Protagonisten da immer Leid tun, die über Pierre Richard oder Louis de Funes nicht lachen können, weil sie mit aller Empathie die Scham der Situationen empfinden, in denen sie stecken.
So geht es mir auch mit deinem Prot. Es beklemmt mich einfach zu sehr, zu erleben, wie er sich das Leben schwer macht. Ich bekomme Mitleid mit ihm und auch mit der Frau, die er zugunsten seiner Neurosen verlässt.
Da kann dann auch die maßlose Übertreibung der Geschehnisse nicht gegensteuern, sie erhöhnt nicht nur für den Prot, sondern auch für mich die Pein. obwohl ich weiß, dass man auch mit einer Erektion nicht so hoch pinkelt, dass das Handtuch an der Wand gegenüber davon getroffen werden kann. Höchstens läuft der Strahl zwischen Porzellan und Brille auf den Fußboden.
Aber zugunsten der Komik darf man das übertreiben, bei mir führt es halt nur zu dem Impuls: Oh, der Arme.

Aber für meine Humorlosigkeit kannst du ja nichts. In sofern eine gute Geschichte.

Rick, in Pulp Fiction wird doch sogar jemand auf dem Klo sitzend erschossen. ;)

Lieben Gruß, sim

 
Zuletzt bearbeitet:

hi sim,

bei allen von dir genannten komikern pflichte ich dir bei. bei al bundy würde ich sogar sagen, dass hier der humor nur aus gegenseitigem niedermachen auf plumpeste art und weise besteht. garnicht mein fall.
außer sideways hat mich in den letzten jahren sowieso überhaupt keine komödie durchgehend amüsiert, da sind es aber ähnliche situationen, peinlichkeiten, die immer am besten funktionieren, wenn der betroffene gerade in diesem punkt besonders verletzbar ist. ich habe mir für diese geschichte meinen prot aus kaffekranz entliehen, wo auch seine pedanterie und pingeliege spießigkeit, seine bredullie einleitet. wenn man sich selber nicht so viele grenzen steckt, macht einem auch nicht so viel zu schaffen. darauf wollte ich eigentlich in beiden geschichten hinaus.
wie ich schon gnoebel sagte, war für mich auch die selbstgesteckte aufgabe von besdeutung, über fäkalien zu schreiben, ohne sie beim namen zu nennen.

mittleid mit dem prot ist ja durchaus angebracht, die situation ist schon peinlich.

dass du die geschichte in sofern gut fandest, freut mich!

danke dir fürs lesen!

beste grüße
krilliam Bolderson

@Rick: in wild at heart sieht man eine toilette in der zwei würste schwimmen. in spun sieht man sogar wer für die würstchen in dem haushalt verantwortlöich ist. sie wars

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich kam nicht umhin, Ihre sehr lustige Geschichte zu lesen und kann Ihnen zusichern, dass Sie freudige Aufnahme gefunden hat ...

Wie bei einigen anderen Deiner Geschichten beginnt der Text mit etwas umständlichen Formulierungen. Auch dieser Text enthält Anflüge von Genialität. Zum Beispiel das hier:

Seit einer Weile beobachte ich eine sehr attraktive junge Frau in der U-Bahn. Sie fährt wie ich jeden Morgen mit der Fünfundsiebzig um Sieben Uhr Zweiunddreißig in Richtung Hauptbahnhof. Letzten Mittwoch habe ich es gewagt, sie anzusprechen. Sie heißt Leonie, ist siebenundzwanzig, Arzthelferin bei einem Neurologen in der Innenstadt und wir treffen uns heute ... Genauer gesagt, jetzt.

Die Vorgänge mit Badezimmer sind Slapstick. Ich hab das regelrecht in mich reingefressen ;)

Etwas unbefriedigend war das Ende schon.
Gern gelesen, aber es gibt besseres von Dir.

Lieben Gruß,

Fritz

 

hi Berg,

ja, manchmal kann man sich einfach nicht dagegen wehren, da drängt es sich einem quasi auf :D

freudige aufnahme erfüllt mich wiederum mit freude, wenn auch das kritisierte ende, trotz freude dann meinerseits vielleicht nochmal überdacht werden sollte.

ich danke ihnen par votre argumentationes und verbleibe

hochachtungsvoll
le Bolderson

 

Hallo Krill,

ich möchte noch hinzufügen, dass dieser Text quasi eine Neufassung Deiner Umstülp-Horror-Geschichte ist (durfte ich das jetzt überhaupt erwähnen?): Er basiert auf der Idee des absoluten Kontrollverlustes über den eigenen Körper, der Ur-Idee des body horror.

Mir hat die Charakterisierung des Protagonisten am besten gefallen, die Eskalation war konsequent, wenn auch vielleicht (dem Genre geschuldet) überzogen. Allerdings muss ich sagen, dass ich die Geschichte nicht als Humor gelesen habe, eher - ähnlich sim - als "alltägliches" Grauen.

grausend,
Naut

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Naut,

darfst ruhig erwähnen. ;) wird vielleicht auch nochmal überarbeitet. kontrollverlust, ein gern von mir gewähltes thema, so auch hier und der schauplatz badezimmer lässt natürlich parallelen vermuten. bei der wahl der kategorie war ich mir nicht ganz schlüssig diesmal, da hab ich mich mal für humor entschieden, darauf triffts ja schon am ehesten und die kollegen von sonstige belaste ich ja schon mit was anderem. :D

hat mich wie immer gefreut!

ich danke an dieser stelle auch joblack, deren beitrag ich irgendwann am wochenende hier mal vorfand, der aber irgendwie wieder verschwunden ist, weiß auch nicht mehr so genau was da stand.

schön dass hier wieder was geht.

beste grüße
Mosche

 

huhu krilliam bolderson

ja ich weiß auch net, was mit meinem beitrag passiert ist.:hmm:
ich konnte auch seit paar tagen nicht auf die foren hier zugreifen.kP.
egal.

in meinem beitrag stand, glaub ich:

das diese geschichte scheiße gut ist!!!

an den rest kann ich mich auch nicht mehr erinnern. *peinlich*
ich habe es aber sehr gern gelesen! von daher ist der rest egal, denn ich habe wirklich nichts zu bemängeln. :thumbsup:
immer weiter so.

cu joblack87:zensiert:

 

hi JoBlack87,

ich konnte auch seit paar tagen nicht auf die foren hier zugreifen.kP.
egal.
bei mir schleicht sich der verdacht ein, dass es nicht nur dir so ging.

scheiße gut nehme ich für diese geschichte gerne entgegen.

thanx
krilliam Bolderson

 

HI!

Keine schlechte KG, aber teilweise doch etwas seltsam. Trotz seiner Neurose sollte der Protagonist wissen, wie man aufs Klo geht, in deiner KG hört sich das aber nicht gerade danach an. Nun gut, vielleicht verhält sich die Mänenrwelt da einfach anders.
Erinnert mich stark an "Und dann kam Polly".
@ Rick: Falls du den Film kennst, erinnert der Prot dich deshalb an Ben Stiller, denn ihm ist das in dem Film passiert. Es ist also kein verbotenes Thema in Hollywood, entweder es wird nie gezeigt oder in voller Länge als Gag eingesetzt.
Aber zurück zur KG: War ganz nett zu lesen, da ich ein ziemlich ähnliche Szene ja schon kannte trotzdem kein Brüller.
Der Schreibstil gefällt mir, lässt sich gut lesen.

MFG Steeerie

 

Hi Krilliam!

Ich komme einfach nicht umhin, mich ebenfalls zu deiner Geschichte zu äußern. Ehrlich, ich habe schon lange nicht mehr so gelacht, wie beim Lesen deiner "Stoffwechsel-Story". Kann aber auch jeden Leser verstehen, der über keinen "Fäkalhumor" verfügt. Wusste gar nicht, dass auch Männer solche Probleme haben. Bei Frauen, ist eine derartige Blockade, ja leider nichts Ungewöhnliches. Eine Freundin von mir, schafft es, einen ganzen Tag in einem Einkaufszentrum zu arbeiten, ohne einen einzigen Toilettengang zu tätigen.
Aber back topic: IMHO ein toller Stil. Dein Text fließt dahin wie ein Bächlein im Walde. Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut.

Lieben Gruß, schickt immer noch lachend,
Manuela:)

 

just my 2 cents:

Ich kenne von Dir noch relativ wenig.
Auffallend ist jedoch die blumige Sprache mit der ebenso ausführlichen Einleitung, wie man es häufig bei satirisch angehauchten Autoren findet, die ihrer Skizze der Realität einige belehrende Worte vorstellen, um ihre Kunst anzukündigen.
Aus meiner Sicht kann man dies extrem kürzen, denn am Ende wird das Problem des Prot. na noch einmal dargestellt. Die Sache mit dem Psychiater würde ich weglassen, denn wenn Du ihn als Scherzkeks darstellst, was Dein Prot. sogar entdeckt, dann fragt man sich, warum dieser es trotzdem versucht zu befolgen.

Die eigentliche Begebenheit hat mich, wie viele andere hier auch, in irgendeiner Weise auch berührt, weil man sich ja selbst erkennt. Ich z.B. bewundere Menschen, die sich in öffentlichen Klo´s zielstrebig in die Kabine begeben und kraftig loslegen, obwohl sie wissen müßten, daß sich 1 Meter neben ihnen noch jemand eingeschlossen hat, der die nächsten 5-10 Minuten angestrengt auf einen Punkt starrt und versucht, kein Geräusch zu machen.

Was mich stört ist, daß Du Deine Figur quasi aufgibst. Und zwar schon ziemlich weit oben. D.h. man weiß, daß es schief gehen wird und wer andere gern leiden sieht, liest weiter, ich mag´ das eigentlich nicht und mußte mich zwingen.
Spannender fände ich, wenn es irgendeine Hoffnung, einen geheimen Plan (eine neue Tablette in der Apotheke, die vielleicht helfen könnte) gäbe, die das Publikum, das Deinem Prot. ja die Nacht mit der Waschmittelfrau gönnt, immer mal auf eine anderes Ende hoffen lassen könnten.
Ein Ausdruck der Aufgabe der Figur ist, daß Du Deine blumigen Beschreibungen auch in Zeiten höchster nervlicher und körperlicher Spannung aufrecht erhälst z.B. die Parallelität mit der Musik.
Wie gesagt, eher typisch für Satiriker, aber dafür ist es mir zu gewöhnlich, zu wenig überraschend und nicht überspitzt genug.

Aus meiner Sicht hätte man den Plot vor allem nach hinten heraus dramatischer evtl. auch realistischer zuspitzen können, allerdings wäre dann der Aufbau der ganzen Geschichte eher ein anderer und möglicherweise ist das gar nicht Dein Ziel sondern eher eine Fingerübung, um zu sehen, wie man sich Spezialthemen nähert, ohne sich allzusehr schmutzig zu machen.

Fazit:
Für Schadenfreunde eine Schmunzelgeschichte, für mich nach hinten raus immer mühsamer.

Technisch allerdings sicherer und routinierter Stil.

Grüße
mac

 

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