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Renate und erotische Leberwurst

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14.08.2002
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Renate und erotische Leberwurst

Ich rauche gerade meine dritte letzte Zigarette. Zuvor habe ich mir eine Schachtel Vitamintabletten reingelötet. Ich sehe Johannes B. Kerner und esse Körner.

Seit geraumer Zeit plagt mich nämlich ein seltsames Ziehen im Magenbereich. Eine Art biegendes Bauchweh, ein kämpfendes Krampfen. Deswegen habe ich beschlossen, mich derart gesund zu ernähren, dass alle Bioladen-Bertholds und Ökoprodukte-Ötzis vor Neid erblassen. Heute Mittag habe ich Gurken geknuspert und Rosinen gekaut. Als Dessert gönnte ich mir Karotten und komische Kräuterkrümel. Ich ging in meinem Gesundheitswahn sogar so weit, eine Fachmännin zu beauftragen.

Meine Ernährungsberaterin heißt Renate und ist fett. Sie trägt einen Ganzkörperstützstrumpf unter ihrer Übergrößenbluse, der ihren Körper derart deformiert, dass das Fleisch völlig unkontrolliert umherwulstet. Hautakkumulationen wabern durch die Peripherie. Renate sieht aus, als hätte sie Verstopfung. Chronisch. Seit Jahrzehnten. Sie hat dicke Backen, die fiebrig rot leuchten, und Krampfadern. Auf der Nase! Unter ihren Achseln bilden sich Schweißflecken in der Größe durchschnittsdeutscher Gartenteiche. Kurzum: Renate ist kein schöner Anblick. Selbst ein Stück Leberwurst wäre erotischer.

Renate erzählt mir, wie wichtig es sei, sich gesund zu ernähren. Folge eines achtsamen Lebensmittelkonsums seien Vitalität und UnbeSCHWERtheit. Ich komme mir verarscht vor. Nach Strich und Faden. Was sollen Renates Patienten denn denken? Dass man bei gesunder Ernährung automatisch das Volumen eines ausgewachsenen Hochleistungsrindes erreicht und hässlich wird? Wobei das Letztere ja durchaus zutreffen mag, wenn man mal einen Blick in diverse Kleinstadtbioläden wirft. Dort nämlich erwerben oftmals aknegeplagte, wasserscheue Mädchen grasähnliche Wurzelunkräuter, die sie anschließend in ihrer Einkaufstasche aus Natur belassenem Hanf verschwinden lassen. In ihren Hexenküchen brauen sie daraus allerlei stinkende Eigenkreationen. Diese nutzen sie, um ihren gesamten Freundeskreis totzubewirten.

Das ist übrigens ein grundsätzliches Problem von Vegetariern, beinahe ein Komplex. Ihr größtes Anliegen ist es, so scheint mir, andere Leute davon zu überzeugen, wie toll gesundes Essen doch schmecken kann. Aber mit Tofu macht man sich keine Freunde.

Ein neues Hobby von mir ist es deswegen, Vegetarier davon zu überzeugen, wie toll Fleisch schmecken kann. Oft latsche ich um die Mittagszeit wie zufällig in eine dieser Vegetarierverköstigungsbuden, die lustige Namen tragen wie „vegi vodoo king“. Mit einem halben Hähnchen in der Hand. Dass ich dann ordentlich auseinanderrupfe, an den Beinknochen. Einfach so zum Spaß. Oder ich schlotze ihm schmatzend das Ketchup von der fettigen Haut. Da fällt so manchem vegi king ganz schnell die Nase ins Süppchen.

Das Problem bei gesunden, vegetarischen Produkten ist ohnehin, dass sie schweineteuer sind. Darüber hinaus schmecken sie einfach beschissen und haben absurde Endlosnamen wie „Humbukus Tubula El Rachitis Terra Nebulus“. Und das sind Butterkekse!

Renate hingegen verschrieb mir eine Brei-Kur. Ihr Gesundheitsbrei sah aus wie eine Mixtur aus all denjenigen Substanzen, die ein menschlicher Körper für Gewöhnlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit absondert. Ekelhaft. Aber laut Renate gesund! Wahrscheinlich aus diesem Grund habe ich ihren lebensbejahenden Brei in äußerst unvernünftigen Unmengen heruntergewürgt. Immerhin hat er gewirkt, das muss man Renate zugestehen. Meine Magenschmerzen haben sich verflüchtigt. Seither muss ich kotzen.

Das ist jetzt vier Wochen her. Ich bin zu meinem Grundnahrungsmittel Tiefkühlpizza zurückgekehrt, mein Körper hat resigniert und beginnt allmählich, ungestümes Unverdautes wieder bei sich zu behalten. Renate und ihr Brechbrei kommen mir nicht mehr in die Tüte.

Ich rauche gerade meine dritte Schachtel Zigaretten. Zuvor habe ich mir eine Packung Chips reingelötet. Ich sehe Johannes B. Kerner und esse Kuchen.

Mich plagt ein seltsames Ziehen im Magenbereich.

 

hi kaktus,

ein lustiges geschichtchen und ich habe herzlich gelacht. zum beispiel:

"Sie hat dicke Backen, die fiebrig rot leuchten, und Krampfadern. Auf der Nase!"

viele grüße

kardinal

 

Hi Kaktus!

Zu deiner Geschichte...
manche Stellen fand ich sehr gelungen... z.B.

Ein neues Hobby von mir ist es deswegen, Vegetarier davon zu überzeugen, wie toll Fleisch schmecken kann.

Ansonsten sind es aber oft nur die altbekannten Klischees über Vegetarier und Ökoessen und das zog bei mir nicht so richtig.

Ein Text, über den man schon schmunzeln kann, flüssig geschrieben.
Aber der richtige Kick hat mir dabei gefehlt.

Nicht böse sein, Humor ist eben Geschmacksache (vor allem - Achtung, Wortwitz - wenn es ums Essen geht).

In diesem Sinne
c

P.S.: bisschen off-topic: die Cartoons sind teilweise echt Klasse! (Sind die von dir?)

 

Hallo chazar!

chazar schrieb:
Nicht böse sein, Humor ist eben Geschmacksache
Ach weshalb denn böse sein, war ja konstruktive Kritik, bin ohnehin um jegliche Kritik dankbar. Werde das Genannte bei meinen nächsten Geschichtchen versuchen zu berücksichtigen. Eigentlich wollte ich zwar "Humor ist eben Geschmacksache" nie zu hören kriegen, aber gut, irgendwann erwischts jeden mal... :D

chazar schrieb:
die Cartoons sind teilweise echt Klasse! (Sind die von dir?)
Jepp.

Vielen Dank auch an Kardinal.

Bin um weitere Comments, egal ob Verrisse oder kleine Anmerkungen, dankbar. Jahaa, gebt's mir! :D

Gruß. Kaktus.

 

Hi nochmal!

Um es noch mal deutlicher zu sagen: deine Geschichte ist nicht schlecht, das wollte ich nicht zum Ausdruck bringen, eher ist es so, dass sie mir zu wenig Substanz hat - verstehst du?
Du machst dich ein bisschen über Vegetarier lustig, ein bisschen über die Ökosache, aber da sind die Witzchen, die du machst, nicht immer ganz originell.
Renate ist Ernährungsberaterin - und sieht aus, als könnte sie selbst eine brauchen.
Vegetarier wollen alle bekehren und das Essen schmeckt Scheiße - das ist einfach zu billig.

Aber wie gesagt: keine wirklich unlustige Geschichte deswegen.

Zu den Cartoons: Respekt!

Gruß
c

 

Moin Kaktus,

Ich schließe mich chazar an. Auch ich fand deine Geschichte nicht wirklich lustig. Du wälzt hier eine Menge Klischees aus, ohne diese jedoch originell auszuschmücken. Die Figuren bleiben blass und auch deine Gags sind zum Teil recht schwach ("unbeSCHWERtheit"). Darum konnte ich über die Geschichte leider nicht lachen.

Ein paar interessante Formulierungen sind zwar drin, aber inhaltlich kann der Text da meiner Meinung nach nicht mithalten.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Kaktus

Leider muss ich in die gleiche Kerbe hauen wie gnoebel und chazar.
Ok, ich versuche es konstruktiv.
Ich hatte bereits bei den ersten Abschnitten Mühe mit den Formulierungen.
Was du warscheinlich lustig gemeint hast, hat bei mir nur den Lesefluss gehemmt, da ich ins Grübeln verfiel.
Beispiele:
.: ein kämpfendes Krampfen (wie kämpft ein Krampf?)
.: Vitamintabletten reingelötet (Tabletten reinlöten? = trinken -> aha, Brausetabletten)
.: Ich sehe Johannes B. Kerner und esse Körner (las ich zweimal, sehr weit gesuchtes Wortspiel)
.: Gurken geknuspert (knusprige Gurken? Knabbern? Eher doch was für Salzstangen.)

Ab dieser Bemerkung ging bei mir der Laden ganz runter.

Meine Ernährungsberaterin heißt Renate und ist fett.
Das hat definitiv nicht funktioniert. Ich hätte ganz einfach das Gegenteil genommen.
So dünn, das man Angst hat, sie wehe weg, sobald man das Fenster öffnet.

Sorry, und trotzdem schöne Weihnachten
Gruss dotslash

P.S. Muss ich loswerden: Die Cartoons sind echt spitze!!!

 

Hallo gnoebel, chazar und dotslash!

Vielen, vielen Dank für eure Kritiken. Besser als "hmja, schön, doch, interessant".

Ich habe mir die Geschichte noch mal durchgelesen und muss mir eingestehen, dass ich da wirklich bloß die üblichen Klischees aufgreife. Auch die Originalität (substantiv von originell?) lässt ein wenig zu wünschen übrig, wie chazar erwähnte. Ein Stück weit was Pfiffiges fehlt ohne Zweifel. Das ist nicht wirklich was Neues, was ich da fabriziert hab.

Naja, die Wortspiele... da hatte ich tatsächlich auch schon mal bessere. Aber "knuspern" und "reinlöten" halte ich für sehr universelle Worte. Mit "knuspern" meinte ich nicht knackig oder "knabberig" sondern eher dieses "vor sich hin knuspern", so in die Ecke fläzen und ne Gurke "mümmeln".
Mag daran liegen, dass in meinem Freundeskreis "knuspern" und "reinlöten" zu "geflügelten Worten" geworden sind. Seltsamer Freundeskreis, was :D? "Neulich hab ich n Joghurt geknuspert", "Eben hab ich mir n Tee reingelötet." Ist daher vielleicht für uneingeweihte Leser weniger lustig.

Naja, werde mich bei meinen nächsten Geschichtchen wohl ein bisschen mehr um Originalität bemühen müssen. Vielen Dank für die Hinweise nochmal.

Danke für das Lob wegen der Cartoons. Die kamen wohl besser an als die Geschichte ;)

Gruß. Kaktus.

P.S.: Und wieso eigentlich immer für Kritiken entschuldigen (dotslash) :D ?

 

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