Requiem

[Damaris]

Requiem

Als kleinstes Mädchen der Liebling der Mutter.
Sieben Jahre einzig in ihrer Schönheit.
Invasion eines Babys, plötzlich roch es nach Pisse.
Verlassenheit statt Geborgenheit.
Schwesternliebe, sie wackelte.
Ich lernte traurig zu sein, doch nicht zu trauern.
Ich lernte, alles falsch zu machen, doch nicht zu trauern.
Braunäugiges Mädchen beäugt von der Mutter.
Was es, wie es auch tat, es wackelte.
Hässlichkeit statt Schönheit,
Schuld statt Geborgenheit.
Das Versagen eine Kloake voll Pisse.
Das Laken des Bettchens voll Tränen aus Pisse.
Ich lernte, lautlos zu kreischen, doch nicht zu trauern.
Entsetzen statt Geborgenheit,
Schläge statt Mutter.
Gelbe Spiralen auf schneeweißer Schönheit.
Das Gute des Glaubens, es wackelte.
Zu lang die Stunde der Schule, ich wackelte.
Durch fest verschweißte Beine das Rinnsal der Pisse.
Gehässigkeit statt Schönheit,
Erröten statt Trauern.
Ich lernte beim Lehrer und bei der Mutter.
Unentschuldigt nicht anwesend, die Geborgenheit.
Weit weg von zu Hause, Geborgenheit.
Zu ostdeutschen Discoklängen, ich wackelte.
Verqualmte Fahne statt Mutter,
Freundschaft statt Pisse.
Ich lernte zu feiern, doch nicht zu trauern.
Ich schminkte mir harlekin-ethische Schönheit.
Mein einziges Mädchen, strahlend in seiner Schönheit.
Maßlos verwöhne ich es mit Geborgenheit.
Ich lernte zu lieben, doch nicht zu trauern.
Das Quitschding, es wackelte
und roch nach Pisse.
Unendlich dankbar für meinen Liebling zu sein - Mutter.

Vermählte Schönheit, zähe sieben Jahre, es wackelte.
Familiäre Geborgenheit und nach Veilchen duftende Pisse.
Ich lerne zu trauern um das verborgene Kind meiner Mutter.

 

[Leif]

Verstörend und krank auf ziemlich kunstvolle Weise.
Ich weiß nur noch nicht, ob das ein Experiment ist. Es ist spät.

 

[Damaris]

Guten Abend Leif,
danke für Deine Kritik. Ich fasse sie als Kompliment auf.
"Es ist spät." - 22:10 Uhr? Oder hast Du in diesem Satz einen tieferen Sinn versteckt?
Lg Damaris :-)

 

[Berg]

Hallo Damaris,

die monotone Wiederkehr von Pisse, Wackeln, Mutter und der Abwesenheit von Trauer in einem hübschen kurzen Text, der meiner Meinung nach eher Lyrik als Prosa ist. Hab ich etwas übersehen?

Berg

 

[Damaris]

Hallo Berg,
danke für Deine Kritik. Ich glaube, sie ist positiv gemeint. Auch wenn Du/wir da etwas unschlüssig sind... Ich freue mich immer über Interese und Feedback!
LG Damaris :-)

 

[Maiceena]

Hallo Damaris,

Ein gedicht war es früher? Wow, nicht schlecht. Aber weißt Du was? Es hätte eins bleiben sollen. Verstehe das nicht negativ, aber wenn einen die Gedichtmuse küsst, dann ist das auch ein Geschenk. Und es gib zig Foren, die sich über Gedichte hoch und runter reden.

Maiceena

 

[Damaris]

Hallo Maiceena,
danke für Deine Kritik. Ich finds als Kg. etwas stärker im Ausdruck.
Aber ich suche schon lange ein gescheites Lyrikforum, um meine Gedichte zu verbessern. Vielleicht kannst Du, oder wer immer das liest, mir hierin weiterhelfen?
L.G. Damaris.

 

[Gisanne]

Salü Damaris,

ich hab diesen lyrischen Text schon öfters gelesen - hab mir Zeit gelassen mit kommentieren, um nicht gleich zu kritisieren
Ich lese eine notvolle Geschichte voller Einsamkeit, Unsicherheit und verdrängter Trauer.
Und über das eigene Kind dann:

Ich lerne zu trauern um das verborgene Kind meiner Mutter.

Da ist Dir inhaltlich und sprachlich ein Geschenk gelungen und so habe ich fast nichts zu kritisieren.
Bis auf die häufige Verwendung von 'Pisse' und 'wackelt'.
Einmal, zweimal: Ja, das geht, aber nicht sieben mal 'Pisse' und sechsmal 'wackelt'. Das entkräftet dann den Anfang und die Gesamtaussage. Vielleicht findest Du da noch andere Begriffe.
Ich weiss leider kein Forum für Gedichte.

Ganz herzlich,
Gisanne

 

[Damaris]

Liebe Gisanne, dankeschön!
Mutter, Schönheit, Pisse, Geborgenheit, wackelte, trauern - diese Wörter kehren nach einem vorgegebenen Muster immer wieder. Interessant, dass es Dir nur bei diesen Beiden aufgefallen ist. Sie provozieren absichtlich. Ja, daran scheiden sich die Geister. Aber das mag ich eben.
Liebe Grüße Damaris :-)