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Revue Operette

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03.12.2005
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Revue Operette

Das dumpfe Dröhnen kam und ging, als wir wie ausgesaugt am Baum hingen. Keinesfalls etwa wie kreischende Sägen [aber unter Umständen wie verzerrte Moll-Akkorde: überprüfen, einblenden!], doch dafür wie das Gefühl dieser hauchdünnen Kaugummis – Name vergessen - die in Berührung mit Speichel, augenblicklich auf der Zunge schmelzen und das schmeckt so, aber dafür kratzt es nachher im Hals. Als kleine Kinder hatten wir eher Freude an anderem Zeugs, dachten beim ersten Mal sogar wir befänden uns auf einem Trip, dass wir sofort spielten er klinge aus.
[Hollywood Synchronstimmenstar höflich bitten zu zitieren: Reden des Kaisers, Ansprachen, Predigten und Trinksprüche Wilhelms II. (aber ein bisschen kryptisch belassen, und mit Husten unterlegen, hust, hust.) Bloß nicht vergessen, hust, hust, Endorphine aushusten.]
Zurück ins Jetzt: Ich wickele schon mal die Fasern um die Baumkrone, habe ja Zeit.

Am Anfang waren wir glücklicher als ob gebadet in frischer Morgenpisse. Seitlich, einwärts, vertikales, freigesetztes, wie auch immer wirkendes, wie in frische Morgenpisse getränktes Glück [Die allseits beliebte Mundharmonika-Melodie, die für gewöhnlich am Ende jeden Verses eines stereotypen Bluesliedes steht].
Aber manchmal war unser Mund viel zu trocken für die Reaktion und wir beide schrieen zurück. Kriege anzetteln & Salz streuen & verbrannte Erde hinterlassen. Anschließend sich immer auf der Suche nach neuen Devisen befinden. Eine Vendetta in Stereo, nicht Mono, dementsprechend nervenaufreibend, aber umso erfolgloser.
Also allenfalls bestärkt von Zeit zu Zeit gingen wir noch aufrichtig, meistens übten wir uns im devoten Gang, ach, meistens hat man einfach keine Wahl.
[Eine Rotte von Krüppeln mit überkürzten Lendenwirbeln (das heißt mit schwanenförmigen Wirbelsäulen) findet sich Hand in Hand in einer Reihe ein, bücken sich synchron (jedoch jeder schief für sich mit einer anderen Rückenlange und folglich auch Frontrichtung)]
Und man hält uns seit Anbeginn vor, in dem Anstoß an sich sind nicht die aneinander & ineinander, reibenden & penetrierenden Genitalien unser Grund uns zu rühren, sondern nur der pure Starrsinn persönlich, der direkt aus der Hölle in die Vagina fährt, hinein und hinaus und von Vorn et cetera, der den Mund so trocken legt und den neuen Schall generiert. [Weiße Primelblüten richten sich auf im Zeitraffer]
Auch obwohl ihr dies nicht glaubt, wir stehen auf unsere Pheromondüfte. Oh Gott ja, und wie! Nehmt es als Anzeichen für eine Evolution, die sich auf dem Weg in den Arsch befindet, mir egal.

Wieder im Jetzt: Endlich angekommen hockt er unscheinbarer als es gar nicht mehr möglich wäre vor dem Baum, wir sind verabredet, wimmernd, zittrig sondergleichen, sicherlich bereits länger wartend und vorbereitet der Amoral (sogenannter) zu kapitulieren.
Oh, wie ich ihn liebe, aber so faszinierend wie das Licht auch scheint, wie es durch die Blattdächer kommt, irgendwie müsste es doch mehr angelehnt sein an Beethovens Zehnte. Wie wir bald irgendwann sein werden. Anstatt noch nicht: nicht mehr da.
So, das ist es also das letzte Mal [die Primeln wieder, die Primeln. Noch größere Primeln einblenden und sexuelles Stöhnen, stöhn, stöhn, kopulier, stöhn, seufz.], ich kann nur noch sagen was jetzt folgt, das haben wir gründlich überdacht.
[Auf Super 8 Film gebannt: Fasern zu einem Knoten, alle umkreisen ihn, fuchteln mit den Armen und mimen diesen antiken, dramatischen Feldherrn-Typen, Alexander den Famosen, Erbosten, Despoten von Makedonien, der solch einen Purpurfummel trägt, der versucht den Knoten zu lösen.]
In aller Welt, wie gordisch, aber wir müssen das Wohl oder Übel hinnehmen, da es sich von bloßer Hand niemals lösen könnte.

Wie auch immer haben wir Glück. Der Ast gibt nicht nach.
[Zwei Gestalten am Baum, in der Luft, ähnliche Gesichtzüge, beide haben diese charakteristischen Wangenknochen, die das gesamte Gesicht eingefallen wirken lassen, mit Striemen um den Hals und heruntergelassenen Hosen und feuchten Achselhöhlen. In den Baum eingeritzt: „Na und?“ (In einer ganz naiven Schrift, als ob von einem unschuldigen, kleinen Kind.) Offensichtlich unechte Plastikengelsflügel & Goldhaarperücke beschaffen. Notfalls tut es auch gelbes Lametta.]

Ich hoffe nur die anderen ziehen nicht in Betracht zu folgen.
Und wenn ihr unser Testament lest, steht da: „Von nun an nie wieder in die Kirche gehen … und die, die die Überreste wegwischen, genießen meine unendliche, unendliche, ich kann es nur betonen, unendliche Sympathie. Beerdigt werden wollen wir nicht …“
[Voll von Freude ständig lauter werdender Beifall (Charles Darwin und Alfred Russel Wallace erheben sich sogar von ihren Sitzen, stehende Ovationen, so gut gefällt es ihnen), vielleicht verplempern sie auch ein bisschen Salzwasser (bloß keine echten, menschlichen Tränen verwenden!) und sachte mit Moll-Akkorden oder sonst was ausblenden. Nachher die Korpora aus den Schlingen ziehen, verhalten lächeln, sich verbeugen! Morgen: Lilien in die Gewehrläufe stecken für die Einen und mit all Jenen, die sie auf diese Art mögen, verkehren, bevor es schließlich zu Ende ist, für die Anderen.]
C’est la vie. Inceste vis a vis. [Während sie auf Französisch lispelt, ihre linke Hand nehmen und winken, winken, allerletzte Endorphine wegwinken.]

 

Hallo Gonorrhö,

und herzlich willkommen.
Dein Text hat sicherlich eine eigenwillige Faszination, liest sich interessant und ist in der Tat seltsam. Aber was sich hier wie die höfliche Form von Scheiße liest, ist auch ein bisschen so gemeint.
Ich frage mich immer, warum Autoren Stoffe schreiben und veröffentlichen, die für andere unverständliche bleiben müssen. Da gäbe es sicherlich eine Menge Möglichkeiten zur Spekulation.
Also, warum sollte man den Text unbedingt lesen, was macht ihn wichtig, wofür ist die kryptische Form nötig und weshalb glaubst du, der Text ließe sich nicht anders erzählen?
Möchtest du Rätsel stellen oder verstanden werden?

Lieben Gruß, sim

 

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