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Rubinrot

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24.05.2009
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Rubinrot

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Durch das rote alte Fenster an dem er saß, konnte man auf den nebligen, fröhlichen Platz schauen. Ein paar Vögel saßen laut zwitschernd auf dem Sims und er lauschte ihnen gebannt. Das war wohl auch das einzige Geburtstagslied das ihm heute jemand sang. Er schaute auf den Platz mit den vielen Marktverkäufern, die lautstark ihre Ware anboten, den Musikanten die fröhlich ihre Lieder spielten und den Menschen die sich wie Ameisen täglich aufs Neue ihre Wege im Großstadtdschungel bahnten.
Er war allein.
Seufzend drehte er sich vom Fenster weg, dass ihn so in seinen Bann gezogen hatte. Er war nicht in der Laune noch etwas zu unternehmen. Was hätte er denn auch tun können. Die große Standuhr im Nebenzimmer schlug drei Uhr als er sich endgültig aufrichtete und die Schlüssel vom Bord nahm. Noch einmal schaute er durch das Fenster; in der Welt dahinter schien ihn jemand anzuschauen. Sie stand unten auf dem Platz und blickte direkt durch das Fenster zu ihm hinauf.
Schwermütig drehte er sich von dem Fenster weg und zog sich seine Lederjacke an.
Er überflog die Einkaufsliste noch einmal und machte sich auf den Weg. Er nahm die Treppe, eigentlich nahm er immer den Fahrstuhl. Das war gemütlicher, doch der war grade auf dem Weg nach unten um seinen nächsten Gast aufzunehmen. Auf der Straße blickte er sich um. Der leere Platz schien trostlos und grau. Er war allein.
Der Einkaufszettel war schon seit einiger Zeit der Gleiche. Zwei Flaschen Wein, ein Brötchen und Salat. Heute gönnte er sich allerdings noch ein Stück Torte, Schwarzwalder-Kirsch mit einer rubinroten Kirsche oben.
Auf dem Heimweg machte er wie immer einen Abstecher zu seinem Lieblingsschaufenster und blieb einige Minuten vor den Gemälden stehen, die vollständiges Glück und sonnige Strände einer längst vergangenen Zeit zeigten.
Er überlegte kurz ob er hineingehen sollte um sich die restlichen Werke anzusehen, doch das verschob er auf morgen, heute wollte er noch etwas lesen.
Vor seiner Haustür leerte er den Briefkasten, den ein kleines Messingschild mit seinem Namen zierte. Zwei Karten, eine schlichte weiße mit der kurzen unpersönlichen Gratulation von der Firma. Die andere von seiner Mutter; sie schrieb von ihrem Glück in dem fremdem Land, ein schlichtes "Herzlichen Glückwunsch" stand im Post Skriptum. Diesmal fuhr er mit dem Fahrstuhl. Er stellte die Karten behutsam auf den Kaminsims. Von ihr war nichts dabei. Er hatte es auch nicht erwartet. In gewohnter Haltung setzte er sich ans Fenster und schaute an die Stelle an der er meinte sie gesehen zu haben, schüttelte den Kopf und nahm ein Buch aus dem alten Regal. Nicht nur das alte Bücherregal sondern auch die vergilbten Romane die wie Zinnsoldaten in Reih und Glied darin standen hatte er von seinem Vater geerbt. Er las gerne von den fantastischen Welten und spannenden Abenteuern in fremden Welten in denen auch schon sein Vater Gast gewesen war. Früher hatte er dafür nicht so viel Zeit gehabt. Als seine Augen langsam taub wurden stellte er das Buch in die entstandene Lücke im Regal zurück und blickte noch in Gedanken an das gelesene durch das spiegelnde Fenster.
Wie er es immer tat, und wie es sich gehörte, hatte er die Flasche schon geöffnet.
Der süße Geruch sog ihn nun magisch an, sodass er sich langsam von seinem Platz erhob um dem Verlangen nachzugehen. Das verschnörkelte Etikett verdeckte die rubinrote Flüssigkeit der er schon so lange verfallen war...Zu lange.
Er schenkte sich gönnerisch ein Glas ein und setzte sich mit dem Stück Schwarzwälder-Kirsch zurück an das durchschaubare Fenster. Unten auf dem Platz spielten ein paar Kinder, die von ihren besorgten Müttern und verärgerten Vätern vergeblich zum Gehorsam aufgefordert wurden.

Als sie vor seinem Fenster stand war sie sich nicht so sicher ob sie jemals Kinder hätte haben wollen, aber das war auch nicht der richtige Zeitpunkt um sich darüber Gedanken zu machen. Sie hatte vergessen eine Karte zu schreiben, das heißt sie war sich nicht ganz sicher ob sie es vergessen oder nur Angst davor gehabt hatte.
Sie war da gewesen, hatte sich getraut zu ihm zu kommen nach all den Jahren.
Der Fahrstuhl den sie früher so oft benutzte ratterte im gleichmäßigen Takt. Der hohe helle Flur mit den alten dunklen Mahagoni-Türen. Doch er war nicht da gewesen.
Sie berührte flüchtig die Tür, die sich wie eine undurchdringbare Wand vor ihr auftürmte. Er hätte sich bestimmt nicht gefreut und noch weniger hätte er sie hereingebeten. Die Bilder vor ihr verschwammen von den Tränen, die sich auf dem Rückweg in ihre Augen stahlen. Sie wischte sie mit dem Ärmel beiseite und ging mit schnellen Schritten zu ihrer Wohnung zurück, die ihr nie ein richtiges Zuhause geworden war. Sie war sich nicht sicher was sie machen solle, sie wusste nie was sie tun sollte. Sie nahm eine der dunklen Flaschen die sie ihm eigentlich hätte schenken wollen und setzte sie an die noch immer zitternden Lippen. Eigentlich trank sie nicht. Rubinrote Tropfen vielen von ihren Lippen auf ihr weißes Leinenhemd. Wie Blut dachte sie, wie rotes Blut...

Die Uhr schlug genau 20 Uhr als er wie immer den Fernseher einschaltete und sich das dritte Glas Wein eingoss. Die rubinrote Flüssigkeit funkelte ihm vertraut entgegen…
Zu vertraut.
Der Nachrichtensprecher erzählte wie jeden Abend in seinem sachlich- nüchternen Ton die neusten Schlagzeilen. Er prostete ihm zu, der ihm über die Jahre der Zuverlässigste geworden war.
"Herzlichen Glückwunsch" flüsterte er leise und die sonst so süße Flüssigkeit schmeckte salzig und falsch. Die Nachrichten waren genauso spannend wie jeden Tag.
Auf irgendeinem anderen Sender lief ein schöner Film. Der Salat schmeckte trocken wie er es schon gestern getan hatte. Der Film endete traurig, aber ohne Happyend.
Genussvoll leerte er sein letztes Glas...

 

Hi,
Ich möcht zunächst anmerken, dass dies meine erste Kurzgeschichte ist und ich hoffe hier jetzt alles richtig gepostet zu haben usw.

Dann vielen Dank, dass du die Geschichte gelesen hast... :)

Ich entschuldige mich für mögliche Rechtschreibfehler
(einfach anmerken bitte dann korrigiere ich... )

Und ich freue mich über Anregungen, was ich vllt. besser machen könnte...

Danke

 

Hey Lucas,

und ein herzliches Willkommen im Forum von mir.

Du liest den Duden :lol:, dass ist gut :thumbsup:.

Deine Geschichte ist für mich irgendwie nicht Fisch und nicht Fleisch. Irgendwie finde ich sie nett und irgendwie auch wieder nicht. Das hilft jetzt natürlich überhaupt nicht, es tut mir leid.
Ich erahne in Dir einen Sinn für Geschichten, aber es fehlt an Handwerk.
Das kann man lernen, hier im Forum gibt es tolle Leute, die diesbezüglich echt was auf Tasche haben.

Zuerst einmal, solltest Du die Fehler aus dem Text nehmen. Ich gebe Dir mal den schlauen Ratschlag, zwischen zwei Verben kommt meist ein Komma :-)).

Lese den Text noch mal laut und Du bemerkst falsche Wörter oder fehlende Endungen.

Dann vermeide Wiederholungen, inhaltliche und wörtliche.

Kürze Deinen Text. Nimm alles heraus, was nichts mit der Geschichte zu tun hat oder Deine Figuren beschreibt.

Der Wechsel von ihm zu ihr ist schwierig zu erfassen. Bereite den Leser darauf vor. Fange den Absatz z.B. damit an: Sie hat heute vor seinem Fenster gestanden ... und komme dann mit den Kindern und den Rest.
Aber mit dem Fenster lieferst Du eine Art Wiedererkennung und es ist einfacher, den Faden aufzunehmen.

Will er sich nach dem letzten Glas umbringen? Tue dass nicht. So enden so viele Geschichten, meist sind es Erstlingswerke ;).

Dann schaue mal auf Deine Sätze:

Der Film endete traurig, aber ohne Happyend.

Hier hättest Du ein Beispiel für eine Wiederholung, traurig bedeutet ohne Happy End. Kannst es natürlich als Verstärkung nutzen, dann aber ohne ABER.

Soviel von mir. Vielleicht hast Du ja Lust, etwas von meinem Klugschiss an Deinem Text auszuprobieren und zu schauen, wie er sich verändert.

Ich wünsche Dir hier viel Freude
Beste Grüße Fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey,
Vielen Dank... ich werd mal ein wenig dran arbeiten :)

Wer sich umbringt bleibt offen..(Er soll sich eigentlich nicht umbringen,... sie schon.)
Das "trurig, aber ohne Happy End" soll zum einem verwirren und diese Traum/scheinwelt von ihm in der er nicht alles richtig wahrnimmt verdeutlichen... hat aber anscheinend nicht ganz geklappt ;)

Ach und was ich noch ganz besonders schwer fand, war das Finden der Überschrift, Rubinrot war mein erster Gedanke doch ich fand "zwei Flaschen Wein, ein Brötchen und Salat" oder " Die Welt hinter dem Fenster" auch ganz schön... wäre schön zu hören, was ihr präferieren würdet.

gruß Lucas

 

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