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Ruhe bewahren!

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19.06.2001
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Ruhe bewahren!

RUHE BEWAHREN!

Vier Stunden. Seit vier Stunden hatte sich keiner mehr aus dem Gebäude gemeldet. Tripplefood winkte Parker zu sich heran. „Parker! Parker, kommen Sie her!“ Er wischte sich mit einem Taschentuch den Schweiß vom Gesicht. Gott ist das heiß, dachte Tripplefood.
Parker hatte den Captain erreicht. „Sir?“
„Verdammt, was geht da drinnen vor?“ fragte Tripplefood.
„Das wüßte ich auch gern.“ antwortete Parker. Er sah zur Bank. „Wir sollten einfach stürmen, Sir.“
„Nein.“
„Sir?“
Tripplefood deutete zu den drei Leichnamen, die vor dem Eingang lagen. „Um ein weiteres Fiasko zu bekommen? Nein!“
Parker schluckte. „Seit vier Stunden warten wir auf irgendeine Reaktion. Nichts. Gar nichts.“ Er zündete sich eine Zigarette an. „Unsere Leute sind scharf darauf, der Sache ein Ende zu setzen.“
Tripplefood wußte das. „Das weiß ich selbst, Cole.“ Er zuckte mit den Schultern. „Okay, rufen Sie noch einmal an. Vielleicht haben wir dieses Mal Glück.“
„Und wenn nicht? Weitere vier Stunden warten?“
„Sie rufen jetzt erst einmal an.“ Tripplefood hustete. „Und danach werde ich entscheiden, wie wir weiter vorgehen werden.“ Er spuckte aus.
„Sir? Alles in Ordnung?“ Parker machte sich etwas Sorgen um den Captain.
„Ja, geht schon. Diese verfluchte Hitze.“ Tripplefood ging es wieder etwas besser. „Gott, ich möchte wissen, wie die das da drinnen aushalten.“

Parker nahm den Hörer ab und wählte die Nummer. Er wartete und schüttelte dann mit dem Kopf. „Da geht keiner ran, Sir.“ Er legte auf.
„Scheiße!“ fluchte Tripplefood. „War ja klar.“ Er sah rüber zur Bank.
„Sir? Was machen wir jetzt?“
Tripplefood schloß seine Augen. Er wußte, alle hier würden am liebsten einfach die Bank stürmen. Er wußte, daß alle hier auf ein oder zwei Geiseln verzichten konnten. Selbst Parker. Da war er sich sicher. Aber er selbst? „Wir warten.“ sagte er entschlossen. Zumindest versuchte er, entschlossen zu wirken. „Wir warten weiterhin ab!“
„Sir?“ Parker verstand den Captain nicht. Er holte tief Luft. „Könnte ich Sie unter vier Augen sprechen?“
„Cole?“
„Sir. Könnte ich Sie...“ Parker sah zu den anderen Agents, die sich mit im Raum befanden. Nie würde er es wagen, Tripplefood bloßzustellen. „Ich wären Ihnen dankbar, wenn Sie mir für einen Moment zuhören würden. Draußen... nicht hier.“
Tripplefood spürte die Blicke der anwesenden Agents. Dann sah er Parker an. „Okay.“

Die Luft war stickig. Und über allem lag die Anspannung aller Beteiligten. Parker bot Tripplefood eine Zigarette an.
„Nein... nein, danke!“
„Okay.“ Parker zündete sich eine Zigarette an und steckt die Packung weg. „Sir... ich...“
„Was sollte das eben, Cole?“ fragte Tripplefood sichtlich verärgert. „Wie konnten Sie vor all den anderen meine Entscheidung in Frage stellen? Was sollte das?“
„Sir!“ Parker lächelte und versuchte ruhig zu bleiben. „Seit heute morgen haben wir nichts erreicht. Wir haben ganze zwei Telefonate führen können. Und seit...“ Er sah auf seine Uhr. „Seit fast fünf Stunden herrscht Funkstille. Was, wenn die da drinnen inzwischen jede Geisel erschossen haben?“
Tripplefood nickte. „Ja, aber genau das wissen wir eben nicht! Wir wissen nicht, was da passiert!“ Er sah zu den drei Leichnamen. „Vor dem Eingang dort liegt ein toter Polizist, eine tote Frau und... ein...“ Tripplefood schüttelte den Kopf.
„Da liegt ein totes Kind, ja.“ sagte Parker. „Trotzdem. So kann das nicht weitergehen.“
„Was soll ich tun? Den Befehl zum Stürmen geben? Nein, das werde ich auf keinen Fall, Cole. Die drei Toten sind unsere Schuld gewesen. Noch einmal werde ich das nicht... zulassen. Nicht noch einmal!“
Parker warf die Zigarette weg. „Wir sind bereit, die Sache zu erledigen. Auch auf die Gefahr hin...“
„Nein!“ unterbrach ihn Tripplefood. „Wir werden warten. Und damit ist dieses Gespräch beendet. Informieren Sie ihre Leute, Parker.“ Er sah Parker an, der sich nicht rührte. „Informieren Sie ihre Leute, daß wir weiterhin warten werden!“
„Ja, Sir.“ sagte Parker wütend. „Es ist Ihre Entscheidung. Können Sie auch mit den Konsequenzen leben?“
„Ja, das kann ich.“ erwiederte Tripplefood. „Und ob ich das kann!“

Es fing an zu regnen. Ein plötzlicher Wetterumschwung. Parker hatte keine Zigaretten mehr. „Scheiße.“ murmelte er und ging zu einem der Polizisten. „He, haben Sie ´ne Kippe für mich?“
Der Polizist lächtelte. „Tut mir leid, Sir. Nichtraucher.“
„Na, hervorragend.“ Parker kramte einen Kaugummi aus seiner Jacke hervor. „Alles Nichtraucher hier?“
„Ja, Sir.“
„Hervorragend.“
Der Polizist sah rüber zur Bank und fragte: „Sir, wie sieht´s aus?“
Parker zuckte mit den Schultern. „Ich habe hier nicht das Sagen. Wir werden warten, bis sich die Typen melden, oder auf einen unserer Anrufe reagieren.“
„Das ist Scheiße, Sir.“ sagte ein anderer Polizist. „Wir sollten diese verdammte Bank endlich stürmen und die Arschlöcher außer Gefecht setzen!“
Cole sah zu Tripplefood, der mit mehreren Agents diskutierte. „Mag sein. Ich denke auch so. Ja, ich denke auch, wir sollten kurzen Prozeß machen.“ Er sah zu dem jungen Polizisten. „Ich weiß, daß ihr bereit seid dafür. Nicht nur, weil da eine Frau und ein Kind tot auf der Straße liegen. Nicht nur, weil da ein Polizist tot... auf der Straße liegt.“ Parker sah wieder zu Tripplefood. „Aber die Befehle sind eindeutig. Wir werden warten.“
Der Polizist schüttelte den Kopf. „Bei allem Respekt vor Tripplefood. Aber die Toten gehen auf sein Konto.“
„Hm.“ Parker nickte. „Ja, das stimmt. Und eben deshalb ist er jetzt vorsichtiger. Wir alle... ich... wir müssen jetzt Geduld haben.“ Er spuckte den Kaugummi aus. „So schwer es mir fällt, Tripplefood´s Anweisungen zu befolgen... aber genau das werden wir tun. Klar!“ Er sah zu den beiden Polizisten. „Und daß mir hier keiner ausrastet!“ Die beiden Polizisten nickten. „Gut!“

„Ja Sir... natürlich, alles unter Kontrolle... ja... ja... Ja, wir werden warten.... irgendwann müssen die sich melden... ja... bis dahin weiter wie bisher, ja... ja Sir... ja... Danke.“ Tripplefood legte auf und sah zu Parker, der das Gespräch mitverfolgt hatte. „Ich habe die Bestätigung. Alles geht so weiter, wie ich es angeordnet habe.“
Parker winkte ab. „Schon gut. Vor ein paar Minuten habe ich mich mit zwei Polizisten unterhalten.“
„Oh... und?“
„Ja, alle denken, Sie handeln falsch, Sir. Jeder hier ist der Meinung...“
„Diese Meinungen interessieren mich aber nicht, Parker! Ich...“

Das Telefon läutete.

Parker sah zu Tripplefood. „Das kommt aus der Bank.“
„Ja.“ Tripplefood nickte. Er atmete kurz durch und nahm den Hörer ab. „Tripplefood... nein, nein. Ja, das ist mir klar. Aber... Nein, warten Sie, nicht, nein! War...“ Er hielt inne und sah zu Parker. „Scheiße!“
„Was?“
Tripplefood legte auf und rannte raus auf die Straße. „Los, kommen Sie mit!“
„Was?“ Parker folgte dem Captain. „Sir, was haben die gesagt?“
„Da.“ Tripplefood blieb stehen und zeigte auf den Eingang der Bank. Die Tür öffnete sich. „Da, sehen Sie?“
Parker nickte. „Bleibt ruhig!“ schrie er zu den anderen. „Ruhe bewahren!“ Er sah zur Tür. „Was haben die gesagt?“ fragte er leise.
„Scheiße!“ flüsterte Tripplefood. „Die wollen jetzt rauskommen!“
„Die wollen was?“ Ungläubig sah Parker zum Eingang der Bank. „Die wollen rauskommen? Einfach so?“
„Ja... das haben die gesagt.“

Der Regen wurde stärker. Und dann passierte es. Eine Frau kam aus der Bank und stand... verwirrt und hilflos auf der Straße. Parker gab einigen Agents ein Zeichen. „Los, holt sie da weg!“
„Nein, wartet!“ Tripplefood hob den Befehl auf. „Wartet!“ Gespannt sah er zum Eingang. „Irgendwas stimmt da nicht.“
Parker steckte seine Waffe weg. „Die Frau braucht Hilfe!“
„Irgendwas stimmt da nicht, verdammt!“ Die Frau streckte ihre Arme nach oben und kam direkt auf sie zu. „Scheiße! Sehen Sie es?“
„Mist!“ fluchte Parker. „Ja, Sir. Ich sehe es.“ So ein verdammter Mist, dachte er. „Keiner rührt sich, klar!“ Parker sah zu den anderen. „Bleibt alle, wo ihr seid!“ Er tippte Tripplefood an. „Die können den Sprengstoff wahrscheinlich fernzünden.“ Die Frau kam weiter auf sie zu. „Vielleicht wollen die das auch so. Sir, wenn die Frau...“
„Wenn sie hier ankommt, und die zünden...“ Tripplefood schüttelte den Kopf. „So ein Mist. Diese Penner! Diese verdammten Penner!“
„Wir können uns auch irren, Sir.“
„Ja, das könnten wir durchaus.“ Scheiße. Tripplefood überlegte. „Also gut, es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder wollen die uns täuschen, oder die machen Ernst. Scheiße.“
„Sir!“ Parker sah zu der Frau. „Noch näher können wir sie nicht kommen lassen. Noch näher und das gibt eine Katastrophe. Sir! Bruce!“
Tripplefood zögerte. „Was, wenn es ein Fehler ist?“
„Bruce! Was, wenn hier gleich alle draufgehen!“ Er zog seine Waffe und entsicherte. „Ich bin bereit.“ Er zielte auf den Kopf der Frau. „Noch höchstens zehn Meter. Dann ist es zu spät.“ Er bemerkte, wie viele der Polizisten und Agents sich zurückzogen. „Fünf Meter. Sir!“ Für Parker gab es nur eine logische Entscheidung. Und die erwartete er auch von seinem Captain. „Zwei Meter! Sir!“
„Gut. Schießen Sie!“ sagte Tripplefood.
Parker nickte kurz und schoß. Die Frau fiel zu Boden. „Keine Gefahr mehr!“ sagte er.
„Gut.“ Tripplefood hustete. „Gut... gut. Verdammt.“

Zehn Minuten später war Tripplefood wieder in Kontakt mit seinen Vorgesetzten. „Wir hatten keine andere Wahl... ja... ja... wie gesagt, das Risiko... oh, nein! Ich mußte eine Entscheidung treffen... Was? Sir, ich... bedenken Sie, wenn wir jetzt stürmen, dann... oh, ja. Gut...“ Er legte auf. „Es ist soweit.“ sagte er in den Raum.
Parker und die anderen wußten, was Tripplefood ihnen gleich mitteilen würde.
„Es ist soweit. Ich habe Anweisung, den Befehl zum Stürmen zu geben.“ sagte Tripplefood gequält. „In fünf Minuten geht es los. Informieren Sie ihre Männer. Fünf Minuten!“ Er schüttelte den Kopf. „Fünf Minuten!“
„Ihr habt es gehört!“ sagte Parker. „Los geht´s!“ Er sah zu Tripplefood, der sich auf einen Stuhl setzte und sich durch´s Haar fuhr. Parker war klar, was Tripplefood durch den Kopf ging. Seine Masche hatte nicht funktioniert. „Tut mir leid, Sir.“ sagte er.
„Vergessen Sie es!“
„Sir...“
„Gehen Sie! Gehen Sie raus und stürmen Sie endlich diese Scheißbank.“ Tripplefood lachte. „Na los! Das wollten Sie doch die ganze Zeit. Also, worauf warten Sie?“
Parker sagte nichts. Er nickte und verließ den Raum.

„Scheiße.“ Tripplefood stand auf und ging zum Fenster. Er holte ein Funkgerät aus seiner Jacke hervor. Er war allein. Er drückte einen Knopf. „He ihr. Es wird Zeit!“
„Ja, wir sind längst draußen!“
„Gut!“
„Stürmen sie jetzt?“
„Ja. Jetzt!“
„Oh, das gibt ´ne schöne Überraschung!“
„Ja.“ sagte Tripplefood. „Wir sehen uns dann wie vereinbart.“ Er schaltete das Funkgerät aus und steckte es weg. Oh ja... eine Überraschung, in der Tat. Er verließ den Raum und ging zu seinem Wagen. Bevor er einstieg, sah er, wie Parker und die anderen auf die Bank zuliefen. „Idioten!“ sagte er lächelnd.

Im Rückspiegel sah er, wie der gesamte Gebäudekomplex explodierte. „Gut!“ murmelte Tripplefood. „Sehr schön, sehr schön...“ Er war vierundfünfzig Jahre alt. Und wenn alles gut verlaufen würde, so konnte er ein schönes Leben führen, irgendwo in Europa. München? Oder London? Nein! Tripplefood bog in eine Seitenstraße ab. Prag! Ja! Prag ist doch eine sehr schöne Stadt! Tripplefood lächelte. „Ja... Prag!“

ENDE

copyright by Poncher (SV)

08.10.2001

 

Löl. Sorry - zu spät, keine Zeit deine Story zu lesen. Du bist ja kein Autor, sondern eine MASCHINE :D - täglich neue Geschichten !!!

Gruss,

Batch

 

Ich habe die Story nur mal flüchtig durchgelesen, bin aber ehrlich gesagt nicht ganz durchgestiegen.
Auf jeden Fall ist sie gewohnt souverän geschrieben, das wage ich mal zu behaupten! Poncher versteht was vom Schreiben und hat ganz brauchbare Ideen.
Weiter so, Compadre!

 

„Gut!“ murmelte Itschi. „Sehr schön, sehr schön...“ :D

Und endlich ist dir mal ein richtig guter Schluß gelungen, darüber freue ich mich fast am meisten. ;)


Gruß.....Ingrid

 

Na ja, Durchschnitt; erinnerst Du Dich noch? Dann brauche ich es dieses Mal nicht näher auszuführen.
Na ok, der Vollständigkeit wegen:
Idee: Durchschnitt.
Stil: eben Deiner (also keine Kritik)
Unterhaltungswert: genauso viele Sternchen wie bei "Idee"
Anspruch: gleich Null
Siehst Du, ich kann es wieder ..

 

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