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Run
Sie rannte los. Es regnete. Der Regen peitschte ihr ins Gesicht. Ihr heller roter Sportanzug war bereits durchnässt. Ihre schnellen Schritte waren auf dem Asphalt kaum zu hören. Sie rannte so schnell sie konnte nach dem, was gerade passiert ist. Der Sportanzug klebte an ihr wie ein nasser, dünner Film. Sie sah müde aus aber rannte unermüdlich weiter. Ein Schritt folgte dem nächsten. Es war ein perfektes Zusammenspiel aller Sinne. Alles funktionierte. Alles lief auf Hochtouren. Ihre Beine durften nicht schlapp machen. Sie musste hier weg. So schnell es ging. Sie hatte keine Wahl. Sie hatte nie eine Wahl gehabt. Die Regentropfen schossen wie Projektile an ihr vorbei. Diesmal hatte sie keine Zeit über den Regen nach zu denken. So, wie sie es so oft tat. Sie schaute auf die Uhr. Halb 8!
Mist! Schnaufte er. Er schaute von seiner Uhr hoch und erblickte vor sich die dichten Mengen der Innenstadt. Es war zwar schon dunkel aber trotzdem war hier einiges los. Der Regen tat ihm in den Augen weh. Er kniff die Augen zusammen und bemerkte, dass die vielen Lichter wie Weihnachtssterne aussahen. Er fühlte sich einen Moment wohl trotz der pochenden Hitze an seinen Schläfen. Was war das für ein Gefühl? Er suchte danach und fragte sich, woher er dieses Gefühl kannte. Er konnte jetzt nicht über so etwas nachdenken. Er zog sich die Kapuze seines gelben Sportanzugs tiefer ins Gesicht und rannte weiter. Er musste sich beeilen nach dem was passiert war.
Die Schaufenster rasten wie Blitze an ihr vorbei. Sie sah kurz zu einem Zeitungsstand hinüber, vor dem ein Mann stand, der wild fluchte. Sie lies den Weg vor sich nur kurz aus den Augen und bemerkte deshalb den jungen Mann in dem gelben Anzug, der mit gleichem Tempo auf sie zu kam, nicht. Die beiden prallten zusammen. Sie trafen sich an den Schultern. Beide wurden wie von einem starken Ruck zurück geschlagen. Sie fiel nach hinten um. Alles geschah wie in Zeitlupe. Der Asphalt auf den sie prallte war kalt und nass. Sie landete auf der Seite und schlug mit dem Kopf auf. Ein stechender Schmerz zog durch ihren Kopf. Sie schloss die Augen und spürte, wie warmes Blut aus ihrer Schläfe auf den Boden tropfte. Alles verlief wie in Trance als er nach hinten kippte. Er schlug mit dem Ellbogen auf der Straße auf. Er verzog das Gesicht stemmte sich aber sofort wieder hoch. Er sah kurz zu der jungen Frau runter und rannte weiter. Dieser Zusammenstoß hatte ihn irgendwie aufgeweckt. Wie als hätte ihn jemand aus einem Traum geholt. Er dachte über die Frau nach und darüber, wie dieses hübsche Geschöpf wimmernd vor Schmerz und Angst auf dem Boden lag. Was für eine Verschwendung eine solche Frau zu einem solchen Zeitpunkt zu treffen. Sie sah ihm nach, nachdem er so plötzlich weiter gerannt war. Die beiden hatten nur kurz einen Blickkontakt gehabt. Er hatte schöne Augen. Er sah eigentlich nicht böse aus. Sie hievte sich hoch und lief weiter. So etwas konnte sie doch nicht aufhalten, dachte sie sich. Sie rannte in altem Tempo weiter, überquerte eine Straße und lief durch eine Seitengasse. Warum hat er mir nicht geholfen? Warum hatte er es so eilig? Er kam aus der Richtung, in die ich wollte? Rannte in die Richtung aus der ich kam? Er wird doch nicht..? Ihre schritte verlangsamten sich, bis sie stehen blieb. Er sah sich um. Er sah in die Richtung aus der er kam. Das Mädchen ist in die Richtung gerannt! Er schüttelte den Kopf. Bloß Zufall. Er konnte jetzt nicht über so etwas nachdenken. Sie rannten weiter.