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Saras Tochter

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07.05.2004
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Saras Tochter

Saras Tochter

Susan steigt aus dem Auto und atmet die frische Waldluft ein. Beim Anblick des Hauses, das geduckt unter den Bäumen liegt, fühlt sie sich sofort wieder zu Hause, obwohl sie lange nicht mehr hier war. Sie betrachtet es mit forschendem Blick und sieht es plötzlich mit anderen Augen, als in ihrer Kinder- und Jugendzeit. Sie bemerkt die Risse in der Mauer, den abbröckelnden Verputz und die fehlenden Dachziegel. Sie schüttelt den Kopf. Den Entschluss ihres Großvaters kann sie, trotz allem, nicht verstehen.

Mit letzter Kraft schiebt Sara den Schrank vor die Türe, hinter der sie Tamara soeben eingesperrt hat. Sie hört Tamara weinen. Es ist grausam, ein zweijähriges Mädchen alleine in eine dunkle Kammer zu sperren. Eine Träne löst sich aus Saras Augen, doch sie wischt sie mit einer trotzigen Bewegung ab. Sie muss stark sein, um das zu tun, was nötig ist.

„Ich werde das Haus abreißen lassen“, teilte Susans Großvater vor einer Woche seiner Enkelin so beiläufig mit, als spräche er vom Wetter. Susan hatte versucht ihn davon abzubringen, doch er blieb hart. „Das Haus verkommt im Wald. Es ist inzwischen so baufällig, dass man sich im Inneren seines Lebens nicht mehr sicher sein kann.“
Die Gartentüre quietscht, als Susan sie öffnet. Sie lächelt. Wie früher! Kindheitserinnerungen kommen zurück. An die Wochenenden, die sie mit ihren Eltern hier verbrachte. Sie waren angeln gegangen und hatten abends die Fische auf dem Grill gebrutzelt. Wenn sie gar waren, durfte Susan Kartoffeln in die heiße Glut werfen, deren Pelle davon ganz schwarz wurde, und mit etwas Salz trotzdem köstlicher schmeckten, als alles andere. Sie erinnert sich an durchwachte Nächte, wenn sie mit ihren Eltern im Freien saß, um die Waldtiere zu beobachten. Doch diese Dinge sind nicht der Grund, warum Susan dieses Haus so sehr liebt.

Sie setzt sich auf einen Stuhl. Ihre Arme schmerzen von der ungewohnten Anstrengung. Sie lauscht auf Tamaras wütendes Kreischen. „Sie wird mich hassen, wenn das alles vorbei ist“, denkt sie. Es dauert eine Ewigkeit, ehe Tamara verstummt. Sara stellt sich vor, wie die Kleine sich auf die Matratze am Boden legt, ihren Teddybär in den Arm nimmt und so einschläft. „Ob sie mich jemals verstehen wird? Vielleicht ist alles total unnötig.“ Sie geht mit schleppenden Schritten ins Nebenzimmer, lässt sich auf das Bett fallen und schläft trotz ihrer Angst bald ein.

Susan holt ihre Tasche aus dem Auto und schleppt sie zur Türe. Sie zögert einen Moment, ehe sie aufsperrt. Der muffelige Geruch eines unbewohnten Hauses schlägt ihr entgegen und eine kleine Maus huscht aufgeregt davon.
Erleichtert atmet sie auf. Alles sieht noch genauso aus wie früher. Der zerschlissene Flickenteppich auf dem Boden, die kitschigen Landschaftsbilder an den Wänden. Ihr Großvater meinte, sie solle sich umsehen und die Dinge nehmen, die sie haben wollte. Alles andere würde auf dem Müll landen. Susan streicht versonnen über eines dieser Bilder. Eine dicke Staubschicht hat sich darauf angesammelt und sie wischt die Hand an ihrer Jeans ab. Sie weiß nicht, wie lange sie dort so steht, ehe ihr bewusst wird, dass sie nur so lange herumtrödelt, weil sie nicht wagt, das Zimmer zu betreten, in dem sie früher immer geschlafen hat.

Bücher. Klamotten. Gemälde. Alles wild auf dem Boden verstreut. Entsetzen. „Mama? Papa? Roman?“ Stille. Verzweiflung. „Wo seid ihr?“
Kraftlos. Müde. Tränen. Entsetzen. Die Gestapo. Schmerz. Besinnung. „Weg von hier.“

Mit einem heftigen Ruck reißt sie schließlich die Türe zu ihrem alten Zimmer auf und muss lächeln. Alles unverändert. Sie schüttelt über sich selbst den Kopf. Wer sollte hier schon etwas verändert haben? Seit Jahren war niemand mehr da. Trotzdem ist sie erleichtert, dass alles noch an seinem Platz steht. Sogar der Roman, den sie bei ihrer letzten Abreise hier vergessen hat, liegt noch auf dem altertümlichen Nachttisch.
Plötzlich meint sie Blicke auf sich zu spüren und einen Moment lang, fühlt sie sich wieder wie ein kleines Mädchen, dass noch Angst vor Geistern hat.

Schweißgebadet schreckt Sara hoch. Immer wieder dieser Traum. Sie setzt sich auf und zündet die Kerze auf dem Nachttisch an. Nur das sanfte Licht vermag die Alpträume erträglicher zu machen.
Der Tag aus ihrem Traum ist ihr noch gut in Erinnerung. Sara kann sich nicht vorstellen, dass sie ihn jemals vergessen wird.
Nachdem sie sich vom ersten Schrecken erholt hatte, war ihr aufgegangen, dass die Gestapo jeden Moment zurückkommen könnte. Sie nahm Tamara auf den Arm und rannte aus der Wohnung. An den steilen Treppen strauchelte sie und konnte einen Sturz im letzten Moment abfangen. Draußen blieb sie noch einen Moment stehen, betrachtete das Haus, in dem sie aufgewachsen war und versuchte, noch ein paar gute Erinnerungen herauf zu beschwören. „Ich muss noch ein Andenken mitnehmen“, dachte sie, schob die Vernunft beiseite und rannte wieder in die Wohnung zurück.

Sie dreht sich zitternd um. Ein Eindringling von Angesicht zu Angesicht ist ihr lieber als einer im Rücken. Niemand steht an der Türe, um ihr aufzulauern. Auch früher, wenn dieses Gefühl sie überkam, befand sich nie jemand im Raum. Ihre Augen wandern weiter, von der Türe weg, die Wand entlang, um schließlich an dem Gemälde, das Sara zeigt, hängen zu bleiben. Eine Gänsehaut kriecht über ihren Rücken, weil sie, wie damals, das Gefühl hat, die Blicke kämen von dort. „Verdammt, ich dachte aus dem Alter wäre ich raus“, sagt sie laut, weil sie hofft, dadurch die blödsinnigen Gedanken zu vertreiben.

Sie schnappte sich aus dem Chaos das erste Gemälde, das ihr in die Finger fiel und stürmte wieder nach draußen. Ziellos irrte sie durch die Stadt. Ihre Füße begannen schnell weh zu tun und sie bereute, ihre hohen Schuhe nicht gegen bequemere ausgetauscht zu haben. Tamara auf ihrem Arm wurde von Minute zu Minute schwerer.
Sie musste irgendwo hin. Sie konnte nicht ewig auf der Straße herum laufen. Panisch ging sie im Kopf die Namen der Personen durch, an die sie sich wenden konnte. Die meisten ihrer jüdischen Freunde waren bereits weg gebracht worden. Gab es Deutsche, denen sie trauen konnte? Sie fühlte sich alleine, Tränen stiegen in ihre Augen und sie setzte sich auf eine Bank, um sich einen Moment Erholung zu gönnen. Die Schmerzen an ihren Beinen und Armen waren kaum auszuhalten, doch noch mehr schmerzte die Ungewissheit, was mit ihren Eltern und Roman, ihrem Mann geschehen könnte..
Trotzig versuchte sie die Tränen abzuwehren, aus Angst, dass sie nicht mehr weiter gehen könnte, wenn sie der Trauer erst gestattete, sich einzunisten.
„Georg“, schoss es ihr plötzlich durch den Kopf.
Sie sprang auf, lief quer durch die Stadt und erst als sie an seiner Türe klopfte ging ihr auf, dass selbst der alte Freund ihres Mannes sie verraten könnte.

Sara starrt ihr von dem Gemälde so unverwandt entgegen, wie sie es seit jeher getan hat. Susans Herzschlag beschleunigt sich, ihre Hände werden feucht.
Sara, die Heldin ihrer Kindheit. Sara, der Schrecken ihrer Kindheit. Sara, die sich nachts in ihre Träume geschlichen und um Hilfe gefleht hatte. Erst viel später hatte sie die wahre Geschichte dieser Frau erfahren.

Georg starrte sie entsetzt an. Fragen waren nicht nötig, denn ein Blick auf Sara sagte alles. Er schloss die Frau seines Freundes in die Arme, führte sie in die Wohnung, ließ sie an seiner Brust weinen und trocknete ihre Tränen.
Erst als Sara ruhiger war und etwas gegessen hatte, erfüllte er ihre Hoffnungen. „Ich weiß einen Ort, an dem ihr sicher seid.“

Sara hatte sich hier einige Zeit vor den Nazis versteckt. Auf diesem Bild sieht sie noch glücklich aus, wusste noch nicht, was auf sie zukommen sollte. Sie sitzt unter einem blühenden Apfelbaum, trägt ein taubenblaues Kleid und lächelt, als gehöre die ganze Welt ihr alleine. „Vielleicht war sie in den Maler verliebt“, denkt Susan plötzlich. „Dieses Bild muss ich unbedingt mitnehmen.“ Sara hat es nicht verdient in Vergessenheit zu geraten, selbst wenn es nur ein Bild ist, das an ihr Dasein erinnert. Früher stellte sie sich immer vor, Sara kennen zu lernen. Ehrfürchtig hatte sie über Saras Mut gestaunt, sich ganz alleine im Wald aufzuhalten. Vorsichtig pustet Susan den Staub von dem Gemälde und nimmt es von der Wand. Ein Zettel flattert auf den Boden.

Und so war sie hier her gekommen. In dieses abgelegene Haus, mitten im Wald. Georg hatte ihr versprochen einmal wöchentlich mit Lebensmitteln vorbei zu kommen. Außerdem hatte er ihr den kleinen Raum gezeigt, in dem sie Tamara bei Gefahr verstecken könnte. Und diese Gefahr schien zum Greifen nahe.

Susan bückt sich danach. Sie kann nur eine Anzahl von gezeichneten Vierecken darauf erkennen. Und in diesen sind Buchstaben gekritzelt. Susan runzelt die Stirn, als sie versucht die Schrift zu entziffern. Wer auch immer das geschrieben hat, er muss sehr in Eile gewesen sein. Ihr Herz beginnt schneller zu klopfen, als ihr der Gedanke kommt, es könnte eine Notiz von Sara sein. Ein echtes Lebenszeichen.

Seit einigen Tagen spürt sie eine Ahnung von Gefahr, die sich nachts in ihre Träume schleicht, sie tagsüber mit klopfendem Herzen aus dem Fenster spähen und Tamara in die kleine Kammer sperren lässt.
Sie weiß nicht, woran das liegt. Seit sie hier ist, hat sie keine Menschenseele gesehen, keine Stimmen gehört, die durch den Wald hallen.

Sie kramt die Brille aus ihrer Tasche hervor, setzt sie auf und beugt sich aufgeregt über das Blatt.
Einen winzigen Augenblick ist sie enttäuscht, doch dann erkennt sie, um was es sich hier handelt.

Gedanken prasseln auf sie ein. Die Gesichter ihrer Eltern blitzen kurz vor ihr auf. Sie sehen ausgemergelt aus und flehen Sara um Hilfe an. Roman liegt mit geschundenem Körper da, kann sich nicht mehr rühren. Sie hat schreckliche Gerüchte über die Lager gehört. Von willkürlichen Erschießungen und so harter Arbeit, dass man mittendrin vor Erschöpfung tot umfiel. Sie presst die Hände auf den Kopf, als könnte sie die Gedanken dadurch stoppen. Das Karussell in ihrem Kopf dreht sich weiter und weiter. Hastig zieht sie ein Buch aus der Nachttischschublade und beginnt zu schreiben. Wie von Geisterhand geführt, fährt der Stift über das Papier und sie füllt Seite um Seite. Sie presst ihre Angst und ihre Einsamkeit auf die Blätter. Immer, wenn sie kurz inne hält, wandert ihr Blick zu dem Gemälde, das sie aus der Wohnung gerettet hat. Bei seinem Anblick meint sie immer einen Hauch von Frühling im Raum zu spüren. Einen Hauch von Liebe, denn Roman war es, der sie malte. Zu einer Zeit, als sie noch glücklich war.
Erst als es draußen zu dämmern beginnt, wirft Sara den Stift beiseite. Sie fühlt sich befreit, als hätte sie ihre Sorgen für eine Weile auf ein paar Blätter gebannt.
Müde legt sie das Buch auf den Fußboden und lässt sich in die Kissen fallen. Plötzlich geht ihr auf, dass dieses Zimmer kein guter Ort ist, um das Buch aufzubewahren.

Es ist ein Plan dieses Hauses, der an einer Stelle mit einem dicken Kreuz versehen ist. Susan wird ein wenig schwindelig vor Aufregung. Sara scheint hier etwas versteckt zu haben. Sie erkennt auf dem Plan die Küche, ihr Zimmer und das ihrer Eltern. Nur das Zimmer mit dem Kreuz kann sie nicht zuordnen.
Laut diesem Plan müsste es neben der Küche liegen. Sara steht auf und geht mit dem Papier dorthin. Sie sieht sich um, sucht nach einer Türe, obwohl sie weiß, dass keine da ist. Sie versucht sich zu erinnern, ob ihr Großvater etwas, von einem früher abgerissenen, Raum erzählt hat, doch ihr fällt nichts ein.
Sie legt den Plan auf den Tisch und studiert ihn noch mal genau. Es sieht aus, als wäre der Raum direkt hinter einem der Schränke. Sie steht auf, versucht einen davon zu verschieben, doch er bewegen sich kaum. „Ob sich die Mühe wohl lohnt?“ Sie macht einen kurzen Moment Pause. „Egal“, denkt sie, beißt die Zähne zusammen und schiebt ihn mit aller Kraft beiseite.

Sie geht mit den Büchern in die Kammer, in der sie Tamara verborgen hält und sucht dort nach einem Versteck. Tamara schläft noch. Sie sieht ganz verheult aus und Sara möchte sie küssen, lässt es aber sein, weil sie die Kleine nicht wecken möchte.
Auf Zehenspitzen schleicht sie wieder hinaus. „Eigentlich könnte ich den Schrank so stehen lassen. Tamara wird bald aufstehen.“ Sie möchte sich schon umdrehen, doch dann überlegt sie es sich anders und schiebt den Schrank keuchend an seinen alten Platz.
Sie setzt sich, doch noch immer findet sie keine Ruhe. Sie geht in ihr Zimmer, reißt von einem unbeschriebenen Heft ein Blatt heraus und malt auf, wo sich die Bücher befinden. Den Zettel klemmt sie hinter ihr Gemälde. „Völlig unnötig“, denkt sie und schüttelt über sich selbst den Kopf. Sie bleibt noch einen Moment unschlüssig stehen, bevor sie nach draußen läuft, um sich ein wenig frische Luft zu gönnen.
Sie öffnet die Türe und steht den Männern im grauen Mantel gegenüber.
Ihre Beine sind wie gelähmt. Sie hatte immer geglaubt, sie würden nachts kommen.

Ein Raum. Sie jubelt innerlich. Sie geht hinein. Ein paar Spinnweben bleiben in ihrem Gesicht und ihrem Haar kleben. Zimmer kann man das kaum nennen. Kammer, trifft es viel eher. Mehr als eine Person würde hier nie Platz finden und selbst für die müsste es nach einer Weile sehr unangenehm werden. Es ist viel zu dunkel, um irgendetwas zu erkennen. Fenster gibt es hier nicht. Sie klettert wieder hinaus und stößt sich den Kopf am Schrank, den sie nur schlampig beiseite geschoben wird. Vor lauter Aufregung bemerkt sie den Schmerz nicht einmal. Sie geht ins Nebenzimmer, holt eine Taschenlampe und zwängt sich wieder hinein. Sie leuchtet auf den Boden. Keine Bücher.

Sie versucht nicht an die Schmerzen zu denken, nicht an die Demütigungen. Der Gedanke an Tamara hält sie aufrecht. Ihre kleine Tochter, die sie, dank Georgs Hilfe, retten konnte. Sie ist sich sicher, dass er sie rechtzeitig gefunden hat. „Die Qualen, die ich ihr angetan habe, waren nicht umsonst“, denkt sie, als vor ihren Augen eine Frau erschossen wird. „Ich habe sie gerettet“, frohlockt sie innerlich, während sie darauf wartet, ob sie die Nächste ist.

Enttäuscht seufzt Susan und ärgert sich über die unnötige Anstrengung. Falls hier tatsächlich irgendetwas versteckt war, dann wurde es zwischenzeitlich sicher gefunden. Sie möchte sich schon umdrehen, doch dann bemerkt sie einen Spalt in der Mauer.
Sie greift hinein und zieht ein Buch heraus.
Mit zitternden Händen schlägt sie es auf. Ein Tagebuch. Sie kann ihr Glück kaum fassen, stürmt so aufgeregt wieder aus der Kammer, dass sie sich den Kopf abermals anschlägt.
Aufgeregt wischt Susan den Staub vom Einband, schlägt das Buch auf, setzt sich auf den Boden und beginnt zu lesen.
Bei der Erwähnung von Saras Tochter stutzt sie. Von einer Tochter war nie die Rede gewesen. Ihre Finger beginnen zu zittern und ihr wird ganz kalt. Ein Gedanken nimmt in ihrem Kopf Gestalt an und es gibt nur eine Person, die ihr dazu etwas sagen kann.

Sie kommt fast von der Straße ab, als sie zum Haus ihres Großvaters Georg rast. Sie bemüht sich ruhiger zu fahren, auch wenn die halbstündige Fahrt ihr wie eine Ewigkeit erscheint.

Ihr Großvater sitzt im Garten und raucht seine Pfeife.
„Hier hat es jemand eilig“, lächelt er gutmütig.
„Sara hatte eine Tochter“, schleudert Susan ihm entgegen.
Ihr Großvater schweigt, zieht an der Pfeife. „Woher weißt du das?“, fragt er schließlich.
Sie hält das Buch in die Höhe. „Saras Tagebuch. Was ist aus Tamara geworden?“
Ihr Großvater zögert einen Moment und Susan beginnt sich vor seiner Antwort zu fürchten.


Eine Kugel zischt durch die Luft. Sara lächelt noch immer, als sie getroffen wird.

„Wir konnten keine Kinder bekommen, deine Großmutter und ich…“, beginnt er zu erzählen.
„Ihr habt sie verraten, nicht wahr? Ich wusste gleich, dass etwas nicht stimmt, als ich lesen musste, dass Sara eine Tochter hatte“, schreit sie ihn an.
Ihr Großvater blickt zu Boden. „So war es nicht. Jemand hatte Verdacht geschöpft und drohte uns zu verraten, wenn wir dem ganzen kein Ende bereiten würden. Wir hatten keine Wahl. Glaubten wir jedenfalls. Ich meldete, dass in dem Haus jemand zu wohnen schien und hoffte so sehr, dass sich Tamara in der Kammer befand und niemand sie finden würde. Wir hatten Glück. Deine Oma fuhr einige Tage weg und kam mit der Kleinen zurück. Den Leuten erzählten wir, sie wäre Omas Nichte und wir müssten sie aufnehmen, weil ihre Mutter gestorben war.
Plötzlich sinkt Saras Großvater zusammen. „Tamara ist deine Mutter. Wir nannten sie Johanna und beschlossen ihr nie davon zu erzählen. Ich weiß, dass war feige von uns.“
Tränen laufen über seine Wangen, seine Schultern beginnen zu beben und zum ersten Mal findet Susan ihren Großvater richtig alt.
„Wir waren viel zu feige“, schluchzt er. „Ich konnte mir nie verzeihen, dass wir Sara verraten hatten. Es hätte sicher einen anderen Weg gegeben.“
Susan zögert einen Moment, doch dann geht sie auf den Mann, den sie bisher für ihren Großvater gehalten hat, zu und schließt ihn in die Arme.

 

Hallo Bella,

die Challengevorgaben hast du eingehalten. Ich hatte so zur Hälfte das Gefühl, dass du die Verstrickung der beiden Stränge zu früh begonnen hast. Ab da lag die Spannung für mich hauptsächlich darin, wie du wohl lösen würdest, dass tamara zwangsläufig verhungern würde, wenn Sara etwas geschieht.
Das ist dir aber für mein Gefühl gut gelungen.

Mir hat deine Geschichte gefallen.

Zwei Details:

doch noch mehr scherzte die Ungewissheit,
ich mehme an, sie schmerzte
Einen Hauch von Liebe, den Roman war es, der sie malte.
denn

Lieben Gruß, sim

 

Hallo Sim,

puh, du glaubst gar nicht, wie sehr mich das erleichtert:

Mir hat deine Geschichte gefallen.

Danke! Ich hab wirklich sehr mit dieser Geschichte gekämpft. Die Handlungsstränge verlaufen für meinen Geschmack auch noch nicht optimal, aber ich hab sie bestimmt an die sechs Mal komplett neu geschrieben und habe noch immer keine zündende Idee. Die bekomm ich wahrscheinlich auch nicht mehr bis zum Abgabetermin.

Deine Anmerkungen habe ich ausgebügelt.

Danke Sim, für deine Kritik!

LG
Bella

 

Liebe Bella!

Deine Geschichte hat mir sehr gut gefallen, Du hattest da eine wirklich interessante Idee, die Du auch gut umgesetzt hast. :)

Was mich inhaltlich nur stört, ist, daß Sara Tamara in dem Raum alleine läßt. Ich habe mir gedacht, ich würde mich doch sicher zu meinem Kind legen, vor allem in der bedrohlichen Situation. – Das könntest Du aber glaubhafter machen, wenn Du zum Beispiel schreibst, daß sie den Schrank von innen nicht ziehen konnte (etwas zu schieben ist ja leichter, als etwas zu ziehen, und Schränke sind ganz besonders von hinten schlecht anzugreifen).

Ein paar Anmerkungen hab ich aber noch:

»sieht es plötzlich mit anderen Augen, als in ihrer Kinder- und Jugendzeit.«
– ohne Beistrich

»Sie hört Tamara weinen.. Es ist grausam ein zweijähriges Mädchen alleine in eine dunkle Kammer zu sperren.«
– einen oder drei Punkte nach »weinen«
– grausam, ein

»Kindheitserinnerungen kommen zurück. Von den Wochenenden, die sie mit ihren Eltern hier verbrachte.«
– An die Wochenenden

»um die Walttiere zu beobachten.«
– Waldtiere

»Sie zögert einen Moment, ehe sie wagt aufzusperren.«
– eigentlich gehört ein Beistrich nach »wagt«, würde das aber streichen, da das Zögern schon genug sagt: Sie zögert einen Moment, ehe sie aufsperrt.

»Der muffelige Geruch unbewohnter Häuser schlägt ihr entgegen«
– der Geruch gleich mehrerer Häuser schlägt ihr entgegen?

»Erleichtert atmet sie auf, als sie feststellt, dass alles noch genauso aussieht wie früher.«
– das »als« ist eigentlich nicht nötig: Erleichter atmet sie auf: Es sieht alles noch genauso aus, wie früher.

»weil sie nicht wagt das Zimmer zu betreten,«
– wagt, das

»fühlt sie sich wieder wie ein kleines Mädchen, dass noch Angst vor Geistern hat.«
– das (= welches)

»Auch früher, wenn dieses Gefühl sie überkam, befand sie nie jemand im Raum.«
– befand sich

»die Wand entlang um schließlich an dem Gemälde, das Sara zeigt, hängen zu bleiben.«
– entlang, um

»Sie schnappte sich aus dem Chaos das erste Gemälde, dass ihr in die Finger fiel«
– das (= welches)

»Sie wusste, dass sie irgendwohin musste.«
– wusste und musste klingt in der Kombination nicht so toll, würde nur schreiben: Sie musste irgendwohin.

»was mit ihren Eltern und Roman, ihrem Mann geschehen könnte..«
– einen oder drei Punkte

»Sie legt das Blatt auf den Nachttisch und kramt aus der Tasche ihre Brille hervor. Aufgeregt setzt sie diese auf die Nase und beugt sich wieder über das Blatt.«
– würde »aus der Tasche« und »ihre Brille« vertauschen, und vielleicht läßt sich das zweite »Blatt« vermeiden?

»als wäre der Raum direkt hinter einem der Schränke. Sie steht auf, versucht einen der Schränke zu verschieben, doch sie bewegen sich kaum.«
– hm, würdet Ihr zu Schrank auch Kasten sagen, so wie wir, hättest Du es leicht…:p Aber Du könntest den zweiten Schrank natürlich auch durch »Möbel« ersetzen: versucht, eines der schweren Möbel zu verschieben
– am Schluß gehört jedenfalls Einzahl, ob Schrank: »doch er bewegt sich kaum«, oder Möbel: »doch es bewegt sich kaum«

»Sie geht mit den Büchern in die Kammer, in der sie Tamara versteckt hält und sucht dort nach einem Versteck.«
– versteckt/Versteck

»Sie bleibt noch einen Moment unschlüssig stehen, bevor sie beschließt nach draußen läuft,«
– nehme an, das »beschließt« wolltest Du schon streichen? ;)

»stößt sich den Kopf am Schrank, den sie nur schlampig beiseite geschoben wird.«
– beiseite geschoben hat

»Sie geht ins Nebenzimmer, holt eine Taschenlampe aus ihrer Tasche und zwängt sich wieder hinein. Sie leuchtet mit der Taschenlampe auf den Boden.«
– Tasche/Taschenlampe
– »Sie leuchtet auf den Boden« reicht, da man schon weiß, daß sie die Taschenlampe geholt hat

»Sie versucht nicht an die Schmerzen zu denken«
– versucht, nicht

»Ein Gedanken nimmt in ihrem Kopf Gestalt an«
– Ein Gedanke

»Wir nannten sie Johanna und beschlossen ihr nie davon zu erzählen. Ich weiß, dass war feige von uns.«
– beschlossen, ihr
– Ich weiß, das war

»den sie bisher für ihren Großvater gehalten hat,«
– irgendwie gefällt mir das nicht so, weil er ja zwar nicht ihr leiblicher Großvater war, aber doch der, der diese Rolle für sie übernommen und gelebt hat. Würde da eine andere Formulierung suchen. ;)

Alles Liebe,
Susi :)

 

Hallo Bella,
mir gefiel deine Geschichte.Und ich bin froh, dass Tamara nicht vergessen wurde :)
Die einzelnen Cliffhanger sind mir aber zu zerfranst geraten. Sie wirken nicht so, als trenntest du, um die Handlung schweben zu lassen.
Sie waren für mich eher eine Rückblende.

Insgesamt musst du die Geschichte hinsichtlich des Tempus bearbeiten. Da die Handlungsstränge in Präsens erzählt werden, muss die Vorzeitigkeit im Perfekt erzählt werden. Leider benutzt du stattdessen oft das Imperfekt und sogar das Plusquamperfekt.

Viel Erfolg und lieben Gruß

Goldene Dame

 

Hallo Bella,

ich fand deine Geschichte sehr lesenswert. Der Plot gefällt mir jedoch nur teilweise - Susan in dem Haus hast du sehr plastisch beschrieben, dem Handlungsstrang mit Sara fehlt es jedoch an Autentizität. Ich konnte mich einfach nicht so gut hereindenken, vor meinen Augen entstanden keine Bilder. Dass Georg Sara verraten hat, erscheint mir irgendwie unstimmig, das traue ich ihm nicht zu.
Warum haben sie Tamara denn umbenannt? (Interessanterweise ist nämlich Johanna ein hebräischer Name, Tamara ist dagegen russisch :) ) Kannten ihre Freunde die Kleine? Selbst wenn, hätten sie dann nicht ihr äußeres erkannt?

Fazit: Gut geschrieben, gern gelesen, aber du kannst noch viel dran arbeiten.

lieben Gruß,
Anea.

 

@Bella: He, eine KG mit meinem Nick, toll! :bounce: Sie gefiel mir nicht nur deswegen so gut. Die Idee ist klasse und das Ende überraschend. Ansonsten kann ich mich den anderen Kritikern nur anschließen.

@Anea: Tamara ist ein hebräischer Name, wusste ich auch nicht, als ich diesen Nick gewählt habe. Inzwischen habe ich eine KG über sie geschrieben, ist leider noch nicht so ganz fertig. Johanna klingt unauffälliger und dann erinnert man sich nicht an das Mädchen, leuchtet mir ein.
liebe Grüße
tamara

PS: He, das war mein 800. Beitrag und der gilt meinem Nick, klasse!

 
Zuletzt bearbeitet:

Ist das nicht eher Tamar? hab ich da nicht so ein Buch? Moment.. *rumsuch*

Edit: Ah ja: russischer Vorname, vom Hebräischen tamar (mit Strichen über dem a) abgeleitet. tamar bedeutet die Palme :D wir haben beide recht...

Editedit: Hab ich mal erähnt, dass ich von Vornamen besessen bin?

 

Auch mir erscheint das Verstecken von Tamara in dieser Kammer ein wenig unglaubwürdig; ich nehme an, das Kind würde sich nicht gerade ruhig verhalten, so allein und im Dunkeln, wenn sie draußen andere Menschen hört. Ich glaube nicht, dass ein Schrank ausreicht, um ihr Wimmern oder ihre Rufe nach der Mutter unhörbar zu machen.

Habt ihr den Film Schindlers Liste gesehen? Dort konnte man sehen, wie selbst die Kleinsten sich einen Hohlraum gesucht haben...

Man hat sie trozdem gefunden.

LG
Goldene Dame

 

@Anea: Ja, das steht auch in meinem Vornamenlexikon, ursprünglich ist es ein hebräischer Name. Du bist von Vornamen besessen? Ich versuche immer ausgefallene zu nehmen, habe ein zweites Lexikon "Vornamen aus aller Welt". Wie gefallen dir die in dieser KG?

@GD: Da war die Bedrohung akut und auch für die Kinder begreifbar, in Bellas KG kam es mir auch komisch vor, aber es ist vielleicht auch individuell verschieden.

@Bella: Mir sind noch ein paar logische Probleme aufgefallen (Achtung: ich bin in dieser Hinsicht ziemlich pingelig!) Deine Prot hat doch von Anfang an gewusst, dass Sara sich in dem Haus versteckt hat, warum macht sie ihrem Großvater plötzlich Vorwürfe?
Ich habe letztens noch eine Doku über diese schreckliche Zeit gesehen und da hieß es, dass die Juden selber glaubten, dass sie nach Osten umgesiedelt werden und sind freiwillig mitgekommen. Wenn deine Prot trotzdem wusste, was geschah, muss sie ziemlich spät erwischt worden sein und dann kann sie nicht erschossen worden sein, denn das haben die Nazis nur am Anfang so gemacht. (Oh Mann, ich merke gerade, dass mir schlecht wird, wenn ich mir über diese Bestialitäten Gedanken mache! Aber ich denke, gerade eine historische KG sollte authentisch sein.) Wenn deine Prot es gewusst hat, müssten ihre Eltern es doch auch gewusst haben und dann frage ich mich, warum sie sich nicht auch zumindest versucht haben, sich zu verstecken. Puh, ist das kompliziert! Am liebsten wäre mir natürlich, wenn alle überlebt hätten!
liebe Grüße
tamara

 

Hallo ihr alle,

zunächst mal Danke für eure Kommentare und die überwiegend positiven Rückmeldungen!

@Häferl

Deine Geschichte hat mir sehr gut gefallen, Du hattest da eine wirklich interessante Idee, die Du auch gut umgesetzt hast.

:) Danke, so was hört man immer gerne.

Was mich inhaltlich nur stört, ist, daß Sara Tamara in dem Raum alleine läßt.

Ich dachte mir das würde dadurch klar, dass der Raum zu klein ist. Aber die Idee mit dem Schrank, denn man nicht ziehen kann finde ich auch sehr gut. Ich denke, das werde ich einarbeiten.

Vielen Dank, für deine zahlreichen Textanmerkungen. Die werde ich selbstverständlich einarbeiten.

»Der muffelige Geruch unbewohnter Häuser schlägt ihr entgegen«
– der Geruch gleich mehrerer Häuser schlägt ihr entgegen?

:bonk:


»Sie bleibt noch einen Moment unschlüssig stehen, bevor sie beschließt nach draußen läuft,«
– nehme an, das »beschließt« wolltest Du schon streichen?

Öhm... ja natürlich. :D

@Goldene Dame

mir gefiel deine Geschichte.Und ich bin froh, dass Tamara nicht vergessen wurde

Danke. Das freut mich.

Die einzelnen Cliffhanger sind mir aber zu zerfranst geraten. Sie wirken nicht so, als trenntest du, um die Handlung schweben zu lassen.

Ja, wie ich Sim schon gesagt habe, sind mir die Cliffhanger sehr schwer gefallen. Ich hatte zwar schon das Gefühl die Handlung schwebt, aber nicht mit allen bin ich zufrieden. Ich hätte die Geschichte sicherlich noch eine Weile liegen lassen, wenn sie nicht für den Challenge gewesen wäre. Jetzt müssen sie (zumindest vorerst) leider so bleiben, da ich im Augenblick noch keine zündende Idee habe.

Insgesamt musst du die Geschichte hinsichtlich des Tempus bearbeiten. Da die Handlungsstränge in Präsens erzählt werden, muss die Vorzeitigkeit im Perfekt erzählt werden. Leider benutzt du stattdessen oft das Imperfekt und sogar das Plusquamperfekt.

Mein Freund, der Tempus! Danke für die Info. Ich werde die Geschichte dahingehend nochmal überarbeiten.

@Anea

ich fand deine Geschichte sehr lesenswert.

Danke!

Der Plot gefällt mir jedoch nur teilweise - Susan in dem Haus hast du sehr plastisch beschrieben, dem Handlungsstrang mit Sara fehlt es jedoch an Autentizität.

Ich weiß, dass die Handlungsstränge mit Susan besser sind. Ich glaube zwar nicht, dass die Stränge mit Sara unauthentisch sind, aber ich musste sie zu sehr im Zeitraffer erzählen, dass bestimmt manches zu kurz kommt bzw. nicht in der Tiefe behandelt wurde, die es vielleicht verdient hätte. Im Nachhinein denke ich mir, dass die Geschichte vielleicht doch nicht so gut, für den Challenge geeignet war, bzw. dass ich mehr hätte draus machen können, wenn ich sie einfach so erzählt hätte.

Dass Georg Sara verraten hat, erscheint mir irgendwie unstimmig, das traue ich ihm nicht zu.

Damals haben die Leute sehr viel getan, damit sie nicht selbst verraten worden sind. Sie standen also in der Wahl sich selbst oder Sara zu opfern. In dem Fall haben sie sich für ihr eigenes und Tamaras Leben entschieden.

Warum haben sie Tamara denn umbenannt? (Interessanterweise ist nämlich Johanna ein hebräischer Name, Tamara ist dagegen russisch )

Ok, das wurde ja zwischenzeitlich geklärt. Ich hab dahingehend extra nachgesehen.

@Crazy Janey

Mir gefällt die Geschichte im Grunde auch sehr gut; nur finde ich den Plot für eine Kurzgeschichte verschenkt.

Ja, da hast du recht. Ich denke ich werde die Geschichte noch verlängern. Die Sara-Passagen sind arg gestrafft und werden ihrem Leiden sicher nicht gerecht. Das zu beschreiben hätte den Challenge gesprengt.

Grunde ist es Stoff für einen ganzen Roman: Der Leidensweg von Sara erscheint mir arg gerafft; für alle, die sich mit dieser Zeit irgendwie beschäftigt haben, ist das plausibel, aber nur, weil man die Hintergründe kennt. (Das klingt jetzt ein bisschen bescheuert, natürlich kennen wir die Hintergründe, aber ich kann's grad nicht besser ausdrücken.)

Ich weiß, was du meinst. Ich mag im Allgemeinen auch keine Zeitraffergeschichten, weil sie immer so wirken, als wären sie nur erzählt worden, weil der Leser die Infos eben braucht. In dem Fall konnte ich das machen, weil die Hintergründe bekannt sind, was diesen Handlungsstrang im Endeffekt aber nicht besser macht.

Auch mir erscheint das Verstecken von Tamara in dieser Kammer ein wenig unglaubwürdig; ich nehme an, das Kind würde sich nicht gerade ruhig verhalten, so allein und im Dunkeln, wenn sie draußen andere Menschen hört. Ich glaube nicht, dass ein Schrank ausreicht, um ihr Wimmern oder ihre Rufe nach der Mutter unhörbar zu machen.

Ich dachte mir einfach, dass sie damit rechnen nur eine Frau zu finden und gar nicht weiter suchen. Ok, ist vielleicht etwas einfach. Mal sehen, ob mir da noch etwas einfällt.

@Tamara

Danke für deinen 600. Beitrag für meine Tamara-Geschichte!!

Sie gefiel mir nicht nur deswegen so gut. Die Idee ist klasse und das Ende überraschend.

Danke!

Ansonsten kann ich mich den anderen Kritikern nur anschließen.

Ich geh auf jeden Fall noch mal drüber. Leider weiß ich nicht, ob ich das noch vor oder erst nach dem Abgabetermin der Challenge schaffe.

Nochmal @Goldene Dame

Ja, den Film kenne ich. Trotzdem denke ich, dass ein paar es eben doch geschafft haben. Schließlich konnten auch viele Juden untertauchen - und Tamara hatte eben Glück. Klar, du kannst sagen ich mach es mir damit einfach, aber es ist ja eine Tatsache, dass manche sich verbergen konnten .

Nochmal @Tamara

Deine Prot hat doch von Anfang an gewusst, dass Sara sich in dem Haus versteckt hat, warum macht sie ihrem Großvater plötzlich Vorwürfe?

Das sie sich versteckt hat war klar, aber sie dachte sie wäre eben erwischt worden und ihr Großvater hatte da seine Hände nicht im Spiel. Sie merkt, dass wegen des Kindes etwas faul ist, fährt zu ihrem Opa und hört dort die Wahrheit. Wegen des Versteckens an und für sich macht sie ihm keine Vorwürfe. Wenn das nicht richtig rüber kommt, dann muss ich da nachfassen?

Ich habe letztens noch eine Doku über diese schreckliche Zeit gesehen und da hieß es, dass die Juden selber glaubten, dass sie nach Osten umgesiedelt werden und sind freiwillig mitgekommen.

Da scheiden sich die Geister. Anfangs glaubten sie, dass sie umgesiedelt würden. Später wussten sie von der Existenz der Lager (auch viele Deutsche wussten das, versteckten sich aber hinter kollektiver Unwissenheit). Das wahre Ausmaß der Lager war allerdings nicht bekannt. Viele dachten, dass die Juden dort zum Arbeiten hinkommen und nicht gerade gut behandelt würden und es daher einige Todesfälle gäbe. Das sie dort hingekommen sind um "vernichtet" oder ausgerottet zu werden, war nicht klar.

Wenn deine Prot trotzdem wusste, was geschah, muss sie ziemlich spät erwischt worden sein und dann kann sie nicht erschossen worden sein, denn das haben die Nazis nur am Anfang so gemacht.

In Lagern, wie z. B. Dachau, die keine reinen Vernichtungslager waren, haben sie die Leute auch gegen Ende noch erschossen. Ich war vor einigen Jahren da und da haben die das erzählt. In Lagern wie Auschwitz, in denen nur vernichtet wurden, haben sie tatsächlich nicht mehr geschossen. (Es ist schrecklich über so etwas zu schreiben. Ich mag eigentlich nicht dran denken, aber es ist eine Thematik, die mich sehr interessiert und unter die Menschen getragen werden sollte, weil man nie vergessen sollte, was passiert ist. Und manches bleibt vielleicht in einer Geschichte oder einem Roman besser hängen als in langweiligen Geschichtsbüchern.)

Wenn deine Prot es gewusst hat, müssten ihre Eltern es doch auch gewusst haben und dann frage ich mich, warum sie sich nicht auch zumindest versucht haben, sich zu verstecken.

Ok, hier hast du mich kalt erwischt. Es ist wirklich unlogisch, dass sie nicht wenigstens versucht haben, sich zu verstecken. Hast du hier vielleicht einen Ausweg für mich?

Abermals Danke!!

LG
Bella

 

Liebe Bella!

tamara schrieb:
Wenn deine Prot es gewusst hat, müssten ihre Eltern es doch auch gewusst haben und dann frage ich mich, warum sie sich nicht auch zumindest versucht haben, sich zu verstecken.
Ok, hier hast du mich kalt erwischt. Es ist wirklich unlogisch, dass sie nicht wenigstens versucht haben, sich zu verstecken. Hast du hier vielleicht einen Ausweg für mich?
Es war sicher schwer zu glauben, wenn man es auch bereits gehört hat. Es wurde ja höchstens hinter vorgehaltener Hand erzählt und nicht öffentlich, also hat man da vielleicht doch erst einmal leichte Zweifel, die man erst überwinden muß. Auch, wenn man keine Zweifel hat, braucht man aber glaub ich eine gewisse Reaktionszeit und ist nicht in der nächsten Sekunde auf Flucht - dazu muß man ja erst einmal wissen, wohin überhaupt.
Es könnte also so sein, daß sie bereits vor hatten, zu flüchten, vielleicht wollten sie sich übermorgen mit weiteren Flüchtlingen treffen, wozu es nun eben nicht mehr kam.

Alles Liebe,
Susi :)

 

Ja, genau, das bringt mich auf die Idee, du könntest auch schreiben, dass sie schon Gerüchte hinter vorgehaltener Hand gehört haben, aber es nicht glauben konnnten oder wollten. Dann könnte Sara sich Gedanken machen, dass diese Geschichten vielleicht doch wahr sind. Sie kann ja ruhig zweifeln, der Leser weiß es ja.

 

Saras Tochter

Hi Bella,

deine KG hat mir sehr gut gefallen.

Sie ist interessant und ergreifend geschrieben.
Sicher hättest du noch ausbauen könne, aber das kann man wohl bei jeder Kurzgeschichte.
Trotzdem: es ist genug Freiraum für jeden Leser, sich seine eigenen Bilder hinzuzufügen.
Das die kleine Tamara in der Kammer eingeschlossen war, empfand ich auch als Risikofaktor. Ich habe auch gedacht: Und wenn sie jetzt schreit?
Wie wärs mit einem kleinen Schlaftee? :shy:
Oder vielleicht einem Gebet, das Sara gen Himmel schickt, mit dem Gedanken:
Oh bitte bitte, lass Tami jetzt nicht schreien.
Oder Sara geht gleich aus dem Haus, ohne dass die Gestapo hinein gehen kann?
Was mir noch sehr gefällt an deiner Geschichte, ist das Geheimnisvolle, das du hineingebracht hast.

Sie dreht sich zitternd um. Ein Eindringling von Angesicht zu Angesicht ist ihr lieber als einer im Rücken. Niemand steht an der Türe, um ihr aufzulauern. Auch früher, wenn dieses Gefühl sie überkam, befand sich nie jemand im Raum. Ihre Augen wandern weiter, von der Türe weg, die Wand entlang, um schließlich an dem Gemälde, das Sara zeigt, hängen zu bleiben. Eine Gänsehaut kriecht über ihren Rücken, weil sie, wie damals, das Gefühl hat, die Blicke kämen von dort.
Dieser Absatz hat mir besonders gut gefallen.
Hier hatte ich das Bild vor Augen, dass Sara ihre Familie nie wirklich verlasen hat. Dass es ihr auch wichtig war, ihre Enkelin zu dem Tagebuch zu führen.

Ich klebe nicht an historischer Genauigkeit.
Nicht alles, in unsere Geschichte kann wirklich nachvollzogen oder bewiesen werden.
Gut, das sieht jeder anders.

Ich habe deine KG mit Spannung gelesen. :)

Viel Erfolg und einen lieben Gruß, coleratio

 

Hallo Coleratio,

danke, danke! Dein Lob macht mich ganz verlegen.

Das mit dem Stoßgebet, dass Tamara nicht schreien soll, fand ich auch sehr gut. Das mit dem Schlaftrunk auch. Vielleicht könnte ich Sara einen Kräutertee für die Kleine vorbereiten lassen.
Schön, dass dir auch das Geheimnissvolle gefällt. Die Geschichte war ursprünglich noch "geheimnissvoller" geplant, aber der Text hat mir dann nicht so gefallen, deswegen ist es jetzt viel "normaler" geworden.

Zum Thema historischer Genauigkeit: Ich möchte schon, dass die Geschichte halbwegs genau ist, allerdings kann wirklich nicht alles genau bewiesen und nachvollzogen werden - und Dinge, die damals an der Regel waren, können ja durchaus manchmal Ausnahmen gewichen sein. :) Insofern seh ich das auch so wie du.

Danke, für deine Kritik!

LG
Bella

 

Hallo Simy,

ich danke dir erst Mal für´s Lesen meiner Geschichte und für die Kritik. Schön, dass dir die Geschichte gefallen hat und ich die Cliffhanger gut einbauen konnte. Ich gebe zu, dass die Idee nicht soooo neu ist, umso mehr freue ich mich, dass die Geschichte trotzdem spannend ist.

1.Absatz: “Den Entschluss ihres Großvaters kann sie, trotz allem, nicht verstehen.”

Hier hast du recht, das ist noch etwas zu schwach um die Gefühle meiner Prot. rüber zu bringen.

Bei deinen Anmerkungen, was schief klingt, muss ich dir im Nachhinein recht geben. Wenn ich es jetzt nochmal lese, klingt es für mich auch schief.

Den Schlusssatz werde ich ändern. Sobald mir was Gutes eingefallen ist. Ich glaube der ist echt nicht so toll. Das haben ja jetzt schon fast alle angemäkelt.

Danke für deine Tipps!

LG
Bella

 

Hallo Bella!

Ich fand deine Geschichte von Beginn an sehr spannend. Die Fragen, die sich für mich aus der Geschichte ergaben, hast du gut in der Schwebe gehalten und mich so auch auf falsche Fährten gelockt (Findet sie das verhungerte Kind in der Abseite?).
Mit dem zunehmend erkennbaren Realitätsbezug kommt mir die Geschichte dann beklemmend nahe. Die Wechsel zwischen den Handlungssträngen halten die Spannung aufrecht, das Ende bleibt lange offen. Der Schluß hat mich sehr berührt und ich finde ihn bei aller Tragik positiv. Da ich kurz nach dem Krieg geboren wurde, habe ich die Unfähigkeit unserer Elterngeneration, sich mit ihrer eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen hautnah erlebt. Ich denke, es hat den Großvater viel Mut gekostet, so zu handeln - und noch mehr, schließlich dazu zu stehen.

Das ist jetzt eine erweiterte Fassung meiner Jurey-Kritik

LG

Jo

 

Hallo Jobär,

schön, dass dir meine Geschichte gefallen hat. Anfangs sollte sie eher etwas mystischer werden, aber ich bin doch eher eine "Alltagslebenschreiberin".
Ich finde die Zeit des zweiten Weltkrieges sehr interessant und finde, die damaligen Geschehnisse sollten nie in Vergessenheit geraten. Ich wollte schon des Öfteren darüber schreiben, aber es ist sehr schwierig etwas herauszubekommen. Natürlich gibt es Bücher oder Fernsehreportagen mit Zeitzeugen, aber in meiner Umgebung gibt es genügend Leute, die selbst mit dabei waren. Leider sind diese Leute nicht bereit darüber zu reden, ob es daran liegt, dass sie die schlimme Zeit vergessen wollen, oder daran, dass viele Hitlertreu waren und sich jetzt dessen schämen weiß ich nicht. Vermutlich beides.

Schön, dass ich es trotzdem geschafft habe ein positives Ende zu vermitteln.

Danke für deine Kritik.

LG
Bella

 

herauf zu beschwören
ein Wort
ich dachte aus dem
dachteKOMMA
weg gebracht
ein Wort
könnte..
Punkt zuviel
Sie sprang auf, lief quer durch die Stadt
lief? Mit unbequemen schuhen, schmerzenden füßen, schwerem kind aufm arm? bissle unrealistisch, nech? :)
Türe klopfte ging ihr
klopfteKOMMA
taubenblaues
blaue Tauben? hab ich noch nie gesehen :) traubenblau
Sara hat es nicht verdient in Vergessenheit zu
verdientKOMMA
hatte ihr versprochen einmal wöchentlich mit Lebensmitteln
versprochenKOMMA
Großvater etwas, von einem früher abgerissenen, Raum
Kommas weg
doch er bewegen sich
bewegt
zwischenzeitlich
inzwischen
Johanna und beschlossen ihr nie davon zu erzählen
beschlossenKOMMA
Hi Bella,
spannend bis zum letzten Wort.
Du scheinst es ja mit Großeltern und dem dritten Reich zu haben ;)
Ach, ich kann bei deinen Geschichten einfach nicht konstruktiv sein, die sind zu gut :)
Aber da du ja am besten weißt, welche Stellen gut sind, muss ich sie ja nicht extra noch aufzählen :)
Euer Reichtserk

 

Hallo Tserk,

mit Großeltern habe ich es eigentlich nicht soooo, mit dem dritten Reich dafür schon. :) Das interessiert mich sehr und ich möchte irgendwann etwas Längeres darüber schreiben. Leider wird die Kürze der Geschichte dem Thema nicht gerecht. Na ja, aber ich mag sie trotzdem recht gerne.

Ach, ich kann bei deinen Geschichten einfach nicht konstruktiv sein, die sind zu gut

Weißt du was, Tserk? Du bist echt ein Schleimer. :)

LG
Bella

 

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