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Schönheit muss leiden

Mel

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06.11.2001
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Schönheit muss leiden

Wieder einmal war es an der Zeit zum Frisör zu gehen. Der letzte Besuch lag bereits ein Jahr zurück. Damals hatte ich mir Strähnchen machen lassen, heute wünschte ich mir Dauerwellen. Ich ging also in den Frisörsalon, hängte folgsam meinen Wintermantel zwischen all die anderen und hoffte, mir keine Läuse oder sonstiges einzuhandeln. Eine von vielen jungen Frisösen lenkte mich zu einem weissen Sessel und bat mich Platz zu nehmen. Dort saß ich dann auch – ca. zehn Minuten – und freute mich, dass überall Spiegel angebracht waren und ich so nicht mit dem Gesicht zur Wand sitzen musste. Außerdem konnte man durch die Spiegel hervorragend die anderen Frisuren betrachten und sich zum Zeitvertreib seinen Teil dazu denken.
Endlich wurde auch mir eine braune Plastikdecke übergezogen. Der Vorteil war, dass man dadurch nicht meine Hände sah, die vor Nervosität nicht wussten, was sie tun sollten. Ich sagte ihnen, dass sie einfach nur ruhig in meinem Schoss liegen sollten. Endlich gaben sie Ruhe. Ich betrachtete meine momentane Frisur im Spiegel. Irgendwie sah ich anders aus als sonst. Doch ich kam nicht mehr dazu herauszufinden, an was das lag, da ich bereits von einer anderen Frisöse zu einem Waschbecken geführt wurde. Wie befohlen legte ich meinen Kopf zurück auf die schmale Nackenstütze, die nicht gerade angenehm war, da mein Kopf darüberhing und ich ihn selbst halten musste. Ich versuchte ihn einige Male anders zu plazieren, was mir aber auch keinen wirklichen Erfolg brachte. Dann spürte ich eine Hitze, als hätte jemand meine Haare angesengt. Höflich bat ich um etwas kühleres Wasser.
Kurz bevor ich eine Genickstarre bekam waren meine Haare fertig gewaschen und mit einem Handtuch getrocknet. Ich durfte wieder aufstehen und zu meinem ursprünglichen Platz zurückwandern. Dort wurde mir dann netterweise ein Kaffee angeboten. Ich nahm dankend an.
Als der Kaffee serviert wurde kam eine Frisöse, die ich bis jetzt noch nicht gesehen hatte und fing an, meine nassen herunterhängenden Haare zu frisieren bzw. zu rupfen. Ich fragte mich ob sie nicht gelernt hatten, dass man nasse Haare zuerst von unten zu frisieren beginnt und nicht von der Kopfhaut an. Aber mit Gewalt ging es auch so und schliesslich waren alle Knoten gelöst. Erleichtert lockerte ich den verkrampften Griff von den Lehnen.
Der Kaffee stand dampfend vor mir und es lockte mich zuzugreifen. Ich blickte in den Spiegel um die Situation einzuschätzen, doch die Frisöse lies meine Haare nicht aus den Fingern. Jetzt war sie gerade dabei Lockenwickler aufzuwickeln. Interessiert beobachtete ich meinen schmerzverzerrten Blick im Spiegel bis die Frisöse fragte, ob alles in Ordnung sei. Ich bejahte fröhlich und versuchte zu lächeln. Meine Finger hatten sich wieder selbstständig gemacht und umklammerten erneut die Lehnen des Sitzes. Strähnchen für Strähnchen wurden die Haare langgezogen und bis zum äußersten auf die Wickler gerollt. Diese wurden dann fest an die Kopfhaut gepresst. Nach einer Ewigkeit war mein Kopf ein einziger schmerzender Ball und ich wünschte die Tortour wäre bald vorüber. Ein Gel wurde auf meinem Kopf verteilt, dass teilweise mein Gesicht hinunterrann. Vor mir wurde der Kaffee kalt, während ich Angst hatte zu erblinden, falls mir diese ätzendriechende Flüssigkeit ins Auge rinnen sollte.
Dann wurde über mir eine Trockenhaube herabgelassen. Ich stellte mich auf eine glühende Hitze ein, wurde aber zum Glück enttäuscht. Nach einer viertel Stunde wurde sie wieder entfernt und ich freute mich auf einen wicklerlosen Kopf, an dem es nicht zog und spannte. Doch zuerst musste das Gel abgewaschen werden. Die Frisörin hatte beim Waschen anscheinend vergessen, dass ich noch Lockenwickler auf dem Kopf hatte. Mein Kopf schmerzte von ihrem Ziehen und Drücken an den ohnehin bis aufs Letze gespannten Wicklern.
Dann wurde ich endlich erlöst. Doch bevor ich wieder aufstehen durfte, warnte sie mich vor, dass gleich ein etwas kühler Fixierer in meine Haare einmassiert wurde. Es musste reines Eis gewesen sein. Doch der kalte Schock tat meinem Kreislauf gut und ich freute mich bereits auf meine neue Frisur.
Als dann meine Haare frisiert, geschnitten und gefönt waren und ich wie ein Pudel aussah, war ich glücklich den Frisörsalon nach zwei quälenden Stunden endlich verlassen zu dürfen. Ich bezahlte bei der Kassa ein Vermögen und ging dann ins nächste Kaffeehaus, um einen heissen Kaffee zu trinken. Dabei hoffte ich, von niemandem gesehen zu werden. Doch mich hätte wahrscheinlich sowieso niemand erkannt.


Hallo!
Ich bitte um viele (!) Kritiken. Bei meinen anderen Geschichten wurden nämlich nicht sehr viele geschrieben, was ich schade finde, da ich nur daraus lernen kann.

Grüsse
Mel

 

Kurz bevor ich eine Genickstarre bekam waren meine Haare fertig gewaschen und mit einem Handtuch getrocknet.

ich mag "sarkasmus" mehr, zb:
Gerade als ich mich nicht mehr darum kümmern mußte meinen kopf waagrecht zu halten, da das Genick steif wurde, mußte ich zum lockenwickeln.

ans ende der geschichte gehört noch irgendwie ein witz, oder etwas unerwartetes...doof nur das mir da grad kein knaller einfällt...den kaffe nochmal vorzuholen ist schon der richtige ansatz...
zum kellner:"vielen dank für den kafee...ouch, haarige sache den zu trinken ohne sich zu verbrühen"
kellner: "haare sind heut nich so ihr ding oder?"

...ich weiß ich weiß auch nicht so der knaller.

[Beitrag editiert von: Blaubart73 am 13.12.2001 um 01:20]

 

Schöne Geschichte, nette Ansätze...was mir nicht gefällt ist, dass die Geschichte durch eine zu elegante Wortwahl unnötig schwer wird. War das so geplant, oder dachtest Du, dass die Geschichte so besser ankommt?

Den Schluss finde ich eigentlich passend.

 

Hallo!
Die Wortwahl war nicht geplant. Ich wüsste auch nicht, wie ich sie nicht so elegantgestalten könnte, da ich sie eigentlich ganz normal finde. Aber ich bin für Vorschläge offen.

Grüsse

 

Ich habe keine Ahnung, ob irgendein Mann es überhaupt schaffen würde, diese Geschichte bis zur Hälfte durchzuschaffen, ohne sich entnervt einer anderen Geschichten zuzuwenden. Eine Frau schafft es vielleicht ein paar Sätze weiter, in der Hoffnung, noch etwas Witziges findes zu können. Also nee, Mel, ich denke, so viele Details über die Lockenwickler sind schon leicht unzumutbar. Aber nix für ungut! ;)

 

Ich habe mir die Geschichte tatsächlich von Anfang bis Ende durchgelesen. Und ich meine, man kann sich durchaus all die Details über die Qualen durchlesen, wenn am Ende ein Twist oder Knaller kommt, wie Blaubart73 bereits vorgeschlagen hat. Aber es darf nicht einfach "ausdieseln", wenn Du weisst was ich meine.
Vielleicht macht die Protagonistin all dieses durch, um jemanden zu beindrucken, der die neue Frisur am Ende noch nicht mal bemerkt? Oder sie bewirbt sich um einen Job als Modell oder Hostess auf einer Messe, hat aber Pech, und dieses Jahr müssen es eben glatte Frisuren sein.
Es würde alles beim Friseur Erlebte in ein ganz anderes Licht rücken...
Nur mal so als Vorschlag, sicherlich auch keine bahnbrechenden Knaller.

Gruss,
philipp.

 

Die Geschichte kommt mir eher wie eine Nacherzählung vor.
"Dann.........dann........danach...etc."

Aber ich hab sie bis zum Ende durchgelesen.
Mir hat die Geschichte nicht sehr gefallen.
1.) für Frauen ;) :p
2.) Stil einer Nacherzählung.

Bis denn.

 

Also Uffi...Ich BIN ne Frau (zumindest behaupte ich das immer) und finde diese Geschichte einfach nur langweilig. Sie plätschert müde dahin, ohne das irgendwas Erwähnenswertes passieren würde.

Also ne, Mel, da hättest Du Dir schon etwas mehr einfallen lassen sollen. Ich hatte ständig den Eindruck, daß Du gerne was Witziges eingebaut hättest, aber Dir gerade nichts eingefallen ist. Schreiben kannst du wohl, aber das allein reicht noch nicht für eine lesenswerte Geschichte.

Soviel von RedSav

 

Niemanden interessiert wirklich, was nun minutiös auf dem Kopf der von dir beschriebenen Dame passiert, es sei denn, es gelingt dir so viel Spannung zu erzielen, dass man weiterliest, z.B. weil man jeden Augenblick eine Katastrophe erwartet oder weil die typischen Friseurtätigkeiten heftigst ironisch oder humorig oder sogar sarkastisch aufs Korn genommen werden. Dann darf auch ein überraschender Schlußgag fehlen, also , um mal die Vokabel eines Vorkritikers zu verwenden, es darf dann auch ausdieseln.

 

Hallo Mel!
Einige Punkte haben mir gut gefallen: Ich hatte jederzeit eine gute Orientierung, ich wusste, wo ich war und was gerade passierte. Deshalb habe ich sie auch bis zum Ende gelesen.

Genau wie die anderen fande ich sie EXTREM langweilig. Ich nehme an, du kannst dir das schwer vorstellen, sonst hättest du sie nicht geschrieben.
"Gestern war ich beim Friseur und habe eine Dauerwelle bekommen" - das ist der Inhalt deiner Geschichte. Du hättest sie in einem Satz zusammenfassen können, niemand hätte den Rest vermisst. Es gibt keinen Konflikt, keine Handlung, keine Bedrohung und keine Spannung, auch keine Erkenntnis am Ende und ÜBERHAUPT keine witzige Stelle.

Fazit: Dies ist keine Geschichte, sondern die Beschreibung eines unwichtigen Ereignisses. Na und?, frage ich mich am Ende, hat sie halt eine Dauerwelle?

Aber wenigstens bist du nicht so verkrampft und aufdringlich komisch.

 

Hab noch zwei Geschichtenvon dir gelesen. Die sind deutlich besser. "Gespräch auf der Dametoilette": Passt besser in "Alltag". Ich fand die Protagonistin nicht böse, was hätte sie auch tun sollen? Darüber muss der Leser nachdenken, das ist ja das Interessante daran.
Und die Zeugenaussage von Miss Thompson. Die kippte in der Mitte um. Warum zwinkert ihr Mann dem Angeklagten zu? Ich habe immer auf den Knaller gewartet, aber am Schluss kam nichts mehr. Irgendwie fehlte mir etwas in dieser Geschichte.

 

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