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Schach und Matt

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09.09.2009
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Schach und Matt

Machen Sie sich keine Illusionen über das Leben, es ist und bleibt ein Spiel, ein Schachspiel. Woher ich das weiß? Nun ja, mein Leben ist wohl ein Musterbeispiel dafür, ein einziger Schäferzug. Ich habe alle Warnungen in den Wind geschlagen und die Mattdrohung überspielt. Nun ist es zu spät und meine Dame hat mich wohl für immer verlassen. Mein Spiel befindet sich folglich in der Endphase. Nach einem spannenden Finale ist mir heute allerdings nicht zumute. Schach ist nun einmal nicht melodramatisch, wie all dieser Groschenschund und die Memoiren der Könige. So will ich mein Matt mit Ihrem Einverständnis eher schlicht und sachlich halten, wie es in reiner, unausweichlicher Form vor mir liegt wie der Abgrund. Machen sie sich keine Hoffnungen, heute wird es kein Remis geben, kein Zurück und keinen doppelten Boden, schließlich findet jede Partie einmal ihr Ende. Ein Bauernopfer muss ich allerdings noch vollbringen.

Ich hebe die Waffe und drücke sie meiner Geisel, meinem Kind, an die Schläfe. Unschuldig ist im Schachspiel niemand. Wer zur falschen Zeit am falschen Ort steht wird geschlagen, da gibt es kein Erbarmen, kein Drama.
Ich belle in Richtung des Scharfschützentrosses, der sich in einer von mir unerreichbaren Entfernung befindet. Fesselung ist beim Schach der erste Schritt zum Sieg und leider habe diesmal ich mich in besagte Position gebracht. Mein Bewegungsraum wird immer weiter eingeengt und ich zögere das Ganze nur hinaus. Eine Mattwendung ist unmöglich, mein Ende ein beschriebenes Blatt, mein Leben plötzlich ein fragiles Etwas. Warten. Die Stille, die sich, über mich gelegt hat, ist nur schwer zu ertragen, doch es ist alles gesagt.
Ich trete einen Schritt an den Abgrund und grinse noch einmal in Richtung der kugelsicheren Westen - Ich will ja kein schlechter Verlierer sein - dann trete ich mit meiner Geisel über und bin plötzlich schwerelos. Ich höre das Kind und die ganze Umgebung schreien. Vielleicht ist Schach ja doch melodramatisch? Dann kommt der Aufschlag und alles wird schwarz. Weiß hat verloren - Schach und Matt.

 

Freue mich auf eure Meinung und Kritik.

Solche Anmerkungen bitte immer unter der Geschichte posten!

Gruß
Asterix

 

Hallo Pasque,

Schach ist nunmal einfach nicht melodramatisch, so wie all dieser Groschenschund und die Memoarien der Könige. So will ich mein Matt mit Ihrem Einverständnis eher schlicht und sachlich halten, so wie es in reiner, unausweichlicher Form vor mir liegt wie der Abgrund.

Ich finde du könntest das erste und dritte "so" weglassen, da Wortwiederholungen den Lesefluss stören.

Ich höre das Kind und auch die ganze Umgebung schreien.

Das ist der Sprung mit dem er sein Leben/Spiel beendet, der letzte Zug. Du hast Spannung aufgebaut die jetzt ihren Höhepunkt erreicht. Deshalb würde ich die beiden Dickgedruckten Wörter weglassen, da sie für mich eher störend wirken.


Dennoch gefällt mir Deine Geschichte gut, vor allem der letzte Satz.

Dann kommt der Aufschlag und alles wird schwarz. Weiß hat verloren - Schach und Matt.

lg Ibillity

 

Hallo Pasque,

interessant wurde es für mich als Leser erst im zweiten Absatz, und das ist meiner Meinung nach viel zu spät, habe nämlich nur aus gutem Willen bis dahin gelesen.
Mein Vorschlag wäre, das Ganze umzudrehen, also mit dem ersten Satz des zweiten Absatzes anzufangen und dann die Schachsache aufzudröseln.

Einiges habe ich nicht wirklich verstanden: Die Dame hat ihn verlassen. Ist sie seine Frau und auch die Mutter des Kindes?
In welchem Verhältnis steht er zu dem Kind, ist es seins?
Was ist ein Schäferzug?
Wieso bringt er ein Bauernopfer, wenn er mit dem Kind hinunterspringt?
(Und in Klammern: Remis schreibt man mit s).
Gibt es beim Schach einen doppelten Boden? Hier scheint mir das Bild falsch. Der Protagonist bellt?! Wauwau oder wie? Würde ich ein anderes Wort suchen.
Dann: Fesselung - beim Schach? Ist mir neu.
Mein Ende ist ein beschriebenes Blatt, schreibst du. Was soll das bloß bedeuten?

Ich finde, da kann schon was daraus machen aus der ganzen Idee.

Lg jawalu

 

Hallo Pasque,

die Zweiteilung der Geschichte gefällt mir sehr gut. Jeder, der schon eimal ein spannendes Schachspiel bestritten hat, weiß wie zermürbend die Erkenntnis sein kann, dass man unmöglich die Niederlage abwenden kann. Umso interessanter finde ich den Gedanken, diese Erkenntnis auf das Leben und das unabwendbare Ende anzuwenden.
Der Kontrast zwischen Absatz eins und zwei ist hierbei sehr gut gelungen. Absatz eins ist kalt, berechnend, analysierend und vollkommen von einer konkreten Situation losgelöst. Absatz zwei ist dagegen plötzlich mit der Dramatik einer Geiselnahme gewürzt. Die Perversion des kühlen Erzählers einen Kindermord mit dem Bauernopfer zu vergleichen ist so erschreckend, wie gelungen. Was für ein Drecksack. Etwas zwiespältig stehe ich dem letzten Satz gegenüber.

Weiß hat verloren - Schach und Matt.
Der Geiselnehmer ist "weiß"? Ungewöhnlich. Die "Bösen" sind doch sonst immer schwarz. War das bewusst so gewählt? Eventuell weil weiß immer den ersten Zug macht?
Bei den Kritikpunkten von jawalu kann ich mich größtenteils anschließen. Trotz des Titels kann man nicht davon ausgehen, dass nur Schachspieler die Geschichte lesen. Ich bin allerdings der Meinung, dass du mit dem Verb "bellen" in
Ich belle in Richtung des Scharfschützentrosses, der sich in einer von mir unerreichbaren Entfernung befindet.
ein sehr gelungenes Wort gewählt hast. Ich finde, das passt wie die Faust aufs Auge.

Liebe Grüße,
Seelenschmied

 

Hallo Pasque!

Also, Antworten zu den Kommentaren wären nett. Ob du was Grundsätzliches geändert hat, weiß ich jetzt nicht, mein Komm ist noch zu Version eins.

Okay, zum Text: In nur dreihundert Wörtern eine Geschichte zu erzählen, ist verflucht schwierig und gelingt nur selten, weil man eben kaum Plot, Charaktere, Spannung u.s.w., was eben für eine interessante Geschichte nötig ist, so weit komprimieren kann.
Wenn du was zu erzählen hast, dann erzähle es, gib deinen Gedanken den Platz, den sie benötigen (aber auch nicht mehr, denn Schwafeln ist ebenso schlecht für eine Geschichte).

Im ersten Absatz deines Textes sind viele Begriffe, die vermutlich aus dem Schachspiel stammen sollen. Ich spiele kein Schach, es interessiert mich nicht - und so verstehe ich leider kaum ein Wort von dem, was du da erzählst. Was ist ein Schäferzug, was Memoarien (meinst du vielleicht Memoiren?)? Das "Remi" muss definitiv ein Remis sein, und was hat ein doppelter Boden beim Schach zu suchen?
=> Ja, wie gesagt, ich verstehe vom ersten Absatz nicht viel - und ich habe weder Spannung noch Krimi gefunden. Sorry.

Im zweiten Absatz erfahre ich, dass der Protagonist eine neunjährige Geisel mit der Waffe bedroht. Draußen ist die Polizei. Tja, und das war es schon mit dem Inhalt deines Textes.
Dein Protagonist hat keinen Charakter, keine Eigenschaften. Man weiß nur, dass er ein bisschen was vom Schach versteht. Warum er eine Geisel hat, für was das gut sein soll, tja, keine Ahnung - aber sowas muss in einer Geschichte erzählt werden!
Plot gibt es auch keinen, das Ende deines Textes ist mehr als kryptisch: "dann trete ich mit meiner Geisel über und bin plötzlich schwerelos." => Was soll das heißen? Dass sie beide in Ohnmacht fallen oder betäubt wurden? Dass sie urplötzlich in eine andere Realität überwechseln, warum auch immer? Oder dass der Protagonist sich und die Geisel mit einem einzigen Schuss getötet hat und dass es irgendein schwereloses Leben nach dem Tod gibt? Ich könnte tausende andere Erklärungen anbieten, aber das würde definitiv zu weit führen.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass du zu wenig erzählt. Ein paar vage, kryptische Andeutungen machen noch lange keine Geschichte.
=> Arbeite dran und erzähle uns die Geschichte, die du uns erzählen wolltest.

Grüße
Chris

 
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Danke für die Kritik, ich werde das Ganze überarbeiten.

So, zur Kritik:
"Doppelter Boden" soll sich auf die darauffolgende Handlung beziehen (Abgrund, Sturz, ect.).

Weiß ist auf die Polizisten "Das Gute" bezogen.

Ich ließ extra ein paar Fragen offen, weil ich es langweilig finde alles vorzugeben.

 

Hallo pasque!

Sicher, man kann Fragen offenlassen, nur nicht zuviele.
Bei deinem überarbeiteten Text sind jetzt ja auch wichtige Dinge viel besser erklärt. Am Ende ist klar, wie sie sterben, das Motiv (die Dame hat ihn verlassen) ist auch erkennbar.
Wünschen würde ich mir noch, dass du mit einbringst, wer die Geisel ist. Ein Zufallsopfer? Das ist möglich, aber dann wird mir das Motiv wieder zu schwammig. (Wenn die Geisel z.B. der Sohn wäre, hätte der Text ganz andere Dimensionen.)

Grüße
Chris

 

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